mit Sicherheit hier zu finden.«
»Was ist mit der Frau?« erkundigte sich der Prinz.
»Wie bitte?«
»Diese Frau, die Ihr da an den Haaren haltet.«
Parzival blickte an seiner Hand hinab. »Ach, die. Sie hat nichts zu bedeuten.«
»Aber was tut Ihr mit ihr?«
»Mu? ich es Euch ganz genau erklaren?«
»Naturlich nicht! Was ich meine…«
»Ich wei?, was Ihr meint«, fiel ihm Parzival ins Wort. »Sie ist hier, damit ich was zu spielen habe, bis der Gral auftaucht.«
»Ich verstehe«, sagte der Marchenprinz. »Ubrigens, braucht Ihr Euer Pferd?«
»Mein Pferd?« fragte der Ritter.
»Ich dachte nur, es konnte nicht schaden zu fragen. Denn solltet Ihr es nicht benotigen, ich konnte es bestimmt gebrauchen. Es ist gro?er und starker als das meine.«
»Das ist das Verruckteste, was ich seit langem gehort habe«, stellte Parzival fest. »Dieser Ritterjunge, der kaum trocken hinter den Ohren ist, kommt doch tatsachlich in mein Lager geritten und will wissen, ob ich mein Pferd brauche. Also, nein, gewi? nicht, Bursche. Wenn Ihr es wollt, konnt Ihr es haben.«
»Danke.« Der Marchenprinz glitt aus dem Sattel. »Das ist wirklich au?erordentlich freundlich von Euch.«
»Aber zuerst«, fugte Parzival hinzu, »mu?t Ihr mit mir darum kampfen.«
»Ich hatte befurchtet, da? es mit einer Bedingung verknupft sein wurde.«
»Ja, das ist die Bedingung. Wie ich sehe, besitzt Ihr ein Glucksschwert.«
»In der Tat«, entgegnete der Marchenprinz, zog es aus der Scheide und hielt es dem anderen hin. »Hubsch, nicht wahr?«
»Hubsch«, stimmte ihm der Ritter zu, »aber naturlich ist es kein Zauberschwert wie das meine.« Er zog es und zeigte es dem Prinzen.
»Ich nehme nicht an«, vermutete dieser, »da? ein Schwert wie das meine viel gegen eins wie das Eure ausrichten konnte.«
»Nun, um ganz offen zu sein, das glaube ich kaum«, sagte Parzival. »Glucksschwerter sind nicht schlecht, aber im Kampf gegen ein echtes Zauberschwert konnt Ihr nicht viel von ihnen erwarten.«
»Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Hort mal, mussen wir wirklich kampfen?«
»Ich furchte, das mussen wir«, erwiderte Parzival und griff an.
Der Marchenprinz sprang zur Seite und schwang sein Glucksschwert. Die Klingen prallten mit einem unheimlichen Gerausch aufeinander, gefolgt von einem noch unheimlicheren Gerausch, als die Klinge des Prinzen zerbrach.
»Gewonnen!« schrie Parzival und holte mit seinem Zauberschwert zum todlichen Schlag aus. »Gnarrg!«
Der Marchenprinz sah sein Ende gekommen, und so benutzte er die ihm verbleibenden Sekunden, um seine Erinnerungen noch einmal Revue passieren zu lassen, was in seinem Fall nicht allzu lange dauerte.
Aber seine Zeit auf Erden war noch nicht vorbei. Da sein Schwert ein Glucksschwert gewesen war, und zwar ein sehr gutes Exemplar seiner Gattung, hatte sich beim Zerspringen der Klinge ein scharfer schimmernder Metallsplitter gelost, der auf Parzivals Kehle zuscho? und genau dort einschlug, wo die Halsberge einen winzigen Streifen seiner Kehle freilie?.
Das war der Grund fur das »Gnarrg!« gewesen, das Parzival ausgesto?en hatte, bevor er mit einem dumpf widerhallenden Laut zu Boden sturzte.
»Tut mir leid, aber Ihr habt es ja so gewollt«, sagte der Marchenprinz. Er drehte sich um und lie? den Ritter zuruck. Wahrscheinlich wurde schon bald irgend jemand hier vorbeikommen, der den Mann begraben konnte.
»Nehmt das prachtige Schwert«, verlangte eine Stimme.
»Wer hat das gesagt?« fragte der Prinz.
»Ich«, antwortete Parzivals Schwert. »Und nehmt auch das Pferd.«
»Wer bist du?« wollte der Marchenprinz wissen.
