Sie war viel zu nah. Er konnte jede Trane an ihren Wimpern erkennen…
Eine halbe Stunde spater kam Harry in den Gemeinschaftsraum zuruck, Hermine und Ron hatten die besten Platzen beim Feuer belagert; fast alle anderen waren schon ins Bett gegangen. Hermine schrieb einen sehr langen Brief, sie hatte bereits eine halbe Pergamentrolle vollgeschrieben, die von der Tischkante herunterbaumelte. Ron lag auf dem Kaminvorleger und versuchte, seine Hausaufgaben fur Verwandlungskunste fertig zu machen.
»Was hat Dich aufgehalten?«fragte er, als Harry in einen Armlehnsessel neben Hermine sank.
Harry antwortete nicht. Er stand unter Schock. Eine Halfte von ihm wollte Ron und Hermine erzahlen, was gerade passiert war, aber die andere Halfte wollte das Geheimnis mit ins Grab nehmen.
»Bist Du in Ordnung, Harry?«fragte Hermine, wahrend sie uber die Spitze Ihres Federkiels spahte.
Harry zuckte halbherzig mit den Schultern. In Wahrheit wu?te er namlich nicht, ob er in Ordnung war oder nicht.»Was ist los?«sagte Ron, wahrend er sich auf seinen Ellbogen hochzog um Harry besser sehen zu konnen.»Was ist passiert?«
Harry hatte keine Vorstellung, wie er es ihnen erzahlen sollte und war sich immer noch nicht sicher, ob er uberhaupt wollte. Gerade als er sich entschieden hatte, nichts zu sagen, nahm Hermine ihm die Entscheidung aus der Hand.
»Ist es Cho?«fragte sie ganz nuchtern.»Hat sie Dich nach dem Treffen in die Enge getrieben?«
Wie betaubt und uberrascht nickte Harry. Ron kicherte, horte aber auf, als Hermine in sein Blickfeld kam.
»So – em – was wollte Sie?«fragte er mit vorgetauschter Lassigkeit.
»Sie -«begann Harry, ziemlich heiser; er rausperte sich und versuchte es wieder.»Sie – em -«
»Habt Ihr Euch geku?t?«fragte Hermine munter.
Ron setzte sich so schnell auf, da? er seine Tintenflasche uber den ganzen Vorleger kippte. Diese Tatsache vollig ignorierend, starrte er Harry eifrig an.
»Nun?«fragte er nach.
Harry schaute von Rons Gesichtsausdruck, der eine Mischung aus Neugier und Ausgelassenheit widerspiegelte, zu Hermines leichtem Stirnrunzeln und nickte.
»HA!«
Ron machte eine triumphierende Geste mit seiner Faust und lie? eine Serie von heiseren Lachern los, die einige schuchtern-aussehende Zweitklassler druben neben dem Fenster hochschrecken lie?. Ein zogerliches Grinsen machte sich auf Harrys Gesicht breit, als er zusah, wie Ron sich auf dem Kaminvorleger kugelte.
Hermine warf Ron einen Blick von tiefer Emporung zu und widmete sich wieder ihrem Brief.
»Nun?«fragte Ron endlich und schaute zu Harry hoch.»Wie war es?«
Harry uberlegte einen Moment.
»Na?«sagte er wahrheitsgema?.
Ron machte ein Gerausch, das entweder Jubel oder Emporung ausdrucken konnte, es war schwer zu sagen.
»Weil sie geweint hat,«setzte Harry schwermutig fort.
»Oh,«sagte Ron und sein Lacheln verschwand etwas.»Ku?t Du so schlecht?«.»Wei?«nicht,«sagte Harry, der das noch gar nicht in Betracht gezogen hatte und sich sofort Sorgen machte.»Vielleicht ist es so«
»Naturlich nicht,«sagte Hermine abwesend, sie schrieb immer noch an ihrem Brief.
»Woher wei?t Du das?«sagte Ron sehr schneidend.
»Weil Cho in letzter Zeit die Halfte ihrer Zeit mit heulen verbringt,» sagte Hermine unsicher.»Sie tut es zur Essenzeit, auf den Toiletten, uberall.«
»Man sollte denken ein wenig kussen sollte sie aufmuntern,«sagte Ron grinsend.
