sind, ist das alles von mir tief in Ihr Unbewu?tes eingepflanzt worden, um im richtigen Augenblick heraufzukommen. Das konnte erst geschehen, nachdem Sie das erstemal in Brunst gewesen waren. Sie mu?ten erfahren, womit Sie fertig werden mussen.«

»Ich glaube das einfach nicht«, erklarte sie sich und dem Geistercomputer. »Ich bilde mir nur ein, was ich mir verzweifelt wunsche.«

»Dann bilden Sie sich doch folgendes ein«, schlug der Computer vor. »In diesem Augenblick sehen Sie eine Karte Ihres Gebietes auf der Sechseck-Welt, und Sie konnen erkennen, wo Sie sich im Hinblick auf Glathriel befinden. In Ihrer Vorstellung befinden sich zur Zeit auch Instruktionen uber die Lebensformen und dergleichen in den Sechsecken dazwischen. Und hier gebe ich Ihnen auch noch eine vollstandige politischtopographische Karte von Awbri. Sie werden Sie bald brauchen.«

Und so war es wirklich. Da stand alles, in allen Einzelheiten klar und deutlich, nun so sehr Teil ihres Denkens, da? sie daran zweifelte, es jemals vergessen zu konnen. Sie begann einen Hoffnungsschimmer zu spuren, da? ihr Traum vielleicht doch Wirklichkeit sein mochte.

»Aber was nutzt mir das alles, Obie?« fragte sie, immer noch geknickt. »Wenn du mich zu einem Mann gemacht hattest, ware ich vielleicht in der Lage gewesen, etwas zu unternehmen, aber so!«

Obie lachte leise.

»Tut mir leid. Ich dachte, da? gerade Sie ein bi?chen mehr aushalten. Uberlegen Sie. Die Frauen sind zahlenma?ig schon einmal in der Mehrheit und genauso klug wie die Manner. Vielleicht sogar noch kluger. Und sie haben bei der Umwalzung naturlich am meisten zu gewinnen. Die Manner wurden dich bekampfen, vielleicht rundweg toten. Sie verfugen uber eine hubsche, kleine, schon verpackte Welt, die zu ihrem eigenen Vergnugen und ihrem Genu? da ist. Sie sind gegen jede Veranderung eingestellt — konservativere Figuren konnen Sie sich nicht vorstellen. Fast alles an Schopferischem und Fortschrittlichem in Awbri stammt in Wahrheit von den Frauen, insgeheim gefordert und danach hier und dort dem Gehirn des einen oder anderen jungen Mannes sozusagen eingepflanzt. Eine bei der Arbeit gepfiffene Komposition, die Idee zu einem einfachen Federmechanismus, einem mannlichen Jungen eingegeben, wahrend er noch seiner Mutter am Rockzipfel hangt. Er ›erfindet‹ das spater auf wundersame Weise und bildet sich ein, das ware wirklich sein Werk. So bei allem. Ohne die Frauen ware dort alles in hirnlosen Animalismus versunken, Schlu?. Aber wenn der Ansto? kommt und die Awbrier vor die Wahl gestellt sind, sich entweder den Streitkraften Brazils anzuschlie?en oder ihn um jeden Preis aufzuhalten, werden die Manner von Awbri ausnahmslos fur das letztere sein. Sie konnen nicht anders. Er konnte ihnen alles verderben und ihre hubsche, kleine Welt auf den Kopf stellen.«

Sie begann langsam zu begreifen.

»Aber nicht die Frauen.«

»Genau! Sie haben von einem Wandel am meisten zu erwarten. Nie war ein Land reifer fur die Revolution und hat sie mehr verdient. Sagen Sie, glauben Sie, die Frauen wurden revoltieren, wenn sie konnten?«

Sie uberlegte kurz und dachte vor allem an die Bemerkungen der alten Frau uber verlorengegangene Gelegenheiten.

»Nicht alle, naturlich — aber gewi? die Fuhrenden. Diejenigen, die ein bi?chen Gehirn haben.«

»Also diejenigen, die zahlen«, erklarte Obie. »Die ubrigen werden sich wie eine Schafherde den Gewinnern anschlie?en und ihnen zujubeln. Und was halt sie zuruck? Was hat verhindert, da? eine Revolution stattfinden konnte?«

»Die Zeit«, erwiderte sie sofort. »Wenn man alle sechs Wochen in unbezahmbare Brunst verfallt, gibt es nicht viel, was man tun kann.«

»Eben«, bestatigte der Computer. »Was mussen wir also einfuhren, um eine Revolution hervorzurufen, wie wir sie brauchen — nach Plan, kurz vor dem Erscheinen der vielen Neuzugange?«

»Man wurde alle Manner toten mussen«, antwortete sie, stutzte aber plotzlich. »Nein. Das wurde nichts helfen. Wir waren dann alle nur von niemals aufhorender Brunst erfullt.«

»Was ihr braucht«, fuhr Obie fort, »ist etwas, das verhindert, da? die Zeit sich einstellt. Ihr braucht das eine, woran eine Rasse, die sich so langsam fortpflanzt, da? die Frauen immer in der Brunst sind, niemals denken wurde, nicht einmal die intelligenteste. Ihr braucht etwas zur Geburtenkontrolle — genauer, ein chemisches Mittel zur Geburtenkontrolle, das dem Korper vormacht, die Zeit sei gar nicht gekommen.«

Der Gedanke erregte sie.

