es! Wir sind fur immer auseinander, du, du. Er wagte nicht, das Wort zu denken, was er sagen wollte. Es war ein unschones Wort, aber sie hatte es dann verdient!

«Du ku?t wunderbar«, sagte er stockend.

«Mich haben schon viele geku?t«, antwortete sie.

So, dachte sie. Das sa?, mein Lieber! Das ist ein Koder an meiner Angel. Wenn du mich jetzt verfuhren willst, bitte, tue es! Aber wenn ich dann in deinem Zimmer stehe, werde ich mir die Maske vom Gesicht rei?en und sagen: Ich bin es! Deine eigene Frau hast du verfuhrt. Aber fur dich war ich ja eine Fremde! Du hast mich betrogen! Ich lasse mich scheiden! Endgultig! Sie war gewillt, es wirklich zu tun.

An ihnen vorbei tanzte ein Spanier. Er hatte ein hellblondes, uppiges, ziemlich offenherziges Madchen in den Armen und winkte Peter zu. Dann flusterte er dem Madchen etwas ins Ohr. Es kreischte auf und dehnte sich in seinen Armen wie eine Raubkatze.

«Wer ist das?«fragte Sabine. Sie wu?te es.

«Ein Freund von mir. Aber du sollst keine anderen Manner haben neben mir, das oberste Gebot der Liebe. «Er ku?te sie wieder und zog sie hinaus in den hell erleuchteten, von Lampions durchzogenen Park.»Die Nacht!«sagte er junglinghaft.»Was ware die Nacht ohne eine Orchidee. Ich halte sie im Arm! Ich bin der Glucklichste der Erde! Gehen wir in den Park. Ich bin ein guter Gartner, unter dessen Handen sich die Bluten offnen.«

Zu Hause kannst du dich nicht bucken, weil du Ischias hast, dachte Sabine. Da mu? ich das Unkraut rupfen und die Rosenbeete harken!

Sie lie? sich mitziehen, und sie hatte plotzlich Angst vor dem, was kommen wurde. Schlie?lich ist es ja nicht alltaglich, sich von dem eigenen Mann verfuhrt zu sehen.

Sie lie? sich mitziehen. Dabei hob sie seine rechte Hand empor. Ein schmaler, goldener Reif glanzte an seinem Ringfinger. Er hat ihn nicht abgetan, frohlockte sie einen Augenblick. Ruckartig blieb sie stehen und spielte die Verbluffte.

«Du bist verheiratet, Seerauber?«

Peter betrachtete seine Hand und hob dann die Schultern. Jetzt werde ich es ihr sagen, dachte er gehassig.

«Ja! Stort es dich?! Ich kann den Ring abziehen! Seerauber rauben nicht nur Waren, sondern auch Frauen.«

«Du liebst deine Frau nicht mehr?«fragte sie. Ihr Atem stockte. Peter starrte in den Nachthimmel. Es war ihm jetzt unmoglich, Sabine anzusehen.

«Sie liebt mich nicht mehr, das ist es! Seerauber sind unbequeme Menschen, gewi?, aber wenn man ihr Wesen ein wenig verstehen lernt, wenn man einen Mann nicht nur nach dem bewertet, was er tut, sondern sich die Muhe machen wurde, in seine Seele ein-zudringen, doch wozu sage ich dir das?! Du bist eine Zigeunerin, die Nacht Nizzas ist um uns! Wir wollen diese Nacht glucklich sein, ohne zu denken!«

«Ich glaube, du haltst deine Frau fur dumm.«

«Sie ist es!«

Sabine bi? die Zahne zusammen. Es war ein hartes Urteil. Ein ungerechtes Urteil. Wenn sich Peter nur einmal in den vergangenen funf Jahren so benommen hatte wie heute, nur ein einziges Mal, ware vielleicht alles anders geworden. Aber immer war er brummig, mi?gelaunt und vollig ungenie?bar, wenn er einen neuen Hausplan entwarf und durchdachte.

Von dieser Antwort wird sie sich nicht erholen, dachte Peter. Sie wird innerlich platzen vor Wut. Fur sie bin ich ja ein Fremder, und notgedrungen mu? sie jetzt an ihren Mann denken. Wenn sie jetzt noch mit mir geht, wei? ich, da? sie mich nicht liebt.

Sabine nahm die Rose aus dem Haar und ku?te sie. Es war eine furchterliche Waffe gegen Peter. Wenn er so ein Urteil uber seine Frau zu einer anderen Frau sagt, kann er mich gar nicht lieben. Fur ihn bin ich ja eine Fremde, die er seit einer Stunde erst kennt!

Sie steckte die Rose an Peters Piratenbrust.

