Mama oder seiner Lieblingsfu?ballmannschaft begnugen.

Im Zimmer neben ihm litt eine Frau an akutem Schwerkraftmangel. Das Personal hatte sie auf dem Bett festschnallen mussen, um sie am Wegschweben zu hindern. Ihre langen Haare flossen nach oben. Hinter der nachsten Tur lag irgendein bedauernswerter Unglucklicher, der den Fehler gemacht hatte, unvoreingenommen und wirklich offenen Geistes in eine Seance zu gehen, und jetzt war er von tausendundeinem Damon besessen. In seiner Zwangsjacke irrte er in seinem Zimmer hin und her und schrie in Zungen, wahrend er von den Gummiwanden abprallte und die Damonen in ihm untereinander die Vorherrschaft auskampften. Es schien sie nicht zu scheren, dass sie dabei aus ihrem Wirt ein richtiges Durcheinander machten. Er hatte wirklich zu Dr. Dee gehen sollen. Man bekommt, wofur man bezahlt.

Die nachsten paar Zimmer beherbergten eine abgetrennte Hand, die versuchte, sich einen neuen Korper wachsen zu lassen, einen Zeitagenten, dessen letzte Regeneration schrecklich schiefgelaufen war und sein Innerstes nach au?en gekehrt hatte, und einen bekummert aussehenden Werwolf mit Raude. Es muss wohl auch solche geben.

Ich spahte vorsichtig um die Ecke des Korridors, und da war es: das Zimmer von Mr. President. Ein bewaffneter Wachposten sa? direkt vor seiner Tur, im Augenblick vollig in sein Muskelmannermagazin vertieft. Ich uberprufte es sorgfaltig, aber das war alles. Ein bewaffneter Wachposten. Sie versuchten es nicht einmal richtig. Ich ging geradewegs zu dem Mann hin, und er wusste nicht einmal, dass ich da war, bis ich einen speziellen Nervenknoten in seinem Hals zusammendruckte und er sofort einschlief. Ich setzte ihn in seinen Stuhl zuruck, nachdem ich ihn von der Tur weggeruckt hatte. Ich spahte durchs Fenster, und da war Mr. President, unruhig auf dem Rucken schlafend, und sein geschwollener Bauch druckte das Bettzeug hoch. Eine Schwangerschaft kann sehr ermudend sein, habe ich mir zumindest sagen lassen. Mr. Presidents Gattin hielt in einem Stuhl neben seinem Bett ein Nickerchen. Welch verstandnisvolle und gro?e Stutze ihres Mannes.

Ich langte unter meine Rustung und griff nach der Waffe in dem Halfter an meiner Hufte. Der Waffenschmied hatte mich im Lauf der Jahre mit vielen verschiedenen Waffen ausgestattet, aber die hier war wirklich ziemlich speziell. Ein Nadelrevolver mit einer Druckgastrommel, der Splitter aus gefrorenem Weihwasser abfeuerte. Sehr leise, sehr effizient.

Ich gab mich nicht erst mit der Hand der Herrlichkeit ab, sondern trat die verschlossene Tur einfach mit einem goldenen Fu? ein. Sie flog krachend auf, und Mr. President setzte sich im Bett auf und sah mich direkt an. Das Baby, dessen Wirt er war, musste seine Sinne gescharft haben. Er warf einen einzigen Blick auf mich in meiner goldenen Rustung und fing an zu schreien, dass ich hier sei, um ihn zu ermorden. Ich zielte sorgfaltig und schoss auf seine Frau, die gerade halb aus ihrem Stuhl hochgekommen war. Die Eisnadel traf sie direkt in die Drosselvene, trat in ihren Blutkreislauf ein und zerschmolz zu Weihwasser, und Mr. Presidents Frau verfiel in Zuckungen, wahrend der Damon, von dem sie besessen war, herausgezwungen wurde.

Sie war die ganze Zeit uber meine Zielperson gewesen. Der Damon hatte sich in ihr versteckt, wahrend ihr Mann Ausgang hatte und Pitsche-Patsche mit dem Ladydingsda spielte, und dann unentdeckt darauf gewartet, dass Mr. President® Baby durch einen Kaiserschnitt auf die Welt kam. Dann konnte der Damon das unnaturliche Baby besitzen und eine dauerhaft korperliche Gestalt annehmen, sicher vor allen Exorzismusversuchen. Wer wei?, wie seine Plane anschlie?end aussahen? Meine Familie hatte keine Lust gehabt, untatig zu warten, bis sie es herausfand.

Wir hatten alle Das Omen gesehen.

Die Gattin fiel auf alle viere, zitternd und von Krampfen befallen, wahrend ihr Ehemann zusah, geschockt und stumm vor Grauen. Schwarzer Schleim brach aus ihrem Mund, aus ihrer Nase, aus ihren Ohren und lief ihr sogar als zahflussige schwarze Tranen ubers Gesicht. Immer mehr von dem Zeug quoll aus ihr heraus, immer schneller, und bildete eine immer gro?er werdende Lache schwarzer, teeriger Substanz auf dem Boden vor ihr. Und aus diesem schwarzen Ektoplasma erschuf sich der Damon einen neuen Korper, sein letzter verzweifelter Versuch, eine korperliche Gestalt in der materiellen Welt anzunehmen.

