So durft er dreistes Mutes immer zu Kriemhilden gehn. (1148) Es ward mit solchen Tränen nie eine Sühne mehr Gestiftet unter Freunden: Sie schmerzt' ihr Schaden sehr; Doch verzieh sie allen bis auf den einen Mann: Erschlagen hätt ihn niemand, hätt es Hagen nicht getan. (1149) Darauf nicht lange währt' es, so stellten sie es an, Dass Kriemhild die Fraue den großen Hort gewann Vom Nibelungenlande und bracht ihn an den Rhein: Ihre Morgengabe war es und musst ihr billig eigen sein. (1150) Nach diesem fuhr da Geiselher und auch Gernot. Achtzighundert Mannen Frau Kriemhild gebot Dass sie ihn holen sollten, wo er verborgen lag Und sein der Degen Alberich mit seinen besten Freunden pflag. (1151) Als man des Schatzes willen vom Rhein sie kommen sah, Alberich der Kühne sprach zu den Freunden da: “Wir dürfen ihr wohl billig den Hort nicht entziehn, Da sein als Morgengabe heischt die edle Königin. (1152) “Dennoch sollt es nimmer,” sprach Alberich, “geschehn, Müssten wir nicht leider für uns verloren sehn Mitsamt Siegfrieden den guten Nebelhut, Den immer hat getragen Kriemhilds Gemahl, der Degen gut. (1153) “Nun ist es Siegfrieden leider schlimm bekommen, Dass uns die Tarnkappe der Held hat genommen, Und dass ihm dienen musste dieses ganze Land.” Hin ging der Kammerhüter, wo er des Hortes Schlüssel fand. (1154) Da standen vor dem Berge die Kriemhild gesandt Und mancher ihrer Freunde: Man ließ den Schatz zur Hand Zu dem Meere bringen an die guten Schiffelein Und führt' ihn auf den Wellen bis zu Berg auf den Rhein. (1155) Nun mögt ihr von dem Horte Wunder hören sagen: Zwölf Doppelwagen konnten ihn kaum von dannen tragen In der Tag und Nächte vieren aus des Berges Schacht, Und hätten sie den Weg auch des Tages dreimal gemacht. (1156) Es war auch nichts anders als Gestein und Gold. Und hätte man die Erde erkauft mit diesem Gold, Um keine Mark vermindert hätt es seinen Wert. Wohl hatte sein mit Unrecht der Degen Hagen nicht begehrt. (1157) Der Wunsch der lag darunter, ein goldnes Rütelein: Wer das erkundet hätte, der mochte Meister sein Auf der weiten Erde wohl über jeden Mann. Von Albrichs Freunden schlossen Gernoten viele sich an. (1158) * Als sich Gernot der Degen und der junge Geiselher Des Hortes unterwanden, da wurden sie auch Herr Des Landes und der Burgen und der Recken wohlgestalt: Die mussten ihnen dienen zumal durch Furcht und Gewalt. (1159) Als sie den Hort gewannen in König Gunthers Land, Und sich darob die Königin der Herrschaft unterwand, Die Kammern und die Türme, die wurden voll getragen. Man hörte nie von Schätzen so große Wunder wieder sagen. (1160) Und wären auch die Schätze noch größer tausendmal, Und wär der Degen Siegfried erstanden von dem Fall, Gern wär bei ihm Kriemhilde geblieben hemdebloß. Nie war zu einem Helden eines Weibes Treue so groß. (1161) Als sie den Hort nun hatte, da bracht er in das Land Viel der fremden Recken: Wohl gab der Frauen Hand, Dass man so große Milde nie zuvor gesehn. sie übte hohe Tugend: Das musste man ihr zugestehn. (1162) Den Armen und den Reichen zu geben sie begann. Hagen sprach zum König: “Lässt man sie so fortan Noch eine Weile leben, so wird sie in ihr Lehn So manchen Degen bringen, dass es uns übel muss ergehn.” (1163) Da sprach König Gunther: “Ihr gehört das Gut: Wie darf er mich bekümmern, was sie damit tut? Ich konnt es kaum erlangen, dass sie mir wurde hold; Nicht frag ich, wie sie teilet ihr Gestein und rotes Gold.” (1164)
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