„Kervenser! Reffel! Sofort die Seouls startklar machen. Reffel, du machst eine zehnminutige Nordostaufklarung; vorher nimmst du den Kommunikatorsatz an Bord. Kervenser, du klarst zehn Minuten lang im sudwestlichen Bogen auf.

Borndender, gib mir Bescheid, wenn samtliche Laborapparaturen wieder verladen sind.

Beetchermarlf und Takoorch, ihr kontrolliert die Trossenspannung.“

Easy und ihre Kollegen beobachteten interessiert uber die Au?enkamera, wie die beiden winzigen Helikopter sich aus dem auf der Rumpfoberseite liegenden Hangar erhoben; der eine entfernte sich sudwarts, wahrend der andere sich dem Kommunikatorsatz naherte und vermutlich daneben, au?erhalb des Aufnahmewinkels der Kamera, landete. Das Bild schaukelte, wahrend Reffel den Kommunikatorsatz in den Helikopter lud. Geistesabwesend schaltete Easy einen Recorder ein, da die weiteren Aufnahmen fur die noch bevorstehende kartografische Arbeit vielleicht von Nutzen waren.

Dondragmer hatte es zu schatzen gewu?t, den entsprechenden Bildschirm ebenfalls sehen zu konnen, aber ihm blieb nichts anderes ubrig, als auf Reffels und Kervensers Berichte zu warten. Reffel, der den Kommunikator an Bord hatte, bemuhte sich keineswegs, seine Eindrucke unverzuglich durchzugeben; sie erschienen ihm nicht dringend.

Die Aufklarungsfluge fuhrten zu der Erkenntnis, da? die Kwembly in einem etwa funfzehn Meilen weiten Tal stand, dessen Felsrander fur Dhrawns Verhaltnisse ziemlich hoch waren. Die Hange besa?en Neigungswinkel zwischen zwanzig und drei?ig Grad. Im Westen gab es keine Anzeichen fur eine neue Flutwelle. Teiche wie jener, in dem die Kwembly stand, existierten nun zahlreiche im Tal. Im Osten erstreckte sich die Landschaft aus Gestein und Teichen so weit wie Reffel geflogen war. Dondragmer leitete die Informationen an den Satelliten weiter, dachte fur eine Weile daruber nach und beorderte dann Reffel zuruck auf seine Station.

„Kerv, du unternimmst einen zweiten Flug. Die Steuerleute werden noch stundenlang zu tun haben.

Du folgst dem westlichen Talverlauf eine Stunde lang und siehst dich um, ob irgendwo Wasser zuflie?t. Dafur kannst du dir drei Stunden Zeit lassen, falls du nicht vorher zu klaren Feststellungen kommst oder wegen schlechter Sicht umkehren mu?t. Ich gebe die Bruckenwache ab.

Richte Stakendee aus, da? er sie ubernehmen soll, bevor zu startest.“

Selbst Meskliniten ermudeten, doch Dondragmers Annahme, nun sei der richtige Zeitpunkt zum Ausruhen gekommen, war — wie Barlennan spater bemerkte — eine etwas ungluckliche. Als der Captain beharrte, er habe sowieso nicht das geringste tun konnen, widmete sein Kommandant ihm das mesklinitische Aquivalent eines verachtlichen Schnaufers und kommentierte, er hatte sich etwas ausdenken mussen. Dondragmer verzichtete auf den Hinweis, sein Versaumnis habe sich schlie?lich nicht als folgenschwer erwiesen; zumal er sich eingestand, da? es zuerst anders ausgesehen hatte.

Fast acht Stunden waren seit Kervensers zweitem Start verstrichen, als vor der Tur des Quartiers, das der Captain bewohnte, der Pfiff eines Matrosen erscholl. Dondragmer antwortete, und der andere fa?te die neue Situation in einem knappen Satz zusammen.

„Captain, Kervenser und die Steuerleute sind noch drau?en, und der Teich, in dem wir stehen, ist gefroren.“

6

Im Planungsburo herrschten Ungeduld und Verwirrung, aber bisher hatte noch niemand die Nerven verloren. Ib Hoffman, vor zwei Stunden von einem einmonatigen Kurierflug zur Erde und nach Dromm zuruckgekehrt, hatte praktisch noch keine Au?erung getan und sich lediglich informieren lassen. Easy, die neben ihm sa?, hatte uberhaupt noch nichts gesagt, doch sie spurte, da? bald etwas geschehen mu?te, das die Diskussion in konstruktive Bahnen lenkte. Sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben, vergeudete nur kostbare Zeit.

Noch hilfloser gebardeten sich die Wissenschaftler am anderen Tischende; sie staunten noch immer daruber, da? ein Tumpel gefrieren konnte, obwohl die Temperatur gestiegen war. Falls ihr Mann nicht endlich eingriff, so beschlo? sie, wurde sie es tun mussen.

„Ich kenne die Argumentation, und ich akzeptiere sie nach wie vor nicht!“ schnauzte Mersereau.

