fruheren Priesterberuf. Ein findiger Reporter grub seine Dissertation aus, schrieb uber seine Arbeit als Wissenschaftler, erwahnte
Bei der Telefonzentrale des Miami Police Departments gingen zahlreiche Anfragen von Film- und Fernsehproduzenten ein, die Assistant Chief Serranos Aussage widerlegten, aus dieser Sache werde niemand nach Rosen duftend herauskommen. Auf Ainslie traf sie offensichtlich nicht zu.
»Ich wollte, damit ware endlich Schlu?«, vertraute Ainslie Leo Newbold an.
»Wie man hort, ware das den Leuten in der Fuhrungsspitze auch sehr recht«, bestatigte Newbold.
Aber trotz dieses Unbehagens waren alle Verantwortlichen offenbar erleichtert, da? es kein peinliches Gerichtsverfahren gegen Cynthia Ernst geben wurde.
Einige Tage nach der Pressekonferenz teilte Ainslie Leo Newbold seinen Wunsch mit, aus der Mordkommission auszuscheiden. Newbold au?erte mitfuhlendes Verstandnis fur seine Entscheidung. Viele Kriminalbeamte hatten die Mordkommission irgendwann verlassen, weil die dortige Arbeit emotionalen Stre? bedeutete, der sogar dienstunfahig machen konnte. Bis feststand, welche neue Aufgabe Ainslie ubernehmen wurde, betraute Newbold ihn mit der Bearbeitung ungeloster Altfalle, die mit modernster Technologie neu aufgerollt wurden - ein produktives, aber nicht sehr stre?erzeugendes Arbeitsgebiet.
Drei Wochen spater blieb Newbold vor Ainslies Schreibtisch stehen und sagte: »Figueras mochte Sie jetzt sprechen.«
Mark Figueras stand auf, als Ainslie hereinkam. »Ah, unsere Beruhmtheit!« sagte er grinsend. »Wie fuhlt man sich so als Star?«
»Reichlich unwohl.« Ainslie verzog das Gesicht.
»Nun, das wird sich nicht so bald geben. Konnen Sie damit leben?«
»Ich nehm's an. Aber auch das Department, Sir?«
»Da konnte's Probleme geben.« Figueras machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber lassen wir die Formalitaten, Malcolm. Ich habe Anweisung, von Mann zu Mann mit Ihnen zu reden. Aber erst noch eine kleine Formalitat: Sie sind ab sofort Lieutenant Ainslie.« Der Major streckte ihm seine Hand entgegen. »Gluckwunsch! Vielleicht etwas spat, aber ein Schritt in die richtige Richtung.«
Ainslie fragte sich, was nun kommen wurde. Er freute sich uber die Beforderung und hatte am liebsten gleich Karen angerufen, um ihr davon zu erzahlen. Aber er wartete ab, was Figueras noch sagen wurde.
»Karrierema?ig sind Sie jetzt in guter Form, Malcolm, und haben die Wahl zwischen mehreren Moglichkeiten. Die erste ware der Posten des Chefs der Mordkommission.« Als Ainslie ein uberraschtes Gesicht machte, fuhr Figueras fort: »Leo Newbold wird zum Captain befordert und ubernimmt eine neue Aufgabe. Sie wurden normalerweise auch versetzt, aber Sie haben in der Mordkommission so hervorragende Arbeit geleistet, da? auf Ihren Wunsch eine Ausnahme gemacht werden konnte.«
»Nein, danke.« Ainslie schuttelte den Kopf. »Ich habe Leo schon gesagt, da? ich ausscheiden mochte.«
»Das ist mir inoffiziell zu Ohren gekommen, und ich habe volles Verstandnis dafur. Wir wollen nur, da? Sie samtliche Optionen kennen.«
Das »wir« war bedeutsam. Was Figueras sagte, kam also von ganz oben.
»Okay, wagen wir Ihre Zukunft im Department ab«, fuhr der Kommandeur der Abteilung Verbrechensbekampfung nuchtern fort. »Sie sind mit neununddrei?ig Jahren Lieutenant geworden. In weiteren drei Jahren konnten Sie Captain sein und dann nach Ermessen des Chiefs zum Major befordert werden. Eine Garantie gibt's dafur naturlich nicht, und Sie waren im Vergleich zu anderen immer ein bi?chen alt, weil Sie ziemlich spat zu uns gekommen sind. Nach funfzehn Dienstjahren konnten Sie mit etwa vierundvierzig Jahren Major werden, und daruber gibt's bekanntlich wenige Jobs, und die Konkurrenz ist verdammt gro?. Sie
»Das ist mir nur recht.«
»Daruber hinaus gibt's eine weitere Tatsache zu beachten, die ich wirklich offen ansprechen will. In letzter Zeit haben Sie vermutlich mehr offentliche Aufmerksamkeit erregt als jemals irgendeiner unserer Leute. Ein Grund dafur ist naturlich Ihre sehr erfolgreiche Arbeit bei der Mordkommission. Aber die Medien haben sich vor allem auf Ihre Vergangenheit als Priester und Wissenschaftler gesturzt, was mich zu einem weiteren Punkt bringt.«
Ainslie glaubte zu wissen, worauf Figueras hinauswollte.
