In offener Verletzung des internationalen Rechts sperrten die Agypter den Suezkanal fur israelische Schiffe und fur Schiffe anderer Nationen, deren Ladung fur Israel bestimmt war.

Der Golf von Akaba wurde blockiert, um die Juden daran zu hindern, Elath als Hafen zu benutzen.

Die Arabische Legion ignorierte unverfroren die beim Waffenstillstand getroffene Vereinbarung, da? die Juden zur Altstadt von Jerusalem freien Zugang haben sollten, um an der heiligsten Statte der Judenheit, der Klagemauer des Tempels, ihre Gebete verrichten zu konnen.

Samtliche arabischen Nationen lehnten es ab, die Existenz des Staates Israel anzuerkennen; sie betonten vielmehr bei jeder Gelegenheit ihre Entschlossenheit, Israel zu vernichten.

Die Araber, hauptsachlich die Agypter im Gebiet von Gaza, stellten organisierte Banden auf, deren Aufgabe es war, nachts uber die Grenze zu gehen, um die Felder der Israelis in Brand zu stecken, Wasserleitungen zu unterbrechen, Verheerung anzurichten und Menschen im Hinterhalt aufzulauern, um sie umzubringen. Fur diese Banden verwendete man die drangsalierten, von Demagogen aufgehetzten Palastinafluchtlinge.

Die Untaten der Banden erreichten schlie?lich ein solches Ausma?, da? Israel nichts anderes ubrigblieb, als Vergeltungsma?nahmen zu ergreifen. Die israelische Armee erklarte, da? fur jeden ermordeten Juden zehn Araber getotet werden wurden. Vergeltung schien leider die einzige Sprache zu sein, die die Araber verstanden, die einzige Ma?nahme, die ihrem Treiben moglicherweise Einhalt gebieten konnte.

Eine der Abwehrma?nahmen, die man in Israel entwickelte, hie? Nahal. Hierbei handelte es sich um die beschleunigte Errichtung wehrhafter Siedlungen an strategisch wichtigen Punkten. Viele Jugendgruppen, junge Manner und junge Frauen, gingen geschlossen zum Heer, um als militarische Einheit die Grundausbildung durchzumachen. Nach Abschlu? der Grundausbildung wurden sie an die Grenzen des Landes geschickt, um dort Wehrsiedlungen zu errichten, also mit der doppelten Aufgabe, den Boden zu bearbeiten und die Grenze zu verteidigen. Die Siedlungen dieser jungen Leute, die meist noch keine Zwanzig waren, lagen unmittelbar an der Grenze, nur wenige Meter vom Feind entfernt.

Die Lebensbedingungen waren au?erordentlich hart. Der Sold der jungen Farmer-Soldaten betrug drei?ig Dollar im Jahr. Vor ihnen lag der Tod, hinter ihnen unfruchtbares Land, das erst urbar gemacht werden mu?te. Und doch — ein weiteres Wunder der jungen Nation —: die Jugend Israels meldete sich freiwillig dazu, ihr Leben in solchen Siedlungen an den Grenzen zu verbringen. Unauffallig und ohne jedes heroische Pathos begaben sie sich auf diesen entsagungsvollen Posten. Sie betrachteten es als ihre selbstverstandliche Pflicht, in dieser Gefahr zu leben. Es war ihre Aufgabe. Sie hatten keinerlei Gedanken an irgendeinen personlichen materiellen Gewinn, sondern dachten ausschlie?lich an Israel und die Zukunft. Die harteste dieser Fronten bildete die Grenze im Gebiet von Gaza, diesem schmalen Landstrich, der wie ein Finger in das Gebiet Israels hineinstie?. Das alte Gaza, wo Samson einst die Tore aus den Angeln gehoben hatte, hatte jetzt neue Tore bekommen: die Tore der Lager fur Palastinafluchtlinge. Diese Fluchtlinge sa?en untatig herum und lebten von den Spenden der internationalen Organisationen, wahrend sie von den agyptischen Lagerleitern voll Ha? gepumpt wurden. Gaza war der entscheidende Stutzpunkt fur die Aufstellung und Ausbildung der von den Agyptern geforderten Fedayin — der Banden, die nachts illegal zu Raub und Mord uber die Grenze gingen.

An diese bedrohte Grenze zogen zweiundzwanzig junge Manner und sechzehn Madchen, um hier, knapp zehn Kilometer vom Zentrum des Feindes entfernt, eine Nahal-Siedlung zu errichten. Sie bekam den Namen Nahal Midbar — Strom in der Wuste.

Eines der sechzehn Madchen war die Sanitaterin Karen HansenClement.

Dov hatte seine Studien am Weizmann-Institut beendet und wurde in das Hule-Tal versetzt, um dort an einem gro?en Wasserbauprojekt mitzuarbeiten. Er lie? sich funf Tage Urlaub geben, um nach Nahal Midbar zu fahren und Karen zu besuchen, bevor er sich bei seiner neuen Dienststelle melden mu?te. Sie hatten sich nicht mehr gesehen, seit Karen vor sechs Wochen mit ihrer Gruppe losgezogen war.

Dov brauchte einen ganzen Tag, um diese abgelegene Ecke der Negev-Wuste per Anhalter zu erreichen. Von der Landstra?e, die an der Grenze des Gaza-Gebiets entlangfuhrte, zweigte ein Landweg ab, der rund vier Kilometer weit zu der Siedlung fuhrte.

