von den Eindringlingen zu nehmen.

»Die Sacke haben sich angeschlichen«, erzahlt sie, reibt sich die Handgelenke und starrt die Manner wutend an.

Der Bandana-Mann senkt seine Waffe und wendet sich an Josh. »Pass auf, heutzutage darf man keine Risiken mehr eingehen. Wir haben keine Ahnung gehabt, was hier auf uns wartet … Wir gehen nur auf Nummer sicher.«

Josh ist nicht uberzeugt, halt die Waffe noch immer auf die Brust des Mannes gerichtet. »Und was hat das damit zu tun, dass ihr euch das Madchen aus dem Truck geschnappt habt?«

»Wie schon gesagt … Wir wussten nicht, mit wem wir es zu tun haben oder wen sie warnen wurde … Woher auch?«

»Ist das euer Laden?«

»Nein … Was meinst du damit? Nein.«

Josh schenkt ihm ein kaltes Lacheln. »Dann mache ich dir einen Vorschlag … Ich habe eine Idee, wie wir mit der Situation hier umgehen.«

»Schie? los.«

»Es gibt genugend Zeug fur alle … Warum lasst ihr uns nicht einfach gehen, und ihr konnt den Rest haben?«

Der Bandana-Mann dreht sich zu seiner Truppe um. »Runter mit den Waffen, Jungs. Los.«

Beinahe widerwillig gehorchen sie ihm.

Dann wendet sich der Bandana-Mann wieder Josh zu. »Ich bin Martinez … Tut mir leid, aber wir haben wohl einen schlechten Start gehabt.«

»Ich bin Hamilton. Nett, euch kennenzulernen, und es wurde mich freuen, wenn ihr uns jetzt hier rauslasst.«

»No problema, mi amigo … Aber darf ich noch einen Vorschlag machen, ehe wir getrennte Wege gehen?«

»Ich hore.«

»Erstens: Konnt ihr endlich aufhoren, eure Waffen auf uns zu richten?«

Josh lasst Martinez nicht aus den Augen, senkt aber seinen Revolver. »Scott, Bob … Nun macht schon … Alles ist cool.«

Scott wirft seine Flinte uber die Schulter und lehnt sich gegen eine Kasse. Bob steckt seine Desert Eagle widerwillig in den Gurtel, den Arm noch immer um Megan gelegt.

Lilly senkt die Axt und lehnt sie gegen den Apothekentresen.

»Vielen Dank, wirklich sehr nett.« Martinez holt tief Luft und stohnt auf. »Ich uberlege nur laut. Aber ihr scheint eine recht vernunftige Truppe zu sein. Und naturlich durft ihr die ganzen Sachen hier rauskarren. Aber die Frage stellt sich fur mich: wohin damit?«

»Eigentlich nirgendwohin«, antwortet Josh. »Nirgendwohin au?er in den Truck.«

»Soll das hei?en, dass ihr standig auf der Stra?e seid?«

»Na und?«

Martinez zuckt mit den Schultern. »Pass auf, ich wei?, dass du keinen Grund hast, mir zu vertrauen, aber es ist, wie es ist … Leute wie wir, wir konnen voneinander profitieren, eine Art Win-win-Situation. Verstehst du, was ich meine?«

»Um ehrlich zu sein – nein. Ich habe nicht den geringsten Schimmer, was du damit sagen willst.«

Martinez seufzt. »Okay, ich lege unsere Karten auf den Tisch. Unsere Wege konnten sich hier und jetzt trennen, ohne dass einer den anderen hintergeht. Verabschiedung mit Tranen und so weiter … Alles easy.«

»Hort sich gut an«, unterbricht Josh ihn.

»Aber wir haben einen besseren Vorschlag«, fahrt der Mann fort.

»Und der lautet?«

»Ein sicherer Ort, nicht weit weg von hier. Leute wie du und ich, die versuchen, in dieser Schei?e zu uberleben.«

»Mach weiter.«

»Ich will damit sagen, dass das Weglaufen ein Ende haben kann. Wir haben einen Teil einer Stadt sichergestellt. Es ist zwar nicht viel … aber immerhin. Sicher, weil wir eine Mauer gebaut haben. Es gibt ein Feld, um Lebensmittel anzubauen. Dazu Generatoren, Warme – und genug Platz, um funf Leute mehr unterzubringen.«

Josh antwortet nicht. Er wirft Lilly einen Blick zu, wird aber aus ihrem Gesicht nicht schlau. Sie sieht fertig, verwirrt und verangstigt aus. Dann mustert er die anderen. Er sieht, wie Bob uberlegt, alles abwagt. Scott blickt zu Boden, und Megan starrt die Eindringlinge unheilvoll an.