»Der springende Punkt ist, Malcolm, da? die Medien wegen dieser ganzen Aufmerksamkeit Ihre zukunftige Arbeit im Police Department beobachten und vielleicht ubertrieben herausstellen werden. Daran ist an sich nichts auszusetzen, aber das Department konnte sich dabei unbehaglich fuhlen. Wie Sie wissen, stehen hier nur wenige Leute standig im Blickpunkt der Offentlichkeit, und das gilt sogar fur den Chief - die Mehrheit der Einwohner Miamis durfte nicht einmal seinen Namen kennen. Das ist schon immer so gewesen, und die meisten von uns mochten diesen Zustand beibehalten.«
»Lassen Sie mich etwas klarstellen«, sagte Ainslie. »Soll das hei?en, da? es Ihnen trotz meiner Beforderung und so weiter am liebsten ware, wenn ich den Polizeidienst quittieren wurde?«
»Falls Sie diesen Eindruck gewonnen haben«, antwortete Figueras, »habe ich mich mi?verstandlich ausgedruckt, denn genau das wollen wir auf keinen Fall damit sagen. Aber die meisten von uns hier finden, Malcolm, da? die Aufstiegsmoglichkeiten, die das Department Ihnen noch zu bieten hat, einfach nicht Ihren Fahigkeiten entsprechen. Uns ware es lieber, Sie ergriffen eine fur
»Das Dumme ist nur«, meinte Ainslie, »da? ich in letzter Zeit nicht allzu viele Stellenangebote gelesen habe. Aber das sollte ich vielleicht tun.«
Major Figueras lachelte. »Die Muhe konnen Sie sich sparen, Malcolm. Tatsachlich - und damit kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Gesprachs - gibt es eine Organisation au?erhalb des Police Department, die sich an den Chief, den Oberburgermeister und vielleicht auch an andere gewandt hat, um Sie fur sich zu gewinnen - zu au?erst gunstigen Bedingungen, wie man hort.«
Ainslie runzelte die Stirn. »Kenne ich diese geheimnisvolle Organisation?«
»Das glaube ich nicht. Diese Initiative geht vom Vorsitzenden des Kuratoriums der South Florida University aus.« Figueras warf einen Blick auf die vor ihm liegende Notiz. »Er hei?t Dr. Hartley Allardyce. Wurden Sie sich mit ihm treffen wollen?«
Das Leben ist voller Uberraschungen, dachte Ainslie. Er antwortete: »Wie konnte ich dazu nein sagen?«
»Das mag Sie uberraschen, Dr. Ainslie«, sagte Hartley Allardyce, »aber wir haben an unserer Universitat viel von Ihnen gesprochen, seit Ihre Fahigkeiten und Ihr ursprunglicher Beruf weithin bekanntgeworden sind.«
»Ja, das uberrascht mich«, bestatigte Ainslie. »In letzter Zeit uberrascht mich fast alles.«
Seit dem Gesprach mit Major Figueras waren drei Tage vergangen. Jetzt sa?en Ainslie und Allardyce beim Dinner im City Club in der Innenstadt Miamis. Ainslie fand es seltsam, mit »Doktor« angesprochen zu werden. Obwohl ihm dieser Titel zustand, hatte er ihn jahrelang nicht mehr gehort und zuvor als Geistlicher nie benutzt. Aber unter den gegenwartigen Umstanden...
Dr. Hartley Allardyce, der sich offenbar gern reden horte, fuhr fort: »Die Offentlichkeit liebt Lokalmatadore, hat sie schon immer geliebt, und Sie sind einer, seit Sie alle diese gra?lichen Verbrechen aufgeklart haben. Das Besondere daran ist, da? Sie diese Falle mit wissenschaftlichen Methoden intellektuell gelost haben, wofur viele unserer Professoren - aber auch ich - Sie bewundern.«
Ainslie murmelte verlegen lachelnd einen Dank.
Sein Gesprachspartner winkte ab und fuhr fort: »Ihr Aufstieg zu einem in der Offentlichkeit bekannten Mann hatte zu keinem gunstigeren Zeitpunkt erfolgen konnen - fur mich und andere, die ich vertrete. Und hoffentlich auch fur Sie.«
Hartley Allardyce war eine so eindrucksvolle Erscheinung, wie sein Name suggerierte: gutaussehend, silberhaarig und braungebrannt, mit selbstbewu?tem Auftreten und ansteckendem Lacheln. Er stammte aus einer reichen Familie und hatte sein ererbtes Vermogen als Grunder eines international tatigen Investmentfonds