ihr entdeckt, und die Meskliniten sind ihr nicht begegnet — vorausgesetzt, die Esket hat es nicht getan; aber siebzehn Milliarden Quadratmeilen sind eine Menge Land. Die Idee ist plausibel, und du bist keineswegs der erste, dem sie geko mmen ist; Easys Angaben zufolge hat auch Barlennan schon daran gedacht, im Verlauf der Debatte um die Esket, aber aufgrund der Ausdehnung unerkundeten Gebiets wollte er keine Suche durchfuhren.
Selbstverstandlich wollten wir nichts erzwingen.“
„Warum nicht?“ fragte Mersereau. „Kamen wir mit Eingeborenen in Kontakt, wie damals auf Mesklin, das Projekt liefe weitaus zugiger! Wir waren nicht mehr so abhangig von… oh!“
Aucoin lachelte duster. „Genau“, sagte er. „Nun haben wir einen Grund, an Barlennans Aufrichtigkeit zu zweifeln. Ich behaupte nicht, er sei ein eiskalter Politiker, der das Leben seiner Leute opfert, um seine Teilhabe am Dhrawn-Projekt zu sichern, aber die Besatzung der Esket war mit Gewi?heit ohnehin langst nicht mehr zu retten, als er sich bereit erklarte, die Kalliff nicht auszuschicken.“
„Da ist noch ein anderer Aspekt“, konstatierte Hoff man nachdenklich.
„Welcher?“
„Ich wei? nicht, ob es sich zu erwahnen lohnt, aber die Kwembly steht unter dem Befehl von Dondragmer, seit langer Zeit einer von Barlennans Partnern, und nach herkommlichen Vorstellungen mu?ten die beiden sehr eng befreundet sein.
Besteht die Moglichkeit, da? Barlennan sich davon beeinflussen la?t und wider alle Vernunft eine Rettungsaktion einleitet? Diese Raupe ist nicht einfach der Kommandant einer Expedition. Seine Kaltblutigkeit ist eine rein physische Eigenschaft.“
„Daruber habe ich auch schon nachgedacht“, erwiderte der Chefplaner. „Schon vor Monaten habe ich mich sehr gewundert, da? er Dondragmer uberhaupt auf Erkundung schickte, aber ich habe mich dann nicht weiter darum gekummert.
Selbstverstandlich wei? niemand von uns genug uber die mesklinitische Psyche im allgemeinen und Barlennans Motivationen im besonderen, um derartige Dinge in der Planung zu berucksichtigen.
Man mu? diese Frage jedoch auf die Liste der unbeantworteten setzen. Unterhalten wir uns noch uber die beiden Besatzungsmitglieder, die anscheinend unter der Kwembly eingefroren sind; aber dann mussen wir die Sitzung wirklich beenden.“
„Ein Fusionskonverter kann ein Drahtgebilde ganz nett erhitzen, und Widerstande sind keine besonders komplizierten Gegenstande“, fuhrte Mersereau aus. „Uberhaupt ware Heizgerat auf Dhrawn beileibe nicht fehl am Platze — hatten wir nur…“
„Aber wir haben nicht“, unterbrach ihn Aucoin ungeduldig.
„Du solltest mich ausreden lassen. Trotzdem, die Konverter der Kwembly sind eine gewaltige Energiequelle. Es mu? sich doch irgendwelches Metall an Bord befinden, aus dem man Widerstande oder Lichtbogen herstellen konnte. Ob die Meskliniten eine so heikle Angelegenheit zu verwirklichen vermogen, kann ich nicht beurteilen.
Auch ihrer Temperaturvertraglichkeit mussen Grenzen gesetzt sein. Immerhin konnen wir uns ja erkundigen, ob sie schon eine ahnliche Idee hatten.“
„Du ubersiehst eins. In den Fahrzeugen gibt es kaum Metall, und ich ware uberrascht, wurde mesklinitisches Tauwerk sich plotzlich als leitfahig erweisen. Aber ich bin nicht dagegen, da? wir Dondragmer fragen. Easy ist wahrscheinlich noch im Kommunikationsraum; sie kann dir helfen, falls erforderlich. Und jetzt machen wir Schlu?.“
Mersereau nickte, wahrend er bereits zur Tur ging, und die Versammlung loste sich auf. Aucoin folgte ihm, wogegen die ubrigen Personen den Raum durch andere Turen verlie?en. Nur Hoffman blieb am Tisch zuruck.
Sein Blick war grublerisch und sein Gesicht auf eine Weise nachdenklich verzogen, die ihn alter als seine vierzig Jahre wirken lie?.
Er mochte Barlennan. Dondragmer mochte er, wie seine Frau, sogar noch mehr. Er hatte nicht den leisesten Anla?, den Ablauf des Dhrawn-Projekts zu bemangeln. Abgesehen von jenem Erpressungsmanover vor einem halben Jahrhundert gab es keinen konkreten Grund, dem mesklinitischen Kapitan zu mi?trauen. Den Menschen die hypothetische Existenz von Eingeborenen vorzuenthalten, dafur konnte es einfach kein Motiv geben, ganz gewi? nicht.