Nahal Midbar bestand gro?tenteils noch aus Zelten. An Gebauden gab es bisher nur eine Speisebaracke, einen Gerateschuppen und zwei Wachtturme. Diese wenigen Gebaude standen verloren inmitten einer windigen, unbelebten, ausgedorrten Einsamkeit, die am Ende der Welt zu liegen schien, am Rande des Nichts. Bedrohlich erhob sich der Umri? von Gaza am Horizont. Auf der dem Feind zugewandten Seite der Siedlung zogen sich Schutzengraben und Stacheldrahthindernisse entlang.

Ein erstes Stuck Land war unter dem Pflug. Dov blieb am Tor stehen. Nahal Midbar machte einen trostlosen Eindruck. Doch dann verwandelte es sich fur ihn plotzlich in den herrlichsten Garten der Welt, denn er sah Karen, die von ihrem Lazarettzelt auf ihn zugelaufen kam.

»Dov! Dov!« rief sie, wahrend sie rasch uber die nackte braune Erde der Anhohe lief. Sie warf sich in seine ausgebreiteten Arme; sie hielten sich eng umschlungen, und ihre Herzen klopften vor Erregung und Freude.

Dann nahm Karen ihn an der Hand und fuhrte ihn an die Wasserstelle; er wusch sich das verschwitzte Gesicht und nahm einen tiefen Schluck. Anschlie?end ging sie mit ihm einen Weg entlang, der uber den Hugel zu einer Stelle fuhrte, wo Ruinen aus der Zeit der Nabataer standen. Diese Stelle war der vorderste Beobachtungsposten, direkt an der Grenze gelegen, und ein beliebter Treffpunkt fur Liebespaare.

Karen gab dem Posten durch ein Zeichen zu verstehen, da? sie die Wache ubernehmen werde; der Posten verstand und zog ab.

Karen und Dov gingen zu den Mauerresten eines alten Tempels, und dort warteten sie, bis der Posten au?er Sicht war. Karen spahte durch den Stacheldraht nach vorn. Alles war ruhig.

Beide lehnten ihre Gewehre gegen die Mauer und umarmten und ku?ten sich.

»Oh, Dov!« sagte Karen atemlos. »Endlich!«

»Ich bin vor Sehnsucht nach dir fast gestorben!« sagte er.

Sie ku?ten sich wieder und wieder, spurten die mittaglich brennende Wustensonne nicht mehr, spurten nur noch die Nahe des anderen. Dov ging mit Karen in eine Ecke des Tempels. Sie setzten sich auf die Erde, und Karen lag in seinen Armen.

Nach einer Weile sagte Dov: »Ich mu? dir etwas erzahlen — eine gro?artige Sache.«

»Was denn?«

»Du wei?t, da? ich zu diesem Wasserbauprojekt im Hule-Tal abkommandiert bin?«

»Ja, naturlich.«

»Also, gestern mu?te ich mich beim Stab melden. Ich soll nur bis zum Ende des Sommers im Hule-Tal bleiben — dann soll ich nach Amerika gehen, um dort mein Studium fortzusetzen! An der Technischen Hochschule von Massachusetts!«

Karen machte gro?e Augen. »Nach Amerika? Um zu studieren?«

»Ja. Fur zwei Jahre. Ich konnte es kaum erwarten, herzukommen, um es dir zu erzahlen.«

Karen fa?te sich rasch und zwang sich, zu lacheln. »Wie wunderbar, Dov. Ich bin so stolz auf dich. Dann wirst du also in sechs bis sieben Monaten nach Amerika gehen.«

»Ich habe noch keine Zusage gegeben«, sagte er. »Ich wollte es erst mit dir besprechen.«

»Zwei Jahre, das ist ja nicht fur immer«, sagte Karen. »Und was meinst du, wie unser Kibbuz hier aussehen wird, wenn du zuruckkommst. Wir werden dann zweitausend Dunam Land unterm Pflug haben, und eine Bibliothek, und ein Kinderheim voller Babys.« »Sachte, sachte«, sagte Dov. »Ich gehe nicht nach Amerika oder sonstwohin ohne dich. Wir heiraten, und du gehst mit. Es wird naturlich nicht ganz einfach werden in Amerika. Man wird mir kein gro?es Stipendium geben konnen. Ich werde nebenbei arbeiten mussen, aber du kannst Kurse in Krankenpflege nehmen und auch praktisch arbeiten — wir werden es schon schaffen.«

Karen sagte nichts. Sie sah in die Ferne, wo sich Gaza erhob, und sie sah die Wachtturme und die Schutzengraben.

»Ich kann nicht fort von Nahal Midbar«, sagte sie leise. »Wir haben gerade erst angefangen. Die Jungens arbeiten zwanzig Stunden taglich.«

»Karen — du mu?t Urlaub nehmen.«

»Nein, Dov, das kann ich nicht. Wenn ich weggehe, wird es fur alle anderen hier um so schwerer.«

»Du mu?t mitkommen. Ich gehe nicht ohne dich. Verstehst du denn gar nicht, was das bedeutet? Wenn ich in zwei Jahren wieder hierherkomme, dann werde ich ein Fachmann auf dem Gebiet des Wasserbaues sein. Wir werden zusammen in Nahal Midbar wohnen, und ich werde hier in der Nahe an den Bewasserungsprojekten arbeiten. Begreife doch, Karen — ich werde dann fur Israel funfzigmal mehr wert sein als jetzt.«

Вы читаете Exodus
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату
×