jedenfalls wei?t du, da? Reibung Warme verursacht. Behalte das Eis im Auge. Inzwischen justiere ich den Konverter auf Minimalleistung, damit der Motorblock unbeschadigt bleibt.“

Takoorch entfernte sich — nach wie vor ziemlich pessimistisch — und lie? sich vor dem Eiswall nieder, um abzuwarten, ob sich etwas anderte. An dieser Stelle spurte man den Sog nicht allzu stark, aber da er nicht besonders viel Ballast mittrug, seilte er sich zur Sicherheit an einem mittelgro?en Felsen an.

Er vermochte nicht recht zu begreifen, wie die blo?e Wasserumwalzung das Eis zum Schmelzen bringen sollte, aber Beetchermarlfs Hinweis auf die Reibungswarme leuchtete ihm ein. Nebenbei, obwohl er es nie in Worte gefa?t hatte, schatzte er die Meinung des jungeren Steuermanns hoher als die eigene, und so rechnete er schlie?lich doch damit, das Eis in kurzer Frist schmelzen zu sehen.

Er wurde nicht enttauscht; nach funf Minuten gewann er den Eindruck, da? der Eiswall an Undurchsichtigkeit verlor und sich etwas mehr von dem Untergrund au?erhalb des Hohlraums erkennen lie?; nach zehn Minuten war er dessen vollig sicher und benachrichtigte Beetchermarlf von der Tatsache durch einen frohlichen Pfeifton.

Der andere kletterte vom Motorblock herab, um sich personlich davon zu uberzeugen, und kam zum gleichen Schlu?. Das Eis wich zuruck.

Unverzuglich begann Beetchermarlf weitergehend zu planen.

„Ausgezeichnet, Tak. Wir werfen die anderen Motoren an, sobald sie eisfrei sind und wir an die Kontrollen gelangen konnen. Auf diese Weise mu?ten wir in der Lage sein, die Kwembly freizuschmelzen.“

„Willst du die Gaszellen uber allen mit Konvertern ausgestatteten Fahrwerkeinheiten anstechen?“ forschte Takoorch. „Das wurde die pneumatische Matratze um ein Drittel ihrer Gasfullung berauben.“

Beetchermarlf stutzte. „Daran habe ich gar nicht gedacht. Nun, eigentlich konnten wir es… nein, das ware schlecht. Aber wenn wir an eine weitere Krafteinheit herankommen, konnen wir sie in den Motor der zweiten Walze der bereits entleerten Zelle installieren, so da? wir die doppelte Warmeentwicklung erhalten. Und dann… ich wei? es auch nicht. Vielleicht sollten wir noch ein paar Walzen zu untergraben versuchen — nein, das hat sich nicht gelohnt… Mir fallt nichts mehr ein.

Doch womoglich genugen zwei laufende Walzen.“

„Hoffen wir es“, sagte Takoorch zweifelnd. Die Unsicherheit des Jungeren enttauschte ihn nun, aber er wu?te keine besseren Vorschlage anzubieten. „Was soll ich tun?“ fugte er hinzu.

„Am besten verfolgst du den Schmelzproze? und nimmst den nachsten zuganglichen Konverter an dich“, antwortete Beetchermarlf. „Wir installieren ihn in diesen Motor“ — er deutete auf die Nachbarwalze — „und setzen ihn ebenfalls in Gang.

Ich gehe wieder hinauf und uberwache den Motorblock. Einversta nden?“

Takoorch machte eine zustimmende Geste und schickte sich an, den Verlauf der Eisbarriere rundum zu untersuchen. Er marschierte einige Male im Kreis am Eiswall entlang und beobachtete hocherfreut, wie er sich uberall zuruckzog. Die Entdeckung, da? der Schmelzproze? sich im gleichen Ma?e verlangsamte wie der Hohlraum sich erweiterte, dampfte seine Freude ein wenig, aber uberrascht war er nicht daruber. Er uberlegte, welche der noch unerreichbaren Energieeinheiten als erste eisfrei werden mu?te, nahm in der Nahe Platz und wartete.

Die Gemutshaltung, in der er sich dabei befand, lie? sich fur menschliche Vorstellungen nicht exakt beschreiben. In menschlichem Sinne war er weder geduldig noch ungeduldig. Er wu?te, da? Warten bisweilen unvermeidlich war, und wurde durch diese Unbequemlichkeit emotional so gut wie gar nicht geruhrt. Er war, sowohl nach menschlichem wie auch mesklinitischem Durchschnitt, ziemlich intelligent und fantasievoll, aber er kannte keinerlei Bedurfnis, sich das Warten durch irgendwelche Tagtraumereien zu erleichtern oder zu verkurzen.

Eine halbbewu?te mentale >Uhr< veranla?te ihn zur regelma?igen Beachtung der Fortschritte des Schmelzprozesses. Besser konnte man den mentalen Zustand des Meskliniten wahrend des Wartens nicht umschreiben.

Selbstverstandlich schlief er weder noch war er unachtsam, denn als ein plotzliches Rumpeln und ein Kollern von Steinen erfolgte, reagierte er prompt. Die Stelle, an der er lag, befand sich nicht weit von der rotierenden Walze entfernt, so da? ihm sofort klar wurde, was geschehen sein mu?te.

Beetchermarlf erfa?te es nicht weniger rasch, und schneller, als je ein Mensch zu handeln vermocht hatte, unterbrach er die Energiezufuhr. Die beiden Meskliniten trafen sich zwei oder drei Sekunden spater neben der Walze, die nun zum Stillstand kam.

