darauf hinauslaufen?« fragte Sigeric.

»Ich hoffte, Higbald dahin zu bringen, da? er die Verschworung zugab«, raumte Fidelma ein. »Der Beweis ist wohl in seiner Flucht zu sehen. Als vor zwei Tagen mehrere von Aldheres Mannern getotet wurden, brachte man Gegenstande bei den Leichen an, die zeigen sollten, da? Monche der Abtei fur die Tat verantwortlich waren. Higbald hatte auch mehrere Uberfalle in der Umgebung verubt, bei denen er jedesmal Beweisstucke hinterlie?, die entweder Cild und seine Leute oder Aldhere und seine Leute belasteten. Als seine letzte Handlung, die Konig Ealdwulf endgultig dazu veranlassen sollte, mit einer kleinen Streitmacht herzukommen und Aldhere anzugreifen, plante Hig-bald, Abt Cild und einige seiner Monche umzubringen. Er lockte sie mit einer Botschaft zu einem Ort in der Nahe, wo er im Hinterhalt liegen wollte. Doch wie das Schicksal es wollte, glaubte Abt Cild den Geist seiner Frau uber dem Moor zu sehen und fluchtete, bevor Higbald eintraf. Als dieser ankam, war Lioba bei ihm.«

»Woher wei?t du das?« fragte Sigeric.

»Weil wir dort versteckt lagen und es beobachteten.«

»Und welchem Zweck dienten alle diese Mordtaten?«

»Sie sollten dafur sorgen, da? sich die Leute standig gegenseitig an die Kehle gingen. Vor allem, wie ich schon sagte, sollten sie Konig Ealdwulf mit einer klei-nen Streitmacht hierher locken, die gro? genug ware, Aldhere anzugreifen, aber nicht ausreichend, um einem Angriff aus dem Hinterhalt standzuhalten, zu dem Wulfheres Hauptmacht aus Mercia anrucken wurde. So ware Konig Ealdwulf getotet worden, und Mercia hatte dieses Konigreich geschluckt.«

»Das wirst du beweisen mussen«, meinte Sigeric ernst.

»Das werde ich. Doch jetzt holen Higbald und seine Manner ihre Waffen, und es konnte gefahrlich fur uns werden.«

Nun war Sigeric klar, weshalb sich Fidelma um die Anzahl der Krieger sorgte, auf die sie zahlen konnten. Rasch schaute er Gadra an.

»Gadra, werden mir deine Manner helfen, diesen Platz gegen Higbald zu verteidigen?«

Der alte Furst schuttelte den Kopf, als ihm Bruder Laisre die Frage ubersetzt hatte. Seine Miene blieb unnachgiebig.

»Dieser Streit mit Mercia geht mich nichts an. Ich liege nur mit Abt Cild im Streit.«

Sigerics Gesicht zog sich in die Lange.

»Ich halte zu euch!« rief der Bauer Mul, der eine gefahrlich aussehende Sichel schwang.

»Mich habt ihr nicht gefragt«, schaltete sich Aldhe-re ein, der in der Nahe stand. »Ich habe ein halbes Dutzend Manner bei mir. Wenn es Higbald war, der neulich Wiglaf und meine Manner umbrachte, habe ich eine Rechnung mit ihm offen, die mit Blut zu bezahlen ist.«

»Ich kann keine Geachteten einsetzen . «, wandte Sigeric ein.

»Jetzt ist nicht die Zeit fur Spitzfindigkeiten, Sige-ric«, entgegnete Fidelma entschieden. »Wir mussen Higbald finden, bevor er uns findet.«

Der Alte zogerte einen Moment, dann zuckte er die Achseln. »Not bricht Eisen, wenn der Teufel dazu treibt«, murmelte er. »Wir durchsuchen die Abtei. Wo fangen wir an?«

»Mit der Kammer, in der sie ihre Waffen versteckt hatten«, schlug Eadulf sofort vor. »Sicher sind sie dorthin, um sich zu rusten.«

Gadra und seine Gefolgsleute sowie die restlichen Monche blieben in der Kapelle. Fidelma und Eadulf gingen voran zum Gastezimmer und durch den unterirdischen Gang. Ihnen war klar, da? es auch einen Zugang von der Krypta her geben mu?te, doch moglicherweise hatte Higbald auf diesem direkten Weg einen Hinterhalt fur sie gelegt. Vorsichtig bewegten sie sich durch die Gange, und Sigeric und seine Manner und Aldhere mit einigen seiner Krieger folgten ihnen auf dem Fu?e. Die Kammer war erleuchtet, aber leer. Offensichtlich waren Higbald und seine Leute dagewesen und hatten soviel Ausrustung mitgenommen, wie sie brauchten. Einige Stucke lagen noch verstreut auf dem Boden. Eadulf wies Sigeric auf die Abzeichen aus Mercia hin.

»Gehen sie zuruck, um die Abtei anzugreifen?« fragte Aldhere.

