die drei wieder in das Licht des Eingangsbereichs kommen.

Sie senken die Waffen und Taschenlampen. »Sieht ganz so aus, als ob drinnen ganz schon was abgegangen ist«, meint Bob.

»Ich bin zwar kein Detektiv«, beginnt Josh und blickt sich um, sucht die Wande und den Boden ab, die voller Blutflecken sind und wie Jackson-Pollock-Bilder aussehen, »aber ich wurde behaupten, dass manche Leute hier drinnen zu Zombies geworden sind, und dann kam ein Schub nach dem anderen, um sich zu bedienen.«

Lilly schaut Josh an, ihre Nervositat steht ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, und ihr Blick wandert zu dem kopflosen Leichnam. »Glaubst du, dass wir hier etwas Zeit verbringen konnen? Vielleicht sogar aufraumen?«

Josh schuttelt den Kopf. Wir waren nichts anderes als Lockenten. Der Laden ist viel zu reizvoll.«

»Reizvoll, da hast du etwas Wahres gesagt. Wir sind auf eine verdammte Goldmine gesto?en«, gibt Bob zu bedenken. »Da liegt so viel Zeug in den Regalen, vielleicht gibt es noch mehr im Lager. Ich bin mir sicher, dass wir das eine oder andere nutzliche Mitbringsel finden werden.« Seine Augen blitzen auf, und Josh wei? genau, dass der alte Mann die Flaschen Schnaps und Whiskey in der Lebensmittelabteilung ganz genau durchgegangen ist.

»Ich habe ein paar Schubkarren und Sackkarren in der Gartenabteilung gesehen«, meint Josh und wirft zuerst Bob und dann Lilly einen Blick zu und lachelt. »Ich glaube, unsere Pechstrahne hat furs Erste ein Ende genommen.«

Aus der Modeabteilung laden sie drei Schubkarren voll mit Daunenjacken, Winterstiefeln, Thermounterkleidung, Mutzen und Handschuhen. Dazu kommen Handsprechfunkgerate, Schneeketten, Abschleppseile, Steckschlusselsatze, Leuchtraketen, Motorol und Frostschutzmittel. Sie holen Scott zu Hilfe, wahrend Megan im Truck bleibt, um weiterhin nach Zombies Ausschau zu halten.

In der Lebensmittelabteilung – Fleisch, Gemuse und Milchprodukte sind langst verdorben – finden sie Haferflocken, Rosinen, Musliriegel, asiatische Nudeln, Erdnussbutter, getrocknetes Rindfleisch, Dosensuppen, Spaghettiso?e, Obstsaft, Pasta, Dosenfleisch, Sardinen, Kaffee und Tee.

Bob raumt das leer, was noch von der Apothekenecke ubrig ist. Die meisten Barbiturate, Schmerz- und Beruhigungsmittel sind zwar schon langst geplundert, aber er findet noch genugend Uberbleibsel, um eine kleine Privatpraxis auszustatten. Zudem findet er Lokalanasthetika fur Erste-Hilfe-Falle, Penizillin fur Infektionen, Adrenalin, um stillstehende Herzen wieder zum Leben zu erwecken, Aufputschmittel, um wach zu bleiben, Lorazepam, um die Nerven zu beruhigen, Mittel zur Blutgerinnung, Naproxen gegen Schmerzen, Loratadin, um Luftrohren frei zu halten … und ein breit gefachertes Angebot an Vitaminen.

Aus anderen Abteilungen lassen sie Luxusguter mitgehen, denen sie nicht widerstehen konnen – Sachen, die sie nicht unbedingt zum Uberleben brauchen, die sie aber kurzzeitig von der trostlosen Aufgabe ablenken, am Leben zu bleiben. Lilly wahlt einen Stapel gebundener Bucher aus – hauptsachlich Romane, wahrend Josh eine Kollektion von Hand gerollter Zigarren aus Costa Rica mitgehen lasst. Scott findet einen batteriebetriebenen DVD-Spieler und ein Dutzend Filme. Zudem lassen sie eine Handvoll Brettspiele, Karten, ein Teleskop und ein kleines digitales Diktiergerat mitgehen.

Sie kehren zum Truck zuruck und stopfen den Camper-Aufsatz voll mit den gefundenen Sachen, ehe sie zuruck in den Walmart gehen und sich an dem Schatz voller nutzlicher Sachen im hinteren Teil des Ladens zu schaffen machen.

»Weiter nach links mit der Taschenlampe, Kleine«, bittet Josh Lilly vor dem Gang, der zur Sportabteilung fuhrt. Josh halt zwei gro?e, extrem stabil aussehende Taschen in die Hohe.

