des Moorpfades sa?.
»Ich glaube, ja«, meinte er unsicher.
»Es tut mir leid. Ich habe mich toricht benommen. Es bleibt uns weiter nichts ubrig, als zu dem Weg zuruckzugehen. Es hat keinen Zweck, zu versuchen, die zu verfolgen, die es heute abend war.«
Eadulf blickte auf, doch in der Dunkelheit konnte sie seine verwirrte Miene nicht erkennen.
»Ich meine,
Eadulf erhob sich und schuttelte langsam den Kopf.
»Im Augenblick wurde ich lieber sicher wieder aus diesem Moor herausgelangen, statt weiterzugehen auf der Suche nach einem Irrlicht.« Er sah sich um und erschauerte.
Die Dammerung war in Dunkelheit ubergegangen, und die Landschaft schien zu einer unfreundlichen Kulisse drohender Schatten zusammenzuflie?en. Sie konnten nur wenige Anhaltspunkte fur den Ruckweg ausmachen. Der Pfad, auf dem sie ins Moor gelangt waren, verlief nicht gerade.
Eadulf ging voran, tat langsam und vorsichtig einen Schritt nach dem anderen und prufte immer erst die Festigkeit des Bodens. So dauerte es einige Zeit, bis sie wieder auf dem Hauptweg waren. Sie wollten sich gerade auf dem sicheren Boden erschopft ausruhen, als Hufschlag an ihre Ohren drang.
»Vielleicht kommt Cild zuruck«, flusterte Eadulf. »Rasch! Wir verstecken uns hinter den Felsen unter den Baumen.«
Fidelma gehorchte, doch sie hatte erkannt, da? sich die Reiter aus der Richtung naherten, die der Abtei entgegengesetzt war.
Atemlos eilten sie den Hugel hinauf und warfen sich hinter den Felsen nieder. Kaum waren sie dort, da parierten unten ein halbes Dutzend Reiter gerauschvoll ihre Pferde. Einer von ihnen hielt eine Fackel hoch, doch gab sie nicht genugend Licht, um die Gesichter zu erkennen.
»Niemand hier!« rief eine Frauenstimme. »Bist du sicher, da? dies der Ort ist, an den du sie bestellt hast?«
»Naturlich«, kam Bruder Higbalds Stimme aus der Dunkelheit. »Hast du die Botschaft auch richtig ausgerichtet, Arwald?«
Eine Mannerstimme antwortete emport: »Wort fur Wort so, wie du sie mir aufgetragen hast, Lord Hig-bald. Ich habe sie Wort fur Wort an Bruder Willibrod weitergegeben.«
Lord Higbald! Im Dunkeln zogen sich Eadulfs Augenbrauen empor.
»Er hat auch keinen Verdacht gefa?t?« fragte Hig-bald wieder. Doch die Frauenstimme unterbrach ihn mit einem wollustigen Kichern.
»Der alte Trottel? Dem kommt doch gar nichts verdachtig vor. Der hat doch nur das eine im Sinn.«
»Trotzdem, war er mi?trauisch, als du ihm die Botschaft brachtest, Arwald?« beharrte Higbald.
»Uberhaupt nicht«, lautete die Antwort.
»Dann soll Gott sie verderben! Vermutlich sind sie zur Abtei zuruck, statt auf uns zu warten.«
»Hochstwahrscheinlich, Higbald.« Das war wieder die Frauenstimme mit festem, sicherem Ton.
»Dann soll Gott sie verderben!« wiederholte Higbald.
Die Frau kicherte noch einmal. »Das ist aber keine anstandige Ausdrucksweise fur einen frommen Bruder, Higbald. Gib dir mal Muhe, deinen geistlichen Stand noch eine Weile beizubehalten. Au?erdem hast du keinen Grund, dich zu argern. Ich denke, wir haben genug getan, um die Rader in Gang zu setzen.«
»Aber wenn ich jetzt zur Abtei zuruckkehre, Lio-ba, dann mu? ich mir irgendeine Entschuldigung wegen Gadra ausdenken.«
»Das ist doch leicht«, erklarte Lioba. »Au?erdem hatten wir heute vielleicht den Bogen uberspannt.«
»Na gut«, kam wieder Higbalds Stimme. »Ich gehe in die Abtei zuruck und bringe meine Ausreden an. Wir werden ja sehen, ob der alte Sigeric wirklich so scharfsinnig ist, wie man behauptet. Wir treffen uns morgen abend in der Kapelle.«
»Ist das klug?«
»Niemand hat Verdacht geschopft. Ruhren wir den Topf noch etwas mehr um, und dann ist Konig Eald-wulf gezwungen, gegen Aldhere zu Felde zu ziehen, da bin ich mir sicher.«
Die Reiterschar setzte sich in Trab und verschwand auf dem Weg zur Abtei.
