Er hat das Bild Coucous gesehen, sie liegt auf einer Couch und hat nur eine Perlenkette an, und war so begeistert, da? er mir die Miete fur drei Monate erlassen wollte, wenn ich Coucou heranschaffte. Ich sagte ja. Wer wei?, was in drei Monaten ist, dachte ich. Nun will der dicke Kerl aber einen Vorschu? haben und hat seine Frau weggeschickt. Was soll ich tun? Es gibt nur eins: Aus der Reichweite der 210 Pfund kommen!«

«Dafur la?t du mich nach Nizza kommen? Lockst mich aus Paris. Verhinderst meine Ruckkehr nach Dusseldorf!«

«Was willst du in Dusseldorf?«

«Ich will zuruck zu Sabine. Ich liebe sie, du Trottel! Jetzt wei? ich es!«

«Nach funf Tagen Eheferien! Oh, es gibt keine richtigen markigen Manner mehr! Nur Waschlappen!«

«Vor sieben Jahren hast du vor Sabine auf den Knien gelegen und sie angefleht, nicht mich, sondern dich zu heiraten! Gewinselt hast du!«

«Jugendsunden! Wenn ich sehe, wie du unterm Pantoffel stehst.«

«Wir fahren aufs Schlo?!«schrie Peter Sacher.»Ich gonne dir eine Tracht Prugel!«

Heinz v. Kletow kratzte sich den Kopf.»Die Sache hat noch einen Haken. Du wirst mit verprugelt.«

«Ich?«

«Ja. Ich habe gesagt, da? du die su?e Coucou hierherbringst.«

«Du gemeiner Hund!«

«Freundesdienst, Peter. Geteiltes Leid unter Gleichgesinnten. Au?erdem kannst du den Reiz der Mittaterschaft genie?en.«

«Danke! Gehen wir! Aber ich schwore dir: Morgen fahre ich zuruck nach Dusseldorf. Das hei?t. «Peter Sacher dachte an seine paar Francs, die ihm geblieben waren. Er mu?te seine Bank telegrafisch beauftragen, neues Geld an die Nationalbank Nizza zu uberweisen. Das wurde sicherlich drei Tage dauern.»Ich werde drei Tage bei dir bleiben! Und dann hoffe ich, dich wiederum drei Jahre nicht mehr zu sehen.«

Er sah sich um. Hotel reihte sich an Hotel. Die Uferpromenade war eingefa?t mit gro?en Villen inmitten von Palmengarten. Eine gluhende Hitze lag uber der Stadt. Selbst der Wind war hei?. Er kam ubers Meer, aus den endlosen Wusten Nordafrikas.

«Also denn, gehen wir!«sagte Peter noch einmal.

«Sofort! Aber wohin, edler Charakter?«

«Ein Hotel suchen.«

«Welch ein Luxusschwein! Die billigste Ubernachtung in der Herberge >Zur frohlichen Wanze< kostet 25 neue Francs! Allerdings sind in diesen Preis mit einbegriffen: Salmiakwaschungen gegen Flohstiche und Honorar hei?er Kellnerinnen. Freiwillige Spenden ausgeschlossen! Ein Zimmerlein zum Hinterhof einer Villa am Meer: 40 neue Francs! Dafur atmest du Seeluft und horst das Meer rauschen. Es kann aber auch der daneben liegende Lokus sein. Einrichtung des Luxuszimmers: Ein Bett mit vier wackeligen Pfosten und Ausblick auf einen Haufen Kuchenabfalle. An mehr zu denken, ware vermessen, es sei, du stellst Dosenfleisch in Chikago oder Nylonwasche in New Orleans her!«

Peter Sacher sah die lange Reihe der wei?en Villen entlang. Breite Fenster mit Jalousien, Palmen, hinter Markisen sich leise summend drehende Ventilatoren. Es mu?te herrlich sein, in einem solchen Haus zu wohnen.

Er dachte an seine eigene Villa am Rhein, und es wurde ihm wehmutig ums Herz.

«Irgendwo mussen wir ja schlafen!«

«Das werden wir auch!«Heinz v. Kletow sah hochmutig auf ein paar Amerikaner, die an ihnen vorbeigingen.»Zunachst, wieviel Geld kannst du ausgeben?«

«Nichts!«

«Du witzelst, Freund.«

«Ich bin blank.«

«Aber du hast doch einen gutgehenden Beruf. Du hast am Rhein.«

«Zahle nichts auf. Ich habe im Augenblick kein Geld. Bis es kommt, konnen drei Tage vergehen. In diesen drei Tagen aber konnen wir doch nicht auf einer Bank schlafen!«

«Dir fehlt das wahre Genie! Wir werden nicht nur schlafen, sondern sogar ruhen! Was Millionare mit Scheckbuchern erkaufen, bekommen wir fur 3 Francs: flie?endes Wasser, Nachtmusik, Klimaanlage, Meeresrauschen, kostenlose Vorfuhrungen von Liebespaaren bis zur jugendgefahrdenden Darbietung. Es ist doch kein Bonner Staatsanwalt hier?«

«Nein«, sagte Peter Sacher verwundert.

