High-Zustand etwas davon mitbekommen hatte … Aber trotzdem spurt Josh, wie die Chemie ihrer kleinen Truppe getestet wird, sich verandert.

Spater setzen sie sich um den Holzofen, um Joshs selbst gemachte Zigarren zu rauchen und sich ein paar Tropfen von Bobs Whiskeyvorraten zu Gemute zu fuhren. Das erste Mal seitdem sie die Zeltstadt verlassen haben – vielleicht sogar seitdem die Plage ausgebrochen ist –, fuhlen sie sich beinahe normal. Sie reden vom Entkommen, von verlassenen Inseln und Gegenmitteln, Impfstoffen, von Frohlichkeit und Stabilitat. Sie erinnern sich an all das, was vor dem Auftauchen der Zombies ganz normal war: in Laden einkaufen, im Park spielen, Essen gehen, Fernsehen schauen, am Sonntagmorgen Zeitung lesen, in Clubs gehen, um Live-Musik zu horen, einen Kaffee trinken zu gehen, vor Computern zu sitzen und per WLAN im Internet zu surfen oder Post zu kriegen.

Jeder hat seine eigenen Vorlieben und Schwachen. Scott bedauert, dass es kein gutes Gras mehr gibt, Megan lechzt nach den Zeiten, als sie in ihrer Lieblingskneipe – Nightlies in Union City – hat abhangen und die kostenlosen Gurkenschnapse und Krabbenspie?e verzehren konnen. Bob sehnt sich nach zehn Jahre altem Bourbon, so wie eine Mutter es nach ihrem verlorenen Kind verlangt. Lilly erinnert sich an die Stunden und Aberstunden, die sie in Secondhand- und Billigladen vergeudet hat, um nach dem perfekten Schal, Pullover oder der idealen Bluse zu suchen – an die Tage, an denen die Suche nach ausrangierten Klamotten noch nicht uberlebenswichtig war. Und Josh denkt an die Vielzahl von Delikatessen-Geschaften zuruck, die es in der Gegend von Little Five Points um Atlanta gab, in denen man alles von gutem Gimchi bis zu rosa Truffelol kaufen konnte.

Ob es an einer Laune des Windes liegt oder dem Larm ihres schallenden Gelachters wie auch dem Achzen und Stohnen des strapazierten Holzofens – die vielen beunruhigenden Gerausche, die uber die Baumwipfel von der Zeltstadt zu ihnen getragen werden, bleiben stundenlang unbemerkt.

Als sich ihre Dinnerparty auflost und jeder sich zuruck zur Werkstatt zu seinem Schlafplatz aufmacht, glaubt Josh ein merkwurdiges Klopfen gegen die glasernen Turen zu horen, aber er denkt nicht weiter daruber nach, glaubt, dass es entweder am Wind liegt oder er es sich einfach nur einbildet.

Josh will die erste Wache ubernehmen. Er sitzt im Buro, wo er hofft, sich davon uberzeugen zu konnen, dass er sich keine Sorgen um die komischen Gerausche machen muss. Es dauert Stunden, ehe er etwas Ungewohnliches sieht oder hort.

Das Buro besitzt eine gro?e, dreckige Glasfront, vor der Regale voller Reisefuhrer und Karten sowie ein Haufen Geruchsentferner stehen. Die staubigen Regale verhindern einen Blick auf den Arger, der sich uber den Baumwipfeln in der Ferne zusammenbraut.

Die fruhen Morgenstunden vergehen, und Josh nickt in seinem Stuhl ein.

Seine Augen bleiben bis genau 4:43 Uhr geschlossen, als die ersten entfernten Motorengerausche ihn aus dem Schlaf rei?en.

Lilly wird von dem Larm schwerer Stiefel auf dem Buroboden aufgeweckt. Sie setzt sich auf, ihr Hintern ist eisig von dem kalten Werkstattboden, und sie merkt nicht, dass Bob unter der enormen Anhaufung von Decken ebenfalls schon wach ist.

Der richtet sich nun ebenfalls auf, weil auch er die Motorengerausche wohl nur Sekunden gehort hat. »Was zum Teufel geht hier vor sich?«, murmelt er. »Hort sich ja an, als ob da drau?en die Holle los ist.«

»Alle aufstehen!«, brullt Josh und rennt in die Werkstatt. Er blickt panisch um sich, sucht offensichtlich nach etwas Bestimmten auf dem mit Ol verschmierten Boden.

»Was ist los?«, will Lilly wissen und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Ihr Herz beginnt heftig zu pochen.