Barlennan wurde klar sein, da? die Umstande, die es den Menschen bereiten mu?te, solchen Geschopfen, falls sie existierten, die Durchfuhrung des Forschungsprojekts zu ubertragen, es lediglich stark verzogern und seine Auftraggeber deshalb darauf verzichten wurden.
Die gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen und den Meskliniten lie?en sich als unbedeutend einstufen. Dergleichen geschah zehnmal haufiger zwischen Menschen und Drommianern. Nein, es gab keine Berechtigung zu der Annahme, da? die Meskliniten bereits eigenen, von den menschlichen Planen unabhangigen Absichten nachgingen.
Dennoch, Barlennan hatte keine Helikopter gewollt und sie erst nachtraglich akzeptiert; derselbe Barlennan, der, kaum da? er sich einige wissenschaftliche Kenntnisse angeeignet hatte, einen Hei?luftballon baute und ihn flog.
Er hatte darauf verzichtet, der Esket Hilfe zu schicken, obwohl zur vollstandigen Erfullung des Forschungsprogramms alle Fahrzeuge — a usnahmslos — erforderlich waren, und trotz der Tatsache, da? sich ungefahr einhundert seiner Gefahrten an Bord befanden.
Er hatte Nahfunkgerate abgelehnt, obschon ihr Nutzen auf der Hand lag. Seine Argumentation gegen sie war ebenso lacherlich haltlos wie unuberwindbar hartnackig gewesen.
Er hatte, funfzig Jahre zuvor, nicht blo? beilaufig die Chance wahrgenommen, fur Meskliniten fremdes Wissen zu erlangen, sondern seine Weitergabe von seinen nichtmesklinitischen Auftraggebern rucksichtslos erzwungen.
Ib Hoffman vermochte sich schlichtweg des Eindrucks nicht zu erwehren, da? Barlennan insgeheim erneut etwas im Sinn fuhrte.
Er fragte sich, wie Easy daruber dachte.
7
Beetchermarlf und Takoorch wurden, als der Teich gefror, davon nicht minder uberrascht als die ubrige Besatzung der Kwembly. Stundenlang hatten sie sich uber die Vorgange in der naheren Umgebung nicht interessiert, weil das Labyrinth der Ruderleinen und Trossen komplizierter war als die Takelage eines alten Segelschiffs. Beide kannte n ihre Aufgabe und mu?ten sich daher kaum untereinander verstandigen. Au?erdem gab es, wenn ihr Blick schon einmal abschweifte, ohnehin wenig zu sehen. Uber ihnen befand sich der riesige Rumpf des Fahrzeugs, seitlich hing die wulstige pneumatische Matratze uber den beiden, und im Rest ihres Blickfelds lagen nur Walzen und die Finsternis von Dhrawns Nacht, die alles, das au?erhalb der Reichweite ihrer kleinen La mpen lag, vollig einhullte.
So bemerkten auch sie nicht — ebenso wie das Personal im Innern der Kwembly — die winzigen Kristalle, die sich auf dem Wasserspiegel zu bilden begannen. Sie hatten die Untersuchung der Walzenreihe 1 auf der Backbordseite abgeschlossen und wollten sich der Reihe 2 a nnehmen, als sie feststellten, da? sie gefangen sa?en. Takoorchs Nachladelampe war schwacher geworden, und er suchte nach dem nachstbefindlichen Fusionskonverter, um sie aufzuladen; die Krafteinheit steckte in einer Walze von Reihe 1. Er war reichlich verblufft, da? er den Konverter weder erreichen noch uberhaupt sehen konnte; einige Sekunden lang tastete er herum, dann rief er Beetchermarlf. Sie brauc hten fast zehn Minuten, um sich davon zu uberzeugen, da? sie rundum von einer undurchsichtigen wei?en Wand eingeschlossen waren, die ihren Korperkraften widerstand und den Raum zwischen den au?eren Walzen sowohl in der Horizontalen wie auch in der Vertikalen — bis hinauf unter die pneumatische Matratze — ganzlich ausfullte.
Ihre Werkzeuge waren zu stumpf und zu klein, um dem Eis beikommen zu konnen, aber damit fanden sie sich erst nach einer Stunde unwirksamen Scharrens und Kratzens ab. Bis dahin war keiner der beiden ernstlich beunruhigt; offensichtlich hielt das Eis die Kwembly fest, und man wurde es ohnehin von oben aufbrechen mussen, um das Fahrzeug freizulegen. Naturlich war ihr Wasserstoffvorrat begrenzt, doch bedeutete ein Mangel daran weitaus weniger Gefahr fur sie, als ein Sauerstoffmangel fur einen Menschen bedeutet hatte. Zehn oder zwolf Stunden lang hatten sie noch Zeit, um etwas zu tun, und wenn ihre Wasserstoffzufuhr ein bestimmtes Ma?