stark, da? er noch lebt. Das ist unglucklich, nicht nur wegen der beiden, sondern auch, weil wir die Helikopter nun einsetzen konnten, um weitere Mannschaften zur Kwembly zu fliegen, damit sie sich besser manovrieren la?t; und sollte sich herausstellen, da? die beiden Steuerleute die Kwembly allein nicht zuruckzufuhren vermogen, konnten wir sie mit den Helikoptern abholen. Es ist bedauerlich, da? eure Wissenschaftler den Sender, den Reffel an Bord hatte, nicht lokalisieren konnen, im Gegensatz zu denen der Kwembly.“
„Du wunderst dich nicht als einziger daruber“, antwortete Easy. „Ich wei? nicht genug uber die Gerate, um dir zu erklaren, warum die Impulsstarke von der Bildbeschaffenheit abhangt, denn ich glaubte auch immer, Welle sei Welle; doch offensichtlich hat es damit zu tun. Entweder steht Reffels Kommunikatorsatz in totaler Finsternis, oder er ist zerstort… Wie ich sehe, sind eure Versorgungsanlagen aufgebaut und arbeiten.“
Der letzte Satz entsprang beileibe keiner Absicht, das Thema zu wechseln; Easy hatte soeben den ersten guten Ausblick auf die Anlagen erhalten und war aufrichtig neugierig. Sie umfa?ten Dutzende — vielleicht mehr als hundert — von rechteckigen transparenten Tanks, die insgesamt ein Volumen von etwa zwolf Quadratmetern besa?en; jeder Tank war zu einem Drittel mit Flussigkeit gefullt, durch die Blasen aus purem Wasserstoff gurgelten, aus dem Mesklins Atmosphare bestand. Die Pflanzen, welche die mit Kohlenwasserstoffen gesattigten biologischen Abfalle der Meskliniten oxydierten und Wasserstoff freisetzten, waren einzellige Arten, die entfernt irdischen Algen ahnelten. Sie eigneten sich zum Verzehr, aber die Meskliniten hatten sie nicht unter dem Gesichtspunkt des Wohlgeschmacks ausgewahlt; die Tanks, in denen die Aquivalente von Obst und Gemuse gezuchtet wurden, hatten sich als zu gro? erwiesen, um aus dem Fahrzeug transportiert werden zu konnen.
Dondragmer ging auf Easys Bemerkung ein. „Ja, wir verfugen ausreichend uber Atemluft und Nahrung. Das wirkliche Problem lautet: Was sollen wir tun? Vom planetologischen Gerat konnten wir kaum etwas auslagern; wir sind au?erstande, unsere Arbeit fortzusetzen. Es ist denkbar, da? wir die Basis zu Fu? erreichen, doch mu?ten wir die Anlagen etappenweise befordern, das hei?t, jeweils ein paar Meilen entfernt ein anderes Lager errichten, die Anlagen nach und nach dorthin schaffen und diese Verlagerung immer wieder vornehmen, bis wir eintreffen; und das, da die Basis ungefahr zwolftausend eurer Meilen entfernt liegt, wurde Jahre dauern. Sollen wir fur die Expedition noch von Nutzen sein, brauchen wir die Kwembly.“
Dem vermochte Easy nur beizupflichten, obwohl sie eine Alternative sah, die der Captain nicht erwahnt hatte. Naturlich, Aucoin mi?billigte diese Moglichkeit — oder wurde er es, unter diesen Umstanden, nicht langer? Eine ausgebildete und fahige Forschungsmannschaft war von hohem Wert, und den Aspekt mu?te man wohl starker als bisher beachten.
Mehrere Minuten verstrichen, bis Benj mit den Informationen zuruckkehrte, und mit ihm kamen einige interessierte Wissenschaftler.
„Captain“, begann Benj, „die Kwembly bewegt sich noch, aber au?erst langsam, ungefahr zwanzig Kabel in der Stunde. Sie befindet sich — oder befand sich vor sechs Minuten — dreihundertzehn Meilen von deinem Lager entfernt, das sind zweihundertdreiunddrei?igtausend Kabel. Es gibt gewisse Unsicherheitsfaktoren, wie Hohenunterschiede und Flu?windungen, aber etwaige Abweichungen durften geringfugig ausfallen.“
„Danke“, erwiderte der Captain. „Steht ihr mit den beiden Steuerleuten bereits in mundlichem Kontakt?“
„Noch nicht, aber sie sind inzwischen im Fahrzeuginnern. Ich bin sicher, da? sie den Bruckenkommunikator bald ausfindig machen, obwohl sie sich wahrscheinlich zuerst um wichtigere Dinge kummern werden. Die Atemluftvorrate ihrer Schutzanzuge durften mittlerweile ziemlich erschopft sein.“
Diese Annahme war absolut richtig. Die beiden Steuerleute benotigten lediglich einige Minuten, um sich zu vergewissern, da? das Fahrzeug verlassen und die Versorgungsanlagen ausgelagert waren; damit standen die beiden vor dem Problem, die Atmosphare im Innern des Fahrzeugs auf moglicherweise eingedrungenen Sauerstoff zu untersuchen. Keiner der beiden besa? fur die Durchfuhrung von Tests genugend chemische Grundkenntnisse, und keiner war richtig mit den Routinetests vertraut, die Borndender und seine Kollegen immer anwandten; sie berieten schon uber die ziemlich drastische Methode, sich einfach mittels ihres Geruchssinns vom Sauerstoffgehalt der Innenatmosphare zu uberzeugen, als Beetchermarlf die Idee kam, man habe vielleicht zu wissenschaftlichen Zwecken einen Kommunikator an Bord zuruckgelassen, mit dem sie sich an die Menschen wenden konnten. Im Labor fanden sie keins der Gerate, doch nach ihm war die Brucke der wahrscheinlichste Platz; und zehn Minuten nach dem Betreten der Kwembly war Beetchermarlfs Meldung unterwegs zum Satelliten.
