gesprochen, aber die Patienten in der Nebenstation hat er nie vergessen, obwohl das die vermeintlich hoffnungslosen Falle waren. Durch seine Bemuhungen stellte sich heraus, da? zwei dieser Patienten keineswegs zu den hoffnungslosen Fallen gehorten, und die hat er dann zu uns auf die Hauptstation gebracht. Au?erdem war es ihm vollkommen gleichgultig, zu welcher Seite irgendein Patient gehorte, er hat fur den einen genauso hart wie fur den anderen geschuftet.“

„Stillman!“ unterbrach ihn Conway in scharfem Ton. „Jetzt dramatisieren Sie die Dinge aber.!“

„. doch selbst jetzt waren sich die Leute vom Imperium noch ein wenig unschlussig“, fuhr Stillman fort, ohne Conways Protest zu beachten. „Der TRLH-Fall besiegelte schlie?lich die Angelegenheit. Denn die TRLHs sind ETs, die sich freiwillig zu den feindlichen Truppen gemeldet haben. Die Leute vom Imperium halten im allgemeinen nicht viel von ETs und hatten von uns das gleiche erwartet, erst recht, weil dieser ET auch noch der gegnerischen Seite angehorte. Aber Conway hat sich fur den TRLH genauso selbstlos eingesetzt wie fur alle anderen Patienten, und als er dann durch diesen Druckabfall nicht weiteroperieren konnte und der ET gestorben ist, da haben alle seine Reaktion darauf gesehen.“

„Stillman!“ schrie Conway wutend dazwischen.

Aber Stillman ging nicht ins Detail. Er schwieg und hielt den Blick angstlich auf Dermod gerichtet. Alle im Raum blickten jetzt gespannt auf den Flottenkommandanten, bis auf Conway, der zu Heraltnor hinuberschaute.

Der Offizier des Imperiums wirkte im Moment nicht besonders beeindruckend, dachte Conway. Er sah wie ein ganz gewohnlicher Mann in mittleren Jahren aus, mit leicht ergrautem Haar, einem ausgepragten Kinn und Sorgenfalten um die Augen herum. Verglichen mit Dermods adretter gruner Uniform, an der eine recht beeindruckende Menge Rangabzeichen hing, geriet Heraltnor in seinem an DBDG-Patienten ausgegebenen unformigen wei?en Gewand leicht ins Hintertreffen. Wahrend sich das Schweigen hinzog, fragte sich Conway, ob die beiden wohl voreinander salutieren oder lediglich nicken wurden.

Doch die beiden machten etwas Besseres — sie gaben sich die Hand.

Naturlich herrschten anfangs noch eine Zeitlang Argwohn und Mi?trauen.

Der Oberbefehlshaber des Imperiums war zunachst davon uberzeugt, da? man Heraltnor hypnotisiert hatte, doch als der sich aus Offizieren des Imperiums zusammensetzende Untersuchungstrupp nach dem Waffenstillstand im Orbit Hospital landete, schwand das Mi?trauen schnell. Das einzige, was bei Conway schwand, waren seine Sorgen, da? Stationen zum All hin durch Raketeneinschlage geoffnet werden konnten. Denn ansonsten gab es fur ihn und sein Personal immer noch viel zuviel zu tun, und das, obwohl Ingenieure und medizinische Offiziere des Imperiums fur den Wiederaufbau des Orbit Hospitals alles taten, was in ihren Kraften stand. Doch wahrend dieser Arbeiten kehrten nach und nach die evakuierten Mitglieder des medizinischen und des Versorgungspersonals zuruck, und selbst der Ubersetzungscomputer konnte bald den Betrieb wiederaufnehmen. Funf Wochen und sechs Tage nach Beginn des Waffenstillstands zog sich schlie?lich die Flotte des Imperiums aus der Umgebung des Orbit Hospitals zuruck. Sie lie? ihre Verwundeten zuruck, und das aus zwei Grunden — zum einen wurde ihnen im Hospital die bestmogliche Behandlung zuteil, zum anderen standen der Flotte moglicherweise noch weitere Kampfe bevor.

Auf einer der taglichen Lagebesprechungen der Verantwortlichen des Hospitals — die Verantwortlichen bestanden immer noch lediglich aus O’Mara und Conway, da auch mit den letzten Transporten noch kein ihnen ubergeordneter Mitarbeiter eingetroffen war — versuchte Dermod, eine hochst verwickelte Situation in au?erst einfachen Worten darzulegen.

