ohne Tucken. Seine Verwirklichung begann mit zwei koordinierten Aktionen. Als erstes sollte einer von Artglys’ Verbundeten, Morgan von Gwent, das Konigreich der Hwicce angreifen. Man hatte vor, ein Kriegsschiff der Hwicce zu verleiten, die Verfolgung von Morgans Schiff entlang der Kuste von Dyfed aufzunehmen. Das sachsische Schiff mu?te von anderen gesehen werden, damit sich das Gerucht eines Uberfalls der Angelsachsen verbreitete. Dieser Teil des Plan gelang, doch nicht zu dem dafur vorgesehenen Zeitpunkt.«

»Was meinst du damit?« wollte Cathen wissen.

»Beim zweiten Teil des Vorhabens, den Clydog ausfuhren sollte, ging alles daneben.«

Clydog, der zwischen den Wachleuten stand, lachte hohnisch auf. »Nichts ist schiefgelaufen, nur da? du dich eingemischt hast, Sachse!«

Eadulf lie? sich von Clydogs Zwischenruf nicht beeindrucken. »Clydog sollte ein Kloster in Dyfed uberfallen. Die Nachricht davon und von der Ermordung der Monche des Klosters durch sachsische Piraten sollte das Volk von Dyfed dazu bringen, sofortige Rache zu fordern. Gwlyddien sollte gezwungen werden, ubersturzt gegen die Angelsachsen ins Feld zu ziehen.«

»Worin bestand der Fehler?« fragte Cathen rasch.

»Wie wir jetzt wissen, hatte man das Kloster Llan-padern fur den Angriff ausgewahlt. Doch Clydog hat die klosterliche Gemeinschaft zu fruh uberrumpelt. Warum? Nur Clydog und seine Manner kennen die Antwort. Vielleicht war seine ungeduldige Natur schuld. Vielleicht hatten sie falsche Informationen erhalten und dachten, das sachsische Schiff sei langst eingetroffen. Doch man hatte das Schiff der Hwicce noch gar nicht an der Kuste gesichtet, obwohl alles zur gleichen Zeit passieren sollte. Der Anschlag auf Llanpadern gelang. Die Klosterbruder sahen sich auf Gedeih und Verderb den bewaffneten Raubern ausgeliefert und leisteten keinen Widerstand. So fugte man ihnen vorerst auch kein Leid zu. Clydog raubte alle kostbaren Gegenstande aus der Kapelle und nahm selbst das Vieh mit, wahrscheinlich, um alles zu verkaufen. Aber das Unvorhergesehene war, da? Clydog nun zu einem so fruhen Zeitpunkt Gefangene hatte und er nach dem Plan auf das Eintreffen des sachsischen Schiffes warten mu?te.«

»Das ergibt fur mich keinen Sinn«, warf Cathen ein. »Warum haben sie die Bruder nicht alle auf einmal abgeschlachtet? Es war doch sehr riskant, sie als Gefangene zu behalten.«

»Es ware ein gro?eres Risiko gewesen, sie zu toten, ehe man der Bevolkerung die sachsischen Plunderer von dem Schiff vorfuhren konnte. Der ganze Plan war doch darauf aufgebaut, wie ich schon sagte. Als Cly-dog immer noch keine Nachricht von dem Schiff hatte, mu?ten die Gefangenen aus Llanpadern fortgeschafft werden. Sie dort zu behalten ware gleicherma?en toricht gewesen. So wurden die Klosterbruder in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen mit Pater Clidro wurden in Clydogs Lager im Wald gebracht; die anderen auf Morgans Schiff, das sich in einer abgelegenen Bucht an der Kuste versteckt hielt.«

»Beim lebendigen Gott!« rief Prinz Cathen. »Mein Bruder gehorte auch diesem Kloster an. Ich war zwar mit ihm oft nicht einer Meinung, aber er war mein Bruder. Fur diesen Frevel werde ich Rache nehmen an Ceredigion.«

»Warte mit deiner Rache, bis du erfahrst, was alles geschah«, riet ihm Eadulf. »Morgans Schiff war also eingetroffen und hatte die Halfte der Monche an Bord genommen. Alle siebenundzwanzig Bewohner des Klosters waren zu dieser Zeit noch am Leben.«

»Was ist mit meinem Bruder?« fragte Cathen besorgt.

»La? mich erst einmal das Geschehene schildern, so gut ich kann«, erwiderte Eadulf. »Clydogs gro?ter Fehler bestand also darin, das Kloster zu fruh uberfallen zu haben.«

»In welcher Hinsicht war das ein Fehler? Ich kann dem Ganzen anscheinend nicht so recht folgen«, stellte Prinz Cathen verwirrt fest.

»Kaum hatte Clydog die Bruder aus Llanpadern fortgebracht, da kamen zunachst Bruder Cyngar und kurze Zeit spater Idwal dort vorbei und entdeckten, da? das Kloster leer und verlassen war. Es gab keinerlei Anzeichen fur einen Uberfall. Sie unterrichteten verschiedene Leute von dem ratselhaften Verschwinden der Monche. Davon wu?te Clydog nichts.