»Ron,«sagte Hermine mit wurdevoller Stimme, und tauchte die Spitze ihres Federkiels in ihre Tintenflasche,»Du bist das unsensibelste Warzenschwein, von dem ich je das Ungluck hatte, es zu treffen.«
»Was soll das denn hei?en?«sagte Ron entrustet.»Welches Madchen heult schon, wahrend es gerade von jemandem geku?t wird?«
»Ja,«sagte Harry ein wenig verzweifelt,»wer macht das?«
Hermine schaute die beiden mit einem fast bedauernden Blick an.
»Versteht ihr nicht, wie Cho sich im Moment fuhlt?«fragte sie.
»Nein,«sagten Harry und Ron gleichzeitig.
Hermine seufzte und legte ihren Federkiel beiseite.
»Nun, offensichtlich ist sie sehr traurig wegen Cedrics Tod. Dann nehme ich an, ist sie verwirrt, weil sie in Cedric verliebt war und nun ist sie in Harry verliebt und sie ist sich nicht im Klaren, wen sie lieber mag. Dann wird sie sich schuldig fuhlen, sie wird denken, da? sie die Erinnerung an Cedric beschmutzt, weil sie Harry uberhaupt geku?t hat und sie wird sich Gedanken machen, was die anderen uber sie sagen werden, wenn sie mit Harry geht. Und wahrscheinlich kann sie sich ihrer Gefuhle fur Harry eh«nicht klar werden, weil er derjenige ist, der bei Cedric war, als er starb, also ist das alles sehr durcheinander und schmerzlich. Oh, und sie hat Angst, da? sie aus dem Ravenclaw Quidditch-Team geworfen wird, weil sie so schlecht gespielt hat.
Eine leicht verbluffte Stille folgte dem Ende dieser Rede, dann sagte Ron,»Ein Mensch kann das alles gar nicht auf einmal fuhlen, er wurde explodieren.«
»Nur weil du die emotionale Bandbreite eines Teeloffels hast, hei?t das nicht, da? das bei allen so sein mu?,«sagte Hermine garstig und nahm ihren Federkiel wieder auf.
»Sie war diejenige, die angefangen hat,«sagte Harry.»Ich hatte nicht – sie kam sozusagen auf mich zu – und als nachstes hangt sie an mir und heult – ich wu?te nicht, was ich machen sollte -«
»Kann ich dir nicht verdenken, Kumpel,«sagte Ron und sah beunruhigt aus von dem blo?en Gedanken daran.
»Du hattest nur nett zur ihr sein mussen,«sagte Hermine und schaute unruhig zu ihm auf,»das warst Du doch, oder?«
»Nun,«sagte Harry, wahrend eine unangenehme Hitze in seinem Gesicht aufstieg,»Ich sozusagen – tatschelte ihren Rucken ein bischen.«
Hermine sah aus, als konnte sie ein Augenrollen nur schwer unterdrucken.
»Nun, Ich nehme an, es hatte schlimmer sein konnen,,«sagte sie.»Wirst Du sie wiedersehen?«
»Ich mu?, oder?«sagte Harry.»Wir haben DA-Treffen, oder nicht?«
»Du wei?t was ich meine,«sagte Hermine ungeduldig.
Harry sagte nichts. Hermines Worte eroffneten eine ganze Palette von neuen furchterregenden Moglichkeiten. Er versuchte sich vorzustellen, wie er mit Cho irgendwo hinging – Hogsmeade, zum Beispiel – stundenlang mit ihr alleine. Naturlich, sie hatte bestimmt erwartet, da? er sich mit ihr verabredet, nachdem was gerade passiert ist war…
der Gedanke lie? seinen Magen schmerzvoll zusammenkrampfen.
»Na ja,«sagte Hermine abwesend, schon wieder in ihren Brief vertieft,»Du wirst noch genugend Moglichkeiten haben, sie zu fragen.«
»Was ist, wenn er sie nicht fragen will?«sagte Ron, der Harry mit einem ungewohnlich gewitzten Ausdruck auf seinem Gesicht beobachtet hatte.
»Sei nicht albern,«sagte Hermine unsicher.»Harry ist seit Jahrzehnten in sie verliebt, oder Harry?«.Er antwortete nicht. Ja, er war seit Jahrzehnten in Cho verliebt, aber immer wenn er sich sie beide zusammen vorgestellt hatte, war da immer eine Cho die Spa? hatte, entgegenstehend einer Cho, die unkontrolliert in seine Schulter schluchzte.
»Wem schreibst Du uberhaupt diesen Roman?«fragte Ron Hermine und versuchte das Stuck Pergament, das nun auf dem Boden hing zu lesen. Hermine zog es hoch, au?er Sichtweite.
»Viktor.«