nachsten Klippe ins Meer sturzen.«
Corryn schien das nicht zu beeindrucken. »Vielleicht ware es besser fur dich, wenn du das auch tatest. Dieses schwache Konigreich kann sich nicht mehr lange gegen die ehrgeizigen Absichten von Ceredigion behaupten.
Die Bruder funkelten sich mit ihren Blicken an, dann winkte Cathen seinen Mannern zu und zeigte auf Corryn.
»Schafft mir ...
Als der ehemalige Monch zur Tur gefuhrt wurde, rief Cathen ihm plotzlich hinterher: »Vielleicht solltest du dir, Rhun, diese Zeile von Seneca zu Herzen nehmen, die du eben zitiert hast. Sicher, es wird nicht immer Sommer sein. Der Tag der Abrechnung fur dich kommt in Kurze. Sollen deine Freunde aus Ceredigion nur versuchen, uns jetzt anzugreifen. Wir sind gerustet. Sie werden vertrieben werden, wie wir sie in der Vergangenheit immer vertrieben haben; wie Rauch im Wind werden sie vergehen.«
Epilog
»Ich finde, du hast den Fall ausgezeichnet dargelegt, Eadulf«, lobte Fidelma ihren Gefahrten.
Die Kuste von Dyfed verschwand in der Ferne, als sie sich gegen die Heckreling des frankischen Handelsschiffes lehnten, das nach Suden uber die Bucht von St. Brides segelte. Es war ein beruhigendes Gefuhl, zu spuren, wie die Wellen dumpf gegen den Schiffsrumpf schlugen, wie sich die verschwindende Kustenlinie mit den Wellen immer auf und ab bewegte, wie die dunnen Ledersegel knarrten, die fur ihre Reise aufgezogen worden waren, wenn der wechselhafte Wind in sie fuhr. Der Kapitan hatte ihnen versprochen, da? sie erst wieder an der Insel Tanatos vor der Kuste von Kent anlegen wurden. So brauchten sie die nachsten Tage die Reise einfach nur zu genie?en. Sie waren entspannt und glucklich.
»Du hattest ja die Faden in der Hand«, gestand Eadulf. »Dir war die Ahnlichkeit zwischen Corryn und Cathen aufgefallen. Weshalb hast du vermutet, da? Corryn der Klosterbruder Rhun war? Wegen der Ahnlichkeit der beiden?«
»Nicht nur deswegen. Ich war mir sicher, Corryns Gesicht schon einmal gesehen zu haben. Diese irisierenden beinahe violetten Augen hatten mich schon fruher darauf bringen konnen. Aber warum trug er stets diesen Helm? Offensichtlich um seine Tonsur zu verbergen.
Und dann die Art, wie er auftrat. Entsinnst du dich, er gab vor, Clydogs Stellvertreter zu sein, doch oftmals schien er die Entscheidungen zu treffen. Er war Clydog zumindest ebenburtig. Meine Vermutung wurde bestatigt, als du mir die Worte des sterbenden Monchs am Strand mitteiltest.«
Eadulf versuchte sich zu erinnern. »Ich dachte, der arme Kerl redete nur wirres Zeug.«
»Nein, er wollte dir sagen, da? sich das Bose in ihrer Mitte aufhielt. Die bose Spinne. Bruder Rhun war das Bose in ihrer Mitte. Er hatte den Spitznamen Cor-ryn angenommen, und was bedeutet der?«
»Spinne.«
»Genau«, sagte Fidelma. »Zum Gluck hast du Sual-da wieder gesund gemacht. Er lieferte das noch fehlende Glied in der Kette der Beweise; denn ohne ihn hatten wir vielleicht nie erfahren, was mit dem Krieger der Hwicce geschah.«
»Ah, Thaec. Zumindest scheint er tapfer gestorben zu sein, und er konnte glauben, da? er in Walhall Einzug halten darf. Ich schatze, du hast recht. Ohne Sual-da hatte Clydog geschwiegen oder alles abgestritten. Wie hast du erraten, da? Clydog der Sohn von Art-glys ist?«
»Er konnte kein gewohnlicher Geachteter sein. Wie Corryn war auch er belesen und gebildet. Dann erinnerte ich mich daran, da? Cathen erwahnte, Artglys hatte einen Sohn. Ich habe nur geraten, doch haufig trifft man damit die Wahrheit.«
»Was wird mit Clydog geschehen? Er ist ein ubler Schurke.«
»Er ist auch der Prinz von Ceredigion. Ich schatze, da? man ihn als Geisel nimmt und da? damit Konig Artglys dazu gebracht wird, sich in Zukunft friedlicher zu verhalten. Vielleicht bietet Artglys an, die verbliebenen Monche von Llanpadern im Austausch gegen seinen Sohn auszuliefern. Vielleicht gibt er zusatzlich sogar noch die gestohlenen Schatze aus der Klosterkapelle zuruck.«
»Und was wird mit Rhun geschehen, dem Verrater?«
»Cathen hat ja deutlich gesagt, was er mit seinem Bruder machen wurde. Doch Konig Gwlyddien wird entscheiden, was mit ihm passiert. Sollte Rhun am Leben bleiben, wird er fur Vater und Bruder eine standige Bedrohung darstellen.«
»Es setzt mich in Erstaunen, da? er keine Gewissensbisse hatte, was die Ermordung seiner Gefahrten von Llanpadern betrifft«, sagte Eadulf.
