entstehen zu lassen. Komprimierte Luft, erganzt durch die uberall gepflanzte uppige Vegetation, hielt die Umwelt stabil.
Theoretisch war das ein Ort fur Parteifuhrer auf Neuer Ausblick, um sich fur eine Weile den Belastungen zu entziehen. Tatsachlich wu?ten von der Existenz der Ferienwelt nur wenige Leute. Diese waren alle Antor Trelig tief verbunden, der schlie?lich Parteivorsitzender war. Da der Asteroid durch Computer-Kampfsysteme sowohl auf nahen naturlichen Kleinasteroiden als auch in Spezialschiffen geschutzt war, konnte niemand naher als auf ein Lichtjahr heran, ohne zerfetzt zu werden, es sei denn, Antor Trelig oder seine Leute hatten den Besuch gebilligt.
Auch politisch war der Planetoid unangreifbar; es hatte einer Mehrheitsentscheidung des Rates bedurft, gegen Treligs diplomatische Immunitat und Souveranitat dort einzudringen, und Trelig kontrollierte den gro?ten Stimmenblock im Rat.
Als man Nikki Zinder nach Neu-Pompeii brachte, achtete sie kaum auf ihre Umgebung. Alles, woran sie denken konnte, waren Ben und sein Versprechen, er werde sie holen. Man brachte sie in einem behaglichen Zimmer unter; stille, gesichtslose menschliche Diener brachten Nahrung und raumten das Geschirr ab. Sie lag fast den ganzen Tag herum, pre?te Kissen an sich und bildete sich ein,
Zu verschiedenen Zeiten machte man Aufnahmen von ihr und lie? sie sogar etwas in einen Rekorder sprechen. Es machte ihr nichts aus. Es war ihr nicht wichtig.
Die Zeit war bedeutungslos fur sie; jede Minute war schrecklich und endlos, solange
Es dauerte acht Wochen, bis Gil Zinder alle zur Einstellung des Projekts erforderlichen Prozeduren abgeschlossen hatte und sich auf den Umzug vorbereitete. Yulins Rolle bei den ganzen Ereignissen war ihm noch immer unbekannt, aber er wurde etwas argwohnisch, als der jungere Mann sich mit solchem Ubereifer erbot, am neuen Projekt Treligs mitzuarbeiten. Was Trelig anging, so uberzeugte er Zinder davon, da? seine Tochter wenigstens noch lebte, indem er verschlusselte Botschaften und Fingerabdruck- und Netzhautidentifikation zu den Aufnahmen lieferte. Die Tatsache, da? sie die Texte abgelesen hatte, storte ihren Vater nicht; das sagte ihm, da? sie noch immer normal lesen
Zur endgultigen Verbringung des Computerzentrums nebst Konsole nach Neu-Pompeii mu?te Obie, der die Wirklichkeit verandern oder beeinflussen konnte, von der Anlage getrennt werden. Und als sie es taten, machten sie eine verbluffende Entdeckung.
Zetta, die sie junger und hubscher gemacht hatten, blieb so, wie sie geworden war, aber nun erkannte sie plotzlich, da? man sie verandert hatte. Die alten Gleichungen wurden wiederhergestellt, als Obie mit dem Mechanismus brach; sie blieb verwandelt, weil sie die Maschine dazu benutzt hatten, sie zu verwandeln — aber jetzt wu?te sie, da? sie verwandelt worden war.
Sie ging naturlich mit, so da? keine Gefahr bestand, irgendeine dritte Person, die das Potential des Gerats erkannte, wurde die Neuigkeit verbreiten; aber Ben machte sich Sorgen.
Aus gutem Grund.
Nikki Zinder sa? in ihrem Zimmer auf Neu-Pompeii. Sie a? und traumte wie ublich in den Tag hinein, als es plotzlich schien, da? ein Nebel sich von ihrem Gemut hob und sie mit kristallener Klarheit zu denken begann.
Sie schaute sich im Zimmer um, das die Unordnung langen Bewohnens zeigte, als sahe sie es zum erstenmal. Sie schuttelte den Kopf und versuchte sich daruber klarzuwerden, was geschehen war.
Sie fuhlte sich so, als hatte plotzlich die Wirkung eines Rauschgifts nachgelassen. Sie erinnerte sich, eingeschlafen zu sein, dann fiel ihr ein, da? sie sich rettungslos in Ben verliebt hatte, der sie mitgenommen und Leuten ubergeben hatte, von denen sie hierhergebracht worden war. Sie verstand aber uberhaupt nichts und fand auch keinen Zugang. Was sich zugetragen hatte, war traumhaft, so, als sei es mit jemand anderem geschehen.