«Alles fur 3 Francs!«

«Blodsinn!«

«Tja, da staunte selbst der Krebs, bevor er ins kochende Wasser fiel und rot wurde. Wir werden in Nizzas bester Gesellschaft schlafen! Ein Luxusschlaf fur drei Francs!«

«Und wo ist das Hotel?«

«Am Strand.«

Peter Sacher setzte sich auf eine der wei?en Holzbanke an der Promenade und streckte die Beine von sich. Heinz v. Kletow blieb stehen. Er hatte zwei Madchen kommen sehen.

«Also ein Strandhotel?«fragte Peter.»Mu? ja ein Wunderhotel sein! Fur 3 Francs! Oder hast du dem Geschaftsfuhrer etwa auch Cou-cou avisiert?«

«Mitnichten! Du greifst nur wieder zu hoch in deinen Erwartungen. Unser Hotel wird ein Strandkorb sein!«

Als sei die Bank durch einen elektrischen Strom geladen worden, zuckte Peter empor.

«Du bist wohl vollig geistig ausgerutscht? Ein Strandkorb?«

«Bitte, ereifere dich nicht! Wer es nicht kennt, sollte sich uberraschen lassen. Eine Nacht im Strandkorb am Strand von Nizza ersetzt sieben Sittenfilme.«

«Schlafen will ich!«rief Peter.

«Auch das kann man. Eingewiegt vom Gemurmel der Wellen und dem Schmatzen kussender Madchen.«

«Mein Gott, hast du nichts anderes im Sinn?!«

Heinz v. Kletow hob die breiten Schultern.»Ein Lebenskunstler halt sich immer am Mittelpunkt des Lebens.«

«Ich kenne Erstrebenswerteres: ein eigenes Heim, eine liebe Frau.«

«Wie Sabine!«sagte Heinz gehassig.

«Genau! Das Leben, das du fuhrst, ist ekelhaft!«

«Peter, der Moralist! Nach >Peter und der Wolf< ein neues Marchen! Wie sieben Jahre Ehe einen Menschen wie dich verandern!«Er winkte ab, als Peter Sacher erneut auffuhr und etwas dazwischenrufen wollte.»Lassen wir das Thema. Warest du Schriftsteller, wurdest du in einem nachtlichen Strandkorb den Stoff von zehn Romanen bekommen! Alle die reichen, vornehmen Herren und die hochgeschlossenen sittsamen Damen des Nachts allein im Mondschein, man erkennt sie kaum wieder! Es gibt da soziologische Studien.«

«Du kannst sagen, was du willst: Ich schlafe nicht wie ein Landstreicher in einem Strandkorb!«

«Es wird uns nichts anderes ubrigbleiben.«

«Ich will ein richtiges Bett!«

«Der biedere Muffelburger! Oben ein Daunendeckchen, unten ein Daunendeckchen. «Heinz v. Kletow hieb Peter auf die Schulter.»Verhatschelt die Ehe einen Mann so sehr, da? er wie ein Baby nach seinem Bettchen schreit? Kerl, wo ist der Peter Sacher geblieben, der in Munchen auf der Universitat dem Germanistikprofessor beweisen wollte, da? das Wort Mist eng mit dem Wort Most verwandt sei, weil beides in Garung ubergehe? Was ist davon geblieben?«

«Wir sind immerhin funfzehn Jahre alter geworden!«

«Korperlich. Jedes Jauchefa? nutzt sich ab. Aber unser Herz ist doch jung, verdammt noch mal! Komm mit in den Strandkorb! Vielleicht lernst du heute nacht schon einen nackten Millionar kennen, dem du ein Schlo? fur 2 Millionen bauen darfst! Von unserer >Vil-la< kann man die besten Beziehungen knupfen. Man sieht dann die Menschen ohne die Maske, die sie tagsuber tragen.«

Peter Sacher hob resignierend die Schultern.»Es wird uns nichts anderes ubrigbleiben. «Er griff in seine Gesa?tasche und holte das Portemonnaie hervor. Heinz v. Kletow zahlte mit, als Peter die wenigen Francs durch

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