»Uberlegt ruhig«, fahrt Martinez fort. »Wir konnten uns alles teilen, was hier ist, und unsere getrennten Wege gehen oder zusammenarbeiten. Wir brauchen kraftige Manner. Wenn ich euch ausrauben, euch fertigmachen, zerstoren wollte … Was konnte mich schon daran hindern? Ich habe keinen Anlass, Stress zu machen. Kommt mit uns, Hamilton. Was meinst du? Auf der Stra?e wartet nur Stress, mehr Stress und nie enden wollender Stress – und der Winter … Was sagt du?«

Josh starrt Martinez lange an, ehe er endlich antwortet: »Wir mussen uns beraten.«

Josh und Lilly gehen zu den anderen bei den Kassen.

»Dude, das soll wohl ein Witz sein«, fahrt Megan Josh flusternd an. Die anderen drangen sich in einem Halbkreis um den gro?en Mann. »Du hast doch nicht wirklich vor, dich mit diesen Arschlochern einzulassen?«

Josh fahrt sich mit der Zunge uber die Lippen. »Ich wei? nicht … Je naher ich sie unter die Lupe nehme, desto mehr glaube ich, dass sie genauso viel Angst haben wie wir.«

»Vielleicht konnten wir uns alles mal anschauen, sehen, wie es da zugeht?«, schlagt Lilly vor.

Bob blickt Josh fragend an. »Im Gegensatz zu der Zeltstadt mit dem Haufen von Hitzkopfen? Wie viel schlimmer konnte das hier werden?«

Megan seufzt. »Liegt es an mir, oder habt ihr euren Schei?verstand verloren?«

»Megan, ich wei? nicht«, wirft Scott ein. »Ich denke mir: Was haben wir zu verlieren?«

»Halt den Mund, Scott.«

»Okay, passt auf«, ergreift Josh das Wort, halt eine Hand in die Hohe und bringt somit alle zum Schweigen. »Es kann nicht schaden, ihnen zu folgen und die Lage zu sondieren. Die Waffen geben wir nicht ab, halten die Augen stets offen und entscheiden uns erst, wenn wir wissen, womit wir es zu tun haben.« Dann wirft er Bob und Lilly einen fragenden Blick zu. »Cool?«

Lilly holt tief Luft und nickt ihm schlie?lich zu. »Yeah, cool.«

»Na super«, murmelt Megan und folgt den anderen zuruck zum Eingang.

Es dauert eine weitere Stunde der gemeinsamen Bemuhungen der beiden Gruppen, um den Rest des Ladens nach all den schweren Geratschaften abzusuchen, die in der Stadt benotigt werden. Sie plundern die Garten- und Heimwerkerabteilungen, nehmen Bauholz, Dunger, Pflanzenerde, Samen, Hammer und Nagel mit. Lilly verspurt eine gewisse Nervositat zwischen den beiden Trupps. Sie behalt Martinez stets im Auge und bemerkt eine unausgesprochene Hierarchie in der zusammengewurfelten Truppe. Martinez ist definitiv der Obermacker und gebietet uber die anderen durch einfache Gesten oder ein Nicken hier und da.

Als sie Bobs Truck und die beiden Fahrzeuge der ummauerten Stadt – einen Kasten- und einen Pritschenwagen – bis zum Anschlag vollgeladen haben, geht bereits die Sonne unter. Martinez setzt sich hinter das Steuer vom Kastenwagen und weist Bob an, dem Pritschenwagen zu folgen … Und schon macht sich der Konvoi auf in Richtung Stadt.

Sie bahnen sich den Weg aus dem verstaubten Walmart-Parkplatz und fahren die Auffahrt zum Highway entlang. Lilly sitzt auf der Ruckbank und starrt durch die dreckige Windschutzscheibe, wahrend Bob sein Bestes tut, mit der Dreckschleuder von Pritschenwagen mitzuhalten. Sie passieren ein Gewirr von Autowracks, gesaumt von tiefem Wald auf beiden Seiten des Feldwegs. Die Schatten werden immer langer. Der Nordwind fegt uber die Landschaft und bringt feinen Schneeregen mit sich.

In der stahlgrauen Dammerung kann Lilly kaum das erste Fahrzeug ausmachen, das nur wenige Autolangen vor ihnen den Konvoi anfuhrt. Plotzlich aber erhascht sie einen Blick von Martinez im Seitenspiegel. Er hat das Fenster offen, sein tatowierter Arm hangt heraus, wahrend er das Auto mit der anderen Hand steuert.

Vielleicht hat Lilly es sich ja nur vorgestellt, aber sie glaubt gesehen zu haben, wie er sich zu seinen

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