Sie stand von dem kleinen Tisch auf, der noch mit Speisen beladen war, und schaute an sich hinunter. Sie konnte riesige Bruste und gerade noch etwas von der Wolbung darunter sehen, aber nicht ihre eigenen Fu?e. Ihr Atem stockte. Sie ging zu einem Schrankspiegel und betrachtete sich.
Sie hatte am liebsten geweint. Sie watschelte mehr, als da? sie ging, ihre Beine waren wund vom Aneinanderreiben der Schenkel bei jeder Bewegung. Ihr Gesicht war noch voller geworden, und sie hatte mehrere Kinne. Ihr Haar war stets lang gewesen, aber nun war es ungekammt, zerzaust und verfilzt.
Und was das Schlimmste war, sie hatte Hunger.
Was ist mit mir geschehen? fragte sie sich, dann sank sie zusammen und weinte. Ihrer Panik tat das gut, aber sie fuhlte sich nicht weniger elend.
»Ich mu? hier weg, mu? Daddy anrufen«, murmelte sie, dann fragte sie sich, ob er sie so, wie sie jetzt aussah, uberhaupt noch liebte. Es gab aber sonst kaum eine Moglichkeit, und sie suchte nach Kleidung. Ich brauche wohl ein Zelt fur zwolf Personen, dachte sie dumpf.
Sie fand ihr altes Nachthemd, sauber gewaschen und zusammengefaltet, und versuchte es anzuziehen. Es war zu eng und reichte bei weitem nicht tief genug hinunter. Schlie?lich gab sie es auf und dachte nach. Sie entdeckte das zerknitterte Laken auf dem Bett und vermochte es mit einigen Schwierigkeiten herunterzuziehen. Sie faltete es zusammen und verknotete es, so da? es wenigstens als Hulle dienen konnte. Dann fand sie auf dem Schreibtisch eine Buroklammer. Sie bog sie auseinander, gebrauchte sie als Nadel und konnte das Laken um sich festbinden.
Sie blieb am Schreibtisch stehen und blickte auf einen halbfertigen vielseitigen Brief. Es war tatsachlich ihre Handschrift, aber er las sich wie ein irrer erotischer Mischmasch. Sie konnte nicht glauben, da? sie ihn geschrieben hatte, trotz einer vagen Erinnerung daran, zuvor ahnliches verfa?t zu haben.
Sie ging zur Tur und lauschte. Es schien sich nichts zu ruhren. Sie druckte auf die Taste, und die Tur ging auf. Vor ihr befand sich ein Korridor, ausgelegt mit einer Art Fell, der in der einen Richtung an vielen Turen vorbeifuhrte. In der anderen war es zu einer Aufzugtur nur ein kurzer Weg. Sie huschte darauf zu, versuchte den Lift zu rufen, sah aber an der Ruftafel, da? er codiert war. Sie schaute sich um, entdeckte hinter einem Raum, der als Waschekammer zu dienen schien, eine Treppe und stieg hinauf. Die Wahl war leicht — es ging nur aufwarts.
Nach nur ungefahr zwei Dutzend Stufen keuchte sie schon, fuhlte sich schwindlig und war au?er Atem. Nicht nur das zusatzliche Gewicht spielte eine Rolle, sie hatte auch praktisch keinerlei Bewegung gehabt — wie lange? In uber acht Wochen unaufhorlichen Essens hatte sie pro Woche uber drei Kilogramm zugenommen.
Keuchend, wahrend ihr Herz so schnell schlug, da? sie es spuren konnte, stieg sie weiter. Erneut wurde ihr schwindlig, ihr Kopf schmerzte sie, und sie konnte kaum weitergehen. Einmal erfa?te sie ein so starkes Schwindelgefuhl, da? sie beinahe ausrutschte und sturzte. Als sie hinunterschaute, entdeckte sie, da? sie kaum zwolf Meter hoch gestiegen war. Sie kam sich vor, als hatte sie einen hohen Berg erklettert, und begriff, da? sie nicht mehr lange weitermachen konnte. Schlie?lich noch ein Absatz, noch eine Biegung, und sie sah eine Tur. Nach Luft ringend, mu?te sie die letzten Meter beinahe kriechen.
Die Tur ging auf, und ein kleiner Mann mit Rattengesicht sah sie halb verachtlich, halb angewidert an.
»So, so, so«, sagte er.»Wo wollen wir denn hin, Flu?pferdchen?«
Sie war so erschopft, da? sie von drei Mannern zum Aufzug zuruck- und in ihr Zimmer getragen werden mu?te. Ihren Fragen und Reaktionen entnahmen die drei, da? der Bann, unter dem sie gestanden hatte,