hereinsehen, um Ihnen guten Tag zu sagen.«

Sara entfernte sich eilig wieder in ihre Kuche.

Kitty wandte sich an Dov. »Ich habe viel Gutes uber Sie gehort, Dov«, sagte sie.

Dov zog die Schultern hoch.

»Seien Sie nicht unnotig bescheiden. Man hat mir berichtet, da? Sie mit einem gro?en Projekt zur Regulierung des Jordan beschaftigt sind.«

»Ja, allerdings brauchen wir dazu das Einverstandnis der Syrer, aber die werden naturlich nicht einverstanden sein. Dabei ware der Vorteil fur Syrien und Jordanien zehnmal gro?er als fur uns. Trotzdem sind sie dagegen.«

»Und aus welchem Grund?« fragte Sutherland.

»Wir mussen den Lauf des Jordan einige Kilometer weit verandern. Die Araber behaupten, wir taten das aus strategischen Grunden, obwohl wir ihnen angeboten haben, Beobachter zu entsenden. Aber wir werden es schon schaffen.«

Dov holte tief Luft. Es war ihm deutlich anzumerken, da? er etwas auf dem Herzen hatte, uber das er mit Kitty gern gesprochen hatte. Sutherland, dem das nicht entgangen war, begab sich an das andere Ende des Raumes und beschaftigte sich angelegentlich mit den Buchern, die dort standen.

»Horen Sie, Kitty«, sagte Dov, »ich hatte gern mit Ihnen uber Karen gesprochen, bevor sie da ist.«

»Ja, Dov, gern.«

»Sie ist schrecklich eigensinnig.«

»Ich wei?. Ich war vor ein paar Wochen in Nahal Midbar, und wir hatten ein langes Gesprach miteinander.«

»Hat sie Ihnen erzahlt, da? ich die Moglichkeit habe, in Amerika zu studieren?«

»Nein, sie hat mir nichts davon erzahlt, doch ich wu?te es ohnehin schon. Wissen Sie, ich habe so lange in Israel gelebt, da? ich mein eigenes Spionagesystem entwickelt habe.«

»Ich wei? nicht, was ich machen soll. Sie meint, sie konne die Siedlung nicht im Stich lassen. Ich furchte, sie wird sich weigern, mit mir zu kommen. Ich — ich kann mich einfach nicht fur zwei Jahre von ihr trennen.«

»Ich werde sie mir vornehmen«, sagte Kitty lachelnd. »Karens Widerstand wird von Minute zu Minute schwacher. Keine Sorge, Dov — das kommt bestimmt alles in Ordnung.«

Die Haustur wurde aufgerissen, und Jordana sturmte mit ausgebreiteten Armen herein.

»Schalom alle miteinander«, rief sie.

Kitty umarmte sie.

»Ima!« rief Jordana. »Komm her — ich habe eine Uberraschung fur dich!«

Sara kam eben aus der Kuche gesturzt, als Ari zur Haustur hereinkam.

»Ari!«

Sara suchte nach ihrem Taschentuch, wahrend ihr vor Freude die Tranen in die Augen stiegen und sie ihren Sohn umarmte.

»Ari! Oh, Jordana, du rothaariger Teufel! Warum hast du mir denn nichts davon gesagt, da? Ari kommt!«

»Wei?t du, Mama«, sagte Ari, »wir hatten uns gedacht, da? du vielleicht auch fur einen unerwarteten Gast etwas zu essen hast.«

»Ihr Teufel!« sagte Sara, drohte den beiden mit dem Finger und wischte sich mit dem Taschentuch verstohlen uber die Augen. »La? dich ansehen, mein Sohn. Du siehst mude aus, Ari. Du arbeitest zuviel.«

Ari nahm sie lachend in die Arme. Und dann entdeckte er Kitty Fremont.

Im Raum entstand ein unbehagliches Schweigen, wahrend die beiden einander anstarrten. Jordana, die das Zusammentreffen sorgfaltig arrangiert hatte, sah von einem zum andern.

Kitty erhob sich langsam. »Schalom, Ari«, sagte sie.

»Schalom«, flusterte er.

»Macht es euch gemutlich«, sagte Jordana, hakte ihre Mutter unter und ging mit ihr in die Kuche.

Dov begru?te Ari. »Schalom, Brigadier Ben Kanaan«, sagte er.

