Da ließ man unterbleiben das Kampfspiel überall; Mit Ehren ward beendet der laute Freudenschall. Da gingen zu den Hütten die in Etzels Bann; Herberge wies man ihnen ringsum allenthalben an. (1404) Der Tag war zu Ende, sie fanden Ruhe da Bis man den lichten Morgen von neuem scheinen sah. Da eilte zu den Rossen wieder mancher Mann: Hei! Was man Kurzweile zu des Königs Ehren begann! (1405) Nach Würden es zu schaffen der Fürst die Heunen bat. Da ritten sie von Tulne nach Wien in die Stadt. Da fand man hold gezieret mancher Frauen Leib; Sie empfingen wohl mit Ehren des Königes Etzel Weib. (1406) In Überfluss und Fülle war da für sie bereit Was jeder haben sollte: Viel Degen allbereit Sahn froh dem Fest entgegen. Herbergen wies man an; Die Hochzeit des Königs mit hohen Freuden begann. (1407) Man konnte sie nicht alle herbergen in der Stadt: Die nicht Gäste waren, Rüdiger die bat Dass sie Herberge nähmen auf dem Land: Wohl weiß ich, dass man immer den König bei Kriemhilden fand. (1408) Dieterich der Degen und mancher andre Held, Die hatten ihre Muße mit Arbeit eingestellt, Damit sie ihren Gästen trösteten den Mut; Rüdger und seine Freunde hatten Kurzweile gut. (1409) Die Hochzeit war gefallen auf einen Pfingstentag, Wo der König Etzel bei Kriemhilden lag In der Stadt zu Wiene. Fürwahr, so manchen Mann Bei ihrem ersten Manne sie nicht zu Diensten gewann. (1410) Durch Gabe ward sie manchem, der sie nicht kannte, kund. Darüber zu den Gästen hub mancher an zur Stund: “Wir wähnten Kriemhilden benommen sei ihr Gut, Die doch mit ihren Gaben hier so große Wunder tut.” (1411) Diese Hochzeit währte siebzehn Tage. Wohl weiß ich, dass man nimmer von einem König sage, Der solch ein Fest gehalten: Uns ist es unbekannt. Alle die da waren, die trugen neues Gewand. (1412) Sie sah sich nie bedienet vordem im Niederland Von so manchem Degen; auch ist mir wohlbekannt, War Siegfried reich an Gute, dass er doch nie gewann So viel der edeln Recken, als Etzeln waren untertan. (1413) Auch hat wohl nie ein König bei seiner Hochzeit So manchen reichen Mantel gegeben, tief und weit, Noch so gute Kleider als man hier gewann, Die Kriemhildens willen alle wurden vertan. (1414) Ihre Freunde wie die Gäste hatten einen Mut: Sie wollten nichts verschonen und wärs das beste Gut. Was einer wünschen mochte, man war dazu bereit; Da stand wohl mancher Degen vor Milde bloß und ohne Kleid. (1415) Wenn sie daran gedachte, wie sie am Rheine saß Bei ihrem edeln Manne, ihre Augen wurden nass; Doch musste sie's verhehlen, dass es niemand sah, Da ihr nach manchem Leide so viel der Ehre geschah. (1416) Was einer tat aus Milde, das war doch gar ein Wind Gegen Dietrichen; was Botlungens Kind Ihm gegeben hatte, das wurde gar verwandt; Da tat auch große Wunder des milden Rüdiger Hand. (1417) Auch aus Ungerlande der Degen Blödelein Ließ da ledig machen manchen Reiseschrein Von Silber und von Golde: Das ward dahin gegeben. Man sah des Königs Helden so recht fröhlich alle leben. (1418) Des Königs Spielleute Werbel und Schwemmelein, Wohl an tausend Marken nahm jedweder ein Bei dem Hofgelage (oder mehr als das), Als die schöne Kriemhild bei Etzeln unter Krone saß. (1419) Am achtzehnten Morgen sie von Wiene ritten: