sah ihm mit unverhullter Bewunderung in die Augen. Zu unverhullt, dachte Chris. Potzlich kam ihm der Gedanke, da? er vielleicht mi?verstanden hatte, was da passierte. Vielleicht war das einfach ihre Art, an eine Story zu kommen. Johnston drehte sich zu Bellin um. »Francois? Was sagst du?« »Ich glaube, du wei?t, was du tust — ich meine, sagst«, antwortete Bellin. »Die Betrage schwanken zwischen vier- und sechshunderttausend Dollar. In Skandinavien, Deutschland und Amerika kostet es mehr. Palaolithische Projekte kosten mehr. Aber ja, eine halbe Million durfte ungefahr Durchschnitt sein.«

Miss Delvert blieb weiter auf Johnston konzentriert. »Und fur Ihre Sponsorengelder, Professor Johnston, wieviel Kontakt mussen Sie da mit ITC halten?«

»So gut wie keinen.«

»So gut wie keinen? Wirklich?«

»Der Prasident, Robert Doniger, war vor zwei Jahren hier. Er ist ein Geschichtsfanatiker, und er war sehr begeistert, wie ein kleiner Junge. Und ungefahr einmal pro Monat schickt ITC uns einen Vizeprasidenten. Gerade jetzt haben wir einen hier, eine Dame. Aber im gro?en und ganzen lassen sie uns in Ruhe.« »Und was wissen Sie uber ITC selbst?«

Johnston zuckte die Achseln. »Sie forschen im Bereich der Quantenphysik. Sie fertigen Komponenten, die in Kernspintomographen, anderen medizinischen Geraten und so weiter verwendet werden. Und sie entwickeln Datierungstechniken, die auf Quan-teneffekten beruhen und mit denen man das Alter jedes Artefakts prazise bestimmen kann. Dabei helfen wir ihnen.«

»Verstehe. Und diese Techniken, funktionieren sie?« »Wir haben Prototypen dieser Gerate in unserem Hauptquartier in dem Bauernhof. Bis jetzt haben sie sich als zu empfindlich fur die Arbeit vor Ort erwiesen. Sie gehen immer kaputt.«

»Aber ist das der Grund, warum ITC Sie sponsert - damit Sie ihre Gerate testen?«

»Nein«, sagte Johnston. »Es ist genau andersherum. ITC baut diese Datierungsgerate aus demselben Grund, warum ITC uns sponsert - weil Bob Doniger sich fur Geschichte begeistert. Wir sind sein Hobby.« »Ein teures Hobby.«

»Fur ihn nicht«, sagte Johnston. »Er ist Milliardar. Er hat sich eine Gutenberg-Bibel fur drei Millionen gekauft. Er hat bei einer Auktion fur siebzehn Millionen den Wandteppich von Rouen ersteigert. Unser Projekt ist fur ihn nur Kleingeld.«

»Das mag schon sein. Aber Mr. Doniger ist auch ein taffer Geschaftsmann.«

»Ja.«

»Glauben Sie wirklich, da? er sie nur aus rein personlichem Interesse unterstutzt?« fragte sie leichthin, fast schnippisch.

Johnston sah sie direkt an. »Die wahren Motive eines Menschen, Miss

Delvert, kennt man nie.«

Auch er ist argwohnisch, dachte Chris.

Delvert schien das ebenfalls zu spuren und kehrte sofort wieder zu einem verbindlicheren Tonfall zuruck. »Naturlich, ja. Aber ich frage das aus einem bestimmten Grund. Trifft es nicht zu, da? die Ergebnisse Ihrer Forschung nicht Ihnen gehoren? Da? alles, was Sie finden, alles, was Sie entdecken, ITC gehort?« »Ja, das stimmt.« »Stort Sie das nicht?«

»Wenn ich fur Microsoft arbeiten wurde, wurden die Ergebnisse meiner Arbeit Bill Gates gehoren. Alles, was ich finden oder entdecken wurde, wurde Bill Gates gehoren.« »Schon. Aber das ist wohl kaum dasselbe.«

»Warum nicht? ITC ist eine Technikfirma, und Doniger hat diesen Unterstutzungsfond eingerichtet, wie Technikfirmen das eben tun. Das Arrangement stort mich nicht. Wir haben das Recht, unsere Forschungsergebnisse zu veroffentlichen — die Firma zahlt sogar fur die Publikation.«

»Nachdem sie sie gutgehei?en hat.«

»Ja. Wir schicken unsere Berichte zuerst an sie. Haben aber noch nie einen Kommentar zuruckbekommen.«

»Sie sehen also keinen gro?eren ITC-Plan hinter dem Ganzen?« »Sehen Sie einen?« entgegnete Johnston.

