„Kurze!“ befahl er Jim und Nancy.
Nancy hatte bereits einige kurze Stocke im Feuer, die sie ihm sofort gab, bevor sie andere anzundete.
Etwa zehn Sekunden lang imitierte Nick ein Maschinengewehr. Einige Fackeln verfehlten ihr Ziel, aber die anderen trafen; kurze Zeit spater mu?ten die Angreifer bereits zuruckweichen, denn vor der Hutte lagen uberall brennende Holzstucke, mit denen ihre empfindlichen Fu?e in Beruhrung kamen. Swift wich als letzter zuruck, aber schlie?lich hinkte auch er davon. Nick lachte.
„Jetzt kannst du dir selbst Holz suchen, mein Freund! Naturlich ist in der Nahe des Dorfes keines mehr zu finden; aber selbst wenn du wu?test, wo die besten Holzplatze sind, konntest du keines mehr holen. Du brauchst keine Angst zu haben; wir kummern uns um euch, wenn ihr schlaft. Ich mochte doch nicht, da? du gefressen wirst, Freund Swift!“
Swift zitterte vor Wut. Er umklammerte seine Speere und richtete sich zu voller Gro?e auf. Einige Sekunden lang schien es ungewi?, ob er die Speere werfen oder uber die gluhenden Holzstucke hinweg Nick angreifen wurde. Nick war auf beides vorbereitet, hoffte aber auf einen Angriff; er hatte zu gern gesehen, wie Swift sich die Fu?e verbrannte.
Aber der Hauptling tat weder das eine noch das andere sondern lie? plotzlich die Speere sinken, als habe er sie vollig vergessen. Er wollte schon gehen, drehte sich aber noch einmal zu Nick um.
„Danke, Chopper. Soviel Hilfsbereitschaft hatte ich nicht erwartet. Ich mu? mich jetzt leider verabschieden; du ubrigens auch — von deinem Lehrer.“
„Aber … ihr konnt doch nicht nachts marschieren.“
„Warum nicht? Du hast es auch gekonnt.“
„Und wie steht es mit Fagin? Ihr wi?t nicht, ob er dazu imstande ist!“
„Du hast mir erzahlt, da? er alles kann, was ihr konnt. Du hast mir auch gesagt, da? er alles tun wird, was ich ihm sage. Falls er sein Versprechen vergi?t, oder unterdessen anderer Meinung ist, haben wir eben von dir eine gute Methode gelernt. Oder glaubst du, da? er Feuer lieber als wir spurt?“ Swift lachte und erteilte mit lauter Stimme seine Befehle. Nick uberschrie ihn noch.
„Fagin! Hast du das gehort? Fagin! Lehrer!“ In seiner Aufregung verga? er ganz, da? der Lehrer immer einige zeit brauchte, bevor er antwortete.
„Was ist los, Nick?“ Aus der Stimme des Roboters war nicht zu erkennen, da? diesmal nicht Raeker sprach; Nick und die anderen hatten nie in Einzelheiten erfahren, was sich hinter ihrem Lehrer verbarg, so da? sie den Roboter noch immer als selbstandiges Wesen betrachteten. Diesmal wirkte sich die Verschiedenheit jedoch aus; der Wachhabende an Bord der
„Swift will zu seinen Hohlen zuruck; wenn du nicht freiwillig mitkommst, zundet er ein Feuer unter dir an. Kannst du das aushalten?“
Diesmal dauerte die Pause langer als gewohnlich.
Die Temperatur eines Feuers auf Tenebra war noch nie gemessen worden, und der Wachhabende wollte nichts durch eine voreilige Schatzung aufs Spiel setzen. Hier ging es vor allem um eine ungeheuer kostspielige Maschine.
„Nein“, antwortete er. „Ich komme mit.“
„Was sollen wir tun?“
Raeker hatte nicht erwahnt, da? die Dorfbewohner an Ort und Stelle bleiben sollten; er hatte angenommen, da? er lange vor Tagesanbruch wieder auf seinem Posten sein wurde. Der Wachhabende uberlegte und druckte sich dann so vorsichtig wie moglich aus.
„Handelt nach eigenem Ermessen. Die Wilden konnen mir nichts anhaben; ich setze mich spater wieder mit euch in Verbindung.“
„Einverstanden.“ Nick erwahnte den ursprunglichen Befehl absichtlich nicht, weil ihm der neue besser gefiel. Er beobachtete schweigend, wie die Angreifer unter Swifts Fuhrung so viele Fackeln wie moglich aus den noch brennenden Feuern holten. Dann umringten sie den Lehrer und lie?en nur an der Seite eine Offnung, die in der gewunschten Richtung lag. Die Bedeutung dieses wortlosen Befehls war klar genug; der Roboter rollte nach Suden, wahrend die Hohlenbewohner ihm folgten.
