und heftig aufflammte und hell brannte, sich aber ebenso rasch wieder legte und er sich bald beruhigte. Eadulf konnte keinen langen Groll hegen.

Sie waren eine Weile schweigend weitergeritten, als sich ihre Einschatzung seines Charakters als richtig erwies.

Es wurde dunkel, obwohl es noch nicht spat war, denn der Wintertag war kurz. Soweit Eadulf wu?te, mu?ten sie bald in die Gegend kommen, die Hob’s Mire hie?, und ihn uberkam ein gewisses Bangen. Er richtete seinen Blick darauf aus, die irrlichternde blaue Flamme zu erspahen. Sein logischer Verstand kannte die Erklarung fur das ignis fatuus, doch er erinnerte sich auch an die Legenden vom »Leichenfeuer«, wie es sein Volk nannte.

»Hinter den Baumen da vorn«, warnte er leise, »liegt die Abtei. Von jetzt an mussen wir uns vorsichtig bewegen.«

Sie nickte. »Ich meine, wir sollten hinein denselben Weg nehmen, auf dem wir herausgekommen sind.«

»Ich wunschte, wir hatten noch mehr Tageslicht«, brummte er. »Ohne Licht wird der Eingang schwer zu finden sein.«

Er starrte angespannt in das Dunkel vor ihnen, und plotzlich beruhrte er ihren Arm. Sie wollte ihn fragen, doch dann sah sie, da? er den Finger an die Lippen gelegt hatte. Sie wartete, und dann zeigte er nach vorn.

»Ich glaube, da hat sich was bewegt«, flusterte er. »Bei den Baumen halten ein paar Reiter.«

»Reiter?« fragte sie leise. »Kannst du sehen, was das fur Manner sind?«

»Nicht von hier aus.«

»Ein merkwurdiger Ort fur einen Treffpunkt.« Plotzlich stieg sie ab. »Komm, wir lassen unsere Ponys hinter den Baumen dort, ein Stuck entfernt vom Weg. Dann konnen wir vorgehen und mehr erkennen.«

»Ist das klug?« fragte Eadulf. »Es sind mehrere Manner, und wahrscheinlich sind sie bewaffnet.«

Fidelma lachelte in der Dunkelheit. »Ich halte es fur klug, und wie Phadrus sagt, >Klugheit ist immer starker als blo?e Gewalt<. Komm.«

Eadulf stieg widerwillig ab, fuhrte die Ponys in den Schutz der Baume und band sie an dichten Buschen fest. Dann kam er zuruck, und gemeinsam schlichen sie auf dem Weg weiter.

»Wir sollten uns mehr im Wald halten«, schlug er beunruhigt vor, nachdem sie ein Stuck vorangekommen waren. »Es ist zwar dunkel, aber der Schnee bietet uns keine Deckung.«

Sie nickte rasch und bog nach rechts ab zu einem bewaldeten kleinen Hugel, von dem aus sie den Treffpunkt uberschauen konnten. Sie fanden Schutz hinter einigen Felsblocken nur wenige Schritt von der Gruppe entfernt und konnten leicht das halbe Dutzend Reiter erkennen, die dort, fest eingehullt gegen die Kalte, hielten.

Die erste Stimme, die sie horten, lie? Eadulf erschauern. Er kannte sie, wenngleich sie Fidelma fremd war.

»Nun, Bruder Willibrod? Wie lange noch?«

Es war Abt Cild selbst.

Die Stimme, die Antwort gab, war Fidelma jedoch sehr vertraut.

»Sie mu?ten bald hier sein.« Das war der einaugige dominus der Abtei.

Eadulf beugte sich vor und brachte seine Lippen an Fidelmas Ohr.

»Der erste Sprecher war Cild«, flusterte er, damit sie wu?te, mit wem Bruder Willibrod redete.

»Wenn Bruder Higbald nicht in ein paar Minuten hier ist, kehre ich zur Abtei zuruck. Es ist kalt und dunkel, und wir mussen uns um einen wichtigen Gast kummern.«

»Mach dir keine Sorgen. Lord Sigeric wird sich noch eine Weile von der Reise ausruhen.«

»Er ist der Abgesandte des Konigs. Wir mussen dafur sorgen, da? er mit au?erster Hoflichkeit behandelt wird.«

»Das wird geschehen«, versicherte der dominus.