«Komm«, sagte sie.»Hier sind zu viele Menschen um uns.«

Sie gingen in den Park. Der su?liche Duft von Tausenden Bluten umwehte sie. Schweigend gingen sie Arm in Arm durch die Palmenallee und uber enge, von Zypressen gesaumte Wege. Vor einem kleinen Weiher, der versteckt zwischen Mandelbuschen und Jasmin schimmerte, blieben sie stehen. Das Mondlicht lag wie ein bleicher Uberzug uber dem stillen, unbewegten Wasser.

«Ein See aus Silber«, sagte Sabine. Ihre Stimme war nicht mehr ganz fest.

«Der See hat einen Namen«, erwiderte Peter Sacher.

«Das Auge des Mondes?«

«Nein. Der >See des Vergessens<.«

«Welch ein gelegen kommender Name.«

Er legte den Arm um Sabines Schulter und zog sie an sich. Sie schmiegte sich an seine Seite und zitterte. Jetzt betrugt er mich mit mir, durchfuhr es sie. Jetzt lerne ich kennen, wie er andere Frauen erobert.

Peters Gesicht war hart. Jetzt la?t sie sich verfuhren, dachte er grimmig. Jetzt werde ich erleben, wie sie sich benimmt, wenn andere Manner ihre Gunst erringen. Das Herz schlug ihm bis zum Kehlkopf. Er war unbandig eifersuchtig auf sich selbst.

«Jeder, der von dem Wasser dieses Sees trinkt«, sprach Peter stockend weiter,»wird fur eine Nacht alles vergessen. Er wird nicht an morgen denken, und das Gestern ist weit, weit weg. Jeder, der die Hand in den See taucht und damit sein Gesicht wascht, wird willenlos sein vor der Liebe.«

Du Verfuhrer, dachte Sabine bitter. Nie hast du zu mir so gesprochen! Selbst nicht in der Zeit, als wir verliebt waren. Jetzt kann ich verstehen, was Heinz v. Kletow mir vor sieben Jahren sagte, als Peter und ich heiraten wollten.»Passen Sie gut auf den auf«, hatte Kletow gesagt.»Dem fallen die Frauen zu wie Apfel, die man vom Baum schuttelt. «Damals hatte sie es als Witz aufgefa?t. Jetzt spurte sie, wie seine Stimme und sein Wesen selbst sie, nach sieben Jahren Ehe, zu betoren begannen. Sie stemmte sich gegen dieses Gefuhl, sie wollte nuchtern bleiben. Wer einen Mann uberfuhren will, darf nicht von ihm gebannt sein.

Sabine tat etwas, was Peter Sacher den letzten Rest seiner nur noch muhsam aufrecht stehenden Beherrschung raubte. Sie beugte sich zu dem See hinab, tauchte die Hand in das Wasser und fuhr sich mit der nassen Handflache uber die Lippen. Dann wandte sie den Kopf zu ihm, schlo? die Augen und hob die Lippen zu ihm empor.

«Ku? mich«, flusterte sie.

Das ist meine Frau, durchzuckte es ihn hei?. So betrugt sie mich!

Was tut er jetzt, zitterte Sabine. Wie betrugt man seine Frau? Er wird's jetzt zeigen!

Peter Sacher tat, was alle Manner in dieser beneidenswerten Lage getan hatten. Er ri? Sabine an sich und ku?te sie mit einer Wild-heit, die ihr den Atem nahm. Er war besonders wild, weil er wutend und voll Rachsucht war. Er pre?te sie an sich, er ku?te sie mit einer Verzweiflung, die sie als Leidenschaft empfand. Sie offnete die Lippen und bi? ihn. Das machte ihn rasend. Oh, schrie es in ihm. Wie grenzenlos leidenschaftlich kann sie sein bei anderen Mannern! Er dachte plotzlich an den langen Genueser und an die Moglichkeit, da? auch er die Trunkenheit ihrer Liebe genossen haben konnte.

Da hob er sie hoch, wie leicht sie ist, stolperte mit seiner Last vom See weg in die Dunkelheit und wollte sie auf ein teppichdichtes Rasenstuck legen.

Sabine wehrte sich. Sie wand sich in seinen Armen, sie stemmte die Beine gegen die Erde und ri? sich los, als Peter fester zugriff. Zwei, drei Schritte wich sie zuruck, ballte die Fauste und stie? sie vor, als Peter sich ihr wieder nahern wollte.

«Bleib stehen!«sagte sie hart.»Du betrugst deine Frau!«

Peter Sacher lachte.»Die ist weit! Sie liegt auf Borkum im Sand und la?t sich von anderen Mannern kussen.«

«Wei?t du das so genau?«

«Ja!«

«Und du bist gar nicht eifersuchtig?«

«Aber nein! Ich werde nicht fragen, was sie auf Borkum gemacht hat. Ebensowenig, wie sie mich fragen wird, was ich in Paris oder Nizza getan habe.«

«So gleichgultig seid ihr euch geworden?«

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