mir vieles… doch die Mittel, die ich gebrauchte, um den Gedachtnis-'zauber, dem sie unterlag, zu brechen, waren sehr drastisch, und als ich ihr alle nutzlichen Informationen abgepre?t hatte, waren ihr Korper und ihr Geist unrettbar beschadigt. Sie hatte nun ihren Zweck erfullt. Ich konnte nicht von ihr Besitz ergreifen. Ich beseitigte sie.«
Voldemort lachelte sein schreckliches Lacheln, die Augen rot und mitleidlos.
»Wurmschwanz' Korper war naturlich ebenfalls nicht geeignet, in Besitz genommen zu werden, da alle ihn fur tot hielten und er zu viel Aufmerksamkeit erregen wurde, wenn man ihn sahe. Jedoch war er der korperlich gesunde Diener, den ich brauchte, und obzwar ein schlechter Zauberer, doch in der Lage, meine Anweisungen auszufuhren, die mir einen elementaren, ganz schwachen eigenen Korper verschaffen sollten, einen Korper, den ich bewohnen konnte, wahrend ich auf die entscheidenden Zutaten fur meine wahre Wiedergeburt wartete… ein oder zwei Zauber, die ich selbst erfunden habe… ein wenig Hilfe von meiner lieben Nagini«- Voldemorts rote Augen senkten sich auf die sich standig im Kreis windende Schlange -»ein Elixier, gebraut aus Einhornblut und dem Schlangengift, das Nagini mir gab… bald gewann ich eine fast menschliche Gestalt zuruck und war kraftig genug, um zu reisen.
Ich konnte nicht mehr hoffen, des Steins der Weisen habhaft zu werden, denn ich wu?te, da? Dumbledore dafur gesorgt hatte, da? er zerstort wurde. Doch mir sollte zunachst einmal das sterbliche Leben genugen, bevor ich mich auf die Jagd nach dem unsterblichen begab. Ich wollte mich beschranken… ich wollte mich mit meinem alten Korper abfinden, und meiner alten Kraft.
Damit dies gelingen wurde – dieses alte Kunststuck schwarzer Magie, dies Elixier, das mich heute wieder belebt hat -, brauchte ich drei machtvolle Zutaten. Nun, eine davon war bereits zur Hand, nicht wahr, Wurmschwanz? Fleisch, dargeboten von einem Diener…
Knochen von meinem Vater bedeutete naturlich, da? wir hierher kommen mu?ten, wo er begraben war. Doch das Blut eines Feindes… Wurmschwanz wollte, da? ich irgendeinen Zauberer nehme, nicht wahr, Wurmschwanz? Irgendeinen Zauberer, der mich ha?te… wie es noch immer so viele tun. Doch ich kannte jenen, den ich brauchte, wenn ich wieder aufsteigen wollte, machtiger werden wollte als vor meinem Sturz. Ich wollte Harry Potters Blut. Ich wollte das Blut dessen, der mich vor vierzehn Jahren meiner Macht beraubt hatte, denn dann wurde jener dauerhafte Schutz, den ihm seine Mutter geschenkt hatte, auch in meinen Adern flie?en…
Doch wie an Harry Potter herankommen? Denn er war besser geschutzt, als er selbst wohl wu?te, geschutzt auf vielerlei Weise, wie es Dumbledore vor langer Zeit schon geplant hatte, als ihm die Pflicht zufiel, fur die Zukunft des Jungen zu sorgen. Dumbledore rief einen alten Zauber auf, um den Jungen zu schutzen, solange er in der Obhut seiner Verwandten ist. Nicht einmal ich kann ihm dort etwas anhaben… dann, naturlich, gab es die Quidditch-Weltmeisterschaft… ich glaubte, sein Schutz ware dort, fern von seinen Verwandten und Dumbledore, schwacher, doch ich war noch nicht stark genug, um eine Entfuhrung aus der Mitte einer Horde von Ministeriumszauberern wagen zu konnen. Und danach wurde der Junge nach Hogwarts zuruckkehren, wo er sich von morgens bis nachts unter der krummen Nase dieses Muggel liebenden Narren befindet. Wie also konnte es mir gelingen?
Nun… naturlich indem ich nutzte, was Bertha Jorkins mir gesagt hatte. Ich mu?te meinen getreuen Todesser, postiert in Hogwarts, in Dienst nehmen und dafur sorgen, da? der Name des Jungen in den Feuerkelch geworfen wurde. Mein Todesser mu?te gewahrleisten, da? der Junge das Turnier gewann – da? er als Erster den Trimagischen Pokal beruhrte – den Pokal, den mein Todesser in einen Portschlussel verwandelt hatte. Der Portschlussel wurde ihn hierher bringen, wo Dumbledore ihm nicht mehr helfen, wo er ihn nicht mehr schutzen konnte, hierher in meine wartenden Arme. Und hier ist er…«
Voldemort trat langsam vor und wandte das Gesicht Harry zu. Er hob den Zauberstab.»Crucio!«
Es war ein Schmerz, der alles ubertraf, was Harry je erlitten hatte; seine Knochen standen buchstablich in Flammen; sein Kopf, furchtete er, wurde jeden Moment entlang der Narbe aufplatzen; die Augen uberschlugen sich in seinem Kopf, er wollte, da? es aufhorte… ohnmachtig werden… sterben…
Und dann war es vorbei. Er hing matt in den Seilen, die ihn an den Grabstein von Voldemorts Vater fesselten, und sah durch eine Art Nebel hoch in jene hellroten Augen. Das Gelachter der Todesser drohnte durch die Nacht.
