will ich daruber jedenfalls nichts wissen.“

Conway hatte zwar ruhig begonnen, doch mit dem letzten Satz war er fast beim Schreien angelangt.

„. ich werde zwischen den Verwundeten keine solche Unterscheidung treffen, und das werden meine Mitarbeiter ebenfalls nicht! Das hier ist schlie?lich ein Krankenhaus, verdammt noch mal! Oder glauben Sie das etwa nicht?“

„Immer mit der Ruhe, mein Junge. Naturlich ist es immer noch ein Krankenhaus“, versuchte ihn O’Mara mit sanfter Stimme zu beruhigen.

„Es ist aber auch ein Militarstutzpunkt!“ wetterte Dermod los.

In einem verzweifelten Versuch, die Wogen zu glatten, warf O’Mara schnell ein: „Was ich uberhaupt nicht verstehe, ist, warum uns dieses verdammte Imperium nicht einfach mit atomaren Sprengkopfen erledigt.“

Die metallenen Echos eines erneuten Einschlags, diesmal weiter entfernt, hallten durch den Raum.

„Sie geben uns nicht mit einer Atombombe den Rest, weil sie eine Eroberung machen mussen, Major“, antwortete Dermod, dessen Augen immer noch direkt in Conways blickten. „Die beteiligten politischen Krafte verlangen das. Das Imperium mu? diesen Vorposten des verha?ten Feindes einnehmen und besetzen, der General des Imperators mu? einen Triumph erringen und keinen Pyrrhussieg. Wenn er den Feind unterwirft und dessen Territorium erobert, dann kann er das fur die Burger des Imperiums wie einen Triumph aussehen lassen, ganz egal, wie klein das eingenommene Gebiet auch immer ist und um wie viele Gefangene es sich dabei handelt.

Wir selbst haben schwere Verluste erlitten“, fuhr Dermod kalt fort. „Ein Kampf im All bleibt nun einmal ein Kampf im All — nur zehn Prozent der Verwundeten uberleben lange genug, um ins Krankenhaus eingeliefert werden zu konnen, und dabei haben wir noch das Gluck, auf der Stelle uber medizinische Behandlungsmoglichkeiten zu verfugen und zusatzlich eine starke Verteidigungsposition einnehmen zu konnen. Die Anzahl der feindlichen Verwundeten ist deshalb viel hoher als bei uns — ich wurde das Verhaltnis auf zwanzig zu eins schatzen. Wenn die imperialen Streitkrafte uns also erst jetzt mit einer Nuklearrakete erledigen wurden, obwohl sie schon ganz zu Anfang genau dasselbe ohne den Verlust eines einzigen Manns hatten tun konnen, dann wurde man im Imperium doch einige sehr peinliche Fragen aufwerfen. Wenn nun der Imperator diese Fragen nicht beantworten kann, wird sich moglicherweise herausstellen, da? sich der Krieg und die ganze schone, von ihm selbst entfachte Kriegsbegeisterung gegen ihn kehrt.“

„Warum verstandigen wir uns nicht mit den imperialen Streitkraften?“ unterbrach ihn Conway in barschem Ton. „Erzahlen Sie den Leuten die Wahrheit uber uns, und berichten Sie von den Verwundeten hier. Oder rechnen Sie jetzt etwa immer noch damit, diesen Kampf hier zu gewinnen? Warum also ergeben wir uns nicht einfach.?“

„Wir konnen uns nicht mit denen verstandigen“, erwiderte der Kommandant in schneidendem Ton, „weil sie uns nicht zuhoren werden. Und falls sie uns doch zuhoren sollten, werden sie uns kein Wort glauben.

Denn diese Leute wissen — oder glauben zu wissen —, was wir auf Etla getan haben und welche Dinge wir hier angeblich treiben. Da nutzt es uberhaupt nichts, denen zu erklaren, da? wir den Einheimischen auf Etla wirklich geholfen haben und leider dazu gezwungen waren, unser Hospital zu verteidigen. Kurz nachdem wir Etla verlassen hatten, ist der Planet von einer ganzen Reihe von Seuchen heimgesucht worden, und diese Einrichtung hier verhalt sich in deren Augen schlie?lich langst nicht mehr wie ein harmloses Hospital — das hei?t, naturlich nur nach au?en hin. Was wir denen erzahlen, spielt uberhaupt keine Rolle. Das einzige, was zahlt, sind unsere Taten, und die entsprechen genau den Erwartungen, die ihnen der Imperator eingetrichtert hat.

Wenn die Soldaten des Imperiums wirklich mal nachdachten, dann wurden sie sich schon uber die gro?e Zahl von ETs wundern, die uns helfen“, fuhr Dermod wutend fort. „Ihrer Uberzeugung nach gehoren unsere ETs unterworfenen und geknechteten Spezies an und stellen fur uns nur wenig mehr als Sklaven dar. Die Freiwilligen, die uns zu Hilfe geeilt sind, kampfen naturlich nicht wie Sklaven, aber zum gegenwartigen Zeitpunkt ist so etwas zu subtil, um irgendeinen Eindruck zu machen. Die imperialen Streitkrafte denken nicht logisch, sondern rein gefuhlsma?ig.“

„Und ich denke ebenfalls gefuhlsma?ig!“ unterbrach Conway ihn scharf. „Ich denke an meine Patienten. Die Stationen sind vollig uberfullt. Die Verwundeten liegen uberall in irgendwelchen Winkeln und auf den Korridoren herum und sind nicht einmal ausreichend gegen Druckverlust geschutzt.“

„Sie sind uberhaupt nicht mehr in der Lage, an irgendwas anderes zu denken als an Ihre Patienten“, schnauzte Dermod zuruck. „Es uberrascht Sie vielleicht zu horen, da? ich ebenfalls an die Patienten denke, aber ich versuche wenigstens, dabei nicht so gefuhlsduselig zu sein. Wenn ich namlich erst einmal so denken wurde wie Sie, dann werde ich bald auch vor Wut schaumen und anfangen, den Feind zu hassen. Und bevor ich es uberhaupt merken wurde, ware ich auf pure Rache aus.“

Ein erneuter Einschlag drohnte wie ein lauter, disharmonischer Gongschlag durch das Hospital. Der Kommandant wurde lauter und immer lauter.