„. jetzt, wo die Burger des Imperiums unter anderem auch die Wahrheit uber Etla kennen“, erklarte er ernst, „haben der Imperator und seine Regierung praktisch ausgespielt. Doch in einigen Sektoren ist die Situation trotzdem noch sehr verworren, und eine Machtdemonstration des Monitorkorps konnte hier zur Stabilisierung der Lage beitragen. Ich mochte aber, da? es sich dabei lediglich um eine Demonstration von Macht handelt. Aus diesem Grund hab ich auch den Kommandanten des Imperiums dazu uberredet, einige von unseren Kontaktspezialisten und Soziologen mitzunehmen. Wir wollen den Imperator zwar absetzen, aber nicht um den Preis eines Burgerkriegs.

Eigentlich wollte Heraltnor gerne auch Sie mitnehmen, Doktor, aber ich hab ihm gesagt, da? wir Sie hier dringend.“

O’Mara, der neben Dermod sa?, stohnte auf. „Nachdem unser junger Wunderdoktor also Hunderte von Leben gerettet und einen galaxisweiten Krieg verhindert hat“, stichelte der Chefpsychologe, „soll er nun also auch noch einen Tyrannen zur Strecke zu bringen und.“

„O’Mara, horen Sie auf, Conway zu piesacken!“ unterbrach ihn Dermod in scharfem Ton. „Das, was Sie da gesagt haben, ist namlich buchstablich wahr, wenigstens beinahe. Wenn Conway nicht.“

„Das war nur die Macht der Gewohnheit, Sir“, entgegnete O’Mara versohnlich. „Als Seelenmasseur halte ich es fur meine Pflicht und Schuldigkeit, dafur zu sorgen, da? Conway so was nicht zu Kopf steigt.“

In diesem Augenblick erschien auf dem Hauptbildschirm hinter Dermods Schreibtisch, an dem jetzt wieder ein in der Anmeldezentrale arbeitender Nidianer statt eines Monitors sa?, das Bild eines pelzigen Kelgianerkopfs. Anscheinend traf gerade ein gro?er DBLF-Transporter ein, der au?er den Kelgianern auch noch Hospitalmitarbeiter der Klassifikation FGLI und ELNT an Bord hatte, von denen achtzehn Chefarzte waren. Da der kelgianische Pilot an den zerstorten Zustand des Hospitals dachte und nicht verga?, da? lediglich drei Schleusen funktionsbereit waren, wollte er noch vor der Landung mit dem leitenden Diagnostiker uber die Unterbringung und die anstehenden Aufgaben sprechen.

„Thornnastor ist noch immer arbeitsunfahig, und es gibt keinen anderen.“, fing Conway an, als O’Mara plotzlich die Arme ausstreckte und seine Hande umfa?te.

„Denken Sie daran, sieben Bander“, sagte er murrisch. „Jetzt lassen Sie uns blo? nicht streiten, Doktor.“

Conway musterte O’Mara mit einem langen, festen Blick. Es war ein Blick, der tiefer als nur bis zu den groben und mi?mutigen Gesichtszugen O’Maras drang und der den sarkastischen und herrischen Tonfall des Chefpsychologen mi?achtete. Conway war kein Diagnostiker — was er vor zwei Monaten getan hatte, war ihm durch die Umstande aufgezwungen worden und hatte ihn fast umgebracht. Aber O’Mara hatte ihm eben zu verstehen gegeben, da? sein Aufstieg zum Diagnostiker nur noch eine Frage der Zeit war, und das nicht durch seine mi?mutige Miene oder den Klang seiner Stimme, sondern durch das Umfassen der Hande und den Ausdruck in seinen Augen.

Vor Freude lief Conway rot an — was Dermod wahrscheinlich fur eine Verlegenheitsreaktion auf O’Maras Neckerei hielt —, und er kummerte sich rasch um die Unterbringung und die kunftigen Aufgaben des Personals auf dem kelgianischen Transporter. Dann entschuldigte er sich. Er wollte sich in zehn Minuten mit Murchison im Freizeitbereich treffen, aber dieses Mal hatte sie ihn gebeten.

Als Conway die Anmeldezentrale verlie?, horte er O’Mara noch murrisch sagen: „. und au?er der Befriedigung, unzahlige Milliarden von Lebewesen vor den Schrecken des Kriegs bewahrt zu haben, mochte ich wetten, da? er obendrein auch noch diese Frau kriegt.“

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