Erst in der nachsten Nacht suchte das Schiff der Hwicce, das Morgan verfolgte, in einer Bucht in der Nahe Unterschlupf. Clydogs Manner hatten auf der Lauer gelegen und es erwartet. Sie nahmen sieben ihrer Gefangenen mit auf die Klippen am Meer.«

»Kannst du das beweisen, Sachse?« warf Clydog ein.

»Aber sicher.« Eadulf drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. »Als das sachsische Schiff dort vor Anker lag, gingen zwei Manner der Hwicce an Land. Du und deine Leute haben den beiden aufgelauert, und es gelang euch, einen von ihnen gefangenzunehmen. Mit diesem glucklichen Umstand hatte niemand gerechnet. Nun hattet ihr endlich einen echten sachsischen Krieger in eurer Gewalt.

Du und deine Manner, ihr habt bis zum Anbruch der Morgendammerung gewartet und euch in der Nahe versteckt. Wie ihr gehofft hattet, kamen ein paar Leute vorbei und entdeckten das Schiff der Hwicce, das gerade die Segel setzte. Zu diesem Zeitpunkt hattest du bereits den Befehl erteilt, sieben der verschleppten Monche umzubringen und an den Klippen liegenzulassen. Die Beweise, da? sie von Sachsen getotet worden waren, hast du neben den Leichen abgelegt. Ist das soweit richtig, Clydog?«

Der Prinz von Ceredigion reagierte hochmutig und voller Verachtung. »Meine Billigung fur dein Marchen brauchst du nicht, Sachse. Wo sind deine Beweise?«

»Prinz Cathen«, meldete sich Fidelma zu Wort. »Ich habe eine ungewohnliche Bitte. Ich wurde gern Clydog in die hinteren Reihen des Gerichtssaals verbannen und ihn knebeln lassen, damit er uns nicht mehr unterbrechen kann, bis wir fertig sind.«

»Das ist nicht rechtens ...«, protestierte Cathen.

»Aber notwendig, das versichere ich dir«, sagte Fidelmaeindringlich und blickte Eadulf an, der daraufhin kurz nickte.

Cathen seufzte und winkte Cadell, das Entsprechende zu tun. Clydog protestierte lauthals.

»Und jetzt?« fragte Cathen. Fidelma drehte sich zu Eadulf um und bat ihn mit einer Geste, fortzufahren.

»Bringt Sualda herein«, rief er.

Einen Augenblick spater betrat der dunne, blasse Mann, dem Eadulf geholfen hatte, als er schwerverletzt in Clydogs Lager lag, bedachtsam den Saal.

»Sage Prinz Cathen, wie du hei?t«, forderte Eadulf ihn auf.

Der Mann zogerte. »Ich bin Sualda, ich stehe im Dienste Prinz Clydogs von Ceredigion.«

»Erkennst du mich wieder?« fragte Eadulf.

»Wir haben uns letzte Nacht unterhalten.«

»Und vorher?«

»Daran erinnere ich mich nicht. Du hast mir allerdings erzahlt, du seist derjenige gewesen, der im Waldlager meine Wunde versorgt hat, als ich bewu?tlos lag.«

»Wer hatte dir die Wunde beigebracht?«

»Ein Sachse.«

»Bei diesem Sachsen handelte es sich um einen Seemann, den Clydogs Manner gefangengenommen hatten, als er von seinem Schiff in der Nahe von Llan-ferran an Land gegangen war, oder?«

Der Mann zogerte wieder, doch dann nickte er.

»Wir haben bisher erfahren«, sagte Eadulf, »da? Clydog einige Monche aus Llanpadern an diese Stelle an der Kuste fuhrte und sie umbringen lie?.« Er betete darum, Cathen moge ihn nicht genauer danach fragen, ob sich das wirklich so abgespielt hatte.

»Ich gehorte nicht zu denen, die die Monche toteten«, erwiderte Sualda. »Ich habe den sachsischen Gefangenen bewacht, als es geschah.«

Eadulf blickte zu Fidelma. Die List hatte Erfolg gehabt. Sie hatten nun ein Gestandnis.

»Also sag uns, was da passiert ist. Nachdem die Monche hingemetzelt worden waren, was geschah dann?«

»Wir hatten den Befehl, wieder nach Llanpadern zuruckzumarschieren. Clydogs Auftrag lautete, alles so aussehen zu lassen, als sei das Kloster von den Angelsachsen auf ihrem Beutezug uberfallen worden.«

»Aber das habt ihr nicht gemacht. Warum nicht?«

»Corryn wartete schon auf uns und war wutend, als er uns sah. Er sagte, da? ein paar von den Monchen besser als Leichen in Llanpadern hatten bleiben sollen. Er hatte noch den alten Pater bei sich. Pater Clidro. Wir .

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