Kitty beobachtete Dov. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung, wahrend er zu Ari, dem Kommandeur der »Wustenwolfe« aufsah. »Schalom, Dov. Sie sehen gut aus. Wie ich hore, wollt ihr uns da unten in der Wuste Wasser bringen.«

»Wir werden uns gro?e Muhe geben, Brigadier.«

Sutherland und Ari schuttelten sich die Hande.

»Ich habe Ihren Brief bekommen, Sutherland. Sie sind jederzeit herzlich in Elath willkommen.«

»Ich bin sehr begierig, mir die Negev-Wuste einmal genau anzusehen. Vielleicht konnen wir schon unser Treffen verabreden.« »Gern. Und wie macht sich Ihr Garten?«

»Also, ich mu? sagen, die Rosen Ihrer Mutter sind die ersten, die ich mit einem gewissen Neid betrachtet habe. Aber horen Sie, alter Junge, Sie durfen diesmal nicht wieder abfahren, ohne vorher einen Nachmittag bei mir gewesen zu sein.«

»Ich werde versuchen, es mir einzurichten.«

Wieder entstand ein betretenes Schweigen, als Bruce Sutherland den Blick von Ari auf Kitty richtete. Sie stand noch immer da und sah Ari an. Sutherland hakte Dov unter und ging mit ihm auf die Tur zum Nebenzimmer zu. »Also, Major Landau, das mussen Sie mir jetzt mal genau erklaren, wie ihr Burschen es eigentlich anfangen wollt, den Hule-See zu senken und das Wasser in den See von Genezareth abzuleiten. Das ist keine Kleinigkeit —.«

Ari und Kitty waren allein.

»Sie sehen gut aus«, sagte Kitty schlie?lich.

»Sie auch.«

Danach verstummten beide wieder.

»Ich — wie geht es eigentlich der kleinen Karen? Kommt sie auch her?«

»Ja, sie kommt. Wir erwarten sie jeden Augenblick.«

»Hatten Sie Lust, einen kleinen Spaziergang zu machen? Es ist schone frische Luft drau?en.«

»Ja, warum nicht?« sagte Kitty.

Sie gingen stumm zum Gartentor hinaus, den Weg am Rande der Felder entlang und durch den Olivenhain, bis sie an den Jordan kamen. Uberall roch es nach Fruhling. Ari sah Kitty an. Sie war noch schoner, als er sie in Erinnerung gehabt hatte.

»Ich — ich schame mich wirklich, da? ich noch nie in Elath war«, sagte Kitty. »Der Kommandant von Ber Scheba hat mir mehrfach angeboten, mich hinzufliegen. Ich glaube, ich sollte es mir wirklich einmal ansehen.«

»Der Blick auf das Wasser und die Berge ist sehr schon.«

»Wachst die Stadt?«

»Sie wurde sich rascher entwickeln als irgendeine Stadt der Welt, wenn die Blockade nicht ware und wir Elath als Tor zum Fernen Osten in Betrieb nehmen konnten.«

»Ari«, sagte Kitty ernst, »wie ist die Situation da unten?«

»Wie sie immer gewesen ist — und immer sein wird.«

»Das Unwesen der arabischen Banden nimmt zu, nicht wahr?« »Diese armen Teufel sind nicht unsere schlimmste Sorge. Aber der Gegner massiert seine Krafte auf der Halbinsel Sinai, um den gesamten Mittleren Osten zu uberrennen. Wir werden gezwungen sein, zuerst zuzuschlagen, wenn wir am Leben bleiben wollen.« Ari machte eine Pause und sagte dann lachelnd: »Wissen Sie, was meine Jungens sagen? Wir sollten uber die Grenze gehen, zum Berge Sinai, und Gott die Tafel mit den Zehn Geboten zuruckgeben — die ganze Sache hatte uns genug Arger gemacht.«

Kitty starrte lange in das rauschende Wasser des Stroms. Sie seufzte bekummert. »Ich bin krank vor Sorge um Karen. Sie ist da an der Grenze von Gaza — in Nahal Midbar.«

»Eine uble Ecke«, brummte Ari. »Aber es sind zahe junge Leute. Sie werden es schaffen.«

Ja, dachte Kitty, das war typisch Ari, diese Antwort.

»Ich hore, Sie wollen nach Amerika zuruck.«

Kitty nickte.

»Sie sind eine Beruhmtheit geworden.«

»Mehr eine Kuriositat«, sagte Kitty.

»Sie sind sehr bescheiden.«

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