keine Angst. Weil er wu?te, worum es sich handelte. Er ist aus unserem Jahrhundert.«
»Ich glaube nicht, da? Guy schon da war«, sagte Chris, »als die Maschine blitzte.«
»Aber mein Hauptargument ist«, sagte Marek, »da? Sir Guy ein entsetzliches Provenzalisch spricht. Er klingt wie ein New Yorker, der durch die Nase redet.«
»Na ja, ist er denn nicht aus Middlessex? Und ich glaube nicht, da? er von vornehmer Herkunft ist. Ich habe den Eindruck, seine Ritterwurde ist fur Tapferkeit verliehen, nicht ererbt.«
»Er war als Lanzenkampfer nicht gut genug, um dich im ersten Anlauf aus dem Sattel zu werfen«, sagte Marek. »Und er war nicht gut genug mit dem Schwert, um mich zu toten. Ich sag's euch, es ist Guy de Malegant.« »Na ja«, sagte Chris, »wer immer es ist, jetzt wei? er, da? wir zum Kloster gehen.«
»Das stimmt«, sagte Marek, trat einen Schritt von Kate zuruck und sah ihre neue Frisur prufend an. »Also gehen wir.«
Kate beruhrte unsicher ihre Haare. »Mu? ich froh sein, da? ich keinen
Spiegel habe?«
Marek nickte. »Vermutlich.«
»Sehe ich aus wie ein Kerl?«
Chris und Marek wechselten einen Blick. »So irgendwie.«
»So irgendwie?«
»Ja. Du siehst aus wie ein Kerl.«
»Es reicht auf jeden Fall«, sagte Marek.
Sie standen auf.
Die schwere Holztur offnete sich einen Spalt. Aus der Dunkelheit spahte sie ein Gesicht an, das von einer wei?en Kapuze verschattet war. »Gott gewahre Euch Wachstum und Wohlstand«, sagte der Monch feierlich.
»Gott gewahre Euch Gesundheit und Weisheit«, erwiderte Marek auf provenzalisch.
»Was ist Euer Begehr?«
»Wir sind hier, um Bruder Marcel zu sehen.«
Der Monch nickte, fast so, als hatte er sie erwartet.
Sie fanden sich in einem kleinen, steinernen und sehr dunklen Vorraum wieder. Es duftete nach Rosen und Orangen. Aus dem Inneren des Klosters horten sie leise Gesange.
»Ihr konnt Eure Waffen hier ablegen«, sagte der Monch und deutete in eine Ecke des Zimmers.
»Guter Bruder, ich furchte, das konnen wir nicht«, sagte Marek.
»Hier habt Ihr nichts zu befurchten. Legt die Waffen ab, oder geht wieder.«
Zuerst wollte Marek protestieren, doch dann nahm er sein Schwert ab. Der Monch fuhrte sie einen stillen Gang entlang. Die Wande bestanden aus nacktem Stein. Dann bog er um eine Ecke in einen anderen Gang. Das Kloster war sehr gro? und unubersichtlich wie ein Labyrinth. Es war ein Zisterzienserkloster, die Monche trugen wei?e Kut-ten aus schlichtem Tuch. Die Zisterzienser begriffen die Strenge ihrer Ordensregel als bewu?te Kritik an den korrupteren Orden der Benediktiner und der Dominikaner. Von Zisterziensermonchen wurde eine strenge Disziplin erwartet, ein Leben in au?erster Enthaltsamkeit. Seit Jahrhunderten erlaubten die Zisterzienser keine Verzierungen an ihren schlichten Gebauden, keine Illustrationen in ihren Manuskripten. Ihre Ernahrung bestand aus Gemuse und Wasser ohne Fleisch und So?en. Die Pritschen waren hart, die Zellen nackt und kalt. Jeder Aspekt ihres klosterlichen Lebens war entschieden spartanisch. Tatsachlich aber hatte diese strenge Disziplin -
Marek drehte sich zu dem Gerausch um. Sie kamen zu einem Kreuzgang — eine Art Arkade, die einen offenen Innenhof auf drei Seiten umschlo?, und ein Ort, der eigentlich der Kontemplation und der Lekture dienen sollte.
Als sie im Kreuzgang standen, sah Marek, da? der Brunnen und die Gartenanlage in der Mitte entfernt worden waren. Der Boden bestand aus nackter, festgestampfter Erde. Vier Manner standen, schwitzend in ihren Leinenkitteln, darauf und spielten eine Art Handball.
Der Ball rollte uber den Boden, und die Manner schubsten und stie?en sich, wahrend sie den Ball rollen lie?en. Als er liegenblieb, hob ein Mann ihn auf, rief
Marek brauchte eine Weile, bis er begriff, was er da sah: die fruheste Form des Tennis.
»Ubung kraftigt den Korper und scharft den Verstand«, erwiderte der Monch sofort. »Wir spielen hier in zwei Hofen.« Wahrend sie durch den Kreuzgang gingen, bemerkte Marek, da? einige der Wettenden grune Roben mit schwarzem Besatz trugen.
Es waren rauhe, graumelierte Manner, die ein wenig wie Banditen wirkten.
Dann lie?en sie den Kreuzgang hinter sich und gingen eine Treppe hoch.
Marek sagte zu dem Monch: »Es hat den Anschein, als hie?e der Orden die Manner des Arnaut de Cervole willkommen.«
»Das ist wahr«, sagte der Monch, »denn sie werden uns die Gunst erweisen, die Muhle an uns zuruckzugeben.«
»Wurde sie Euch denn weggenommen?« fragte Marek.
»In gewisser Weise.« Der Monch ging zum Fenster, von dem aus man einen Blick auf die Dordogne und die Muhlenbrucke etwa vierhundert
Meter flu?aufwarts hatte.
»Mit ihren eigenen Handen haben die Monche von Sainte-Mere die Muhle erbaut, auf Gehei? unseres verehrten Baumeisters, des Bruders Marcel. Marcel wird im Kloster hoch verehrt. Wie Ihr wi?t, war er der Baumeister fur unseren fruheren Abt, Bischof Laon. Deshalb ist die Muhle, die er entwarf und die wir erbauten, das Eigentum des Klosters, wie auch ihre Abgaben.
Sir Oliver jedoch verlangt eine Muhlensteuer fur seinen Sackel, obwohl er keinen Grund dafur hat, au?er da? seine Truppen diese Gegend hier beherrschen. Deshalb ist unser ehrwurdiger Abt sehr erfreut, da? Arnaut gelobte, die Muhle dem Kloster zuruckzugeben und die Steuer aufzuheben.«
Chris horte aufmerksam zu und dachte: