Ich habe wenig Freunde in Nibelungenland.” Leid tat es Siegmunden, da ers an Kriemhilden fand. (1117) Da sprach König Siegmund: Das lasst euch niemand sagen: Vor allen meinen Freunden sollt ihr die Krone tragen Nach rechter Königswürde, wie ihr sonst getan: Ihr sollt es nicht entgelten, dass ihr verloren habt den Mann. (1118) “Fahrt auch mit uns zur Heimat um euer Kindelein: Das sollt ihr keine Waise, Fraue, lassen sein. Ist euer Sohn erwachsen, der tröstet euch den Mut; Derweilen soll euch dienen mancher Degen kühn und gut.” (1119) Da sprach sie: “Herr Siegmund, ich kann nicht mit euch gehn, Ich muss hier verbleiben, mag was da will geschehn, Bei meinen Anverwandten, die mir helfen klagen.” Da wollten diese Mären den guten Recken nicht behagen. (1120) Sie sprachen einhellig: “So möchten wir gestehn, Es sei in dieser Stunde uns erst ein Leid geschehn. Wollt ihr nun hier im Lande bei unsern Feinden sein, So könnte Heiden niemals eine Hoffahrt übler gedeihn.” (1121) “Ihr sollt ohne Sorge Gott befohlen fahren: Man gibt euch gut Geleite, ich lass euch wohl bewahren Bis zu euerm Lande; mein liebes Kindelein, Das soll euch guten Recken auf Gnade befohlen sein.” (1122) Als sie das recht vernahmen, sie wolle nicht von dann, Da weinten all die Degen in Siegmundens Bann. Mit welchem Herzensjammer nahm da Siegmund Urlaub von Kriemhilden! Da ward ihm Unfreude kund. (1123) “Weh dieses Hofgelages!”, sprach der König hehr: “Einem Fürsten und den seinen geschieht wohl nimmermehr Einer Kurzweil willen, was uns hier ist geschehn: Man soll uns nimmer wieder hier bei den Burgonden sehn.” (1124) Da sprachen laut die Degen in Siegfriedens Lehn: “Wohl möchte noch die Reise in dieses Land geschehn, Wenn wir den nur fänden, der uns den Herrn erschlug: Sie haben starker Feinde bei seinen Freunden genug.” (1125) Er küsste Kriemhilden; jammernd sprach er da, Als er daheim zu bleiben sie so entschlossen sah: “Wir reiten arm an Freuden nun heim in unser Land. Alle meine Sorgen sind wir erst jetzo bekannt.” (1126) Sie ritten ungeleitet von Wormes überrhein. Sie mochten voll Vertrauens in ihrem Mute sein. Würden sie von jemand in Feindschaft angerannt, Dass sich wohl wehren sollte der kühnen Nibelungen Hand. (1127) Sie beurlaubten bei niemanden sich. Da sah man Geiselheren und Gernot minniglich Zu dem Degen kommen; ihnen war sein Schade leid: Das ließen ihn wohl schauen die kühnen Helden allbereit. (1128) Da sprach wohl gezogen zu ihm Herr Gerenot: “Wohl weiß es Gott im Himmel, an Siegfriedens Tod Bin ich ganz unschuldig: Ich hört auch niemals sagen, Wer ihm feind hier wäre: Ich muss ihn billig beklagen.” (1129) Da gab ihm gut Geleite Geiselher das Kind. Da bracht er ohne Sorgen, die sonst bei Leide sind, Den König und die Recken heim nach Niederland; Wie wenig der Verwandten man dort fröhlich wieder fand! (1130) Wie's ihnen nun ergangen, weiß ich nicht zu sagen Man hörte Kriemhilden zu allen Zeiten klagen, Dass ihr Niemand tröstete das Herz noch den Mut, Außer Geiselheren; der war getreu und auch gut. (1131) Brunhild die schöne des Übermutes pflag: Wie viel Kriemhilde weinte, was fragte sie darnach! Sie war zu Lieb und Treue ihr nimmermehr bereit: Bald schuf auch ihr Kriemhilde noch viel schweres Herzeleid. (1132)
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