durch die Presse bekannt.

Dr. Portz legte auf.»Es ist wahnsinnig!«sagte er. Dann rief er die Reederei an. Die Verwaltung sah die Liste der Vorbestellungen durch und bestatigte folgendes:

Telefonisch hatte ein Herr Ermano Ferro einen Platz fur den letzten Dampfer bestellt und bekommen.

«Einen Platz?«rief Dr. Portz hoffnungsvoll ins Telefon.

«Ja. Ferner eine Gepackfracht fur eine gro?e, wertvolle Porzellanstatue.«

«Was?«schrie Dr. Portz.»Eine Porzellanstatue?! Das ist doch unmoglich!«

«Herr Ferro hat sie sogar mit 2.000,- DM transportversichert.«

«Das mu? ein Irrtum sein«, keuchte Dr. Portz. Eine schreckliche Ahnung quoll in ihm auf wie ein Hefekuchen und druckte seine Stimme ab.

«Herr Ferro kam wirklich mit einer Statue. Der zweite Offizier half sogar noch beim Tragen. Er wunderte sich, wie schwer sie war.«

«Und die Dame?«stammelte Dr. Portz.

«Welche Dame?«

«Herr Ferro reiste doch in Begleitung einer Dame.«

«Davon wissen wir nichts. Herr Ferro hat nur eine Fahrkarte gelost. Eine zweite, bestellte Fahrkarte lie? er als Frachtschein fur die Porzellanfigur umbuchen.«

«Da…danke«, stotterte Dr. Portz.

Als gebrochener Mann hockte er hinter dem Telefon. Es gab gar keine Fragen mehr. Ganz klar stand ihm vor Augen, was in Borkum geschehen war. Bornemeyer hatte Sabine Sacher gewaltsam entfuhrt! Als Porzellanfigur verpackt, hatte er sie auf das Schiff gebracht. Wie er sie betaubt hatte, wie er uberhaupt auf diesen irrsinnigen Gedanken gekommen war, das waren Dinge, die spater geklart werden konnten. Allein die Tatsache, da? Bornemeyer die Frau eines Mandanten entfuhrte, war genug, um Dr. Portz zusammenbrechen zu lassen.

Er wu?te, da? es nur einen Weg gab: die Fahndung!

Noch einmal trank er einige Glaser Kognak, zog dann seinen Mantel an und verlie? durch den Hintereingang sein Buro.

Er fuhr zu einem guten Bekannten. Zum Ersten Staatsanwalt.

Das Unabanderliche mu?te seinen Lauf nehmen. Es gab jetzt kein Zuruck und keine Rucksichten mehr.

Der Strand war wei?sandig, breit, flach und ubersat mit bunten Schirmen, Zelten, Korben, langhaarigen Madchen und dicklichen Genie?ern. Ab und zu sah man auch langjahrige Ehepaare — man erkannte sie daran, da? der Mann mi?mutig auf die schonen jungen Madchen blickte und innerlich Vergleiche anstellte.

Heinz v. Kletow und Peter Sacher blickten von der Strandpromenade auf das bunte Treiben. Etwas au?erhalb des Badestrandes, zum Felsen hin, auf dem die herrliche wei?e Villa in der Sonne strahlte, standen vier buntgestreifte Strandzelte. Sie waren wie eine Burg zusammengeruckt. Die Sonne prallte auf sie herab. Kletow wies mit ausgestrecktem Arm auf sie hin.

«Unsere Strandvilla!«

«Luxurios! Dort braten wir wie Thunfisch im Ol.«

«Tagsuber liegen wir im Wasser. Und nachts wird dir hei? von den Vorfuhrungen um dich herum.«

Sie tapsten durch den Sand zu den vier Zelten. Als sie die >Burg< betraten, dampfte ihnen die Hitze entgegen. Sie zogen sich aus, schlupften in die Badehosen, stellten die Koffer Peters in eine Ecke des Zeltes und traten dann wieder hinaus in die Sonne. Peter Sacher dehnte sich. Weit ab lag der Larm des Badestrandes, hier war Ruhe. Nur ein paar Reiter trabten am Meer entlang.

«Trotz allem, es ist wirklich herrlich«, sagte Peter Sacher.»Endlich ist man allein!«

«Denkste!«Kletow grinste.»Das hier ist der schonste Platz von ganz Nizza. Man mu? nur Augen haben, Freund! Sieh einmal hinuber zu den Felsen. Weder von der Promenade noch von den Hotels, sondern nur aus diesem Winkel heraus hast du einen solchen marchenhaften Anblick!«

Von den Felsen ragte auf halber Hohe eine Felsnase ins Meer hinaus. Die Brandung schaumte an ihr empor und spruhte den Gischt uber die Steine. Oben auf dem Felsen schimmerte etwas Wei?es. Ab und zu bewegte es sich, schnellte auf, drehte sich, streckte sich.

