Bescheid gewu?t und sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Unsere Flotte — nun, die Anfangsstrahlung wird sich mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnen. Sie hatte die Mannschaften getotet, bevor sie uberhaupt etwas geahnt haben wurden. Ein paar Stunden spater hatte die erste hei?e Gaswelle die Schiffe verdampft. Das Imperium hatte seine Flotte verloren und sich Merseias Expansion nicht langer widersetzen konnen. Das ist in meinen Augen der Grund, warum auf Starkad Krieg gefuhrt wird.“

Ranjit Singh zupfte an seinem Bart. „Konnen wir nichts unternehmen? Konnen wir nicht versuchen, diesen Planeten mit uberschweren Nuklearraketen zu sprengen?“

„Das wei? ich nicht. Ich mochte es bezweifeln. Zu viele Bruchstucke wurden auf derselben Bahn weiterfliegen. Das mu?ten Experten prufen. Naturlich konnen wir Starkad evakuieren. Es gibt andere Planeten.“

„Willst du es mir jetzt sagen?“ fragte Dragoika.

Flandry erklarte es ihr. Er war besturzt, als sie weinte.

16

Highport lag still und fast verlassen. Die wenigen noch hier verbliebenen Manner sa?en kartenspielend in den ha?lichen Baracken oder schlenderten durch die staubigen Stra?en und warteten auf Befehle. Kaum einer, der sich nicht nach Hause sehnte. Baustellenlarm und Dusengeheul waren verstummt, und nach den ersten tumultartigen Feiern gab es keine Freudenausbruche mehr. Das Ende des Krieges hatte die Leute benommen zuruckgelassen. Zuerst war die lapidare Ankundigung gekommen, da? Admiral Enriques und Fodaich Runei einen Waffenstillstand vereinbart hatten, wahrend sie mit ihren Regierungen sprachen. Dann, nach tagelanger Ungewi?heit, waren die Schiffe eingetroffen, war die Proklamation veroffentlicht worden, da? Imperium und Roidhunat gemeinsam die Evakuierung der Bewohner des zum Untergang verurteilten Planeten Starkad vorbereiten und ihren Konflikt beenden wurden. Kurz darauf hatten beide Parteien ihre Streitkrafte bis auf wenige Beobachter abgezogen. An ihrer Stelle waren Zivilisten gekommen, Wissenschaftler und Organisatoren fur das neue Evakuierungsprojekt. Und dazu zahllose Geruchte. Wie konnte man da weiterleben, als sei nichts Besonderes geschehen? Nichts wurde jemals wieder ganz normal sein. Nachts sah man die Sterne uber sich und erschauerte.

Dominic Flandry ging schweigend durch den Abend. Die Luft war kuhl und klar, und es war so still, da? er den Sand unter seinen Stiefelsohlen knirschen horte. Uber den Schneefeldern der Narpaspitze hing einer der Monde gleich einem riesigen Lampion und tauchte die Bergwelt in sein geheimnisvolles Licht. Nie hatte Flandry den Planeten so herzbewegend schon gefunden.

In Ridenours Buro brannte Licht, und die Tur stand angelehnt. Flandry trat ein. Die meisten Schreibtische standen leer. Ridenours Xenologen waren unterwegs. Ihr Chef versuchte ihre weltumspannenden Anstrengungen zu koordinieren und ersetzte seinen Schlaf durch Drogen. Im Augenblick unterhielt er sich mit einem Fremden. Flandrys Kehle schnurte sich zusammen, und er machte eine Bewegung, als wolle er hinauslaufen. Graf Hauksberg!

Jeder wu?te, da? die „Dronning Margrete“ am Vortag eingetroffen war und da? der Abgesandte seiner Majestat auf Starkad eine letzte Inspektion machte. Flandry hatte sich vorgenommen, ihm aus dem Weg zu gehen. Nun war das Ungluck geschehen, und er nahm Haltung an.

Der Graf blieb gelassen sitzen, nur sein scharfes Gesicht wendete sich Flandry zu. Fast amusiert sagte er: „Sieh mal an. Wer kommt denn da?“

„Fahnrich Flandry, Exzellenz. Ich-ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte nicht storen. Ich werde gehen.“

„Nein. Bleiben Sie. Ich wollte sowieso ein Wortchen mit Ihnen reden.“ Er nickte Ridenour zu. „Bitte fahren Sie fort. Was waren das fur Schwierigkeiten?“

Der Xenologe bemerkte den Neuankommling kaum, der sich mit hangendem Kopf auf einen entfernten Stuhl niederlie?. „Vielleicht kann ich die Schwierigkeiten am besten durch eine typische Szene illustrieren, die in der vergangenen Woche aufgenommen wurde. Sie spielt im Haus der Schwesternschaft in Ujanka.“

Er machte sich an seinen Geraten zu schaffen. Ein Bildschirm flackerte auf und zeigte einen Raum mit unverputzten Bruchsteinmauern, an denen allerlei barbarische Trophaen hingen. Ein Mann und mehrere einheimische Frauen mit den gestreiften und federgeschmuckten Umhangen ihrer Wurde und Autoritat sa?en vor einem Visiphon. Flandry erkannte zwei oder drei von ihnen. Er verwunschte den Zufall, der ihn hergefuhrt hatte. Sein Abschied von der Stadt Ujanka und ihren Bewohnern war eine noch offene Wunde seiner Seele.

