unter dem Tankstellenschild Zuflucht.

Die Limousine kracht gegen eine der Zapfsaulen und fahrt weiter. Der Motor heult auf. Der SUV dahinter kommt ins Schleudern. Lilly schaut entsetzt zu, als der gro?e Wagen mit voller Wucht in das Buro kracht.

Das grassliche Gerausch von zerberstendem Glas und nachgebendem Metall lasst sie zusammenzucken. Trummer und Schutt, Glas und Metallteile fliegen durch die Luft.

Aber die verdammte Karre halt immer noch nicht an. Die Reifen drehen durch, kampfen auf dem Boden um Halt, und der Wagen zerstort beinahe die halbe Tankstelle mit der Kraft einer Abrissbirne. Lilly halt sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund. Die vordere Halfte von Fortnoy’s bricht in sich zusammen, als die Limousine im Laden endlich zum Stehen kommt.

Der SUV kracht gegen eine Diesel-Zapfsaule. Die brennbaren Dampfe entzunden sich. Flammen schie?en empor, stecken weitere in der Luft hangende Schwaden an. Die Fenster des SUV schimmern in dumpfem Gelb – etwas brennt im Inneren des Autos. Lilly dankt dem Herrgott, dass sich kein Treibstoff mehr in den unterirdischen Tanks befindet, sonst gabe es sie und ihre Freunde jetzt schon nicht mehr.

Schrag unter dem Tankstellendach kommt der SUV zum Stehen. Die aufgeblendeten Scheinwerfer erhellen das Gebaude wie die Buhne eines Theaters.

Einen Augenblick liegt Stille uber dem kaputten Gebaude, ehe das Knistern und Prasseln der Flammen die Luftherrschaft ubernehmen.

Vorsichtig kriecht Josh hinter seinem Versteck hervor, in der Hand noch immer die .38er. Lilly folgt ihm und will gerade etwas wie Was zum Teufel war das denn?, flustern, als sie sieht, dass die Scheinwerfer direkt ins Gebaude auf das Heck der Limousine leuchten.

Etwas bewegt sich im Inneren, auch wenn es durch die zerborstene Scheibe unmoglich genau zu erkennen ist. Lilly erspaht einen Rucken, Schultern, die sich langsam und ungelenk umdrehen, ehe ein blasses farbloses Gesicht sie anstarrt.

Plotzlich fallt bei Lilly der Groschen, und sie wei?, was passiert ist.

Josh ruft den anderen panisch zu: »Weg von der Tankstelle!«

Bob, Megan und Scott kauern noch immer im Unkraut hinter dem Mullcontainer. Jetzt erst stehen sie auf und wollen Josh antworten.

»PSSSSSSSSST!« Josh deutet auf das Gebaude, will sie auf die Gefahren aufmerksam machen, die darin auf sie lauern, und flustert dann laut genug, damit sie es horen konnen: »Schnell, kommt her!!«

Bob versteht sofort, ergreift Megans Hand und schleicht um das Feuer zu ihnen, das noch immer um die Diesel-Zapfsaule prasselt. Scott ist ihnen dicht auf den Fersen.

Lilly steht neben Josh. »Was sollen wir jetzt blo? machen? Unsere gesamte Ausrustung ist in der Tankstelle!«

Die vordere Seite des Gebaudes und alles, was sich drinnen befindet, kann man abschreiben. Die Funken fliegen noch, und aus den aufgerissenen Leitungen sprudelt das Wasser.

Im Schein der SUV-Lampen offnet sich nun langsam eine der Hinterturen der Limousine, und ein verwestes Bein in einer zerfledderten Hose erscheint in einer ruckartigen, spastischen Bewegung.

»Die Tankstelle konnen wir vergessen, Kleine«, flustert Josh leise. »Das ist ein Totalschaden … Vergiss es einfach.«

Bob und die anderen erreichen Josh und Lilly, und fur einen kurzen Augenblick stehen sie einfach da, atmen gemeinsam durch. Bob halt noch immer die Schrotflinte in seinen verschwitzten Handen. Megan sieht krankt aus. »Was zum Teufel war denn das?«, murmelt sie immer wieder.