»Bist du sicher, da? dies der richtige Ort ist?«

»Bruder Higbald hat sich sehr klar ausgedruckt. Er schickte einen der Bruder nach ...«

»Ich wei?, ich wei?«, unterbrach ihn Abt Cild gereizt. »Aber warum konnte er mir diese wichtige Mitteilung nicht bei seiner Ruckkehr in die Abtei machen? Das verstehe ich nicht. Wei?t du genau, da? er sagte, es hatte mit Gadra und seinen Forderungen zu tun?«

»Du wei?t alles, was mir sein Bote ubermittelt hat.«

»Ich begreife das nicht. Wer gab Bruder Higbald die Erlaubnis, die Abtei zu verlassen und in der Gegend herumzustreifen?«

»Das sollte sich alles klaren, wenn er herkommt. Da bin ich ganz zuversichtlich«, versicherte ihm Bruder Willibrod.

Ein erschrockener Ausruf von einer der anderen Gestalten fuhr dazwischen.

»Christus und Seine Aposteln mogen uns beschutzen!« schrie die rauhe Stimme. »Seht mal!«

Einer der Reiter hatte den Arm gehoben und zeigte zum Moor auf der anderen Seite des Weges.

Fidelma und Eadulf hoben die Kopfe, um zu sehen, was den Aufruhr hervorrief. Drau?en auf dem Moor erblickten sie ein blaulich flackerndes Licht. Eadulf erschauerte leicht.

»Leichenfeuer«, flusterte er Fidelma zu.

»Ignis fatuus«, erwiderte sie im selben Ton. »Eine Naturerscheinung. Warum verbreitet sie solches Entsetzen bei ihnen?«

Abt Cilds schriller Schrei unterbrach sie.

»Gott schutze mich!«

Er hatte sein Pferd gewendet und trieb es an, den Weg zur Abtei zuruck. Bruder Willibrod und seine Begleiter preschten hinter ihm her.

Da legte Eadulf die Hand auf Fidelmas Arm und deutete in die Richtung der flackernden blauen Flamme. Dort schien eine Gestalt formlich zu gluhen. Fidelma kniff die Augen zusammen und versuchte sie zu erfassen. Es war eine menschliche Figur. Sie sa? zu Pferde. Fidelma atmete uberrascht aus. Es war die Gestalt einer Frau.

Eadulf neben ihr stohnte leise.

»Es ist die Frau, die ich an dem ersten Abend in der Abtei gesehen habe.« In seiner Stimme schwang Grauen mit. »Es ist der Geist von Gelgeis!«

Kapitel 16

Eadulf war vollig erstarrt vor Schreck beim Anblick dessen, was er zu sehen meinte. Da merkte er, da? Fidelma aufgesprungen war und eilig vom Hugel hinab auf den nun leeren Weg zulief. Einen Moment stand er unentschlossen da, dann stie? er einen Angstruf aus und rannte hinter ihr her.

»Was hast du vor?« keuchte er und versuchte sie zu erreichen und zuruckzuhalten.

»Ich will naher an das heran, was da ist«, antwortete Fidelma, sprang uber den Weg und sturzte in die Dunkelheit auf der anderen Seite in Richtung auf das in der Ferne flackernde blaue Licht zu.

»Bleib stehen! Um Himmels willen, bleib stehen! Das ist Hob’s Mire«, rief Eadulf verzweifelt.

Sie achtete nicht auf seinen Warnruf, dachte nicht an die Gefahr und sturmte weiter, Eadulf in vollem Lauf hinter ihr her. Sie horten das erschrockene Wiehern eines Pferdes, und dann war die seltsam gluhende Gestalt plotzlich verschwunden. Fidelma eilte trotzdem weiter. Eadulf versuchte sie einzuholen, glitt aber aus und sank in dem Morast ein, der unter der Schneedecke verborgen lag.

»Hilf mir!« rief er in Panik aus, als er den Boden unter den Fu?en verlor.

Fidelma zogerte, schaute sich um und sah, wie er sich im Dunkeln abmuhte, und packte ihn am Arm. Er war nur bis zu den Knocheln eingesunken, und es war leicht, ihn wieder auf den Weg zu ziehen. Er schaffte es mehr aus eigener Kraft, doch Fidelma gab ihm den Schwung dabei und nahm ihm die Angst. Der Zwischenfall machte ihr aber klar, da? sie im Bestreben, sich der geisterhaften Gestalt zu nahern, ihr Gespur fur Gefahr mi?achtet hatte. Im stillen schalt sie sich wegen ihrer Torheit.

»Alles in Ordnung, Eadulf?« fragte sie besorgt, als er, keuchend von der Anstrengung, auf dem festen Boden

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