Verteidigungsschlag des Richters, und er wurde nicht enttauscht.

»Wir … tun alles, was in unserer Macht steht, um ihn am Leben zu erhalten«, sagte Haeng. Es klang nicht besonders uberzeugend; er hatte nicht gewusst, dass der Schwachkopf wieder da war. »Wenn er durchkommt, werden wir seinen Mut und seinen Einsatz naturlich gebuhrend wurdigen.«

»Das will ich doch stark hoffen«, sagte der altgediente Kader. »Genau diesen Geist brauchen wir in einem sozialistischen Staat. Er konnte den Werktatigen ein enormer Ansporn sein. Wenn ein Mongoloider sich derart fur die Partei einsetzt …«

»Wohl wahr«, bekraftigte jemand.

»Ein Orden, mindestens«, sagte Dr. Nguyen.

»Die ganze Strecke zu Fu? – unfassbar«, sagte der Polizist.

Nicht lange, und die Pathologie schwirrte von Begeisterung und Hoffnung fur den leicht angeschlagenen, aber mutigen Soldaten der Revolution. Jemand schlug vor, dem tapferen Krieger einen Besuch abzustatten und ihm Respekt zu zollen. Sie sturmten quer uber das Klinikgelande zur Intensivstation. Der Verruckte Rajid schloss sich dem Pilgerzug an, und so blieben Dtui, Siri und sein alter Freund Dr. Nguyen allein im Sektionssaal zuruck.

»Das lief ja wie am Schnurchen«, meinte der Vietnamese, »finden Sie nicht auch?«

»Ihren Bemuhungen sei Dank«, sagte Siri. »Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Wie soll ich das je wiedergutmachen?«

»Mir wird schon etwas einfallen, keine Sorge. Sie konnten mir zum Beispiel ein paar dieser wunderschonen Schwestern uberlassen.« Er bedachte Dtui mit einem Lacheln. »Aber jetzt muss ich wieder zuruck zu meinen Leuten.«

Sie gaben sich lachend die Hand, und Nguyen marschierte frohlich zur Tur hinaus.

»Tja«, sagte Dtui. »Ich habe zwar kein Wort verstanden, aber Haengs langem Gesicht nach zu urteilen scheint es prima geklappt zu haben.«

Eine Gestalt loste sich aus dem Schatten des Vorraums. Haengs Burovorsteherin Frau Manivone trat kopfschuttelnd ins grelle Neonlicht. Sie hatte aus sicherer Entfernung alles mit angesehen und kannte ihren Vorgesetzten nur zu gut.

»Das wird er Ihnen nie verzeihen.«

»Ich wei?«, sagte Siri schelmisch lachelnd.

»Im Ernst. Er kann Ihnen das Leben buchstablich zur Holle machen, Dr. Siri.«

»Er wird mich doch wohl nicht gleich entlassen und in die Provinz verbannen?«

»Das konnte Ihnen so passen.« Manivone lachte. Sie trat vor den Pathologen hin und schnupperte an seiner Wange. Der fur Laoten typische beruhrungslose Kuss. »Ich muss Ihnen wohl nicht extra sagen, dass Sie mein Held sind«, sagte sie.

Siri druckte ihr die Hand, errotete leicht und verlie? den Sektionssaal. Manivone schlang Dtui den Arm um die Schulter.

»Wie geht es Geung?«

»Er wird’s uberleben«, sagte Dtui. »Heute Morgen sah er schon wieder so frisch aus, dass Dr. Siri mich gebeten hat, seiner Blasse mit Puder ein wenig nachzuhelfen.«

»Wollen wir nicht die Chefs tauschen?«, fragte Manivone.

»Nie im Leben, Schwester. Nie im Leben.«

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