Und sagt es euern Mägdlein, die ihr euch gesellt: Uns begegnet unterweges mancher auserwählte Held.” (1309) Sie hatte noch Geschmeide, um das zu Siegfrieds Zeit Sie um die Wette ritten, dass sie mit mancher Maid Mit Ehren reisen mochte, so sie wollt hindann. Hei! Was man guter Sättel den schönen Frauen gewann! (1310) Wenn sie je zum Feste trugen reich Gewand, So war des zur Reise die Fülle nun zur Hand, Weil ihnen von dem Könige so viel gerühmet ward; Sie nahmen aus den Kisten was sie da lange gespart. (1311) Sie waren sehr geschäftig wohl fünftehalben Tag; Sie suchten aus der Lade soviel darinnen lag. Ihre Kammer zu erschließen, hub da Kriemhild an; Sie gedachte reich zu machen all die in Rüdigers Bann. (1312) Sie hatten noch des Goldes vom Nibelungenland: Das sollte bei den Heunen verteilen ihre Hand. Es mochten hundert Mäuler es nicht von dannen tragen. Die Märe hörte Hagen da von Kriemhilden sagen. (1313) Er sprach: “Mir wird Kriemhilde doch nimmer wieder hold: So muss auch hier verbleiben Siegfriedens Gold. Wie ließ ich meinen Feinden wohl so großes Gut? Ich weiß wohl was Kriemhilde mit diesem Schatzte noch tut: (1314) Wenn sie ihn hinnen brächte, so weiß ich sicherlich, Sie würd ihn nur verteilen zu werben wider mich. Sie bat auch nicht die Rosse um ihn hinweg zu tragen; Behalten will ihn Hagen, das soll man Kriemhilden sagen.” (1315) Als sie vernahm die Märe, das schuf ihr grimme Pein. Es ward auch den Königen kund allen drein; Sie gedachten es zu wenden. Als das nicht geschah, Wie sprach mit frohem Mute der edle Rüdiger da: (1316) “Reiche Königstochter, was klagt ihr um das Gold? Euch ist König Etzel so geneigt und hold, Ersehn euch seine Augen, er gibt euch solchen Hort, Dass ihr ihn nie verschwendet; das verbürgt euch mein Wort.” (1317) Da sprach die Königswitwe: “Viel edler Rüdiger, Nie eine Königstochter gewann der Schätze mehr Als die deren Hagen mich ohne hat getan.” Da kam ihr Bruder Gernot zu ihrer Kammer heran. (1318) Er stieß des Königs Schlüssel gewaltsam in die Tür. Frau Kriemhildens Schätze brachte man herfür, An dreißigtausend Marken oder wohl noch mehr, Dass es die Gäste nähmen: Des freute sich Gunther sehr. (1319) Da sprach von Bechlaren der Gotelinde Mann: “Und gehörten all die Schätze noch Kriemhilden an, Die man jemals brachte von Nibelungenland, Sie sollte nie berühren mein noch der Königin Hand (1320) Lasst es aufbewahren, da ichs nicht haben mag: Man führt uns noch von Hause so viel des meinen nach. Wir mögens unterweges entraten wohl mit Fug: Was auch die Reise koste, wir haben alles genug.” (1321) Zu allen Zeiten hatten ihre Mägdelein Des allerbesten Goldes, das irgend mochte sein, Zwölf gefüllte Kisten: Das führten sie hindann, Und viel der Frauenzierde, die man zur Reise gewann. (1322) Die Macht des grimmen Hagen bedäuchte sie zu stark. Des Opfergoldes hatte sie wohl noch tausend Mark; Das gab sie für die Seele von ihrem lieben Mann. Das däuchte Rüdigeren mit großer Treue getan. (1323) Da sprach die reiche Königin: “Wo sind die Freunde mein, Die meiner Liebe willen im Elend wollen sein? Die sollen mit mir reiten in der Heunen Land: Sie nehmen meines Goldes und kaufen Ross und Gewand.” (1324) Da sprach zur Königstochter der Markgraf Eckewart: “Seit ich als Ingesinde an euch gewiesen ward, Hab ich euch immer treulich gedient,” sprach der Degen,