schien es, als wolle jedes Resultat ausbleiben; dann aber bemerkten die beiden Steuerleute und die Menschen, wie sich langsam, sehr langsam eine Bugwelle entwickelte. Der machtige Rumpf schob sich trage vorwarts.
Beetchermarlf orientierte sich am Zwillingsgestirn Sol und Fomalhaut und ri? das Steuer hart herum.
Es dauerte eine halbe Minute, bevor die Sterne ringsum zu wandern begannen, als die Kwembly beidrehte, behabig und majestatisch zugleich.
Einige Male handhabte Beetchermarlf das Steuer zu stark; er brauchte eine ganze Weile, um sich an die neue Reaktionsweise des Fahrzeugs zu gewohnen, doch zuletzt gelang es ihm, es auf ungefahr sudlichen Kurs zu lenken. Zunachst war er sich dessen nicht sicher; er vermutete lediglich, da? dieser Kurs sie an jene Stelle zuruckbringen werde, an der die Kwembly in den Strudel geraten war; von dort aus allerdings, so glaubte er, wurde der Strudel sie einem Drall nach Osten aussetzen.
Einige Zeit verstrich, bevor die Richtantennen der Me?satelliten und die Computer es ermoglichten, seine Annahme zu bestatigen; doch als dies geschah, lief die Kwembly sehr sanft auf Grund.
Sofort leitete Beetchermarlf volle Kraft in die vordersten, mit Konvertern ausgestatteten Walzen, entzog den mit Rudern versehenen Walzen die Energie und rollte das Fahrzeug auf den Strand.
„Wir haben den See verlassen“, berichtete er.
„Ein neues Problem ergibt sich. Setzen wir den Weg uber Land mit montierten Rudern fort, durften sie bald ruiniert sein. Entfernen wir sie jetzt, und es stellt sich heraus, da? wir auf einer Insel sind, verlieren wir viel Zeit damit, sie wieder zu montieren. Ich halte es fur ratsam, einen Erkundungsgang zu machen, um hieruber Klarheit zu erhalten; das wurde aber auch einige Zeit beanspruchen. Ich ware dankbar, konntet ihr mir diesbezugliche Hinweise geben oder den Captain nach seinen Befehlen fragen. Wir warten.“
Dondragmer brauchte mit seiner Antwort nicht zu zogern, als die Anfrage ihm ubermittelt wurde.
„Die beiden sollen nicht von Bord gehen, sondern warten, bis die Kartografen festgestellt haben, ob das Fahrzeug sich auf jenem Ufer befindet, auf dem auch unser Lager steht, oder auf dem anderen.
Nach ihrer Gelandebeschreibung schatze ich, da? der Strudel eine ostwartige Stromungsrichtung besitzt, das ware die rechte Seite; wir befinden uns indes auf dem linken Ufer. Wenn geklart ist, auf welchem Ufer sie stehen, sollen sie — nein, halt!
Mir fallt etwas Besseres ein. Sie sollen weiterhin nach Suden steuern, bis sie glauben, die Flu?mundung erreicht zu haben, und dann flu?aufwarts zu lenken versuchen. Ich wei?, sie konnen nur langsame Fahrt machen, stellenweise womoglich gar nicht durchkommen; aber zu Orientierungszwecken scheint mir das sicherer zu sein.“
„Ich gebe Beetch und den Kartografen sofort Bescheid, Captain“, bestatigte Benj. „Ich besorge mir eine Kartenkopie und versuche sie selbst auf dem neuesten Stand zu halten; damit konnen wir kunftig Zeit sparen.“
Die Richtungsdaten erwiesen sich nicht als vollig zuverlassig. Zwar lie? die Position der Kwembly sich ziemlich exakt bestimmen, aber naturlich stand der Verlauf des Flusses, den sie hinabgetrieben war, weniger genau fest. Nach weiteren Diskussionen entschied man, Beetchermarlf solle das Fahrzeug wieder zu Wasser bringen und es moglichst na he am Ufer westwarts lenken, das
hie?, so nahe wie die Scheinwerfer der Kwembly und etwaige Sandbanke es erlaubten. Wenn er die Mundung entdeckte, sollte er nach Dondragmers Weisung verfahren; falls nicht, weiter in Ufernahe bleiben, bis die Wissenschaftler gewi? sein konnten, da? er die Mundung verfehlt hatte, und in diesem Fall nach Suden steuern.
Es erwies sich als moglich, das Ufer wahrend der Fahrt innerhalb des Scheinwerferlichts zu halten, aber es dauerte zwei Stunden, bis sie den Flu? erreichten, der sich hinter der Mundung westwarts bog, eine Tatsache, die man bei der Lokalisierung der Kwembly ubersehen hatte, wahrend sie stromabwarts trieb. Die Mundung selbst machte jedoch einen Knick nach Osten, ein Umstand, der hochstwahrscheinlich fur die Strudelbildung verantwortlich war. Das Delta, das dem Ufer eine Nordkrummung verlieh, war eine Warnung. Die beiden Meskliniten — Beetchermarlf am Steuer und Takoorch auf der Backbordseite der Brucke, dem besten Beobachtungsposten — lenkten das Fahrzeug um die reichlich unregelma?ige Halbinsel, wobei sie mehrfach bemerkten, da? die Walzen sich durch lockeren Schlammgrund wuhlten, fanden schlie?lich eine Durchfahrt und steuerten die Kwembly gegen die Stromung. Sie kamen nun blo? noch langsam vorwarts, aber sie hatten es keineswegs eilig; Dondragmer hatte dem Versuch, uberhaupt gegen die Stromung anzukommen, ganze sechs Stunden eingeraumt. In diesem Zeitraum legten sie ungefahr zehn Meilen zuruck. Lie? diese Geschwindigkeit sich beibehalten, wurde das Fahrzeug etwa ein bis zwei Tage nach Mitternacht im Lager eintreffen, also nach einer Woche nach menschlichem Zeitma?.