Benj verschob die beabsichtigten Begru?ungsworte und leitete die Durchsage sofort an Dondragmer weiter. Der Captain rief seine Wissenschaftler, schilderte ihnen die Situation der beiden, und fur die nachste halbe Stunde entwickelte sich eine au?erst rege Ubermittlungstatigkeit: Borndender gab Erlauterungen, Beetchermarlf wiederholte sie, ging ins Labor, um die erforderlichen Geratschaften auszusuchen, kam zuruck auf die Brucke, um sich in einer Kleinigkeit zu vergewissern…
Endlich gelangten beide Seiten zu der Auffassung, da? die Anweisungen verstanden worden waren. Benj teilte diese Meinung; er wu?te genug von Chemie und Physik, um feststellen zu konnen, da? Beetchermarlf sich nicht in die Luft sprengen wurde. Seine einzige Sorge war, er konne die Tests nachlassig handhaben und eine gefahrliche Sauerstoffmenge ubersehen. Bestand lediglich die Gefahr einer Vergiftung, oder bargen Wasserstoff- Sauerstoff-Mischungen noch andere Risiken? Er war sich nicht sicher, doch besa?en solche Mischungen auf jeden Fall andere Eigenschaften. Er blieb angespannt, bis Beetchermarlf auf die Brucke kam und meldete, die Tests seien abgeschlossen. Die Katalysatorflachen im Innern der Kwembly waren noch aktiv, und die Ammoniakkonzentration der Innenatmosphare war hoch genug, um eine Reaktion mit Sauerstoff zu gewahrleisten. Die Steuerleute hatten bereits ihre Schutzanzuge abgestreift; sie rochen keinen Sauerstoff. Sie wurden wenigstens eine Zeitlang an Bord bleiben konnen.
Das nachste Problem war die Navigation. Benj unterrichtete seinen Freund uber die Position des Fahrzeugs, die Geschwindigkeit und die Richtung seiner Bewegung. Das genugte fur Beetchermarlf.
Die Sterne waren sichtbar, und uberdies besa? er einen hervorragenden Magnetkompa?. Dhrawns Magnetfeld war erheblich starker als das der Erde, zur Besturzung jener Wissenschaftler, die eine Wechselbeziehung zwischen Magnetfeldstarke und Rotationsgeschwindigkeit von Planeten schon lange als gesicherte Erkenntnis betrachtet hatten.
Beetchermarlf war viel junger als Takoorch, aber es gab kein Mi?verstandnis daruber, wer gegenwartig an Bord das Kommando fuhrte. Die Tatsache, da? Benj, statt sich formell an die Kwembly zu wenden, stets Beetchermarlf beim Namen rief, mochte viel zur Erho hung der Autoritat des jungen Steuermanns beigetragen haben. Easy und einige andere Menschen vermuteten, da? Takoorch es ohnehin nicht sonderlich eilig hatte, in der gegenwartigen kritischen Lage allzu viel Verantwortung zu ubernehmen. Er neigte dazu, Beetchermarlfs Vorschlagen ohne wesentliche Einwande zuzustimmen.
„Wir treiben noch, und wenn dieser Flu? nicht einen recht seltsamen Verlauf nimmt, werden wir uns auf ihm nur immer mehr von den anderen entfernen“, fa?te der jungere Mesklinit ihre Lage schlie?lich zusammen. „Unsere erste Aufgabe, um das Fahrzeug manovrierfahig zu machen, wird sein, an einige der mit Konvertern ausgestatteten Walzen Ruder zu montieren. Zwei Reihen beiderseits des Hecks und eine in der Mitte unterm Bug mu?ten genugen. Tak und ich gehen nun hinaus und beginnen mit der Montage. Benj, bitte halte den Bildschirm unter Beobachtung; wir belassen den Kommunikator in seiner gegenwartigen Stellung.“
Beetchermarlf wartete nicht auf Antwort. Er und sein Gefahrte schlupften wieder in die Schutzanzuge und holten die Ruder aus dem Lagerraum; sie waren auf Mesklin erprobt worden, aber niemand konnte genau voraussagen, wie sie sich bewahren wurden. Die Ruderblatter waren kleinflachig, da ihnen oberhalb der Walzen nur wenig Spielraum zur Verfugung stand.
Ihre Montage bereitete den beiden Steuerleuten langwierige und muhselige Arbeit. Ruder und Werkzeuge mu?ten auf einmal nach drau?en gebracht werden, da sie nirgendwo etwas ablegen konnten, wahrend das Fahrzeug noch schwamm.
Bestandig verhedderten sie sich in den Sicherheitsleinen. Die mesklinitischen Zangen waren weniger praktische Greiforgane als menschliche Hande, doch wurde dieser Nachteil ein bi?chen dadurch gelindert, da? sie alle vier Paar simultan benutzen konnten, weil diese keiner der menschlichen Rechts-oder Linkshandigkeit ahnelnden motorischen Asymmetrie unterlagen.
Die Notwendigkeit kunstlichen Lichts gestaltete die Arbeit zusatzlich schwieriger. Es stellte sich heraus, da? sie zur Montage von zwolf Rudern ganze funfzehn Stunden brauchte n.
Mittlerweile entfernte sich die Kwembly, obschon sie sich noch bewegte, nicht weiter von Dondragmers Lager. Anscheinend schwamm sie in einem etwa vier Meilen durchmessenden Strudel.
Beetchermarlf nutzte dies zu ihrem Vorteil, als er schlie?lich die Motoren anwarf. Fur einige Sekunden