ausgeblasen, und das Licht im Raum ging an. Dov sah sechs Manner und zwei Frauen vor sich. Sie begru?ten ihn mit Handschlag und nannten ihm ihre Namen. Der alte Akiba war selbst anwesend, Ben Mosche war da und Nachum ben Ami, Davids Bruder.

»Deine Fahigkeiten sind fur uns von gro?em Wert, Dov Landau«, sagte Akiba. »Das ist der Grund, weshalb wir dich ohne die sonst ubliche Vorbereitung aufgenommen haben.«

»Ich bin nicht zu den Makkabaern gegangen, um Bilder zu malen«, sagte Dov heftig.

»Du wirst tun, was man dir sagt«, entgegnete Ben Mosche.

»Du bist jetzt ein Makkabaer«, sagte Akiba. »Dadurch bist du berechtigt, dir den Namen eines hebraischen Heroen zuzulegen, hast du einen solchen Namen im Sinn?«

»Giora«, sagte Dov.

Einige der Anwesenden lachten. Dov knirschte mit den Zahnen. »Giora?« sagte Akiba. »Tut mir leid, aber da sind andere vor dir dran.«

»Wie ware es mit Kleiner Giora«, sagte Nachum ben Ami, »bis Dov eines Tages vielleicht der Gro?e Giora werden kann?«

»Das wird nicht lange dauern, wenn ihr mir die Chance dazu gebt.« »Du wirst eine Falscherwerkstatt einrichten«, sagte Ben Mosche, »und mit uns ziehen. Wenn du dich gut fuhrst und tust, was man dir sagt, dann darfst du vielleicht ab und zu auch bei einer unserer Unternehmungen mitmachen.«

Major Fred Caldwell sa? im britischen Offiziersklub in Jerusalem und spielte Bridge. Doch es fiel ihm schwer, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Seine Gedanken gingen immer wieder zur Dienststelle der CID und der gefangenen Makkabaerin zuruck, die dort seit drei Tagen verhort wurde. Sie hie? Ayala, war Anfang Zwanzig und sehr hubsch. Jedenfalls war sie es gewesen, bevor das Verhor begonnen hatte. Sie war standhaft geblieben und hatte fur die Beamten der CID nur Verachtung ubrig gehabt. Doch heute morgen war ihnen die Geduld gerissen, und sie hatten begonnen, Ayala verscharft zu vernehmen.

»Sie sind dran, Freddy«, sagte sein Partner, der ihm am Tisch gegenubersa?.

Caldwell warf einen raschen Blick auf seine Karten. »Entschuldigen Sie«, sagte er und spielte aus, aber schlecht. Er dachte an den Inspektor, der uber Ayala stand und ihr mit einem Gummischlauch ins Gesicht schlug. Er horte, wie es wieder und wieder knallte, bis ihr Nasenbein gebrochen, die Augen dunkelblau angeschwollen und die Lippen zerplatzt waren. Doch Ayala war stumm geblieben. Eine Ordonnanz kam an den Tisch. »Verzeihung, Herr Major — Sie werden am Apparat verlangt.«

»Entschuldigt mich, Jungs«, sagte Freddy, legte die Karten verdeckt auf den Tisch und ging zum Telefon. Er nahm den Horer und sagte: »Hier Caldwell.«

»Hallo, Sir — hier spricht der Sergeant von der Wache bei der CID. Inspektor Parkington hat mich gebeten, Sie sofort anzurufen. Er la?t Ihnen sagen, die Makkabaerin sei bereit, auszupacken, und Sie mochten doch gleich mal 'ruberkommen.«

»In Ordnung«, sagte Caldwell.

»Inspektor Parkington hat schon einen Fahrer losgeschickt, der Sie abholen soll, Sir. Der Wagen wird in einigen Minuten bei Ihnen sein.«

Caldwell ging an den Bridgetisch zuruck. »Tut mir leid, Jungs, aber ich mu? fort. Die Pflicht ruft.« »Das ist Pech, Freddy.«

Was hei?t hier Pech, dachte Freddy. Er freute sich darauf. Er trat vor die Tur. Die Posten salutierten. Ein Wagen hielt an, ein Soldat, der am Steuer gesessen hatte, sprang heraus, ging auf Caldwell zu und legte die Hand an die Mutze.

»Major Caldwell?«

»So ist es, mein Sohn.«

»Ihr Wagen von der CID, Sir.«

Der Soldat ging zum Wagen und offnete die hintere Tur. Caldwell stieg ein, der Soldat rannte um den Wagen herum, setzte sich ans Steuer und fuhr los. Bei der zweiten Querstra?e fuhr der Fahrer an den Rinnstein heran und verlangsamte die Fahrt. Im nachsten Augenblick wurden die Turen aufgerissen, drei Manner sprangen herein, schlugen die Turen zu, und der Wagen nahm seine alte Geschwindigkeit wieder auf.