Der gelbe Lichtschein wandert uber zerstorte Reihen von Tennis- und Eishockeyschlagern, uber ausgeschlachtete Fahrrader und Haufen von Sportkleidung und Baseballhandschuhen, die auf dem mit Blut besudelten Boden verstreut herumliegen. »Hey … Da, da war es Lilly«, meint Josh. »Schon drauf halten.«

»Schei?e«, hort Lilly Bob hinter ihr sagen. »Sieht ganz so aus, als ob wir zu spat dran sind.«

»Jep, jemand ist uns zuvorgekommen«, bestatigt Josh, als die Taschenlampe auf die zerborstene Glasvitrine links von den Angelrouten und dem Zubehor scheint. Die Vitrine ist leer, aber von den Halterungen her ist es offensichtlich, dass sie einmal eine Reihe von Gewehren, Pistolen und sonstigen Feuerwaffen beherbergt hat. Die Regale an der Wand sind auch leer geraumt. »Leuchte mal kurz auf den Boden, Honey.«

Im dusteren Lichtkegel sind einige Kugeln zu sehen.

Sie gehen zur Vitrine, um sie genauer zu untersuchen, und Josh setzt die beiden stabilen Taschen ab, ehe er sich mit Muhe hinter sie zwangt. Er nimmt die Taschenlampe und untersucht den Boden, findet einige Schachteln Munition, eine Flasche Waffenol, ein Buch mit Quittungen und einen stumpfen, silbernen Gegenstand, der gerade so unter der Vitrine hervorlugt. »Einen Augenblick … Einen Augenblick!«

Josh kniet sich hin, fahrt mit der Hand unter die Vitrine und ergreift das silberne Etwas.

»Na, das ist doch etwas«, verkundet er und hebt die Waffe hoch, so dass alle sie sehen konnen.

»Ist das eine Desert Eagle?«, will Bob wissen und tritt einen Schritt naher. »Ist das eine? .44er Kaliber?«

Josh halt die Waffe wie ein Kind sein Weihnachtsgeschenk. »Was auch immer es ist, das Ding ist verdammt schwer – mindestens funf Kilo.«

»Darf ich?«, fragt Bob und nimmt die Waffe. »Heilige Schei?e … Ist das eine Haubitze oder eine Handfeuerwaffe?«

»Jetzt brauchen wir nur noch Munition.«

Bob schaut im Magazin nach. »Hergestellt von hartgesottenen Hebraern, mit Gas betrieben … die einzige halb automatische Waffe ihrer Art.« Bob durchsucht die oberen Regale. »Leuchte mal da druben hin … Ich will sehen, ob sie die .50-Kaliber-Express-Munition auf Lager haben.«

Einen Bruchteil einer Sekunde spater entdeckt Josh einen ganzen Stapel Kartons mit der Aufschrift »50-C- R«, geht hin, reckt und streckt sich und ergattert ein halbes Dutzend davon.

In der Zwischenzeit hat Bob das Magazin ausgeworfen. Es fallt in seine schmierige Hand. Er redet leise mit tiefer Stimme vor sich hin: »Niemand baut Waffen wie die Israelis … nicht einmal die Deutschen. Dieses Ding geht durch einen Panzer wie Butter.«

»Alter«, meldet sich Scott endlich. Er steht direkt hinter Bob mit einer Taschenlampe in der Hand. »Willst du mit dem Ding schie?en oder damit Sex haben?«

Nach einer peinlichen Pause fangen alle an zu lachen – selbst Josh kann nicht anders, als zu glucksen –, und obwohl ihr Gelachter hohl und nervos klingt, hilft es doch, die Anspannung zu lockern, die sich inmitten des stillen Walmarts mit dem ganzen Blut und den leer geraumten Regalen aufgebaut hat. Ihr Tag ist nicht schlecht gewesen, und hier, im Tempel des Konsums, haben sie den Jackpot gelandet. Wichtiger noch, sie haben etwas gefunden, das noch viel wertvoller ist als nur Proviant. Sie haben einen Schimmer Hoffnung entdeckt, dass sie es durch den Winter schaffen konnen, dass sie vielleicht am anderen Ende dieses Albtraums noch am Leben sind.

Lilly hort es zuerst. Ihr Lachen verstummt. Sie blickt sich um, als ob sie aus einem Traum erwacht. »Was war denn das?«

Josh lauscht ebenfalls. »Was ist los?«

»Hast du das gehort?«

Bob blickt sie an. »Was denn, Kleines?«

»Ich habe etwas gehort«, antwortet sie mit leiser Stimme, in der die Panik mitschwingt.

Josh macht die Taschenlampe aus, schaut dann Scott an. »Aus damit, Scott!«

Scott tut, wie ihm gehei?en, und schon stehen sie mitten im Dunkeln.

Lillys Herz pocht heftig, als sie im Schatten warten und lauschen. Der Laden ist in Stille getaucht. Dann ertont es erneut: ein hassliches Knarzen.

Es kommt vom Eingangsbereich. Ein Gerausch, als ob rostiges Metall gegeneinander geschoben wird, aber es ist leise, so leise, dass sie es nicht wirklich ausmachen konnen.

Josh flustert: »Bob, wo ist die Flinte?«

»Vorne links, bei den Schubkarren.«

»Na super.«

»Und was, wenn Megan sie hat?«

Josh denkt kurz nach. Er schaut zum Eingangsbereich. »Megan! Bist du das?«

Keine Antwort.

Lilly schluckt. Sie ist auf einmal ganz benommen. »Glaubst du, dass Zombies die Tur aufmachen konnen?«

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