»Nehme an, dass sie fliehen wollten«, rat Josh. »Hatten wohl einen Passagier dabei, der gebissen worden war. Dann sind sie alle im Auto zu Zombies geworden.«

Im ruinierten Gebaude steigt ein Untoter aus der Limousine …

»Bob, hast du die Schlussel eingesteckt?«

Bob wirft Josh einen Blick zu. »Die sind im Truck.«

»Im Zundschloss?«

»Im Handschuhfach.«

Josh dreht sich zu den anderen um »Ich will, dass ihr alle hier wartet und den Zombie im Blick behaltet. Konnte sein, dass da noch mehr von ihnen drin sind. Ich hole wahrenddessen den Truck.«

Josh will sich schon aufmachen, aber Lilly halt ihn zuruck. »Warte! Warte!! Willst du mir etwa erzahlen, dass wir unser gesamtes Hab und Gut, all unsere Vorrate da lassen?«

»Wir haben keine andere Wahl.«

Er schleicht sich links an den brennenden Zapfsaulen vorbei, wahrend die anderen sprachlos dastehen. In zwanzig Metern Entfernung ertont plotzlich ein hassliches Gerausch aus dem SUV. Dann offnet sich langsam eine Tur, als erneut eine Dampfschwade Feuer fangt und die unheimliche Szene in grelles Licht taucht. Lilly zuckt zusammen, und Megan ringt nach Luft, als ein weiterer Zombie ins Freie steigt.

Bob fummelt mit seiner Schrotflinte herum und ladt sie mit zitternden Handen.

Die vier ziehen sich zur Stra?e zuruck, und Scott murmelt hysterisch: »Shit, man, Shit … Shit … Shit … Shit … Shit … Shit … Shit …«

Die Kreatur, die aus dem SUV taumelt, ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, stolpert jedoch auf sie zu. Aus dem offenen Mund flie?t schwarzer Speichel. Der Kragen und Teile der linken Schulter stehen noch in Flammen, und der Rauch kringelt sich uber seinem Kopf wie ein Heiligenschein. Anscheinend ein Mann – die Halfte seines Gesichts ist dem Feuer zum Opfer gefallen – der sich kaum aufrecht halten kann, als er in Richtung der nach Frischfleisch riechenden Menschen taumelt.

Bobs Hande zittern jetzt so schlimm, dass er die Patrone kaum noch vernunftig laden kann.

Niemand bemerkt die aufblitzenden Rucklichter auf der anderen Seite des Parkplatzes hinter den Autowracks. Niemand hort das Nageln des Motors oder das Quietschen der Reifen, als Josh aufs Gas tritt.

Der brennende Zombie halt auf Megan zu. Als sie sich umdreht und weglaufen will, rutscht sie auf dem losen Schotter aus und fallt hin. Scott schreit auf, und Lilly versucht, ihr wieder auf die Beine zu helfen, wahrend Bob noch immer mit seiner Schrotflinte herumfuchtelt.

Der Untote steht nur noch wenige Zentimeter vor ihnen, als der Truck kommt.

Josh rammt rucklings direkt in den Zombie mit einer solchen Wucht, dass die hervorstehende Anhangerkupplung sich in ihn bohrt und den verkohlten Leichnam funkenstiebend durch die Luft wirbelt. Das Ding bricht in der Mitte auseinander. Der Oberkorper fliegt in die eine Richtung, wahrend Beine und Becken in eine andere schwirren.

Eins der schwarzen, noch immer brutzelnden Organe trifft Megan in den Rucken, dass sie panisch aufkreischt.

Der Pick-up kommt mit quietschenden Reifen neben ihnen zum Stehen. Sie steigen ein, zerren die hysterische Megan in den Camper-Aufsatz, und Josh verschwendet keine Sekunde, sondern gibt sofort wieder Gas.

Der Truck schie?t vom Parkplatz aus die gewundende Auffahrt hinab.

Alles in allem sind hochstens funf Minuten vergangen, seitdem sie die ersten Motorengerausche vernommen haben. Aber innerhalb dieser kurzen Zeit hat sich das Schicksal aller funf Uberlebenden fur immer geandert.

Sie beschlie?en, Richtung Norden zu fahren, durch den Wald zur Zeltstadt. Vorsichtig und ohne Licht geht es voran. Sie mussen die Augen weit aufrei?en, um uberhaupt etwas zu sehen. Im Camper-Aufsatz starren Scott und Megan durch das Fensterchen, wahrend Bob und Lilly, die neben Josh sitzen, die Landschaft mit fiebriger Konzentration nach weiteren Untoten absuchen. Niemand sagt ein Wort. Sie alle furchten das, was ihnen jetzt bevorsteht: die Uberreste des Zeltlagers durchsuchen und Vorrate sammeln, die so uberlebenswichtig fur sie sind.

Mittlerweile ist die Morgendammerung angebrochen – ein blasses Blau deutet sich hinter den Baumen an –, und Steine und Flussbett werfen bereits Schatten. Die Luft ist eisig und duftet nach gerade erst erloschenem Feuer. Josh greift das Lenkrad mit beiden Handen und fuhrt den Pick-up durch die kuhlen Schatten, die uber der Zeltstadt ragen.

»STOPP! JOSH! STOPP!!«

Josh steigt auf die Bremsen, und sie halten auf der Kuppe eines Hugels, der die sudliche Seite des Zeltlagers uberblickt.

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