„Klar, komplexere Apparaturen verlangen weniger Personal, aber auch Spezialinstrumente und fur Wartung und Reparatur speziell ausgebildetes Personal. Waren die Fahrzeuge vollautomatisiert, wie einige Le ute es wunschten, befanden sich nun vielleicht blo? einhundert Meskliniten auf Dhrawn anstatt eine erste Truppe von eintausend; andererseits lagen womoglich bereits alle Fahrzeuge still, weil wir gar nicht genug Ersatzteile liefern konnten. Au?erdem ist die Zahl technisch geschulter Meskliniten noch zu gering. Ich war einverstanden, Barlennan auch; es schien vernunftig. Aber du und Barlennan, ihr gingt sogar weiter. Er war gegen Helikopter; vielleicht spielte die mesklinitische Akrophobie wirklich eine Rolle dabei, doch jedenfalls sah er ein, da? die Fahrzeuge ohne Luftaufklarung in einer Stunde nur wenige Meilen wurden uberwinden konnen. Wir haben ihn uberzeugt. Aber viele Ausrustungsgegenstande waren im Gesprach, die wir gerne bereitgestellt und die sich ausgezahlt hatten; er hat sie uns ausgeredet. Keine Waffen; ich raume ein, da? sie wahrscheinlich nutzlos waren. Aber keine Funksprechgerate? Keine Interkoms in der Basis?

Es ist reiner Blodsinn, da? Dondragmer sich mit einem sechs Millionen Meilen entfernten Satelliten in Verbindung setzen mu?, um seine Meldungen an Barlennan in der Basis durch uns ausrichten zu lassen. Gewohnlich ergaben sich nie Nachteile, da Barlennan den Fahrzeugen ohnehin nicht unmittelbare Unterstutzung gewahren kann, aber jetzt ist es nachteilig, da Dons Erster Offizier in der Umgebung der Kwembly verschwunden ist. Er kann sich zehn Meilen entfernt aufhalten oder einhundert Meilen, und in der ganzen Galaxis gibt es keine Moglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten, weder von hier noch vom Fahrzeug aus. Warum war Bari gegen Sprechfunkgerate, Alan? Und warum du?“

„Aus genau jenem Grund, den du soeben erwahnt hast“, antwortete Aucoin mit einer winzigen Spur von Unfreundlichkeit in der Stimme. „Das Instandhaltungsproblem.“

„Du beliebst zu scherzen. Es gibt kein Instandhaltungsproblem. Seit eineinhalb Jahren sind in der Basis und in den Fahrzeugen sechzig Kommunikatoreinheiten im Einsatz, und es hat nie auch nur das kleinste Problem gegeben. Du wei?t es, und auch Barlennan mu? es wissen. Au?erdem, warum richten wir die Durchsagen der Fahrzeuge personlich an die Basis aus? Eine Relaisautomatik tate es besser und schneller, und niemand kann mir einreden, da? es in diesem Satelliten Instandhaltungsprobleme mit Relaiseinheiten geben kann. Wer halt wen zum Narren?“

Easy wand sich unbehaglich; das war Zundstoff, der einen heftigen Streit entfachen konnte. Ihr Mann bemerkte ihre Regung und beruhrte besanftigend ihren Ar m. Er wurde schon Vorsorgen. Antworten konnte Aucoin naturlich allein.

„Niemand will irgend jemand zum Narren halten.

Es geht nicht um das Instandhaltungsproblem, und ich gebe zu, da? die Wortwahl falsch war. Es dreht sich um die Moral. Die Meskliniten sind eine fahige und sehr von sich selbst uberzeugte Rasse.

Auf ihren lacherlichen Flo?bauten segeln sie Tausende von Meilen weit uber die Ozeane ihrer Welt, Monate von der Heimat und von jeder Hilfe abgeschnitten. Wir gelangten zu der Auffassung, da? es, gestaltete man die Kommunikation zu leicht, ihr Selbstvertrauen tendenziell unterhohlen konne; es ist nicht sicher, das gebe ich zu.

Meskliniten sind keine Menschen, obwohl ihre Psyche der unseren in vieler Hinsicht ahnelt.

Jedenfalls, Barlennan stimmte in der Frage des Nahfunkverkehrs mit uns uberein — er warf sie auf — und hat sich nie uber Kommunikationsschwierigkeiten beklagt.“

„Bei uns“, bemerkte Ib in diesem Moment.

Aucoin schnitt eine uberraschte, dann verwirrte Miene. „Ja, Alan, bei uns hat er sich nie beklagt.

Was er davon halt, wissen wir nicht.“

„Aber weshalb sollte er sich nicht beschweren oder gar darauf verzichten, Gerate anzufordern, wenn ihm klar wird, da? er sie brauchte?“

„Das wei? ich auch nicht“, gestand Hoffman.

„Ich denke nur an die Erfahrungen, die wir mit Barlennan wahrend der ersten Verhandlungen vor einigen Jahrzehnten gemacht haben. Er verhielt sich hochgradig kooperativ und tat wahrend des Unternehmens Schwerkraft alles fur uns, wie verlangt wurde; dann, am Ende, konfrontierte er uns mit einer Erpressung, von der

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