»Ich glaube nicht, jedenfalls noch nicht«, antwortete Fidelma. »Higbald hat nur etwa ein halbes Dutzend Manner, und er wei? wahrscheinlich nicht, auf wie viele wir zahlen konnen. Ich meine, er wird sich zuruckziehen und seine nachsten Schritte uberlegen.«

Aldhere lachte grimmig.

»Dann werde ich ihn verfolgen. Er wird nicht weit kommen.«

Fidelma uberraschte ihn damit, da? sie entschieden den Kopf schuttelte.

»Noch nicht, Aldhere. Damit konnte er rechnen und sich in den Hinterhalt legen. Nach dem, was ich gesehen habe, befinden sich unter seinen Mannern gute Bogenschutzen. Wiglaf hat das zu seinem Schaden erfahren. Wir mussen uns schutzen, mehr nicht. Au?erdem sind wir noch mitten dabei, die Geschichte der Geheimnisse in Aldreds Abtei zum Abschlu? zu bringen. Wenn wir uns gegen einen Uberraschungsangriff sichern, konnen wir die Verhandlung in der Kapelle fortsetzen.«

Der Geachtete zuckte lassig die Achseln.

»Wie du meinst, Schwester. Je eher diese Posse beendet wird, desto besser. Nach dem, was Sigeric schon gesagt hat, bringt sie fur mich sowieso nichts Gutes. Ich gelte als schuldig, ganz gleich, wie das hier ausgeht.«

Sigeric reagierte nicht auf diese Spitze. Schweigend gingen sie zuruck zum Haupthof der Abtei. Als sie ihn erreicht hatten, ritten gerade Garb und seine Manner mit Werferth zum Tor herein. Sie machten finstere Gesichter. Von Abt Cild war nichts zu sehen, nur ein lediges Pferd fuhrten sie mit.

Garb wandte sich direkt an Fidelma.

»Der Abt ist tot«, sagte er tonlos.

Als Fidelma das ubersetzte, gab Aldhere einen seltsamen Laut von sich, wie ein kurzes Bellen. Doch weiter sprach er nichts.

»Was ist geschehen?« fragte Sigeric drohend. »Hat einer deiner Leute Hand an ihn gelegt? Ich dachte, du hattest gesagt, so etwas durfte nach eurem Gesetz nicht sein?«

»Meine Manner haben nicht Hand an ihn gelegt«, entgegnete Garb heftig.

Werferth war abgestiegen und bestatigte das.

»Lord Sigeric«, berichtete er, »wir ritten dem Abt nach, der dem Moorland hier in der Nahe zustrebte. Wir hatten keine Moglichkeit, ihn einzuholen. Er kam an das Moor, sprang vom Pferd und sturzte sich in einen Sumpf.« Er zuckte die Achseln. »Bis wir die Stelle erreichten, war er schon versunken. Wir konnten nichts mehr tun.«

Sigeric entrang sich ein langer, schwerer Seufzer.

»Dann starb Abt Cild durch eigene Hand?«

»Er ist im Sumpf untergegangen, Lord. Kein anderer Mensch hat mit seinem Tod etwas zu tun.«

»Genau so, wie Gelgeis ihr Ende fand«, sagte Garb. »Er ist ihr in den tuckischen Morast des Moorlandes gefolgt.«

»Hob’s Mire. Ein gerechtes Ende. Ein gerechtes Ende.« Das war die traurige Stimme des dominus Bruder Willibrod, der unbemerkt zu ihnen getreten war.

»Ein viel zu leichtes Ende fur einen Morder«, erwiderte Garb. »Ich werde es meinem Vater berichten.«

Er drehte sich um und schritt in die Kapelle, von seinen Gefahrten gefolgt.

Fidelma wandte sich an Werferth.

»Bist du sicher, da? Cild im Moor sein Ende gefunden hat? Besteht keine Moglichkeit, da? er aus diesem Sumpf entkommen ist?«

Der Krieger sah Sigeric unsicher an, als warte er auf Erlaubnis, ihr zu antworten. Dann sagte er: »Das kann ich beschworen. Ich habe es gesehen. Man konnte nichts mehr tun. Ich sah, wie er in den Sumpf sprang, und als der Auslander und ich die Stelle erreichten, kamen nur noch Blasen an die Oberflache.«

»Nun gut«, sagte Sigeric. »Du bist ein guter Spurenleser, Werferth. Die Manner bleiben hier, doch sieh du zu, ob du die Spuren von einem halben Dutzend Reitern verfolgen kannst, die vor kurzem von hier aufgebrochen sind. Du mu?test die Spur an der Ruckseite der Abtei aufnehmen konnen. Es sind Krieger aus Mercia. Higbald fuhrt sie an. Ich mochte wissen, wo sie sind oder in welche Richtung sie sich bewegen. Sei aber au?erst vorsichtig. Sie konnten im Hinterhalt liegen oder einen Angriff auf die Abtei planen.«

Wenn Werferth von diesem Befehl uberrascht war, dann zeigte er es nicht. Er ging sofort zu seinem Pferd und ritt durch das Tor der Abtei hinaus.

Aldhere stand mit einem gezwungenen Lacheln daneben. Er schien sich von der Nachricht vom Selbstmord

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