»Ihr seht, denke ich, wie toricht es war zu glauben, da? dieser Junge jemals starker sein konnte als ich«, sagte Voldemort.»Doch ich mochte nicht, da? sich ein Irrtum in euren Kopfen festsetzt. Harry Potter entkam mir durch eine fur ihn gluckliche Fugung. Und ich werde nun meine Macht beweisen, indem ich ihn tote, hier und jetzt, vor euch allen, nun, da kein Dumbledore da ist, um ihm zu helfen, und keine Mutter, um fur ihn zu sterben. Ich werde ihm seine Chance geben. Ich werde ihm erlauben zu kampfen, und ihr werdet spater keinen Zweifel haben, wer von uns der Starkere war. Nur noch ein wenig Geduld, Nagini«, flusterte er, und die Schlange glitt durchs Gras davon, hinuber zum Kreis der wartenden Todesser.
»Nun lose seine Fesseln, Wurmschwanz, und gib ihm seinen Zauberstab zuruck.«
Priori Incantatem
Wurmschwanz kam auf Harry zu, der sich hastig muhte, auf die Beine zu kommen, bevor die Fesseln fielen. Wurmschwanz hob seine neue silberne Hand, zog den Knebel aus Harrys Mund und schnitt dann mit einem Hieb des Zauberstabs die Seile entzwei, die Harry an den Grabstein fesselten.
Den Bruchteil einer Sekunde lang mochte Harry uberlegt haben, ob er nicht einfach losrennen sollte, doch nun, da er wieder auf dem uberwucherten Grab stand, zitterte sein verletztes Bein unter der Last seines Korpers, und die Todesser ruckten zusammen und zogen ihren Kreis um ihn und Voldemort enger, sie schlossen auch die Lucken, die sie vorhin noch offen gelassen hatten. Wurmschwanz verlie? den Kreis und ging hinuber zu der Stelle, wo der tote Cedric lag; er kehrte mit Harrys Zauberstab zuruck und druckte ihn Harry ohne aufzublicken in die Hand. Dann nahm er seinen Platz im Kreis der lauernden Todesser ein.
»Man hat dir das Duellieren beigebracht, Harry Potter?«, sagte Voldemort leise, und seine Augen schimmerten rot in der Dunkelheit.
Bei diesen Worten erinnerte sich Harry, als ware es in einem fruheren Leben gewesen, an den Duellierklub in Hogwarts, den er vor zwei Jahren fur kurze Zeit besucht hatte… alles, was er dort gelernt hatte, war der Entwaffnungszauber, Expelliarmus… und selbst wenn es ihm gelingen sollte, Voldemort den Zauberstab zu entrei?en, was wurde es ihm nutzen, wo er doch von Todessern umringt und drei?igfach unterlegen war? Nie hatte er etwas gelernt, das ihm in einer solchen Lage helfen konnte. Er wu?te, da? ihm genau das bevorstand, wovor ihn Moody immer gewarnt hatte… der unabwehrbare Fluch Avada Kedavra – und Voldemort hatte Recht – diesmal war seine Mutter nicht da, um fur ihn sterben zu konnen… er war vollig schutzlos…
»Wir verneigen uns voreinander, Harry«, sagte Voldemort und neigte sich leicht vor, das Schlangengesicht jedoch aufgerichtet und Harry zugewandt.»Komm, die Gepflogenheiten mussen beachtet werden… Dumbledore wurde sicher wollen, da? du Manieren zeigst… verneige dich vor dem Tod, Harry…«
Die Todesser lachten. Voldemorts lippenloser Mund lachelte. Harry verneigte sich nicht. Er wurde nicht zum Spielball Voldemorts werden, bevor Voldemort ihn totete… diese Genugtuung wollte er ihm nicht verschaffen…
»Ich sagte, verneige dich«, sagte Voldemort und hob den Zauberstab – und Harry spurte, wie sich sein Ruckgrat krummte, als ob eine riesige unsichtbare Hand ihn gnadenlos zur Erde druckte, und jetzt lachten die Todesser noch lauter.
»Sehr gut«, flusterte Voldemort und senkte den Zauberstab; der Druck auf Harrys Rucken lie? nach.»Jetzt tritt mir entgegen wie ein Mann… aufrecht und stolz, so wie dein Vater starb…
Und nun – duellieren wir uns.«
Voldemort hob den Zauberstab, und bevor Harry etwas tun konnte, um sich zu verteidigen, bevor er sich auch nur ruhren konnte, hatte ihn der Cruciatus-Fluch erneut niedergeworfen. Der Schmerz war so stark, so allumfassend, da? er verga?, wo er war… wei? gluhende Messer durchbohrten jeden Zentimeter seiner Haut, sein Kopf wurde vor Schmerz gleich platzen; er schrie lauter, als er je im Leben geschrien hatte -
Und dann horte es auf. Harry drehte sich zur Seite und rappelte sich auf; es schuttelte ihn so heftig wie Wurmschwanz, als er sich die Hand abgeschnitten hatte; er stolperte zur Seite, hinein in die Mauer der lauernden Todesser, und sie stie?en ihn weg, zuruck zu Voldemort.