zum Schlu? wutend gemacht haben.“

„Und was ist mit mir?“ fragte Conway.

„Sie haben sich einfach nicht unter Kontrolle, Doktor“, antwortete O’Mara streng. „Trotz Ihrer neuen Machtbefugnisse, wegen der Sie eigentlich ein Beispiel an Toleranz und gutem Benehmen geben sollten, haben Sie sich wie ein kleines Kind aufgefuhrt. Passen Sie blo? auf, Doktor!“

Eigentlich hatte Conway von O’Mara Mitleid erwartet, weil Dermod ihn so zur Schnecke gemacht hatte, und auch ein wenig Verstandnis, da er derzeit so unter Druck stand, auf keinen Fall aber hatte er mit Kritik aus dieser Ecke gerechnet. Als O’Mara kurz darauf in Richtung seines Buros abbog, war Conway noch immer so wutend, da? er darauf nichts zu erwidern wu?te.

24. Kapitel

Am nachsten Tag fand Conway keine Gelegenheit, sich beim Flottenkommandanten zu entschuldigen — die Aufruhrer gingen zum bisher brutalsten Angriff uber, und fur ein Gesprach war beileibe keine Zeit. Die Schlacht einen Aufruhr oder Krieg zu nennen, sagte sich Conway zynisch, war fur die Art der Verletzungen vollkommen egal und erst recht fur die vielen Verwundeten, die plotzlich in das Hospital hereinstromten, weil der Kampf fur beide Seiten praktisch mit einer Katastrophe beginnen sollte.

Die feindliche Streitmacht naherte sich, steigerte das Raketenbombardement zu phantastischer Starke und kreiste das Orbit Hospital so eng ein, da? die feindlichen Schiffe zeitweise nur noch wenige hundert Meter von der Au?enwand entfernt waren. Dermods Schiffe — das hei?t die Vespasian, ein tralthanisches Gro?kampfschiff und die anderen verbliebenen kleineren Schiffe — lie?en sich zuruckfallen, um mit Traktorstrahlen an der Au?enwand des Hospitals vor Anker zu gehen. Dort gab es keinen Platz mehr zum Manovrieren, um die schweren Waffen einzusetzen, und nachdem sie angedockt hatten, verstarkten sie mit ihren leichteren Bordwaffen wo immer moglich den Verteidigungsring.

Aber genau das mu?te der Schritt gewesen sein, auf den der Kommandant des Feinds gewartet hatte. Mit der Schnelligkeit, in der nur ein gut geplantes Manover ablaufen kann, lichteten sich die Reihen des kugelformigen Angreiferrings, schossen auseinander und formierten sich wieder uber einem kleinen Bereich der Au?enwand. Auf diesen Bereich konzentrierte sich jetzt die gesamte Feuerkraft von drei Vierteln der feindlichen Flotte.

Eine wahre Flut von Raketen bohrte sich in die dicke Verkleidung der Au?enwand, sprengte die Trummerteile weg, mit denen fruhere Einschlaglocher verstopft worden waren, und fra? sich in die weniger stabile Innenwand. Traktor- und Pulsatorstrahlen packten die immer noch fest sitzenden Trummer, ruttelten sie mit Gewalt auseinander und zogen sie beiseite, damit sich die Raketen noch tiefer in die Wand hineinbohren konnten. Die Verteidigungswaffen des Monitorkorps forderten unter den dicht zusammengedrangten Schiffen des Feinds zwar furchtbare Opfer, aber das nur fur kurze Zeit. Denn die ungeheure Zusammenballung des feindlichen Feuers zertrummerte die Verteidigungsstellungen an dieser Stelle vollig, zerschlug sie, ri? und zerrte an ihnen, bis alles nur noch eine dahintreibende Masse aus zerfleischten Mannern und zerfetztem Metall war. Ein Teil der Au?enwand mu?te vollkommen unverteidigt aufgegeben werden, und plotzlich wurde klar, da? dies nicht nur ein Angriff, sondern auch eine Invasion war.

Unter dem Deckungsfeuer der massierten Angreifer senkten sich drei riesige, unbewaffnete Schiffe schwerfallig auf den unverteidigten Abschnitt herab. Es waren Truppentransporter.

Sofort erhielt die Vespasian die Anweisung, die Verteidigungslucke zu schlie?en. Sie raste auf die Stelle zu, wo der erste Transporter gerade landen wollte, veranstaltete dabei einen Spie?rutenlauf sowohl durch das Feuer des Monitorkorps als auch durch das des Feindes, und scho? schlie?lich, als das feindliche Ziel auf der Wolbung der Au?enwand auftauchte, alles ab, was sie hatte.

Fur das, was dann geschah, wurden spater mehrere Entschuldigungen angefuhrt — eine Fehleinschatzung durch den Piloten der Vespasian; ein Treffer von einem der feindlichen Schiffe oder sogar von den eigenen Leuten; Raketen, die die Vespasian genau im falschen Moment vom Kurs abbrachten. Da? Captain Williamson den feindlichen Transporter absichtlich rammte, unterstellte ihm jedoch nie jemand, denn Williamson war als ein fahiger Offizier mit klarem Kopf bekannt — und ein Tausch bei einem Kurs von eins zu eins war selbst in dieser hoffnungslosen Kampfphase ein taktisch unkluger Schritt, wenn man daran dachte, wie stark der Feind dem Monitorkorps uberlegen war.