Eine untersetzte, kraftvolle Form drangte aus der schwarzen Lache nach oben: zuerst lange, muskulose Arme, dann eine breite Brust und Schultern und zuletzt ein gehornter Kopf mit Augen wie gluhende Kohlestucke. Ich schoss mit einer weiteren Weihwassernadel darauf und sie heulte schrecklich, horte aber nicht auf zu wachsen. Entschlossenes Kerlchen. Der Damon zog sich aus der schwarzen Lache hoch und turmte sich jetzt uber mir empor. Seinen Handen wuchsen lange Klauen, und ein breites Lacheln teilte das finstere Gesicht und lie? mich Reihe um Reihe nadelspitzer Zahne sehen. Er sah aus wie das, was er war: gemein und bose und furchtbar stark. An manchen Tagen muss man die Dinge halt auf die harte Tour erledigen.

Der Damon wogte vorwarts und schlug mit einer klauenbewehrten Hand nach mir. Funken stoben, als die Klauen harmlos an meiner gepanzerten Brust abrutschten. Ich versetzte dem Damon einen Faustschlag an den Kopf, und dicke Brocken schwarzen Ektoplasmas flogen durch die Gegend, als meine mit goldenen Spitzen bestuckten Fingerknochel durch sein Pseudofleisch rissen. Wieder und wieder schlug ich zu, prugelte ihn nieder und trieb ihn zuruck, wahrend all seine starksten Hiebe harmlos an meiner gepanzerten Gestalt abglitten. Ich bekam einen seiner um sich schlagenden Arme zu fassen, nahm meine Krafte zusammen und riss ihn geradewegs ab. Der Damon heulte auf, und sein Korper begann, einfach zu zerfallen, nicht langer in der Lage, angesichts einer solch groben Behandlung seinen Zustand aufrechtzuerhalten. Die dunkle Gestalt brach in dickflussige Pfutzen stinkenden, verfaulenden Ektoplasmas zusammen, und der Damon sturzte brullend zuruck in die Holle.

Ich schuttelte tropfenden schwarzen Schleim von meinen gepanzerten Fausten und gonnte mir einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Das Gute daran, Damonen aus der Holle die Schei?e aus dem Ektoplasmaleib zu prugeln, ist, dass man sich anschlie?end nicht im Geringsten schuldig fuhlen muss.

Ich blickte mich nach Mr. President um. Er war nicht mehr im Bett, sondern hatte sich furchtsam in die entfernteste Zimmerecke gekauert. Er sah, dass ich ihn anschaute, und wimmerte schwach. Ich nahm meine Nadelpistole heraus und schoss auch auf ihn. Das Weihwasser wurde dafur sorgen, dass, was immer man schlie?lich aus ihm herausholte, tot geboren und keine Gefahr fur irgendjemand darstellen wurde. Er keuchte und riss die Augen auf, als er die Veranderungen spurte, die in ihm vorgingen. Dann wandte er den Blick ab und verfluchte mich leise, aber daran war ich gewohnt.

»Dachten sie wirklich, Sie konnten das vor uns verbergen, Mr. President?«, sagte ich. »Nachstes Mal vergessen Sie Ihren Stolz und kommen zuerst zu uns. Oder noch besser, halten Sie sich von den Ladydingsdas fern.«

Kapitel Zwei

Larm und Getummel und nichts wie raus aus Dodge

Die Manifestation des Damons hatte alle moglichen Alarme ausgelost. Sirenen, aufblitzende Lichter, der ganze Krempel. Ich zogerte gerade lange genug, um mich zu vergewissern, dass es Mr. Presidents Gattin gut ging (sie war bewusstlos, von schwarzem ektoplasmatischem Schmodder uberzogen, aber im Wesentlichen ging es ihr gut, der armen dummen Kuh), und dann knallte ich die Tur auf und sturmte auf den Korridor hinaus. Die Sirenen waren ohrenbetaubend, und die Lichter lieferten im Takt zu dem heiseren elektronischen Larm das optische Schnellfeuer. Was ist blo? aus den wohltuend melodischen Alarmen mit Klingeln geworden? Mit Ambulanzen ist es genau dasselbe. Und mit Loschfahrzeugen. Ich mache mir uber solche Sachen Gedanken. Manchmal bereitet mir das Sorgen. In dem Moment, als ich im Korridor erschien, offneten sich versteckte Schie?scharten in beiden Wanden und die Laufe von Hochleistungsgewehren fuhren heraus. Ich fing an zu rennen.

Sofort eroffneten samtliche Gewehre das Feuer, und aus dieser Nahe verursachten der Donner der Schusse und das blendende Mundungsfeuer korperliche Schmerzen. Das schwere Ausma? des Feuers zersiebte die Wande hinter mir, als ich den Korridor hinunterraste. Meine Rustung war immer noch in vollem Tarnkappenmodus, deshalb konnten die Gewehre mich nicht aufspuren. Soweit es die Uberwachungskameras betraf, war der Flur leer, aber die Bedienungsleute wussten, dass da jemand sein musste, weil sie die Tur hatten aufgehen sehen. Also ballerten sie einfach aus allen Rohren und hofften das Beste. Die Gewehrlaufe schwangen hin und her und hielten eine morderische Feuerrate bei, doch selbst die gelegentlichen Gluckstreffer prallten einfach von meiner Rustung ab. Ich spurte sie nicht mal auftreffen.

Ich bog gerade rechtzeitig um die Ecke, um zu sehen, wie ein schweres Stahlgitter von der Decke herunterknallte und mir den Weg versperrte. Ich machte nicht langsamer und rammte das Gitter mit der Schulter,

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