Reine Ungeduld brachte den Plan schlie?lich zu Fall. Naturlich traf die Schuld keinen Meskliniten; es war Aucoin, der die Auffassung durchsetzte, eineinhalb Meilen je Stunde sei eine zu geringe Geschwindigkeit. Dondragmer kummerte es wenig, und er erhob keine Einwande gegen den Vorschlag, mit der Ruckfuhrung der Kwembly einige Forschungsauftrage zu verbinden. Auf Wunsch des Planers dirigierte er das Fahrzeug ans Ufer und auf festes Land, und auf seinen Befehl demontierten die Steuerleute samtliche Ruder. Letzteres war, wie sich ergab, leichter zu bewerkstelligen als ihre Montage; sie konnten auf Sicherheitsleinen verzichten und Gegenstande wahrend der Arbeit abstellen. Als Benj den Kommunikationsraum das nachste Mal betrat, mu?te er zur Kenntnis nehmen, da? die Kwembly nunmehr eine Geschwindigkeit von zehn Meilen je Stunde hatte und flaches, nur gelegentlich von Gestein oder Gestrupp durchsetztes Gelande durchquerte. Die Oberflache dieses Gebiets bestand aus verfestigten Ablagerungen; die Planetologen au?erten die Meinung, bei dieser Ebene musse es sich um eine Hochwasserzone handeln, und das leuchtete Benj durchaus ein.
Beetchermarlf zeigte sich so gesprachig wie sonst, aber es war eindeutig, da? er der Unterhaltung nicht seine volle Aufmerksamkeit schenkte.
Sowohl er wie auch Takoorch konzentrierten sich, soweit ihr Augenlicht und die Scheinwerfer es ermoglichten, auf das Gelande, fur dessen Befahrbarkeit es naturlich — ohne zuvorige Luftaufklarung — keine Garantie gab, so da? sie die Geschwindigkeit von zehn Meilen je Stunde nicht zu uberschreiten wagten.
Wahrend sich Stunde um Stunde dahinschleppte und sie Dutzende von Meilen uberwanden, ohne den Kurs andern zu mussen (au?er in Fallen, wenn der Flu? au?er Sicht geriet), uberkam die beiden ein allmahlich wachsendes Gefuhl der Sicherheit, der Gefahrlosigkeit. Ein Mensch hatte reagiert, indem er die Geschwindigkeit langsam steigerte.
Die Reaktion der Meskliniten bestand darin, zu stoppen und eine Rast einzulegen. In einer einsetzenden Neigung zu Fehlern sahen sie Anla? dazu, etwas fur die eigene Verfassung zu tun.
Aucoin, als er einmal zufallig den Kommunikationsraum betrat, bemerkte bei dieser Gelegenheit, da? das Fahrzeug stand; zunachst glaubte er, die beiden nahmen eine Routinekontrolle vor, aber dann sah er einen der Meskliniten untatig auf dem Bruckendeck liegen.
Auf seine Frage, weshalb das Fahrzeug stehe, erteilte Takoorch die schlichte Auskunft, er habe Leichtfertigkeit verspurt. Der Planer verlie? den Kommunikationsraum in sehr nachdenklicher Stimmung.
Seit einigen Meilen war das Gelande steiniger geworden; die Oberflache bildeten nach wie vor verfestigte Sedimente, aber die Gesteinsansammlungen, die herausragten, wurden immer haufiger und — obwohl die einzelnen Steine kleiner ausfielen — immer gro?flachiger. Die Planetologen ergingen sich in allerlei Spekulationen uber die Natur der unter den Sedimenten liegenden Bodenformation, aber mit so wenig konkreten Informationen und Daten mu?ten sie sich mit der Nutzlosigkeit ihres Ratselratens abfinden. Die Beschaffenheit der Oberflache verleitete einige der Beobachter allerdings zu der Annahme, da? die Schicht von Sedimenten sich verlaufen und die Kwembly in Kurze Untergrund erreichen werde, der so hart sei wie jener, auf dem Dondragmer sein Lager errichtet hatte.
Als sie die Fahrt fortsetzten, sahen die Steuerleute sich indes bald und immer haufiger gezwungen, unuberwindbaren Felsformationen auszuweichen, und gelegentlich mu?ten sie sogar die Geschwindigkeit drosseln. Die Planetologen verlangten mehrmals, das Fahrzeug moge stoppen und Sedimentproben entnehmen, ehe es zu spat sei, aber Aucoin verweigerte es mit dem Hinweis, die Proben wurden ohnehin erst in einem Jahr im Satelliten eintreffen; die Wissenschaftler erwiderten, ein Jahr Wartezeit sei ihnen lieber als die mehreren Jahre, die es noch dauern wurde, verzichtete man jetzt auf die Probensammlung.
Doch als die Kwembly erneut hielt, geschah es auf Beetcherma rlfs Initiative. Der Anla? war geringfugig — oder schien es jedenfalls; der vorausliegende Grund wirkte ein bi?chen dunkler und war von jenem, worauf das Fahrzeug ruhte, durch eine scharfe Grenzlinie getrennt, die auf dem Bildschirm nicht sichtbar war, doch die beiden Meskliniten erkannten sie gleichzeitig und entschieden zugleich, ohne viel Worte, da? sich eine Untersuchung aus