“Was tröstet mehr im Leide,” sprach der kühne Mann, “Als freundliche Liebe? Wer die gewähren kann Und hat sich den erkoren, der ihm zu Herzen kommt, Der fühlt wohl, dass im Leide nichts so sehr als Liebe frommt. (1277) Und geruhet ihr zu minnen den edeln Herren mein, Zwölf reicher Kronen sollt ihr gewaltig sein. Dazu von dreißig Königen gibt euch mein Herr das Land. Die alle hat bezwungen seine vielgewaltge Hand. (1278) “Ihr sollt euch Herrein werden ob manchem werten Mann, Die Helken meiner Frauen waren untertan, Und über viel der Frauen, einst ihrem Dienst gesellt, Von hoher Fürsten Stamme,” sprach der hochbeherzte Held. (1279) “Dazu gibt euch mein König, so gebot er euch zu sagen, Wenn ihr geruht die Krone bei dem Herrn zu tragen, Macht, die allerhöchste, die Helke je gewann: So gewaltig sollt ihr herrschen über Etzels ganzen Bann.” (1280) “Wie möchte wohl wieder,” so sprach die Königin, “Eines Helden Weib zu werden gelüsten meinem Sinn? Der Tod hat an dem einen mir solches Leid getan, Dass ichs bis an mein Ende nimmermehr verschmerzen kann.” (1281) Die Heunen sprachen wieder: “Viel reiche Königin, Das Leben geht bei Etzeln euch so froh dahin, Es wird euch immer freuen, wenn ihr es habt getan: Manchen zieren Degen der reiche König gewann. (1282) “Helkens Jungfrauen und eure Mägdelein, Sollten die zusammen je ein Gesinde sein, Dabei so möchten Recken wohl werden wohlgemut; Lasst es euch raten, Fraue, es bekommt euch wahrlich gut.” (1283) Sie sprach mit edler Sitte: “Nun lasst die Rede sein Bis morgen in der Frühe: Dann tretet zu mir ein: So will ich auf die Märe euch geben den Bescheid.” Da mussten Folge leisten die kühnen Degen allbereit. (1284) Als zu den Herbergen sie kamen allzumal, Zu Geiselhern zu senden die edle Frau befahl Und nach ihrer Mutter: Den beiden sagte sie, Ihr gezieme nur zu weinen und alles andere nie. (1285) Da sprach ihr Bruder Geiselher: “Mir ahnet, Schwester mein, Und gerne mag ichs glauben, dein Leid und deine Pein Wird König Etzel wenden: Und nimmst du ihn zum Mann, Was jemand anders rate, so dünkt es mich wohl getan.” (1286) Da redete Frau Ute ihrer lieben Tochter zu: “Was deine Brüder raten, liebes Kind, das tu: Folge deinen Freunden, so wird dirs wohlergehn. Ich habe dich zu lange in großem Jammer gesehn.” (1287) Oft bat sie Gott den reichen, dass wieder ihre Hand Zu schenken haben möge Gold, Silber und Gewand, Wie einst da er noch lebte, ihr Mann der Degen hehr. Sie erlebte doch nicht wieder so frohe Stunden nachher. (1288) Sie gedacht in ihrem Sinne: “Und sollt ich meinen Leib Einem Heiden geben? Ich bin ein Christenweib: Des hätt ich Spott und Schanden auf Erden immerdar. Gäb er mir alle Reiche, ich tät es nimmer fürwahr.” (1289) Da ließ sie es bewenden. Die Nacht bis an den Tag Die Frau in ihrem Bette voll Gedanken lag; Ihre lichten Augen trockneten ihr nicht Bis sie zu der Mette wieder ging beim Morgenlicht. (1290) Zur Messezeit auch waren die Könige gekommen. Sie hatten ihre Schwester an die Hand genommen Und rieten ihr zu minnen den von Heunenland. Niemand doch die Fraue ein wenig fröhlicher fand. (1291) Da ließ man zu ihr kommen die Etzel hergesandt. Die wollten nun mit Urlaub räumen Gunthers Land, Wie es geraten möge, mit ja oder nein! Da kam zu Hofe Rüdiger: Die Gefährten schärften ihm ein. (1292) Dass er recht erforsche des edeln Königs Mut,
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