„. Sie mussen wissen, das Monitorkorps ist die Polizei fur den gro?ten Teil der bewohnten Galaxis und erhalt den Frieden im Einflu?bereich der Foderation aufrecht, um die standige Anwendung der psychologischen und sozialen Wissenschaften zu sichern. Kurz gesagt, um sowohl die Meinung des Individuums als auch die der Gesamtbevolkerung eines Planeten zu formen und in eine auf gegenseitigen Respekt und Toleranz basierende Richtung zu lenken. Die Situation, in der wir uns gegenwartig befinden, konnte ich also gut fur meine Rachegeluste ausnutzen — eine tapfere Schar von Monitoren und Arzten halt den brutalen, nicht enden wollenden Angriffen eines haushoch uberlegenen Feindes stand. Doch selbst dann wurde die Foderation lange brauchen, um so wutend zu werden, da? sie fur den Krieg mobil machen wurde — und zwar viel zu lange, als da? es uns personlich noch irgend etwas bringen wurde. Aber stellen Sie sich nur mal vor, wie man uns rachen wurde, Doktor.!“

Dermods Stimme zitterte jetzt und sein Gesicht war vor Wut kreidebleich und verkniffen. Er schrie:

„In einem interstellaren Krieg kann man keine Planeten einnehmen, Doktor. Man kann sie nur sprengen. Wir wurden dieses miese kleine Imperium mit seinen vierzig Planeten unschadlich machen, vernichten, vollkommen ausradieren.!“

O’Mara sagte nichts. Conway konnte weder etwas sagen, noch die Augen von Dermod abwenden, um die Reaktion des Chefpsychologen auf diesen Gefuhlsausbruch mitzubekommen. Einen derartigen furchterregenden Wutausbruch des Kommandanten hatte Conway nicht fur moglich gehalten, und er erschrak plotzlich. Denn er war nicht nur auf O’Maras, sondern gerade auch auf Dermods gesunden Verstand und Selbstbeherrschung angewiesen, so sehr ihm das gegen den Strich ging.

„Aber das Monitorkorps ist ja die Polizei, erinnern Sie sich noch?“ tobte Dermod weiter. „Wir versuchen, das ganze als eine Unruhe, als einen Aufstand von interstellarer Gro?enordnung zu betrachten, bei dem die Anzahl der verwundeten Aufruhrer die der verwundeten Polizisten wie ublich ubersteigt. Ich personlich glaube, der Zeitpunkt, an dem unser Gegner durch irgendwelche Informationen oder durch irgend etwas anderes noch die Wahrheit erkennt, ist langst vorbei, und ein ausgewachsener Krieg ist nun unvermeidbar. Aber ich will unsere Feinde trotzdem nicht hassen. Und das, Doktor, ist der Unterschied zwischen der Aufrechterhaltung des Friedens und dem Fuhren eines Krieges.

Und ich will auch keine heulenden, engstirnigen Arzte haben, die sich uber nichts anderes Sorgen zu machen brauchen, als uber ihre Patienten, und die mich dauernd an die furchtbaren Todesarten meiner Manner erinnern. Diese Arzte versuchen mich dahin zu bringen, meinen Blick fur das richtige Verhaltnis der Dinge zu verlieren und Lebewesen zu hassen, die sich von uns nur dadurch unterscheiden, da? man sie falsch informiert hat.

Und es ist mir schnurzegal, ob Sie die Verwundeten des Feinds und des Monitorkorps auf die gleiche Art behandeln, Doktor“, brullte Dermod weiter, weil es ihm nicht gelang, die Stimme zu senken, „aber Sie werden mir wenigstens zuhoren, wenn ich Anweisungen bezuglich der Patienten gebe. Das hier ist schlie?lich ein militarischer Stutzpunkt, und bei den Patienten handelt es sich um Feinde! Man mu? Vorkehrungen treffen, da? die bewegungsfahigen Patienten keine Moglichkeit zur Sabotage haben. Haben sie das jetzt verstanden, Doktor?“

„Ja, Sir“, antwortete Conway kleinlaut. Als er ein paar Minuten spater zusammen mit O’Mara die Kommandozentrale verlie?, hatte er immer noch ein Gefuhl, als hatte man ihm die Ohren langgezogen. Ihm war jetzt klar, da? er den Flottenkommandanten vollig falsch beurteilt hatte. Eigentlich hatte er sich fur seine ungerechten Vorwurfe bei Dermod entschuldigen mussen, denn unter der eiskalten Schale verbarg sich ein guter Mensch.

Plotzlich sagte O’Mara, der neben ihm ging: „Ich sehe es immer recht gerne, wenn diese kalten, beherrschten Typen gelegentlich mal Dampf ablassen. Denn wenn man an die Belastungen denkt, unter denen Dermod zur Zeit steht, ist das psychologisch gesehen durchaus wunschenswert. Ich bin froh daruber, da? Sie ihn

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