»Man nennt mich Excalibur«, erwiderte das Schwert.
»Und was erzahlt man sich uber dich?«
»Lest meine Runen.«
Der Marchenprinz hob das Schwert auf und betrachtete die glanzende Klinge. Dort waren tatsachlich Runen eingraviert, die er allerdings nicht lesen konnte. Er sah das Schwert voller Respekt an und fragte: »Warum hast du mit mir gesprochen?«
»Eigentlich sollte ich das nicht tun«, gestand Excalibur, »aber ich konnte einfach nicht zulassen, da? Ihr davongeht und mich hier liegen la?t. Dann ware ich arbeitslos, und ich Hebe meine Arbeit. Ihr werdet feststellen, da? ich sehr nutzlich bin. Wenn Euch irgend jemand Arger machen will, mu? er es erst mit mir aufnehmen.«
»Haltet ein, edler Herr!« rief die Maid, als sich der Marchenprinz dem Pferd zuwandte, und richtete sich aus ihrer halb zusammengesackten Haltung auf. »Ich flehe Euch an, steht mir bei, wie es Euch der ritterliche Eid gebietet.«
»An welche Art des Beistands habt Ihr dabei gedacht?« erkundigte sich der Prinz, der sich an keinen ritterlichen Eid erinnern konnte.
»Ich bin ein Walkure«, erklarte die Frau. »Dieser Mann hat mich auf einem Schlachtfeld uberwaltigt, indem er seinen Tod vorgetauscht hat, um mich anzulocken. Ich kann jetzt nur nach Hause ins Walhalla zuruckkehren, wenn ich die Regenbogenbrucke herbeirufe und eine geeignete Trophae mitbringe. Konnt Ihr mir helfen, mein Horn zu finden, das er mir entwendet hat?«
»Das durfte sehr einfach sein«, erwiderte der Marchenprinz, »falls es sich um das Schneckenhorn handelt, in das ich bei meiner Ankunft geblasen habe. Ist es dasjenige, das dort an der Standarte neben dem Zelt hangt?«
»Das ist es tatsachlich«, sagte die Walkure. Sie ging zu dem Horn, setzte es an die Lippen und entlockte ihm einen unheimlichen Laut.
Im gleichen Moment fiel das Ende eines Regenbogens vom Himmel und verfehlte den Marchenprinzen nur knapp.
»Ich danke Euch, edler Herr«, sagte die Frau und begann, Parzivals Rustung zusammenzuraffen.
»Wollt Ihr den toten Ritter denn nicht mitnehmen?« fragte der Marchenprinz. »Ich dachte, Walkuren wurden das tun.«
»Ich habe keine Verwendung fur einen Ritter, der sich nicht an seinen Mythos halten kann«, stellte sie fest. »Andererseits sind gute Rustungen nicht leicht zu finden.« Sie klopfte mit einem scharfgefeilten Fingernagel gegen den Brustpanzer, trug die Einzelteile zum Regenbogen und warf dem Prinzen einen Ku? zu. »Wir sehen uns wieder!« rief sie und verschwand in einem Lichtblitz.
Der Marchenprinz ritt auf dem Schlachtro? durch den Wald, das Schwert Excalibur auf den Rucken geschnallt, und zog sein altes Pferd am Zugel hinter sich her. Es war herrlich, das Schwert im Rucken zu spuren. Nach einer Weile horte er ein leises Murmeln knapp unter seinem rechten Ohr und begriff, da? es Excalibur war, das Selbstgesprache fuhrte.
»Was ist los?« fragte er.
»Nichts besonderes. Nur ein Anflug von Rost.«
»Rost!« Der Marchenprinz zog Excalibur aus der Scheide und untersuchte die glanzende Klinge. »Ich kann nichts entdecken.«
»Ich spure sein Nahen«, behauptete das Schwert. »Ich mu? geschmiert werden.«
»Ich habe kein Ol dabei.«
»Etwas Blut oder Jauche wurden das Problem beseitigen.«
»Damit kann ich auch nicht dienen.«
»Dann macht Euch keine Gedanken daruber, Burschlein. La?t mich ein Nickerchen machen und von den alten Zeiten traumen.«
Diese Bemerkung kam dem Prinzen ziemlich seltsam vor, aber er ging nicht darauf ein und ritt weiter.
Kurze Zeit spater schien das Schwert eingeschlafen zu sein, denn es gab leise schnarchende Gerausche von sich. Der Marchenprinz hatte keine Ahnung gehabt, da? sprechende Schwerter auch schnarchen konnten. Er