Sie war inzwischen in au?erst schlechter Verfassung. Das Walzenmaterial war uberaus strapazierfahig, und unter normalen Fahrtbedingungen ware sie noch viele Monate lang unbeeintrachtigt geblieben; doch rucksichtslose Rotationsreibung auf der Stelle, auf steinigem Untergrund, beanspruchte das Material doch zu stark.

Die Steine, uber denen die Walze rotiert war, hatten sich unter der Einwirkung der Rotation erheblich abgeflacht. Nach sorgfaltiger Untersuchung konstatierte der junge Steuermann, da? weniger die oberflachliche Reibung als ein vormals runder Stein, den die Walzenrotation innerhalb etwa einer Stunde zu einem messerscharfen Gebilde zurechtgeschabt hatte, die Ursache des Walzenausfalls war. Takoorch pflichtete ihm bei; der tiefe Schlitz, der rund um die Walze verlief, war nur zu eindeutig.

Es gab keine Frage, was zu tun sei, und sie taten das Machbare sofort. In weniger als funf Minuten entfernten sie den Konverter aus der Fahrwerkeinheit und installierten ihn in die benachbarte Walze, die infolge der Entleerung der Gaszelle ebenfalls von der Uberbelastung befreit worden war. Beetchermarlf warf die Maschine ohne Zogern an; es kummerte ihn nicht, da? unter Umsta nden auch diese Walze beschadigt werden konnte.

Takoorch war mittlerweile ziemlich unbehaglich zumute. Der Ausfall der Walze hatte seinen Optimismus ganz erheblich gedampft, und er bezweifelte, ob die andere lange genug durchhalten wurde, um ihnen einen Weg ins Freie zu tauen.

Nach ein paar Minuten angestrengten Uberlegens kam ihm der Gedanke, da? eine Konzentration erwarmten Wassers auf eine Stelle den Schmelzproze? in eine bestimmte Richtung beschleunigen konne, und er trug diese Idee seinem Gefahrten vor. Beetchermarlf argerte sich, da? ihm dies nicht schon langst eingefallen war. Wahrend der folgenden halben Stunde schichteten die beiden einen Steinwall auf, der ihre Warmequelle zum Hohlrauminnern abschirmte und das Warmwasser, das die Walzenrotation aufwuhlte, teilweise gegen die Eisbarriere leitete. Takoorch sah seine Erwartung zufriedenstellend erfullt; das Eis auf der Steuerbordseite der Kwembly wich nun rascher.

Naturlich war er nicht gerade glucklich. Ihm schien es kaum wahrscheinlicher als Beetchermarlf, da? diese Walze die uberhohte Beanspruchung langer ertragen wurde als die andere; falls sie sich verschli?, bevor es einen Weg nach drau?en gab, lie? sich wohl kaum noch etwas zu ihrer personlichen Rettung unternehmen. In einer solchen Situation vermochte mancher Mensch sich gelassen hinzusetzen und darauf zu hoffen, da? Freunde ihm zu Hilfe eilten, und an diese Hoffnung konnte er sich bis zum letzten Augenblick klammern. Die me ntale Konstitution nur weniger Meskliniten neigte zu dieser Haltung, und die beiden Steuermanner zahlten nicht dazu. Das Stennish kannte ein Wort, das Easy stets mit >Hoffnung< zu ubersetzen pflegte, doch in Wahrheit stimmten die beiden Begriffe doch nicht ganz uberein.

Takoorch jedenfalls, von seiner nicht einwandfrei definierbaren Stimmung dazu bewegt, bezog zwischen der rotierenden Walze und dem schmelzenden Eis Stellung und beobachtete beides.

Beetchermarlf behielt wiederum den Motorblock unter Aufsicht.

Da sie unter dieser Walze den Untergrund nicht ausgehohlt hatten, waren die Reibungsintensitat und die Warmeentwicklung diesmal starker, folglich kam es auch zu einem schnelleren Verschlei? der Walzenbereifung. Das Rumpeln, das die Zerstorung des Belagmaterials begleitete, ertonte bereits eine erschreckend kurze Zeitspanne nach Fertigstellung des Steinwalls.

Wieder reagierten die beiden Meskliniten sofort und gleichzeitig, ohne sich zu verstandigen.

Beetchermarlf deaktivierte den Konverter und verlie? eilends den Motorblock; Takoorch erreichte die Eisbarriere nur deshalb fruher, weil er blo? die halbe Strecke zuruckzulegen hatte. Beide begannen mit ihren Messern wie rasend die frostige Oberflache zu bearbeiten; sie wu?ten, da? sie sich nahe an der Steuerbordseite der Kwembly befanden. Vielleicht wurden ihre Messer, bevor der Gefrierproze? erneut einsetzte, die restliche Eisschicht durchbrechen konnen…

Takoorchs Klinge zerbrach innerhalb der ersten Minute. Einige der Menschen im Satelliten hatten sich sehr fur die Laute interessiert, die der Steuermann daraufhin ausstie?, aber nicht einmal Easy Hoffman ware es gelungen, sie zu deuten.

Beetchermarlf unterbrach die Au?erungen des anderen mit einer Geste. „Bleib hinter mir und bewege dich so schnell, wie du es vermagst, damit das Wasser sich nicht beruhigt. Ich kratze weiter.“

Вы читаете Stutzpunkt auf Dhrawn
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату