Und das bei Zeiten täte; das däuchte jeden gut; Ihre Wege wären ferne wieder in ihr Land. Man brachte Rüdigeren hin wo er Kriemhilden fand. (1293) Da bat alsbald der Recke die edle Königin Mit minniglichen Worten, zu künden ihren Sinn Was sie entbieten wolle in König Etzels Land. Der Held mit seinem Werben bei ihr nur Weigerung fand: (1294) “Sie wolle nimmer wieder minnen einen Mann.” Dawider sprach der Markgraf: “Das wär nicht recht getan: Was wollt ihr so verderben euern minniglichen Leib? Ihr werdet noch mit Ehren eines werten Mannes Weib.” (1295) Nichts half es was sie baten, bis dass Rüdiger Insgeheim gesprochen mit der Königin hehr, Er hoff ihr zu vergüten all ihr Ungemach. Da ließ zuletzt ein wenig ihre hohe Trauer nach. (1296) Da sprach er zu der Königin: “Lasst euer Weinen sein; Hättet ihr bei den Hennen niemand als mich allein, Meine lieben Freunde und die mir untertan Er sollt es schwer entgelten, hätt euch jemand Leid getan.” (1297) Darüber schien getröstet die Frau in ihrem Mut. Sie sprach: “Wohlan, so schwöret, was mir jemand tut, Ihr wollt der Erste werden, der rächen will mein Leid.” Da erwidert' ihr der Markgraf: “Dazu bin ich gern bereit.” (1298) Mit allen seinen Degen schwur ihr Rüdiger, Ihr immer treu zu dienen und dass die Recken hehr Ihr nichts versagen sollten in König Etzels Land, Was ihre Ehre heische: Das gelobt' ihr Rüdigers Hand. (1299) Da gedachte die Getreue: “Wenn ihr gewinnen kann So viel der steten Freunde, so seh ichs wenig an Was die Leute reden, ich jammerhaftes Weib! Vielleicht wird noch gerochen meines lieben Mannes Leib.” (1300) Sie gedachte: “Da Herr Etzel der Recken hat so viel; Denen ich gebiete, so tu ich was ich will. Er hat auch solchen Reichtum, dass ich verschenken kann; Mich hat der leidge Hagen meines Gutes ohne getan.” (1301) Sie sprach zu Rüdigern: “Hätt ich nicht vernommen, Dass er ein Heide wäre, so würd ich gerne kommen, Wohin sein Wille wäre, so nähm ich ihn zum Mann.” Da sprach der Markgraf wieder: “Steht darum, Fraue, nicht an. (1302) * “Er ist nicht ganz ein Heide, des dürft ihr sicher sein: Er war gar wohl bekehret, der liebe Herre mein, Nur dass er zu den Heiden wieder übertrat: Wollt ihr ihn minnen, Fraue, so wird dawider wohl Rat. (1303) “Ihm dienen so viel Recken in der Christenheit, Dass euch bei dem Könige nie widerfährt ein Leid; Vielleicht mögt ihrs erlangen, dass er die Taufe wählt: Drum wärt ihr wohl mit Ehren König Etzeln anvermählt.” (1304) Da sprach ihr Bruder wieder: “Versprecht es, Schwester mein, Und allen euern Kummer lasst in Zukunft sein.” Da baten sie so lange, bis sie mit trübem Mut Gelobte vor den Helden, Etzeln zu frein den König gut. (1305) Sie sprach: “Ich will euch folgen, ich arme Königin! Ich fahre zu den Heunen, wann es geschehe, hin, So ich Freunde finde, die mich führen in das Land.” Darauf bot vor den Helden die schöne Kriemhild die Hand. (1306) Der Markgraf sprach: “Zwei Recken, die stehn in euerm Lehn; Dazu hab ich noch manchen: So kann es wohl geschehn, Dass wir euch mit Ehren bringen überrhein: Ihr sollt nicht länger, Fraue, hier bei den Burgonden sein. (1307) “Fünfhundert Mannen hab ich und der Freunde mein, Die sollen euch zu Diensten hier und bei Etzeln sein, Was ihr auch gebietet; ich selber steh euch bei Und will michs nimmer schämen, mahnt ihr mich künftig meiner Treu. (1308) Euer Pferdgeräte haltet euch bereit; Was Rüdiger geraten wird euch nimmer leid;