Er trägt in seinem Herzen einen grimmigen Mut. (2370) Und wollen meine Freunde im Tode mich beklagen, Den nächsten und den besten sollt ihr von mir sagen, Dass sie nicht um mich weinen, das tu nimmer Not; Von Königshänden fand ich hier einen herrlichen Tod. (2371) Ich hab auch so mein Sterben vergolten hier im Saal, Das schafft noch der Frauen der guten Ritter Qual. Wills jemand von euch wissen, dem mögt ihr immer sagen: Von meiner Hand alleine liegen hundert wohl erschlagen.” (2372) Da gedachte Hagen wieder an den Fiedelmann, Dem der kühne Hildebrand das Leben abgewann: Da sprach er zu dem Degen: “Ihr entgeltet nun mein Leid: Ihr habt uns hier erschlagen manchen Ritter kühn im Streit.” (2373) Er schlug Hildebranden, dass man wohl vernahm Balmungen sausen, den Siegfrieden nahm Hagen der Kühne, als er den Helden schlug. Da wehrte sich der Alte: Er war auch streitbar genug. (2374) Dietrichens Recke eine breite Waffe schwang Auf den Held von Tronje, die scharf den Stahl durchdrang; Doch konnt er nicht verwunden Gunthers Untertan. Da schlug ihm wieder Hagen durch einen Harnisch wohlgetan. (2375) Als der alte Hildebrand die Wunde recht empfand, Besorgt' er größern Schaden noch von Hagens Hand: Den Schild warf auf den Rücken der in Dietrichs Bann: Mit der starken Wunde der Held vor Hagen entrann. (2376) Da lebt' auch von allen den Degen niemand mehr Als Gunther und Hagen, die beiden Recken hehr. Da ging mit Blut beronnen der alte Hildebrand: Er brachte leide Märe als er Dietrichen fand. (2377) Tief bekümmert sitzen fand er da den Mann. Noch größern Leides Kunde nun der Fürst gewann; Er sah Hildebranden in seinem Harnisch rot: Da fragt' er nach dem Grunde, wie ihm die Sorge gebot. (2378) “Nun sagt mir, Meister Hildebrand, wie seid ihr so nass Von dem Reckenblute, oder wer tat euch das? Ihr habt wohl mit den Gästen gestritten in dem Saal? Ihr ließt es billig bleiben, wie ich so dringend befahl.” (2379) Er sprach zu seinem Herren: “Hagen tat es mir: Der schlug mir in dem Hause diese Wunden hier, Als ich von dem Recken zu wenden mich begann; Kaum dass ich mit dem Leben noch vor dem Teufel entrann.” (2380) Da sprach der Vogt von Berne: “Gar Recht ist euch geschehn, Da ihr mich hörtet Freundschaft den Recken zugestehn, Und doch den Frieden brachet, den ich ihnen bot: Wärs mir nicht ewig Schande, so büßtet ihrs mit dem Tod.” (2381) “Nun zürnt mir, Herr Dietrich, darob nicht allzu sehr: An mir und meinen Freunden ist der Schade gar zu schwer. Wir wollten Rüdger gerne tragen aus dem Saal: Das wollten uns nicht gönnen die welchen Gunther befahl.” (2382) “O weh mir dieses Leides! Ist Rüdiger doch tot? Das ist der größte Jammer in aller meiner Not. Die edle Gotlinde ist meiner Basen Kind: O weh der armen Waisen, die dort zu Bechlaren sind.” (2383) Herzeleid und Kummer schuf ihm da sein Tod; Da hub er an zu weinen, den Helden zwang die Not: “O weh der treuen Hilfe, die mir an ihm erlag, König Etzels Degen, den ich nie verschmerzen mag. (2384) “Mögt ihr, Meister Hildebrand, mir nicht die Märe sagen, Wie der Recke heiße, der ihn hat erschlagen?” Er sprach: “Das tat mit Kräften der starke Gernot; Doch von Rüdgers Händen fand der Degen auch den Tod.” (2385) Er sprach zu Hildebranden: “So sagt meinem Bann, Dass sie sich eilends waffnen, so geh ich selbst hinan; Und befehlt, dass sie mir bringen mein lichtes Streitgewand: Ich selber will nun fragen die Helden aus Burgondenland.” (2386)