geschenkt zu haben. Ihm war der Kardinalfehler aller Vorgesetzten unterlaufen, bestimmte Aspekte aus dem Blickfeld entgleiten zu lassen.
Jedenfalls, er sah keinen Anla?, die Erfullung von Barlennans Forderung zu verweigern. Er musterte die anderen. Easy und Mersereau sahen ihn erwartungsvoll an; die Hand der Frau lag auf dem Mikrofonselektor in der Armlehne ihres Sessels.
Das Gesicht ihres Mannes zeigte ein unerklarliches Lacheln, das Aucoin einen Moment lang etwas verwirrte, doch als sich ihre Blicke trafen, nickte Hoffman, als habe er die Theorie des Meskliniten analysiert und sie fur vernunftig befunden. Der Planer zogerte noch eine Sekunde langer und sprach dann in sein Mikrofon. „Wir werden das sofort erledigen, Commander.“ Er nickte Easy zu, die prompt ihren Selektor betatigte und die Durchsage an Dondragmer weiterzuleiten begann.
Wahrend sie dies tat, kehrte Benj zuruck, dem offensichtlich neue Informationen auf den Lippen lagen, aber er beherrschte sich, als er bemerkte, da? gerade ein Gesprach mit der Kwembly gefuhrt wurde. Sein Vater beobachtete den Jungen, wahrend Easy dem Captain Barlennans Theorie ausrichtete, und vermochte seine Erheiterung nur muhsam zu verbergen. Man sah Benj nur allzu deutlich an, da? er die Idee restlos akzeptierte.
Nun, er war jung und seine Mutter anscheinend auch ein wenig unkritisch.
„Barlennan mochte deine Meinung dazu horen und ganz besonders irgendwelche weiteren Angaben von Kabremm“, beschlo? Easy ihren Bericht. „Das ist alles — nein, warte…“ Sie hatte Benj bemerkt. „Mein Sohn ist aus dem Meteorologischen Labor zuruckgekommen und hat anscheinend Neuigkeiten fur dich.“
„Mr. McDevitt hat die jungsten Me?daten verarbeitet“, fing Benj ohne jede Einleitung zu sprechen an. „Er hat sich in seiner Annahme uber die Ursache des Schmelz- und Gefrierprozesses sowie uber die Natur der Wolken, die Stakendee gesehen hat, nicht getauscht. Die Moglichkeit ist gro?, da? ihre Kondensation zunehmen und den Flu? anwachsen lassen wird. Er schlagt vor, da? du moglichst exakt den Zeitpunkt verzeichnest, wann die Wolken die Kwembly erreichen, wie er es schon einmal erwahnte. Er sagt, je spater dies sein wird, um so schlimmere Ausma?e wird die entstehende Flut annehmen. Ich verstehe das nicht, aber so lauten die Computerergebnisse. Ich soll dich ausdrucklich darauf hinweisen, da? die Wahrscheinlichkeit einer Fehlinformation auch diesmal nicht geringer ist als bei fruheren Gelegenheiten. Er hat sich ausfuhrlich uber die Grunde geau?ert, aus welchen er so wenig sicher sein konne, aber davon habe ich dir ja schon einmal erzahlt.“
Dondragmers Antwort erreichte den Satelliten fast sofort nach Ablauf der Ubermittlungsverzogerung; nach Anhorung von Benjs Bericht konnte er kaum langer als zwei Sekunden verwandt haben, um sich fur den Inhalt seiner Antwort zu entscheiden.
„Ausgezeichnet, Benj. Bitte richte Barlennan aus, da? seine Idee vernunftig klingt, das hei?t, sie bietet zumindest eine vernunftige Erklarung fur das Verschwinden meiner beiden Helikopter. Ich hatte bisher keine Gelegenheit, mich personlich von Kabremm informieren zu lassen — falls er es wirklich war; ich habe ihn nicht gesehen. Er ist nicht zur Kwembly gekommen. Ihr mu?tet besser wissen als ich, ob er sich noch bei Stakendee befindet. Ich werde Ma?nahmen fur den Fall einleiten, da? die Vermutung des Commanders sich als richtig erweist. Hatte ich fruher an diese Moglichkeit gedacht, wurde ich selbstverstandlich nicht fast die gesamte Mannschaft nach drau?en geschickt haben, um den Notstutzpunkt am Ufer des Flu?betts errichten zu lassen. Aber dieser Beschlu? durfte trotzdem richtig sein. Ich sehe keine Chance, das Fahrzeug in einem angemessenen Zeitraum freizulegen. Und wenn Mr. McDevitt auch nur annahernd uber das Entstehen einer neuen Flut sicher ist, mussen wir die Raumung der Kwembly kurzfristig abschlie?en.
Kommt es noch einmal zu einer solchen Stromung wie jener, die uns an diese Stelle getrieben hat, wahrend die Kwembly im Gestein festhangt, durfte sie wohl in Stucke zerbrechen. Wir mussen das Fahrzeug rechtzeitig verlassen. Sobald der Notstutzpunkt steht, werde ich weiterhin versuchen, die Kwembly freizulegen, vorausgesetzt, die neue Flutwelle ist noch nicht unterwegs; uber Einzelheiten konnen wir uns noch einigen, aber um neue Plane zu entwickeln, haben wir nicht mehr die Zeit. Im Norden sehe ich sich bewegende Lichter; ich nehme an, da? die Besatzung den Ruckweg angetreten hat. Ich werde den Kommunikator in diese Richtung rucken, so da? du sie sehen kannst.“
Das Bild auf dem Schirm verschwamm und wurde erst wieder deutlich, nachdem der Captain die Kommunikatoreinheit zum Stillstand gebracht hatte. Der Ausblick war nicht sonderlich aufschlu?reich; nordlich der Kwembly herrschte fast vollige Dunkelheit, in der man lediglich einige Lichtflecken sah. Um Dondragmers Behauptung, da? sie sich bewegten, beipflichten zu konnen, bedurfte es langer und sorgfaltiger Beobachtung.
Easy wollte schon verlangen, da? die Kamera in die ursprungliche Position gebracht werden solle, als Benj sich einmischte. „Du meinst, du hast jede Hoffnung aufgegeben, Beetchermarlf und Takoorch und die anderen zu finden, und willst das Fahrzeug raumen und sie ihrem Schicksal uberlassen? Ich wei?, da? du noch die Verantwortung fur fast einhundert andere Besatzungsmitglieder tragst, aber manchmal scheint mir das eine schlechte Entschuldigung dafur zu sein, da? man nicht einmal versucht, jemand zu retten.“
Easy war verblufft und ziemlich enttauscht uber die Au?erung ihres Sohns und fuhlte sich versucht, den Jungen zurechtzuweisen und sich bei Dondragmer zu entschuldigen. Es kostete sie jedoch Zeit, eine richtige Formulierung zu finden, die ihren eigenen Empfindungen nicht widersprach; Benj sah darin eine Bestatigung seines Protests.
Aucoin und Mersereau hatten das Gesprach nicht genau verfolgt, weil beide mit Barlennan beschaftigt waren, und Benj hatte seine Vorwurfe in Stennish vorgetragen. Ib Hoffman wies keine Miene auf, welche die ubrigen Anwesenden zu deuten vermocht hatten, doch Easy waren die Anzeichen seiner Erheiterung nicht entgangen, ware ihr Blick auf ihn gerichtet gewesen. McDevitt trat gerade ein, aber zu spat; er bemerkte nichts anderes als Easys ungewohnlichen Gesichtsausdruck. Diesmal dauerte es erheblich langer als die ubliche Ubermittlungsverzogerung, bevor Dondragmer antwortete. Weder aus Tonfall noch Wortwahl konnte man schlie?en, ob er verargert war. „Ich habe sie keineswegs aufgegeben, Benj. Die Ausrustungen, die wir auszulagern beabsichtigen, umfassen auch so viel Krafteinheiten wie moglich, so da? wir auch jene aus den Motorblocken unter dem Rumpf herausholen, die wir erreichen konnen. Bei dieser Gelegenheit werden wir sehr sorgfaltig nach Spuren der beiden Steuerleute suchen. Falls wir sie finden, werden wir sie aus dem Eis befreien.
Andererseits ist es auch moglich, da? sie das Einsetzen des Gefrierprozesses bemerkten, bevor das Wasser bis auf den Grund gefroren war und an anderer Stelle eingefroren wurden, wahrend sie nach einem Hohlraum im Eis suchten.“
Benj nickte mit leicht gerotetem Gesicht; Easy ersparte es ihm, sich zu entschuldigen. „Danke, Captain“, sagte sie. „Wir verstehen dein Verhalten.
Wir wollten dich nicht ernsthaft verdachtigen, du hattest die Absicht, deine Leute im Stich zu lassen; die Formulierung war etwas unglucklich. Konntest du den Kommunikator wieder auf den erleuchtete n Teil des Gelandes richten? Wir konnen in der anderen Richtung nicht viel erkennen.“
„Au?erdem ware es gut“, erganzte McDevitt, ohne zwischen Easys und seinen Worten eine Pause eintreten zu lassen, „wurdest du eine Krafteinheit opfern, um die Scheinwerfer in Betrieb zu halten und den Bruckenkommunikator so ausrichten, da? wir den Rumpf sehen konnen. Auf diese Weise vermogen wir die Flut zu beobachten, wenn sie kommt, was innerhalb der nachsten drei bis funfzehn Stunden der Fall sein wird, wie ich nahezu sicher bin, und au?erdem lie?e sich besser feststellen, ob es sich anschlie?end noch lohnt, nach dem Fahrzeug zu suchen und vielleicht sogar wo. Ich wei?, da? dir dann blo? noch zwei Kommunikatoren bleiben, aber die Sache scheint es mir wert zu sein.“
In dieser Frage entschied sich Dondragmer anscheinend wieder sehr schnell; seine Antwort traf beinahe unmittelbar nach Ablauf der vierundsechzig Sekunden Verzogerung ein. „Ja, wir werden es so machen. Ich wollte die Scheinwerfer ohnehin in Betrieb lassen, da wir bis zur letzten Minute auf dem Eis zu tun haben werden. Dein Vorschlag pa?t ausgezeichnet dazu.
Wie ihr zweifellos seht, habe ich den Kommunikator auf die Steuerbordseite gerichtet.
Ich mu? die Brucke nun verlassen; die Besatzung wird in Kurze hier sein, und ich mochte sie sofort fur die noch unerledigten Arbeiten einteilen, sobald sie eintrifft.“
Wieder begann Benj zu sprechen, ohne sich zuvor mit jemand abzustimmen. „Konntest du uns irgendein Signal geben oder von Beetch geben lassen, falls ihr ihn lebend findet? Das genugte; ich mochte gar nicht, da? du auf die Brucke kommst, um Einzelheiten zu erzahlen.“
Diesmal kam keine Antwort mehr. Vermutlich war Dondragmer in seinen Schutzanzug gestiegen und nach drau?en gegangen, nachdem er seine letzte Durchsage gemacht hatte. Fur die Menschen gab es nichts zu tun, als zu warten.