»Ja! Naturlich!« Dann zogerte sie und uberlegte. »Aber da tauchen zwei Probleme auf. Einmal die psychologische Sucht, die durch das Erlebnis erregt wird. Das ist unfa?bar. Obie! Das Lustzentrum im Gehirn wird direkt angesprochen. Ich wei? nicht, ob jemand, der das erlebt hat, sich jemals dazu uberwinden konnte, sich das zu versagen.«

»Nicht einmal Sie?« gab der Computer sofort zuruck.

Sie dachte nach.

»Ich naturlich schon, aber ich konnte mir vorstellen, da? ich so suchtig werde, da? ich nicht mehr aufhoren kann. Die meisten Frauen in Awbri haben das so oft erlebt, da? es unmoglich fur sie ware, aufzuhoren. Und dazu kame naturlich noch das andere Problem — bei einer Rasse, die sich so langsam fortpflanzt, wurde man naturlich zogern, das Mittel an Frauen zu verabreichen, sogar bei den fuhrenden. Sie wurden nicht wollen, da? ihre Rasse ausstirbt.«

»Beides richtig«, raumte der Computer ein. »Ich habe Awbri nun aus mehreren Grunden ausgesucht. Der eine ist die geographische Lage — Sie konnen rasch dorthin gelangen, wo Sie hinmussen. Ein anderer ist Bewegungsfahigkeit im Verein mit Behendigkeit. Unterschatzen Sie das Potential Ihrer Rasse als Kampfer nicht, und ihre Flugfahigkeit verbindet sich mit einer Starke und Wendigkeit, die man bei Vogelarten nicht findet. Im Gegensatz zum Vogel seid ihr nicht zerbrechlich. Ihr seid in vielem geschutzt. Und der letzte Grund ist der, da? die Wahl von Awbri einen sicheren Feind in einen Verbundeten verwandelt. Um das zu erreichen, mu?te ich die Biochemie von Awbri und das Biom des Sechsecks analysieren und feststellen, ob moglich war, was ich wollte. Wenn das nicht zutrafe, waren Sie nicht dort.«

»Es gibt also einen Ausweg!« Sie war jetzt ganz aufgeregt. Der Traum wurde wirklicher als ihre wahre Lage — schlafend auf einem Strohsack uber einem Dunghaufen auf der Sechseck-Welt.

»Ja. Allerdings. Wenn das nicht der Fall ware, hatte dieses Gesprach keinen Sinn, und Sie waren, offen gesagt, an einem anderen Ort und ein anderes Wesen.« Obie wurde von einer nervosen Pause unterbrochen. »Ahm, immer vorausgesetzt, Sie sind wirklich in Awbri, und ich habe keinen Fehler gemacht. Oje. Wenn das der Fall ist, sagen Sie mir, was Sie sind, und ich schalte auf andere Mitteilungen um, die vielleicht nicht so nutzlich sind, aber doch einen Beitrag leisten sollten.«

»Ich bin in Awbri«, versicherte sie. »Wie hatten wir sonst das vorherige Gesprach fuhren konnen?«

»Meine Liebe, Sie begreifen nicht, da? fur mich dieses Gesprach uberhaupt nicht stattgefunden hat. Es handelt sich um eine Reiz-Antwort-Angelegenheit, wobei Ihr eigenes Denken durch meine vielen Hinweise die Lucken ausfullt. Lassen Sie mich jedenfalls weitermachen. Erstens«, sagte Obie, »gibt es einen Trank aus sieben verschiedenen Pflanzen, der hervorrufen wird, was medizinisch gesehen ein Hormonzusammenbruch ware, der Sie aber nicht wirklich schadigt und Sie von der Zeit befreit. Der Trank ist leicht herzustellen und wird gra?lich schmecken, aber solche Opfer fur die Revolution sind notwendig.« Mit diesen Worten gelangten die vollstandigen Zutaten in ihr Gehirn, nebst Angaben daruber, wo man sie beschaffen konnte und richtig zu mischen imstande war. Es war Hitze dafur erforderlich, stellte sie fest, und es gefiel ihr nicht, wo zwei der Pflanzen herkamen.

»Das sind Pilze vom Boden!« wandte sie ein. »Obie, wei?t du uberhaupt, wie gefahrlich der Boden ist?«

»Nein«, erwiderte der Computer. »Sie etwa? Aber was macht das schon? Ein gewisses Risiko gehort sich. Um also fortzufahren: Ich mu? Sie vor mehreren Nebenwirkungen warnen. Die eine ist die, da? man von dem Zeug suchtig wird. Aber ich wurde mir da keine gro?en Gedanken machen — wie Sie dem Rezept entnehmen konnen, wirkt eine kleine Menge sehr lange Zeit. Nehmen Sie sechs Wochen lang jeden Tag etwas ein, und wenn die Zeit eintreten sollte und es nicht tut, werden Sie wissen, da? das Getrank wirkt. Die Wirkung auf die Frauen, die es trinken, sollte elektrisierend sein. Danach wird eine alle funf bis sieben Tage getrunkene Menge den Zustand aufrechterhalten. Zum Gluck braucht ihr keinen Kalender; eure Korper werden nach dem Zeug gieren, wenn es notig wird — und nach der Anfangsperiode mu? die Menge nicht mehr gesteigert werden. Ihr braucht einen Vorrat, wenn ihr unterwegs seid, aber ich fuge fur jede Zutat die vollstandige chemische Formel bei. Biochemisch ist nichts so ausgefallen oder so selten, da? ein Hochtech-Hex nicht eine gro?ere Menge herstellen konnte, vielleicht sogar in Pillenform, und das innerhalb von Wochen. Erheben Sie diese Forderung sofort, wenn Sie

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