Josh geht zu ihr, kniet sich vor ihr hin und flustert leise: »Da drau?en braut sich etwas zusammen. Autos rasen durch die Gegend – total leichtsinnig und so. Ich will nicht, dass sie uns unvorbereitet antreffen.«

Jetzt hort sie es auch, das Aufheulen von Motoren, Steine, die durch die Luft fliegen. Und der Larm kommt naher. Lillys Mund wird vor Panik ganz trocken. »Josh, wonach suchst du?«

»Zieh dich an, Kleines – beeil dich.« Josh wirft erneut einen Blick durch die Werkstatt. »Bob, siehst du die Schachtel .38er-Patronen, die wir mitgenommen haben?«

Bob Stookey rafft sich umstandlich auf die Beine und zieht sich muhsam die Hose uber seine lange Unterhose. Der Mondschein strahlt ihn durch das Dachfenster an und erhellt sein tief gefurchtes Gesicht. »Die ist auf der Werkbank«, erwidert er. »Wie lautet der Plan, Captain?«

Josh eilt zur Werkbank und schnappt sich die Schachtel mit der Munition, offnet das Gewehr und ladt es, wahrend er Befehle gibt: »Lilly, geh und hol unser Liebesparchen. Bob, ich brauche dich und deine Schrotflinte drau?en vor der Tankstelle.«

»Und was ist, wenn die uns freundlich gesinnt sind?«, fragt Lilly, zieht sich einen Pullover uber und steigt in ihre dreckigen Stiefel.

»Dann mussen wir uns um nichts Sorgen machen.« Er lauft zuruck zum Buro. »Nun macht schon, ihr beiden!« Dann verschwindet er.

Mit rasendem Herzen und Gansehaut am ganzen Korper eilt Lilly aus der Werkstatt hinuber zum Lager, in der Hand eine Lampe, damit sie sieht, wohin sie geht.

»Hey, Leute! Wacht auf!« Sie haut kraftig gegen die Tur.

Gerausche, nackte Fu?e auf den kalten Holzdielen, dann offnet sich die Tur einen Spalt breit. Megans schlaftrunkenes Gesicht erscheint inmitten einer Marihuanawolke. »?Que pasa, Dude?«

»Steh auf, Megan. Da braut sich was zusammen.«

Megans Gesicht verzerrt sich augenblicklich. »Zombies?«

Lilly schuttelt den Kopf nachdrucklich. »Glaube nicht, es sei denn, sie wissen mittlerweile, wie man Auto fahrt.«

Kurz darauf gesellt Lilly sich zu Bob und Josh vor der Tankstelle – in der eisigen, kristallklaren Luft vor Sonnenaufgang –, wahrend Scott und Megan hinter ihnen vorm Buro in Decken gewickelt kauern. »Um Gottes willen«, entfahrt es Lilly.

Keinen Kilometer entfernt steigt eine riesige Wolke Rauch uber die Baumwipfel und verdunkelt den Sternenhimmel. Der dahinterliegende Horizont scheint schwach pink, und es scheint, als ob der schwarze Ozean von Kiefern in Flammen steht. Aber Lilly wei?, dass es nicht die Baume sind, die brennen.

»Was haben sie nur angestellt?«

»Das sieht nicht gut aus«, murmelt Bob mit der Schrotflinte in den eisigen Handen.

»Geht in Deckung«, sagt Josh und entsichert seine .38er.

Die Motorengerausche sind jetzt vielleicht nur noch wenige Hundert Meter entfernt. Die Autos erklimmen die kurvenreiche Stra?e – aber die Baume um die Tankstelle verwehren noch immer den Blick auf das herannahende Unheil. Man kann lediglich das Licht von Scheinwerfern sehen. Reifen drehen auf dem Schotter durch, die Lichtkegel erhellen den Himmel und die Baumwipfel, ehe sie wieder auf die Stra?e treffen.

Eines der Lichter scheint kurz auf das Fortnoy’s-Schild, und Josh murmelt: »Was zum Teufel ist nur los mit ihnen?«

Lilly starrt auf das erste Auto, das in Sicht kommt – eine relativ neue Limousine. Sie schlingert auf dem Schotterweg und halt dann schlitternd an. »Was soll denn das?«

»Die halten nicht an! DIE HALTEN NICHT AN!!«, schreit Bob und versucht, dem grellen Halogenscheinwerfer auszuweichen.

Das Auto biegt in die Auffahrt ein und scheint die Kontrolle auf den funfzig Metern Schotter zu verlieren, die sich vor dem Parkplatz von Fortnoy’s Tankstelle erstrecken. Es wirft eine gewaltige Staubwolke im indigofarbenen, eisigen Morgengrauen auf.

»PASST AUF!«

Josh schnappt sich Lilly und zieht sie aus dem Weg, wahrend Bob zum Buro rennt und das Liebesparchen in der Turschwelle so laut er nur kann anbrullt:

»AUS DEM WEG!!!«

Megan rei?t ihren total verpeilten Freund von der Tur weg und uber den mit Rissen ubersaten Teer bei den Zapfsaulen. Die Limousine – als sie naher kommt, sieht man, dass es sich um einen heruntergekommenen Cadillac handelt – rast mit quietschenden Reifen schlitternd auf die Tankstelle zu. Bob wirft sich auf Megan, und Scott schreit auf.

Noch ein Wagen – ein ramponierter SUV mit einem kaputten Dachgepacktrager – kommt kreischend um die Ecke und folgt der Limousine. Bob schnappt sich Megan und drangt sie sanft zu dem Unkraut hinter den Werkstattturen. Scott geht hinter dem Mullcontainer in Deckung. Josh und Lilly suchen hinter einem Autowrack

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