versuchte, es zu ignorieren, und ritt weiter, bis er einem Mann in der Kutte eines Bettelmonches begegnete.

Der Monch begru?te den Reiter, und beide zogen weiter ihrer Wege.

»Habt Ihr seinen verschlagenen Gesichtsausdruck bemerkt?« erkundigte sich Excalibur.

»Mir ist nichts dergleichen aufgefallen.«

»Er hat Euren Tod geplant«, behauptete das Schwert. »Was fur eine Unverschamtheit! Und diese Niedertrachtigkeit!«

»Das glaube ich ganz und gar nicht«, widersprach der Marchenprinz.

»Nennt Ihr mich einen Lugner?« wollte das Schwert wissen.

»Auf gar keinen Fall!« beteuerte der Prinz, denn es ist ganz naturlich, vorsichtig zu sein, wenn man sich mit einem sprechenden Schwert unterhalt, besonders mit einem, das Runen tragt.

»Ich hoffe, wir laufen dem Bettelmonch noch einmal uber den Weg«, sagte Excalibur und stie? ein lang anhaltendes finsteres Lachen aus, das wie ein Rocheln klang.

Spater am Tag begegneten sie einer Gruppe von Kaufleuten. Sie machten einen vollig harmlosen Eindruck, aber kaum waren sie au?er Sicht, erklarte Excalibur dem Marchenprinzen, da? sie in Wirklichkeit Diebe waren, die vorhatten, ihn niederzuschlagen und auszurauben. Der Jungling sagte, da? er das nicht glaubte, aber das Schwert horte ihm gar nicht zu. Schlie?lich ri? es sich los, rief: »Ich bin gleich wieder da!« und scho? in den Wald. Eine Stunde spater kehrte es blutbefleckt und torkelnd zuruck.

Danach fluchte und grolte es wie ein Betrunkener und begann schlie?lich damit, den Marchenprinzen zu beschuldigen, er wurde heimtuckische Plane gegen es schmieden, wie zum Beispiel, es in der nachsten Schmiede einschmelzen zu lassen, auf die sie stie?en. Es war offensichtlich, da? das Schwert ein Problem hatte.

An diesem Abend legte der Marchenprinz eine kurze Rast ein. Nachdem das Schwert eingeschlafen war, sprang er auf und rannte davon, so schnell ihn seine Beine trugen.

KAPITEL 2

Von der finsteren Gesellschaft Excaliburs befreit, setzte der Marchenprinz seine Suche nach Rosenrots Schlo? fort. Leise durchquerte er den Wald. Uberall ragten riesige Baume auf, zwischen denen sich Schling- und Kletterpflanzen rankten. Es war wie eine Unterwasserwelt, grun und feucht, erfullt von allerlei seltsamen Gerauschen.

Der Prinz ging zu Fu?. Unglucklicherweise war Parzivals Streitro? mit seinem alten Pferd weggelaufen, als er Excalibur zuruckgelassen hatte.

In Augsburg eilte Azzie hektisch durch sein Anwesen und versuchte, die Sachen zusammenzuklauben, die er seinem Schutzling geben wollte, sobald er ihn gefunden hatte.

»Schnell, Frike, pack eine Flasche mit magischer Wundsalbe ein.«

»Die fur durch Klingen verursachte Schnittwunden, Herr, oder die fur durch einen Schlag auf den Kopf hervorgerufene Platzwunden?«

»Pack am besten gleich beide ein. Wer wei?, in welche Lage sich der Junge gebracht hat.«

»Ylith ist wieder da, Gebieter«, teilte ihm Frike mit.

»So? Ich dachte, sie wurde auf Rosenrot aufpassen… Mehr Verbandszeug.«

»Das tut sie auch, Herr. Aber sie fuhlt sich verpflichtet, wahrend Eurer Abwesenheit taglich einmal vorbeizuschauen, um den Beobachter an Eurer Stelle regelma?ig uber den Stand der Dinge zu informieren.«

»Den Beobachter? Diesen Babriel, naturlich. Gutes Madchen. Wo ist sie jetzt?«

»Ich glaube, sie trinkt im Wohnzimmer mit ihm Tee, wahrend sie ihm berichtet… Hier ist das Verbandszeug.«

»Ich sollte lieber kurz reinschauen und hallo sagen, bevor ich aufbreche. Danke, Frike.«

Ylith und Babriel warfen sich verstohlene Blicke uber die hohen Weinflaschen und das noch dampfende Geback zu. Sie schienen aneinander Gefallen gefunden zu haben, was man bei Ylith deutlich daran erkannte, da? sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Brust herausdruckte. Was Babriel betraf, kampfte sich offenbar eine himmlische Version von Leidenschaft aus ihm heraus.

Azzie platzte grinsend oder eine Grimasse schneidend – je nachdem, wie man seinen Gesichtsausdruck interpretierte – in den Raum hinein, worauf Ylith aufsprang.