»In gewisser Hinsicht ist er ein noch gro?erer Verbrecher als Clydog«, meinte Fidelma.
»Und er ist kurzsichtiger«, fugte Eadulf hinzu. »Asop sagte, da? man nie versuchen sollte, auf den Schwingen seiner Feinde emporzusteigen. Genau das hat er aber getan. Ein Sklave hat einen Herrn, doch ein ehrgeiziger Mann wird so viele Herren haben, wie notig sind, um ans Ziel zu gelangen.«
»Und das bedeutet?« warf Fidelma ein.
»Nun, selbst wenn er mit Hilfe von Ceredigion Konig von Dyfed geworden ware, so ware der Preis zu hoch gewesen. Ceredigion hatte Belohnungen eingefordert, die Rhun vielleicht nie hatte erbringen konnen.«
Nun schwiegen beide eine Weile.
»Ich denke«, sagte Eadulf dann, »da? die gro?ere Tragodie Idwal und Mair widerfahren ist.«
»Eine traurige Geschichte, die ohne die Verschworung, die nichts mit ihnen zu tun hatte, beinahe nicht ans Licht gekommen ware«, stimmte ihm Fidelma zu. »Bruder Meurigs Tod, Iorwerths Selbstmord und die Toten, die im Vorfeld sterben mu?ten - zum Beispiel Idwals Mutter, Efa. Wann hat das alles angefangen?«
»Wer wei?? Jetzt spielen wir wieder das Spiel >Was ware wenn?< Was ware gewesen, wenn Gurgust damals seinen Lehrling Iorwerth nicht hinausgeworfen hatte? Oder er nicht so grausam seine Tochter Efa fortgeschickt hatte?«
»Was ware passiert, wenn damals im Wald nicht Ie-styn, sondern eine andere Person vorbeigekommen ware?« fing nun auch Fidelma an.
»Iestyn!« Eadulf seufzte. »Den hatte ich fast vergessen. Was wird ihn erwarten?«
»Ich schatze, das steht schon langst fest«, sagte Fidelma. »Vielleicht hat man ihm verziehen, da? er Ior- werths Angste und seinen Ha? geschurt und so Idwals Tod verschuldet hat, doch er hat sich mit Rhun verbundet. Man kann es so auslegen, da? er Rhun gedient hat und damit weiterhin ein treuer Untergebener von Dyfed war. Doch in Wahrheit war er ein Spion fur Ceredigion. Ich glaube, sein Schicksal war bereits von Ca-then besiegelt, als man ihn aus Gwndas Halle fuhrte.«
»Und was ist mit Gwnda und Buddog?«
»Die Britannier waren viele Jahrhunderte lang eine Provinz des Romischen Reiches«, meinte Fidelma nachdenklich. »Sie haben Methoden der Bestrafung ubernommen, die wir in den funf Konigreichen nicht anwenden. Ihr Gesetze stecken voller Rache und Vergeltung. Ihre Strafen sind wesentlich harter.«
Eadulf schauderte bei dieser Vorstellung ein wenig. »Nun, ich bin froh, da? wir auf dem Weg nach Canterbury sind. Ich kann nicht gerade behaupten, da? ich die Zeit im Konigreich Dyfed genossen hatte.«
»Das lie? sich nicht ubersehen«, stimmte ihm Fidelmazu. »Ich habe nicht gewu?t, da? du so nervos und gereizt sein kannst.«
»Es tut mir leid, da? ich meine Angste nicht verbergen konnte.« Eadulf schaute sie ernst an. »Es gab Augenblicke, da hielt ich sie fur begrundet.«
Fidelma wirkte auf einmal betroffen. »Gewi? habe ich mich dir gegenuber recht befremdlich verhalten, Eadulf. Ich gebe zu, ich habe versucht, mich von dir zu distanzieren.«
Zu ihrer Uberraschung nickte Eadulf bedachtig. »Mir ist das nicht entgangen.«
Fidelma starrte ihn an. Es verwirrte sie ein wenig, da? er mit einer solchen Ruhe bekannte, davon gewu?t zu haben. »Du scheinst ja jede Beleidigung von mir hinzunehmen.«
»So angstlich und argwohnisch wie ich im Land der