Ostrava, die diesjahrige Ratsvorsitzende, beaugte unwillig das projizierte Fischgesicht. „Niemals!“ schnarrte sie. „Wir haben unsere Rechte und Notwendigkeiten, die wir verteidigen mussen. Lieber sterben als aufgeben, was unsere Mutter mit dem Einsatz ihres Lebens errungen haben.“

Das Bild blendete in eine andere Umgebung uber. Flandry erkannte den unterseeischen Tempel wieder. Licht durchdrang das Wasser und farbte es smaragdgrun. Die Stadtoberhaupter des Seevolkes von Zletovar schwebten fast ohne Bewegung vor der traumhaften Kulisse der Saulengange und Arkaden. Sie hatten Isinglas als Experten zugezogen. Von ihnen werde ich mich nicht mehr verabschieden konnen, dachte Flandry bekummert.

„Ihr wollt also weiterhin alles stehlen, wie ihr es immer getan habt“, sagte einer, der fur die Versammelten sprach. „Das darf nicht sein. Wir mussen diese Hilfsquellen haben, wenn die schweren Zeiten anbrechen. Verge?t nicht, da? wir unsere Waffen behalten.“

Die Aufnahme schlo? Erlauterungen der Dolmetscher ein, die Ridenour zu beiden Versammlungen entsandt hatte und die fur die Aufnahmen verantwortlich waren.

„Unsere Station im sudlichen Archipel hat eigens fur Sie eine vorlaufige Ubersicht gegeben, Exzellenz“, sagte Ridenour. Er schaltete um. Auf dem Bildschirm erschien eine Lagune, wo Sonnenlicht auf kleinen Wellen glitzerte und hinter einem breiten Streifen wei?en Sandes Baume im Seewind rauschten. Man sah es aus dem Kajutfenster eines Motorbootes. Das Objektiv richtete sich auf einen Mann mit dunklen Randern unter den Augen. Er nannte Datum und Ort und las von einem Manuskriptblatt ab:

„Beide Parteien machen weiterhin exklusive Rechte auf die Nutzung der Fischgrunde um den Archipel geltend. Unsere Beratergruppen haben in Zusammenarbeit mit merseiischen Experten neuerliche Gewalttatigkeiten und Ubergriffe zu verhindern vermocht, aber ein Kompromi? zeichnet sich noch nicht ab. Wir werden uns weiter um eine Verstandigung bemuhen und rechnen auf lange Sicht mit einem Erfolg, aber vorlaufig fehlen dafur noch alle Voraussetzungen.“

Ridenour schaltete ab. „Sehen Sie? Wir konnen diese Leute nicht einfach wie Vieh in Raumschiffe verladen. Es genugt auch nicht, da? wir bestimmen, welcher von den in Frage kommenden Planeten am besten fur sie geeignet ist. Wir mussen sie darauf vorbereiten, psychologisch durch Aufklarungs- und Erziehungsarbeit, organisatorisch durch eine zahlenma?ige Erfassung aller Gruppen, wobei wir auf die Einsicht ihrer Fuhrer in die Notwendigkeiten angewiesen sind. Selbst unter idealen Bedingungen werden ihre Kulturen einen erheblichen Schock davontragen. Die Vorbereitungen erfordern jahrelang geduldige Arbeit. In der Zwischenzeit wollen und mussen beide Rassen leben. Unsere Bekanntmachung, da? ihre Welt zum Untergang verurteilt ist, hat verstandlicherweise eine ungeheure Erregung ausgelost. Die meisten werden lange brauchen, bis sie vernunftig daruber denken und reden konnen. Anderen wird das nie gelingen. Nur wenigen ist uberhaupt klar, worum es geht; sie sind ja zu einem gro?en Teil ohne astronomische Kenntnisse. Wir durfen nicht geringschatzig auf sie herabsehen. Wenn wir und die Merseier, wir gro?en, raumbeherrschenden Rassen, weniger von den Instinkten und mehr von der Vernunft geleitet wurden, gabe es keinen Krieg zwischen uns.“

„Es herrscht kein Krieg“, sagte Hauksberg.

„Das bleibt abzuwarten, lieber Graf.“ Ridenour sah die Wolken des Unmuts auf Hauksbergs Stirn, und fuhr in verandertem Tonfall fort: „Wenn Exzellenz auf die Notwendigkeit zusatzlichen Personals hinweisen konnten… Wir haben zu wenig ausgebildete Leute. Sie haben einen kleinen Ausschnitt von unserer Arbeit auf diesem kleinen Flecken Planetenoberflache gesehen. Aber wir haben es mit Millionen von Individuen, mit Tausenden von Bevolkerungsgruppen zu tun. Viele sind uns nicht mehr als Namen auf wei?en Flecken der Landkarte. Aber auch diese wei?en Flecken sind mit lebenden, denkenden, fuhlenden Wesen erfullt. Wir mussen sie erreichen, mussen sie retten. Wir konnen nicht alle erfassen, aber jeder Gerettete ist eine Rechtfertigung mehr fur die Existenz der

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