In Ritterspielen wurden der Schilde viel verschnittenVon Speeren, so da führten die Recken an der Hand:So kam der König Etzel bis in das heunische Land. (1420)In der alten Heimburg verblieb man über Nacht.Da konnte niemand wissen von des Volkes Macht,Mit welchen Heerkräften sie zogen durch das Land.Hei! Was schöner Frauen man in seiner Heimat fand! (1421)In Misenburg der reichen fing man zu schiffen an.Verdeckt ward das Wasser von Ross und auch von MannAls ob es Erde wäre, was man doch fließen sah:Die wegemüden Frauen fanden gute Ruhe da. (1422)Zusammen ward gebunden manches Schifflein gut,Dass ihnen wenig schadete die Woge noch die Flut;Darüber ausgebreitet manch köstliches Gezelt,Als ob sie noch immer beides hätten, Land und Feld. (1423)Es ward in Etzels Hofburg die Märe kundgetan:Da freute sich darinnen beides, Weib und Mann.Eztels Ingesinde, des einst Frau Helke pflag,Erlebte bei Kriemhilden noch manchen fröhlichen Tag. (1424)Da stand auch ihrer harrend manche edel Maid,Die seit Helkens Tode getragen Herzeleid.Sieben Königstöchter Kriemhilde noch da fand;Durch die so ward gezieret König Etzels ganzes Land. (1425)Herrat die Jungfrau noch des Gesindes pflag,Helkens Schwestertochter, in der viel Tugend lag,Dieterichs Verlobte, eines edeln Königs Spross,Die Tochter Nentweinens, die noch viel Ehren genoss. (1426)Auf der Gäste Kommen freute sich ihr Mut;Auch ward dazu verwendet viel kostbares Gut.Wer könnt euch des bescheiden, wie der König saß forthin?Es lebten nie die Heunen so gut bei einer Königin. (1427)Als der Fürst mit seinem Weibe geritten kam vom Strand,Wer eine jede führe, das ward da wohl benanntDer edeln Kriemhilde: Sie grüßte desto mehr:Wie saß an Helkens Stelle sie so gewaltig und hehr! (1428)Getreulichen Dienstes ward ihr viel bekannt.Die Königin verteilte Gold und auch Gewand,Silber und Gesteine: Was sie des überrheinZum Heunenlande brachte, das musste gar vergeben sein. (1429)Auch wurden ihr mit Diensten später untertanAll des Königs Freunde und die in seinem Bann,Dass nie die Königin Helke so gewaltiglich gebot,Als sie ihr dienen mussten bis an Kriemhildens Tod. (1430)Da stand in solchen Ehren der Hof und auch das Land,Dass man zu allen Zeiten die Kurzweile fand,Wonach einem jeden verlangte Herz und Mut:Das schuf des Königs Liebe, das schuf der Königin Gut. (1431)
23. Abenteuer
Wie Kriemhilde ihr Leid zu rächen gedachte
Unter hohen Ehren, das ist alles wahr,Wohnten sie beisammen bis in das siebte Jahr.Die Königin derweile gebar ein Söhnelein,Worüber König Etzel nicht mochte fröhlicher sein. (1432)Bis sie es erlangte ließ sie nicht ab davon,Die Taufe musst empfangen König Etzels SohnNach der Christen Sitte: Ortlieb ward er genannt.Das brachte große Freude über Etzels ganzes Land. (1433)Der Zucht, deren jemals zuvor Frau Helke pflag,Befliss sich Kriemhilde darauf gar manchen Tag.Es lehrte sie die Sitte Herrat die fremde Maid;Dei trug noch in der Stille um Helke großes Herzeleid. (1434)Vor Heimischen und Fremden war sie wohlbekannt;