«Hm«, sagte Peter Sacher.»Man kann es schlecht erkennen! Was ist's?«

«Die Confessa Maria della Sacraterra. Sie liegt auf einem wei?en Badetuch und sonnt sich.«

«Allein?«

«Stets!«

«Wie alt?«

«24 Jahre. Schwarzlockig, kurvenreich, ein Traum von einem Weib!«

«Und sie liegt da ohne etwas an?!«

«Immer! Es sieht sie ja keiner!«»Wir zum Beispiel.«

Heinz v. Kletow winkte ab.»Dieser kurze Blickwinkel ist meine Entdeckung. Ubrigens kennt sie mich, und dich wird sie nie kennenlernen.«

«Du wirst mich ihr naturlich vorstellen.«

«Naturlich nicht. Das ware Kuppelei.«

«Ach, und die Sache mit Coucou, was war das?«

«Notwehr!«

Peter Sacher starrte zu der Felsnase hinuber. Der wei?e Fleck bewegte sich. Der Gischt spruhte uber ihn. Jetzt sprang der Fleck auf. Mit etwas Fantasie konnte man eine nackte, schlanke Frauengestalt erkennen.

«Hast du kein Fernglas hier?«fragte Peter Sacher.

«Nein. «Kletow grinste.»Da? Ehemanner immer so ungeduldig sind.«

«Sie wird sich in der prallen Sonne einen Sonnenstich holen! Das mu? man ihr doch sagen!«

«Wie besorgt. Ich werde es ihr bestellen! Es ware nicht gut, wenn du ihr den Schatten liefern wurdest!«

«Eifersuchtig?«

«Vorsichtig.«

Peter wandte sich ab, stapfte durch den tiefen, wei?en Sand zuruck zur Zeltburg, zog seine Badehose aus und legte sich nackt in den Sand. Heinz v. Kletow sah verwundert auf ihn hinab.

«Du hast dich ja schnell hier eingelebt!«

«Wenn die Contessa das kann! Vielleicht hat sie ein Fernglas!«

«Sie wird aber nicht von ihrem Felsen steigen wie Circe zu Odysseus! Im ubrigen hat sie ein Erbteil von ca. 2 Millionen zu erwarten. Ich habe mich entschlossen, mit ihr darauf zu warten.«

«Gratuliere. «Peter dehnte sich wohlig im hei?en Sand.»Es ist merkwurdig, da? die gro?ten Nichtstuer die gro?ten Chancen haben. Mit was beschaftigst du dich jetzt eigentlich?«

«Mit Frauen.«

Sie lachten. Und es war, als drehe sich die Zeit zuruck. Irgendwie fuhlten sie in sich noch die Jugend, die langsam von ihnen wegglitt. Wenn Manner allein unter sich sind, werden sie wieder zu Jungen. Ihr Ubermut kennt keine Grenzen, und ihre Streiche unterscheiden sich von ihren Jugendsunden nur durch die Intelligenz der Ausfuhrung. Ansonsten sind es doch nur Varianten einer aus der Tiefe der Vergangenheit wieder auftauchenden Jugend.

Der erste Tag in Nizza verlief fur Peter und Heinz wie der erste Ferientag ubermutiger Schuljungen. Nur, ihrer Reife entsprechend, war er genu?licher.

Sie brieten in der Sonne, schwammen nackend hinaus in das warme, blaue, salzige und an den Felsen tobende Meer, umkreisten die Felsnase, auf der die Contessa lag und sahen, da? man auch vom Wasser aus nichts sehen konnte, schwammen bis zu den Riffen und schaukelten sich auf den Bojen, tauchten, bespritzten sich, machten ein Wettschwimmen, uberlegten, ob sie nicht die Felsnase erklettern sollten und die Contessa wegen ihres Aufzuges mit der Begrundung um Verzeihen bitten sollten, da? auf dem Festlande die Spinnstoffe knapp geworden waren. Es war eben herrlich, so ungebunden zu sein.

Dann lagen sie wieder im Sand; ihre Korper dampften.

Gegen Mittag dehnten sie ihre Ausfluge in die Flegeljahre aus. Sie gingen in die Stadt, a?en Thunfisch mit gerosteten Maiskolben, weil es billig war, nahmen am gesellschaftlichen Leben Nizzas teil, indem sie die elegante Promenade dreimal hinauf und hinabschlen-derten, sich auf die Banke setzten, die Blicke schoner Frauen erwiderten, jedoch in Ermangelung eines geldlichen Ruckhaltes nicht das durch diese Blicke freigiebig verteilte

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