»Ich wei? nicht so recht«, sagte sie. »Deshalb frage ich ja Sie. Weil es naturlich einige sehr verwirrende Aspekte im Verhalten von ITC als Firma gibt.« »Was fur Aspekte?«

»Zum Beispiel«, sagte sie, »ist die Firma einer der weltgro?ten Verbraucher von Xenon.«

»Xenon? Sie meinen das Gas?«

»Ja. Es wird in Lasern und Elektronenrohren benutzt.«

Johnstons zuckte die Achseln. »Von mir aus konnen sie so viel Xenon haben, wie sie brauchen. Ich verstehe nicht, was das mich angehen soll.«

»Was ist mit dem Interesse der Firma an exotischen Metallen? ITC hat vor kurzem eine nigerianische Firma aufgekauft, um ihren Bedarf an Niob decken zu konnen.«

»Niob.« Johnston schuttelte den Kopf. »Was ist Niob?« »Es ist ein dem Titan ahnliches Metall.« »Wozu braucht man es?«

»Fur supraleitende Magneten und Atomreaktoren.«

»Und Sie wollen wissen, wozu ITC es braucht?« Johnston schuttelte den Kopf. »Das mussen Sie die Firma fragen, Miss Delvert.«

»Das habe ich. Und die Antwort war: fur Forschungen im Bereich fortschrittlicher magnetischer Anwendungen.«

»Da sehen Sie. Gibt es einen Grund, ihnen nicht zu glauben?«

»Nein«, entgegnete sie. »Aber wie Sie selbst gesagt haben, ist ITC eine Forschungseinrichtung. In ihrer Zentrale in einem Ort namens Black Rock in New Mexico beschaftigt sie zweihundert Physiker. Sie ist offensichtlich und unbestreitbar eine High-Tech-Firma.«

»Ja.«

»Deshalb frage ich mich: Wozu braucht eine High-Tech-Firma so viel Land?«

»Land?«

»ITC hat in abgelegenen Gegenden auf der ganzen Welt umfangreiche Landkaufe getatigt: in den Bergen von Sumatra, im nordlichen Kambodscha, im sudostlichen Pakistan, in den Dschungeln von Zentralguatemala, im Hochland von Peru.« Johnston runzelte die Stirn. »Sind Sie sicher?«

»Ja. Sie haben auch in Europa Land aufgekauft. Westlich von Rom funfhundert Hektar. In Deutschland in der Nahe von Heidelberg siebenhundert Hektar. In Frankreich tausend Hektar in den Kalksteinhugeln uber dem Flu? Lot. Und schlie?lich hier.« »Hier?«

»Ja. Unter Benutzung britischer und schwedischer Holdings haben sie um Ihr Grabungsgelande herum funfhundert Hektar erworben. Es ist vorwiegend Wald- und Ackerland, im Augenblick zumindest.« »Holdings?« fragte er.

»Das macht es sehr schwer, den eigentlichen Kaufer zu ermitteln.

Was immer ITC' tut, es erfordert auf jeden Fall Verschwiegenheit. Aber warum sponsert diese Firma Ihre Forschungen und kauft gleichzeitig alles Land um Ihre Grabungsstatte herum auf?«

»Keine Ahnung«, entgegnete Johnston. »Vor allem, da ITC' das Gelande seihst nicht gehort. Sie werden sich erinnern, da? sie das ganze Gebiet — Castelgard, Sainte-Mere und La Roque — letztes Jahr der franzosischen Regierung geschenkt hat.« »Naturlich. Fur eine Steuerbefreiung.«

»Dennoch, ITC besitzt das Gelande nicht. Warum sollte die Firma dann das Land drumherum kaufen?«

»Ich zeige Ihnen sehr gern alles, was ich habe.«

»Vielleicht«, sagte Johnston, »sollten Sie das tun.«

»Meine Rechercheergebnisse liegen im Auto.«

Gemeinsam gingen die beiden auf den Landrover zu. Bellin schnalzte mit der Zunge. »O Gott. Es ist heutzutage so schwer, jemandem zu vertrauen.«

Chris wollte eben etwas sagen, als sein Funkgerat klickte. »Chris?« Es war David Stern, der technische Leiter des Projekts. »Chris, ist der Professor bei dir? Frag ihn, ob er jemanden mit dem Namen James Wauneka kennt.«

Chris druckte den Antwortknopf an seinem Gerat. »Der Professor ist gerade beschaftigt. Worum geht's?«

»Das ist irgendein Kerl aus Gallup. Hat schon zweimal angerufen. Will uns ein Foto von unserem Kloster

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