Nick sah ihnen nur kurze Zeit nach und uberlegte dann, was er jetzt zu tun hatte. Seiner Meinung nach war es am besten, wenn sie das Dorf so rasch wie moglich verlie?en. Falls sie sich dazu entschlossen, bestand allerdings das Problem, wie Fagin wieder mit ihnen in Verbindung treten konnte. Selbstverstandlich war Fagin theoretisch in der Lage, sie uberall wiederzufinden, aber Nick war alt genug, um zu bezweifeln, da? jemand allwissend sein konne — nicht einmal ein Roboter. Da Nick aber keinen Ehrgeiz hatte, ein zweiter Swift zu werden, verschob er die Entscheidung daruber auf einen spateren Zeitpunkt; er entschlo? sich, zu warten, bis die anderen aufgewacht waren, damit sie daruber abstimmen konnten.
Am nachsten Morgen hatte sich ihre Lage keineswegs verbessert. Unter normalen Umstanden hatten sie zunachst die Herde bewachen mussen, die nachts in einer Mulde schlief. In dieser Senke blieb das Wasser immer etwas langer stehen, so da? das „Vieh“ vor Raubtieren sicher war, bis die Hirten kamen; aber diesmal reichten die Krafte der Gruppe nicht aus, um das Dorf und die Herde gleichzeitig zu bewachen. Sie verloren mehrere Tiere, bevor Nick die Herde in das Dorf treiben konnte.
Dann mu?ten sie Holz fur die nachste Nacht holen.
Nick hatte Swift gegenuber die Wahrheit gesagt. Irgend jemand mu?te den weiten Weg auf sich nehmen. Schlie?lich gingen Jim und Nancy und zogen mit vereinten Kraften den Holzkarren hinter sich her.
Leider hatten ihre Versuche mit Tieren nie Erfolg gehabt; das Vieh lie? sich auf keine Weise dazu bringen, unter einem Joch zu gehen und eine Last zu ziehen.
Am zweiten Tag hatten sie sich jedoch alle bereits wieder so gut erholt, da? alles wesentlich einfacher war. An diesem Morgen wurde eine Besprechung abgehalten, in der Nick seinen Vorschlag zur Debatte stellte, da? sie sich in das unwegsame Gelande zuruckziehen sollten, das er auf der Flucht vor den Hohlenbewohnern durchquert hatte. Er wies vor allem darauf hin, da? sich dort zahlreiche naturliche Verstecke anboten, die mit geringen Kraften wirksam verteidigt werden konnten. Nancy au?erte sich zuerst zu diesem Vorschlag.
„Ich bin nicht vollig uberzeugt, da? die Idee gut ist“, meinte sie zweifelnd. „Wir wissen nicht einmal, ob die Verstecke noch vorhanden sind, wenn wir dort ankommen.“ Ein kurzer Erdbebensto? bestatigte das Gesagte.
„Was macht das schon aus?“ erwiderte Nick. „Wir finden immer wieder andere. Ich habe nicht von einem bestimmten Versteck gesprochen, sondern gesagt, da? ich das ganze Gebiet fur ideal halte.“
„Aber wie soll Fagin uns dort finden? Wie konnen wir ihm den Weg beschreiben, selbst wenn einer von uns bis zu ihm vordringt, wo er gefangengehalten wird? Wir mu?ten ihn fuhren, was vielleicht seinen eigenen Planen widerspricht — du hast vorher ganz richtig vermutet, da? er wahrscheinlich die Tatsache ausnutzen will, da? er nachts ohne Feuer marschieren kann.“
Nick fuhlte eine gewisse Verstimmung, als er auf diesen Widerspruch stie?, aber er erinnerte sich deutlich genug an Swift, um ihr nicht nachzugeben. Er wollte sich nicht auf die gleiche Stufe mit diesem Wilden stellen; au?erdem hatte Nancy vielleicht gar nicht unrecht, wenn man daruber nachdachte.
„Wohin sollten wir deiner Meinung nach gehen?“
erkundigte er sich. „Du hast recht, da? Fagin nur schwer mit uns in Verbindung treten kann, aber ich kann mir keine andere Stelle denken, die sich leichter verteidigen lie?e.“
„Ich glaube, da? Fagin recht hatte, als er sagte, wir sollten uns gar nicht auf einen Kampf mit Swifts Leuten einlassen“, erwiderte Nancy ruhig. „Deshalb denke ich nicht unbedingt an eine Verteidigung; wenn es dazu kommt, haben wir ohnehin bereits verloren, furchte ich. Nein, ich finde, wir sollten uns an das Meer zuruckziehen.“
„Wohin?“
„Du wei?t, was ich meine, denn du warst selbst dabei, als es in die Karte aufgenommen wurde. Im Osten liegt ein Meer, das nicht aus Wasser besteht — zumindest trocknet es tagsuber nicht vollig aus. Ich wei? allerdings nicht mehr, was Fagin dazu gesagt hat, als wir davon berichteten…“
„Er sagte, die Flussigkeit sei Schwefelsaure — aber er wu?te nicht, wie er sich davon uberzeugen sollte“, warf Dorothy ein.