Eadulf erhob sich und half Fidelma auf.
»Kannst du dir das irgendwie zusammenreimen? Es wird anscheinend von Stunde zu Stunde geheimnisvoller.«
»Im Gegenteil, Eadulf, ich sehe zum erstenmal etwas Licht. Wir werden noch einen anderen Besuch machen, ehe wir uns in die Abtei schleichen. Wie weit ist es von hier bis zu Muls Bauernhof?«
»Muls Bauernhof?« Eadulf war verblufft. »Wieso . ?« Er hielt inne. Zwar konnte er Fidelmas Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen, aber er wu?te, es wurde ihren Arger uber seine halb formulierte Frage spiegeln. »Es ist weniger als eine Stunde zu reiten. Es geht noch schneller, wenn die Wolken den Mond freigeben und wir besser sehen konnen. Den Weg von hier nach Frig’s Tun kenne ich gut.«
»Das ist ausgezeichnet«, sagte Fidelma. »Meinst du, Mul kennt die Pfade durch Hob’s Mire so gut, da? er uns bei Tageslicht fuhren konnte?«
»Das wei? ich nicht. Ich nehme an, da? er Wege durchs Moor kennt. Warum soll er uns da hindurchfuhren?«
»Das habe ich dir schon gesagt. Ich mochte mir die Stelle genauer anschauen, an der wir das
»Wahrhaftig?« Eadulf staunte.
»Wahrhaftig«, erwiderte Fidelma fest. »Aber zuerst mussen wir Mul dazu uberreden, da? er uns noch eine Nacht Gastfreundschaft gewahrt.«
»Fur eine Munze la?t sich Mul wahrscheinlich zu allem uberreden«, meinte Eadulf spottisch. »Dann hast du also nicht vor, zur Abtei weiterzureiten und mit Sigeric zu reden?«
»Noch nicht. Ich denke, was sich hier so etwa in der letzten Stunde ereignet hat, verleiht unserem Problem eine neue Dimension, und ich brauche noch dieses endgultige Beweisstuck, um Sigeric eine glaubhafte Version vorzutragen.«
»Sollten wir es nicht vorher besprechen?« Eadulf klang beinahe verargert uber ihre ratselhafte Ankundigung.
»Wann habe ich denn etwas nicht mit dir besprochen?« konterte sie gereizt. »Naturlich reden wir daruber. Aber brechen wir lieber zu Muls Hof auf, statt hier herumzustehen und Zeit zu vertrodeln.«
Der Morgen war schon vor einer Stunde angebrochen, doch der Tag war grau und duster, fast wie eine Abenddammerung. Wei?e Wolken mit grauen Randern hingen niedrig und fast bewegungslos am Himmel. Es bestand keine Hoffnung, da? die blasse Wintersonne jemals dieses Gewolk durchdringen wurde, das mit der grauen Schneedecke auf der Landschaft zu verschmelzen schien. Es war ein trubseliger Anblick.
Mul ritt voraus auf einem seiner Maultiere, auf dem er auch ohne Sattel locker sa?. Ihm folgten Fidelma und Eadulf auf ihren geliehenen Ponys. Die Gegend, die sie durchquerten, erschien ihnen wie ein phantastisches Traumland. Die schneebedeckte Umgebung war gro?tenteils flach mit gelegentlichen kleinen dunklen Flecken immergruner Waldstucke und einem grauen, gezackten Berggipfel in der Ferne, der sich jah aus der Ebene erhob, als hatte die Riesenhand eines Gottes einen Felsklotz mitten ins Land hineingeworfen. Es war ein dusterer und wilder Anblick, und die einzige Bewegung war das Stromen eines vom Schmelzwasser geschwollenen Baches uber ihren Weg. Die kahlen, blattlosen Baume wirkten fast unheimlich in der finsteren Landschaft. Kaum etwas hob sich ab in diesem flachen Stuck Moorland. Au?er den dunklen Schatten ab und zu vorbeifliegender unerkennbarer Vogel schien es keine Tiere zu geben, es waren auch keine zu horen.
Mul hielt sein Maultier an, drehte sich um und wartete, bis Fidelma und Eadulf zu ihm aufgeschlossen hatten.
»So, das hier ist Hob’s Mire.« Er machte eine ausholende Armbewegung. »Da vorn seht ihr die Reihe von