“Meinem Herren werben soll ich ein ander Weib, Da ihm ist erstorben der schönen Helke Leib; Da will ich zu Kriemhilden reiten an den Rhein: Die soll hier bei den Heunen vielgewaltge Herrin sein.” (1212) “Das wollte Gott!”, sprach Gotlind, “möchte das geschehn, Da wir so hohe Ehren ihr hören zugestehn. Sie ersetzt uns meine Fraue vielleicht in alten Tagen: Wir mögen bei den Heunen sie gerne sehen Krone tragen.” (1213) Da sprach der Markgraf Rüdiger: “Liebe Fraue mein, Die mit mir fahren sollen von hinnen an den Rhein, Denen sollt ihr minniglich bieten euer Gut: Wenn Helden reichlich leben, so tragen sie hohen Mut.” (1214) Sie sprach: “Da ist nicht einer, wenn er es gerne nähm, Dem ich nicht willig böte was jeglichem genehm, Eh ihr von hinnen scheidet und die in euerm Bann.” “So wird mir,” sprach der Markgraf, “ein Gefallen getan.” (1215) Hei! Was man reicher Zeuche von ihrer Kammer trug! Da ward den edeln Recken Gewand zu Teil genug Mit allem Fleiß gefüttert vom Hals bis auf die Sporen. Die ihm davon gefielen hatte Rüdger sich erkoren. (1216) An dem siebenten Morgen von Bechlaren ritt Der Wirt mit seinen Recken. Sie führten Waffen mit Und Kleider auch die Fülle durch der Baiern Land. Sie wurden auf der Straße von Räubern selten angerannt. (1217) Binnen zwölf Tagen kamen sie an den Rhein. Da konnte diese Märe nicht lang verborgen sein; Dem König und den seinen ward es kundgetan, Es kämen fremde Gäste. Der Wirt zu fragen begann, (1218) O sie jemand kenne? Das solle man ihm sagen. Man sah die Saumrosse schwere Lasten tragen: Wie reich die Helden waren, das ward da wohl erkannt; Herberge schuf man ihnen in der weiten Stadt zur Hand. (1219) Als die Unbekannten waren angekommen. Da ward der fremden Gäste mit Neugier wahrgenommen; Sie wunderte, von wannen sie kämen an den Rhein. Der Wirt fragte Hagen, wer die Herren möchten sein? (1220) “Noch hab ich sie nicht gesehn:”, sprach den Tronje Hagen, “Wenn wir sie erschauen will ich euch wohl sagen Von wannen sie geritten kommen in dies Land; Wie fremd sie immer wären, so sind sie gleich mir bekannt.” (1221) Man hatte Herbergen den Gästen nun genommen. Der Bote war in reichen Kleidern angekommen Mit seinen Heergesellen, als sie zu Hofe ritten. Sie trugen gute Kleider, die waren zierlich geschnitten. (1222) Da sprach der schnelle Hagen: “So viel ich mag verstehn, Da ich seit langen Tagen den Herrn nicht hab ersehn, So sind sie so gekleidet als wär es Rüdiger Aus dem Heunenlande, dieser Degen kühn und hehr.” (1223) “Wie sollt ich das wohl glauben?”, sprach Gunther gleich zur Hand, “Dass der von Bechelaren käm in dieses Land? Kaum hatte der König das Wort gesprochen gar, Da nahm der kühne Hagen den guten Rüdiger wahr. (1224) Er und seine Freunde liefen alle hin; Da sprangen von den Rossen fünfhundert Degen kühn. Wohl empfangen wurden die von Heunenland; Niemals trugen Boten wohl so herrliches Gewand. (1225) Da rief von Tronje Hagen mit lauter Stimme Schall: “Nun seien uns willkommen diese Degen all, Der Vogt von Bechlaren mit seinem ganzen Lehn.” Der Empfang war mit Ehren den schnellen Heunen geschehn. (1226) Des Königs nächste Freunde drängten sich heran. Da hub von Metzen Ortewein zu Rüdigern an: “Wir haben lange Tage hier nicht mehr gesehn So willkommne Gäste, das muss ich wahrlich gestehn!” (1227)
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