»Azzie, Schatz, ich dachte, du warst immer noch fort!« rief sie. Sie eilte ihm entgegen und umarmte ihn. »Da ich schon einmal hier war, wollte ich die Gelegenheit fur ein kleines Schwatzchen mit Babriel nutzen.«

»Und wieso bist du hier?«

»Nur, um zu sehen, wie dein Teil des Unternehmens lauft«, behauptete Ylith. »Wie kommt das Projekt voran?«

»Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt«, erklarte Azzie und loste sich aus ihren Armen. »Ich werde vor Ort gebraucht. Ich denke, du solltest besser auf Rosenrots Schlo? zuruckkehren und die Entwicklung dort im Auge behalten. Hallo, Bab. Was macht das Gute in diesen Tagen?«

»Tja, also… Wir haben uns gerade ein sehr interessantes und anregendes Detail fur unseren Beitrag einfallen lassen, das wir Buntglasfenster nennen. Ich wurde es Ihnen gern irgendwann einmal zeigen.«

»Tut mir leid, aber ich habe es gerade ziemlich eilig. Buntglas?«

»Ja. Schon und moralisch forderlich.«

»Igitt! Klingt schrecklich. Tut mir leid, ich kann nicht bleiben, um ein wenig zu plaudern. Trinken Sie noch etwas, das tut Ihnen gut. Frike! Haben wir alles, was wir brauchen?«

»Hier, Meister, das hat noch gefehlt!« verkundete Frike und stapfte ins Wohnzimmer. Er hielt ein Paar hoher Reiterstiefel aus weichem roten Leder in der Hand. Abgesehen von zwei kleinen Anzeigen, die in die Absatze eingelassen waren, sahen die Stiefel ganz normal aus.

»Meine Siebenmeilenstiefel!« rief Azzie aus. »Frike, du bist ein Genie!«

Er schlupfte in sie hinein und ergriff den Sack mit den Zaubermitteln, die Extraschwerter und die anderen Dinge. Dann aktivierte er die Stiefel, indem er die Hacken zweimal zusammstie?.

»Auf geht’s!« rief er, verschwand mit einem einzigen Schritt durch die Vordertur und erhob sich in die Luft.

Babriel und Ylith eilten zum Fenster, denn sie hatten noch nie zuvor Siebenmeilenstiefel im Einsatz gesehen. Azzies Paar war nicht mehr neu, aber es funktionierte immer noch perfekt. Er sauste dicht uber die Dacher von Augsburg hinweg, wobei er standig an Hohe gewann.

Die Siebenmeilenstiefel trugen ihn hoch in die Luft, und er konnte den gro?en Wald unter sich sehen, der sich wie ein endloses grunes Meer in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckte. Ab und zu wurde die Eintonigkeit von Lichtungen durchbrochen, auf denen kleine Ansiedlungen standen. So verging eine geraume Zeit, bis Azzie nicht mehr wu?te, wo er war, und beschlo?, sich danach zu erkundigen. Er versuchte, die Stiefel nach unten zu lenken, aber sie weigerten sich, den einmal eingeschlagenen Kurs zu andern. Das war das Problem mit Siebenmeilenstiefeln, sie nahmen ihre Bezeichnung sehr wortlich und fuhrten nur Schritte von genau sieben Meilen aus, keinen Zentimeter mehr oder weniger. Azzie buckte sich und hammerte auf sie ein.

»Ich mochte hier landen!« schrie er, aber die Stiefel ignorierten ihn oder begriffen gar nicht, was er von ihnen wollte. Sie trugen ihn uber den Wald und mehrere Flusse hinweg und setzten schlie?lich au?erhalb eines Dorfes auf.

Die verblufften Bauern des Dorfs Vuden in der Ostwalachei erblickten einen Damon, der eine perfekte Landung mitten auf dem Wochenmarkt hinlegte.

»Der verzauberte Wald!« rief Azzie. »Wo ist der?«

»Welcher verzauberte Wald?« riefen die Dorfbewohner zuruck.

»Derjenige mit dem verwunschenen Schlo?, in dem die Schlafende Prinzessin liegt!«

»Etwa zwei Meilen dort entlang!« riefen die Dorfbewohner und deuteten in die Richtung, aus der Azzie gerade gekommen war.

Azzie erhob sich erneut in die Luft, und wieder fuhrten die Siebenmeilenstiefel einen Schritt von genau sieben Meilen Lange aus.

Es folgte ein nervenzermurbendes Spiel, in dessen Verlauf Azzie auszurechnen versuchte, welche Richtung er einschlagen mu?te, um sein Ziel in exakt sieben Meilen messenden Schritten zu erreichen. Er benotigte eine Weile, um den richtigen Zickzackkurs festzulegen.

Und dann lag der Gipfel des magischen Berges vor ihm. Er erkannte ihn an dem Nebelschleier, der ihn einhullte. Aber wo befand sich jetzt der Marchenprinz?

KAPITEL 3

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