Caldwell schnurte es die Kehle zu vor Angst. Er schrie auf und wollte sich auf Ben Mosche sturzen. Der Makkabaer, der vorn neben dem Fahrer sa?, drehte sich herum und versetzte ihm einen Schlag mit der Pistole.

»Ich verlange Auskunft, was das Ganze bedeuten soll!« sagte Caldwell, der vor Angst die Augen weit aufri?.

»Sie scheinen beunruhigt zu sein, Major Caldwell«, sagte Ben Mosche.

»Halten Sie augenblicklich an und lassen Sie mich heraus.«

»Auf dieselbe Weise etwa wie einen vierzehnjahrigen Jungen namens Ben Solomon in einem Araberdorf, waren Sie damit einverstanden? Sehen Sie, Major Caldwell, Ben Solomons Geist hat aus dem Grabe gerufen und uns aufgefordert, den Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.«

Caldwell brach der Schwei? aus, es brannte ihm in den Augen.

»Das ist eine Luge — eine Luge!«

Ben Mosche legte etwas auf Caldwells Knie und richtete den Schein seiner Taschenlampe darauf. Es war eine Fotografie des enthaupteten Ben Solomon.

Caldwell begann zu wimmern und um Gnade zu bitten. Er knickte zusammen und erbrach sich vor Angst.

»Es sieht aus, als sei Major Caldwell geneigt, einiges zu erzahlen«, sagte Ben Mosche. »Es ist wohl das Beste, wir bringen ihn zu unserem Hauptquartier, damit er uns mitteilen kann, was er wei?, ehe wir das Konto Ben Solomon begleichen.«

Caldwell platzte mit allem heraus, was ihm von den militarischen Planen der Englander und der Tatigkeit der CID bekannt war und unterschrieb anschlie?end eine Erklarung, worin er seine Schuld an dem Tode Ben Solomons eingestand.

Drei Tage nach Major Caldwells Entfuhrung fand man seine Leiche auf dem Zionsberg in der Nahe der alten Stadtmauer. An der Leiche war eine Fotografie Ben Solomons und eine Fotokopie von Caldwells Gestandnis befestigt, und quer uber den Text dieses Dokuments waren die Worte geschrieben: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

XII.

Die Nachricht von Major Caldwells Ermordung schlug wie eine Bombe ein. Zwar schien niemand die Berechtigung dieser Vergeltung zu bezweifeln, doch fanden viele, da? die Makkabaer mit ihren Methoden zu weit gingen.

In England, wo man die gesamte Situation mit steigendem Unbehagen beobachtete, ubte die offentliche Meinung einen Druck auf die Labour-Regierung aus, um sie zu veranlassen, das Mandat niederzulegen. In Palastina waren die Englander erbittert und beunruhigt.

Zwei Tage, nachdem Caldwells Leiche gefunden worden war, starb ein von den Englandern gefangener Makkabaer. Es war das Madchen Ayala, das nach den schweren Mi?handlungen wahrend der »verscharften Vernehmung« verblutet war. Als die Makkabaer von Ayalas Tod erfuhren, begannen sie einen vierzehntagigen Vergeltungsfeldzug, der alle ihre bisherigen Aktionen in den Schatten stellen sollte. Jerusalem taumelte bald unter den Schlagen des Terrors, der zuletzt mit einem bei hellichtem Tage gefuhrten Angriff gegen das Hauptquartier der CID ihren Hohepunkt erreichte. Wahrend dieser vierzehntagigen Holle, bei der der ganze aufgestaute Zorn der Makkabaer zum Ausdruck kam, kampfte Dov Landau mit einer geradezu selbstmorderischen Tapferkeit, die selbst die hartesten Makkabaer in Erstaunen versetzte. Er nahm an vier Angriffen teil und war schlie?lich sogar einer der Fuhrer der Aktion gegen das CID-Hauptquartier. Durch seinen in diesen vierzehn Tagen bewiesenen Mut begann der Name des »Kleinen Giora« als der eines furchtlosen Freiheitskampfers fast legendar zu werden. Ganz Palastina hielt Tag fur Tag in Erwartung des nachsten Schlages, der kommen wurde, den Atem an. General Arnold Haven-Hurst, der anfanglich ganz betaubt war, schritt aber sehr bald zu harten Ma?nahmen gegen die Jischuw. Er verhangte Ausnahmezustand und Kriegsrecht, fuhrte Ausgangs- und Stra?ensperren ein, lie? zahlreiche Haussuchungen vornehmen und Siedlungen, in denen Waffen vermutet wurden, grundlich durchkammen. Tagein, tagaus patrouillierten britische Truppen durch die Stra?en der judischen Stadte — in standiger Befurchtung eines neuen Angriffs, der jederzeit aus irgendeinem Hinterhalt kommen konnte. In seiner Abschreckungskampagne, die Handel und Industrie fast zum Erliegen brachte, scheute er selbst vor Exekutionen nicht zuruck.

Gleichzeitig mit der Aktion der Makkabaer hatte Aliyah Bet drei weitere Schiffe mit illegalen Einwanderern

Вы читаете Exodus
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату