werden. Erklart ihm, da? der Commander anscheinend den Trick mit den Eingeborenen fruher als beabsichtigt ausspielen will, infolge Kabremms Auftauchen vorder Kamera von Stakendees Kommunikator. Anschlie?end sucht ihr Stakendee und setzt ihn ebenfalls in Kenntnis. Ac htet darauf, da? ihr nicht in den Kamerabereich eines Kommunikators geratet; sobald ihr euch seiner Gruppe zu nahern glaubt, schaltet eure Lampen aus. Ich werde uber den Satelliten mit ihm Verbindung halten, aber naturlich kann ich diese Nachricht nicht durchgeben lassen. Ihr versteht.“
„Jawohl, Captain“, antworteten die beiden zugleich und entfernten sich.
Die Stunden verstrichen. Die Hauptschleuse war freigelegt und geoffnet, und man hatte fast das gesamte Material nach drau?en geschafft, als ein Anruf vom Satelliten erfolgte. Der Kommunikator aus dem Laboratorium stand nun an der Oberflache, so da? Dondragmer direkt erreicht werden konnte. Der Anrufer war Benj.
„Stakendee hat gemeldet, da? der Strom merklich breiter und schneller flie?t und da? die Wolken sich in Regen verwandeln. Ich habe ihm auf meine Verantwortung geraten, den Ruckweg anzutreten.“
Der Captain blickte zum noch wolkenlosen Himmel empor und dann nach Westen. „Danke, Benj. Genau das hatte ich auch getan. Wir verlassen die Kwembly in kurzer Zeit. Die Vorschlage von Mr. McDevitt sind berucksichtigt worden. Bitte, gib dies an Barlennan weiter; sage ihm, da? wir mit aller Vorsicht auf mogliche Umtriebe von Eingeborenen achten werden; falls sie, wie er anscheinend vermutet, Kabremm als Kontaktperson vorgeschickt haben, werde ich mich bemuhen, friedliche Beziehungen zu ihnen herzustellen. Ich habe Kabremm noch immer nicht personlich gesehen, und ihr habt ihn seit seinem Auftauchen nicht mehr erwahnt, so da? ich uber ihn so gut wie nichts wei?. Kummere dich darum, da? man mich uber Barlennans Uberlegungen und Absichten informiert; gleiches werde ich von meiner Seite aus zu tun versuchen, aber es ist keineswegs ausgeschlossen, da? sich die Ereignisse uberschlagen. Beobachtet eure Bildschirme gut.
Das ist vorlaufig alles; wir brechen jetzt auf.“ Der Captain stie? einen gellenden Pfiff aus, der zum Gluck fur die menschlichen Ohren vom Sender nicht in wirklicher Lautstarke ubertragen wurde.
Die Meskliniten bildeten eine unregelma?ige Kolonne, und innerhalb von zwei Minuten waren sie aus dem Aufnahmefeld des
Bruckenkommunikators verschwunden. Der andere Kommunikator ubertrug dem Bildschirm nichts als das Licht der Lampen, die an der Spitze der Kolonne getragen wurden. Die Meskliniten, die nur zwei oder drei Meter von der Kamera entfernt vorbeimarschierten, lie?en sich ganz deutlich erkennen, wahrend sie mit ihren Lasten uber das steinige Gelande kletterten, mehr allerdings nicht.
Der Kolonne konnten zu beiden Seiten ganze Heerscharen von Eingeborenen auflauern, ohne da? die Menschen dies zu erkennen imstande sein wurden. Aucoin war weder der erste noch der letzte, der Dhrawns eintausendfunfhundert Stunden dauernde Rotation verfluchte; es galt noch uber sechshundert Stunden abzuwarten, bevor das schwache Tageslicht von Lalande 21.185 zuruckkehrte.
Der Flu? war noch schmal, als die Kolonne ihn durchquerte, obwohl Stakendee, der sein Anschwellen gemeldet hatte, sich nur wenige Meilen weiter westlich befand. Benj gelangte zu der Auffassung, da? Stakendees Gruppe wohl den Flu? ebenfalls alsbald uberqueren sollte, damit sie sich am anderen Ufer der Kolonne anschlie?en konnte. Allerdings trug er seinen Vorschlag Dondragmer vor, statt sich direkt an Stakendee zu wenden. Der Captain, der der beiden Kuriere gedachte, die er stromaufwarts geschickt hatte, riet hastig dazu, die Flu?uberschreitung so lange wie moglich zu verschieben, damit Stakendee das Anschwellen der Flut zu verzeichnen in der Lage sei. Benj und Easy akzeptierten diese Ausrede. Ib Hoffman, der genau wu?te, da? der Spahtrupp keine Chronometer mitfuhrte und deshalb uber die Flutentwicklung gar keine vernunftigen Angaben machen konnte, war einige Sekunden lang recht verwirrt. Dann lachelte er verschmitzt.
Die nachsten beiden Stunden gab es kaum etwas zu beobachten. Die Besatzung der Kwembly erklomm das steinige Ufer und erreichte die Stelle, an der die zuerst abtransportierten Ausrustungsgegenstande deponiert worden waren, und begann, so etwas wie ein Lager zu errichten.
Naturlich wurden die Versorgungsvorrichtungen vorrangig betreut. Es wurden noch viele Stunden vergehen, bevor die ersten Schutzanzuge der Vorratserganzung bedurften, doch ausbleiben konnte dies nicht. Am zweitwichtigsten waren die Nahrungsvorrate. Die Meskliniten erledigten die hiermit verbundenen Arbeiten schnell und routiniert. Dondragmer, ein erfahrener Segler, vermochte die bei einer Havarie anfallenden Probleme glanzend zu bewaltigen.
Schlie?lich setzte Stakendees Gruppe uber den Flu? und erreichte bald darauf das im Aufbau befindliche Lager. Dondragmer hatte der Durchquerung zugestimmt, nachdem uber Benj eine Durchsage gekommen war, in der rein zufallig der Name eines der beiden Kuriere fiel, die er ausgeschickt hatte.
Folglich blieb das Anwachsen des Ammoniak-Wasser-Stroms sowohl menschlichen als auch mesklinitischen Augen verborgen. Der Anblick ware allerdings hochst interessant gewesen. Zuerst handelte es sich um nicht mehr als ein dunnes Rinnsal, das von den hoheren Ebenen des Flu?bettes von einer Bodenkuhle zur nachsten sickerte. In dem Ma?e, wie der Flussigkeitsgehalt des Nebels sich niederschlug, begannen neue, dunne Zuflusse den Hauptstrom von beiden Seiten aus zu speisen, wodurch der Flu? tiefer wurde und anschwoll. Da und dort gefror er vorubergehend, als Wasser, das aus stromaufwarts gelegenen vereisten Tumpeln stammte, mit aus dem Nebel sich ablagerndem Ammoniak eine eutektische Verbindung einging, die bei der herrschenden Temperatur jedoch unvermeidlich in flussigen Zustand ubergehen mu?te. Die Temperatur betrug etwa 174 Grad Kelvin und ungefahr 71 Grad nach der von den mesklinitischen Wissenschaftlern benutzten Skala. Die Flut verstarkte sich, wahrend sie sich der Kwembly naherte; mehr und mehr Wassereis schmolz, und die Aggregatprozesse wurden komplizierter. Das Ammoniak verwandelte eine Zeitlang Eis in Flussigwasser, und die Mischung rann stromabwarts. Dann erstarrte der Strom infolge der Anreicherung mit Ammoniak fur eine Weile wie das Wachs einer erloschenen Kerze, um sich anschlie?end, als das untergelagerte Eis mit der Mischung eine Reaktion einging, wieder zu verflussigen. Endlich erreichte die Flut das Loch, das man auf der Steuerbordseite der Kwembly in die Eisschicht geschmolzen hatte, so da? die Menschen die Entwicklung fortan beobachten konnten. Zu diesem Zeitpunkt bestand der sogenannte Strom aus einer verwirrenden Vielfalt von flussigen und gefrorenen Verbindungen und erstreckte sich uber ungefahr zwei Meilen. Das Eis loste sich nach und nach auf. So weit stromabwarts standen noch keine Wolken am Himmel, doch war die Atmosphare so mit Ammoniak gesattigt, da? es zu kondensieren begann. Das ammoniakarme Wassereis, das eine Schicht zwischen dem Felsuntergrund und dem Flussigkeitsstrom bildete, begann dadurch zu tauen und loste sich allmahlich auf. Die Flussigkeit neigte erne ut zur Erstarrung, als sie noch mehr Ammoniakdunst absorbierte, aber ihr Vordringen bereicherte sie auch um mehr Wassereis. Sehr langsam, so unauffallig, da? weder die Menschen noch die beiden in der Matratzenzelle hockenden Meskliniten die Veranderung bemerkten, loste das Eis seine Umklammerung um die Kwembly, und schlie?lich lag das Fahrzeug eisfrei. Inzwischen hatte sich das gesamte Flu?bett mit Flussigkeit gefullt, die nur noch sehr wenige Eisschollen mitfuhrte. Eine sehr schwache Stromung begann sich zu entwickeln.
Unbemerkt von den Menschen und unbemerkt von den beiden Meskliniten schickte die Kwembly sich an, mit dieser Stromung zu treiben, so sanft, da? weder die Augen der Menschen noch die Nervensysteme der Steuerleute auch nur die leiseste Bewegung registrierten.
Der Flu?, der sich auf dem gro?en Plateau gebildet hatte, wand sich durch eine Kette von Hugeln, die fur Dhrawns Verhaltnisse respektable Bodenerhebungen waren; er flo? aus dem Nordwesten etwa viertausend Meilen weit nach Sudosten. Die erste Flutwelle hatte das Fahrzeug uber einen Pa? in der Nahe des sudostlichen Endes der Flu?lange und in eine niedrigere Region am Rande der Tiefdruckzone Alpha gespult. Diese Flut war das erste recht zogernde Anzeichen fur die jahreszeitliche Wetteranderung gewesen, die aus Dhrawns Annaherung an seine Sonne resultierte.
Die zweite Flut war identisch mit der tatsachlichen Flu?bildung und wurde erst aufhoren, nachdem der gesamte Schnee geschmolzen war, uber ein Erdjahr spater. Die Kwembly bewegte sich so schwach, weil sie nur langsam freischmolz; daran anderte sich auch nichts, als sie schlie?lich weiter abtrieb, denn der inzwischen vollig verflussigte Strom war zu breit und tief. Beetchermarlf und Takoorch waren vielleicht ein wenig durch den fallenden Wasserstoffdruck verwirrt, doch selbst wenn sie die leisen Bewegungen des Fahrzeugs bemerkt hatten, wurden sie sie wahrscheinlich ihren eigenen Regungen auf dem flexiblen Material der Pneumatik zugeschrieben haben.
Das Tiefdruckgebiet Alpha war keineswegs Dhrawns warmste Region. Die lokalen Schmelzeffekte jedoch, die auf jedem Planeten dazu tendierten, die radioaktiven Elemente zu konzentrieren, erwarmten sie jedoch an zahlreichen Stellen bis zum Schmelzpunkt von Wassereis, das hie?, mehr als zweihundert Grad Kelvin warmer als die Strahlung von Lalande 21.185 es allein verursacht hatte. Ein Mensch hatte in diesem Gebiet ohne komplizierte technische Schutzvorrichtungen leben konnen, waren nicht die kolossalen Gravitations- und Druckverhaltnisse