Die Vespasian stie? in der Nahe des Hecks gegen den zwar gro?eren, aber leichter gebauten Transporter und schien ihn einfach zu durchbohren, bevor sie mit einem leisen Knirschen zum Stillstand kam. Aus dem Innern des beschadigten Transporters erhellte eine kleine Explosion den Nebel aus entweichender Luft, doch die beiden Schiffe blieben trotzdem weiterhin ineinander verkeilt und drehten sich langsam herum.

Eine Sekunde lang schien alles zum Stillstand zu kommen, dann aber holten die fest installierten Verteidigungsanlagen des Monitorkorps zum Schlag aus. Die Monitore lie?en alle anderen Ziele au?er acht, damit sich die Wirkung ihrer Pulsatorprojektoren voll und ganz auf den zweiten herabsinkenden Transporter richten konnte. Innerhalb von Minuten hatten die Pulsatorstrahlen die Verkleidung an drei Stellen des Schiffsrumpfs abgerissen und drangen tief ein. Der Transporter verlor Luft und zog sich schwerfallig zuruck. Der dritte Transporter hatte schon vorher mit dem Ruckzug begonnen. Nun wich die gesamte feindliche Streitmacht zuruck, allerdings nicht sehr weit, und das Bombardement wurde mit nur leicht verminderter Starke fortgesetzt.

Dieser Ruckzug war auch beim besten Willen kein Sieg fur das Monitorkorps. Der Feind hatte lediglich die Situation falsch eingeschatzt und war ein wenig voreilig vorgegangen. Das Orbit Hospital mu?te erst noch mehr zermurbt werden.

Traktorstrahlen schossen hervor, stoppten die Drehung der beiden beschadigten Schiffe und zogen sie an die zerstorte Au?enwand heran. Aus dem Hospital kamen Monitore geflogen, um nach Verletzten zu suchen, und bald wurden die ersten Patienten ins Hospital gebracht. Das geschah jedoch auf Umwegen, denn unter den beschadigten Schiffen lagen bereits andere Schiffswracks, und es waren noch andere Rettungsteams mit der Befreiung und Bergung von Verletzten beschaftigt, von denen einige schon zum zweiten- oder drittenmal verwundet worden waren.

Unter diesen Rettungsteams befand sich auch Dr. Prilicla. Der GLNO gehorte zur zerbrechlichsten Lebensform, die in der Foderation bekannt war, und das wichtigste Uberlebensmerkmal dieser Spezies war Feigheit. Doch Prilicla lenkte seine dunnwandige Druckblase geschickt uber scharfkantige Verkleidungsteile und durch Trummer, die in zunehmendem Ma?e um ihn herumtrieben, und suchte nach Leben. Denn lebende Gehirne strahlten sogar im Zustand der Bewu?tlosigkeit Lebenszeichen aus, und daher konnte der kleine GLNO unfehlbar die Lebenden von den Toten unterscheiden. Da es Verwundete gab, die in ihren Anzugen verbluteten oder deren Anzuge Druck verloren, richteten sich Priliclas Bemuhungen um das Aufspuren von Leben auf die Bereiche, wo sie den gro?ten Nutzen brachten, und auf diese Weise rettete er viele, viele Leben. Doch fur einen fur Emotionen empfanglichen Empathen war es in jedem schrecklichen und schmerzhaften Sinn des Wortes eine hollische Arbeit.

Major O’Mara war uberall gleichzeitig zu finden. Hatte keine Schwerelosigkeit geherrscht, hatte sich der Chefpsychologe bestimmt mit letzter Kraft von Ort zu Ort geschleppt, doch unter den gegebenen Umstanden war seine extreme Erschopfung lediglich daran zu erkennen, da? er sich hin und wieder in den Entfernungen verschatzte und gegen Turen rannte oder mit Lebewesen zusammenprallte. Wenn er jedoch mit terrestrischen Patienten, Schwestern und Monitoren sprach, klang seine Stimme nie mude. Seine blo?e Gegenwart wirkte sich auch auf das ET-Personal beruhigend aus. Denn obwohl die ETs ihn nicht verstehen konnten, erinnerten sie sich doch an den Menschen, der er gewesen war, als die Translatoren noch funktioniert hatten und O’Mara ihnen mit ein paar scharfen Worten buchstablich das Fell uber die Ohren ziehen konnte.

Das aus den massigen, unbeholfenen tralthanischen FGLIs, den krabbenahnlichen melfanischen ELNTs und all den anderen Aliens bestehende ET-Personal war uberall. Auf einigen Ebenen leiteten die ETs die Arbeit des terrestrischen Personals, auf anderen halfen sie den Schwestern und Sanitatern des Monitorkorps. Die ETs waren alle mude und abgekampft und verstanden leider haufig nicht, was man ihnen sagte, aber zusammen retteten sie sehr viele Leben.

Und jedesmal, wenn eine Rakete das Hospital traf, ging wieder etwas Boden verloren.

Conway hielt sich jetzt ausschlie?lich in der Kantine auf. Er stand jedoch mit den meisten der restlichen Ebenen in Funkverbindung, denn die zu ihnen fuhrenden Korridore waren in vielen Fallen luftleer oder durch

Вы читаете Star Chirurg
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату