Aucoin hatte inzwischen mit Easys Hilfe Dondragmers Antwort an die Basis ubermittelt und bereits Barlennans Bestatigung erhalten. Der Commander bat sich aus, da? man ihn moglichst vollstandig uber alle Neuigkeiten von der Kwembly informierte, ganz besonders uber weiterfuhrende Gedanken Dondragmers. Aucoin versprach es und wandte sich mit der Bitte an Easy, dem Captain die Durchsage weiterzugeben. Er erhielt zur Antwort, dies werde geschehe n, sobald Dondragmer wieder mit dem Satelliten Kontakt aufnahme. „In Ordnung“, meinte der Planer mit einem Nicken.
„Wenigstens hat bisher noch niemand davon gesprochen, ein Hilfsfahrzeug auszuschicken.
Hoffentlich bleibt es dabei.“
„Ich personlich“, erwiderte Easy, „hatte schon daran gedacht, die Kalliff oder die Hoorsh auszuschicken, als die Kwembly festfror.“
„Das habe ich geahnt. Ich bin erfreut, da? du darauf verzichtet hast, Barlennan diesen Vorschlag zu unterbreiten. Meine ganze Hoffnung besteht darin, da? er nicht auf die Idee kommt, es selber vorzuschlagen, weil ich jedes Mal von euch uberredet wurde, wenn ihr beide gegen mich gestanden habt.“ Easy sah Aucoin an und dann ihr Mikrofon. Ihr Mann entschied, da? eine Ablenkung angebracht sei, und unterbrach das bedrohliche Schweigen mit einer Frage.
„Alan, was haltst du von Barlennans Theorie?“
Aucoin runzelte die Stirn. Er und Easy wu?ten genau, warum Ib die Frage gerade jetzt aufwarf, aber sie lie? sich ohnehin kaum ignorieren; und Easy kam schlie?lich zu der Auffassung, da? Ibs Ablenkungsmanover in diesem Augenblick wohl das beste war.
„Die Idee ist faszinierend“, sagte der Planer langsam, „aber ich halte sie nicht fur sehr wahrscheinlich. Dhrawn ist ein gro?er Planet, falls man ihn uberhaupt einen Planeten nennen kann, und ich finde es seltsam — nun, ich wei? nicht, ob es seltsamer ist, da? wir so schnell intelligentem Leben begegnen, oder seltsamer, da? dies nur einem der Fahrzeuge widerfuhr. Selbstverstandlich gibt es keine Zivilisation, die elektroma gnetische Energie benutzt; wir hatten sie sofort entdeckt, als wir uns fur Dhrawn zu interessieren begannen.
Handelte es sich jedoch um eine Zivilisation von niedrigerer Kulturstufe, wie hatte sie der Besatzung der Esket beikommen konnen?“
„Ohne Kenntnis ihrer physischen und mentalen Fahigkeiten — ganz zu schweigen vom Stand ihrer Kultur — la?t sich das nicht einmal erraten“, entgegnete Hoffman. „Kamen nicht einige der ersten Indianer, denen Kolumbus begegnete, sogar in Spanien zu Rang und Wurden?“
„Ich glaube, das ist ein sehr konstruierter Vergleich, um es gelinde auszudrucken. Der Esket konnen praktisch unendlich viele Dinge zugesto?en sein, ohne da? sie auf intelligentes Leben traf. Das wei?t du so gut wie ich; du hast mir bei der Auflistung der Moglichkeiten geholfen, bis wir zu dem Schlu? kamen, da? solche Spekulationen sinnlos seien. Ich bin der Meinung, da? Barlennans Theorie nur um sehr wenig wahrscheinlicher geworden ist als zuvor.“
„Du glaubst noch immer, da? meine Identifizierung von Kabremm ein Irrtum war, oder?“ fragte Easy.
„Ja, das furchte ich. Au?erdem uberzeugt mich der Gedanke, da? auf Dhrawn eine intelligente Rasse existieren soll, einfach nicht. Es gibt Dinge, die schlichtweg unwahrscheinlich sind.“
Hoffman kicherte. „Die menschliche Fahigkeit, Wahrscheinlichkeiten einzuschatzen, stand schon immer auf schwachen Fu?en“, fuhrte er aus. „Die Chance durfte nicht so niedrig zu bewerten sein.
Denke daran, was wir an intelligentem Leben in dem sehr kleinen Raumvolumen innerhalb von funf Parsek um Sol gefunden haben, mit nur vierundsiebzig bekannten Sternen und etwa zweihundert sonnenlosen Planeten: zwanzig Rassen auf ungefahr unserer Entwicklungsstufe, die ihre Energiekrise sicher uberwunden haben; acht Rassen, einschlie?lich die Bewohner von Tenebra und Mesklin, denen sie noch bevorsteht; acht, die sie nicht zu uberstehen vermochten und ausgestorben sind; drei, die ebenfalls versagt haben, aber fur die es noch Hoffnung gibt; und jede davon, erinnere dich, existiert innerhalb eines historischen Zeitraums von einhunderttausend Jahren um diesen entscheidenden Zeitpunkt ihrer Geschichte! Und das trotz der Tatsache, da? die Planeten von sehr unterschiedlichem Alter sind; ich erwahne nur Panesh mit seinen neun Milliarden Jahren und Tenebra mit vielleicht einem Zehntel dieses Alters. Dahinter steckt mehr als Zufall, Alan.“
„Womoglich besa?en Panesh, die Erde und die alteren Planeten in ihrer Vergangenheit bereits Kulturen; vielleicht entwickelt jeder Planet alle zehn Millionen Jahre eine Kultur.“
„Dann mu?ten diese fruhen intelligenten Rassen von Anfang an so intelligent gewesen sein, da? sie auf ihren Planeten absichtlich keine Fossilien hinterlie?en. Meinst du, die Existenz der Menschheit auf der Erde wird in einer Milliarde Jahre nicht mehr geologisch nachweisbar sein trotz ausgebeuteter Kohlefloze und zahlloser Bierbuchsen? Das kaufe ich dir nicht ab, Alan.“
„Vielleicht nicht, aber ich bin keineswegs Mystiker genug, um anzunehmen, da? irgendwelche Superwesen die Rassen in diesem Teil des Weltraums unbemerkt und auf geheimnisvolle Weise einer gemeinsamen Hochststufe zufuhren.“
„Ob du der Superwesenhypothese anhangst oder ob du die Esfa-Theorie vorziehst, spielt keine Rolle. In dieser Problematik haben wir es mit mehr als nur Wahrscheinlichkeiten zu tun, und deshalb kannst du deine Kritik an Barlennan nicht ausschlie?lich auf die Gesetze der Wahrscheinlichkeit stutzen. Du mu?t nicht glauben, da? er recht hat, aber ich wurde dringend dazu raten, ihn ernst zu nehmen. Ich tue es.“
Diese Diskussion, wie schon die vor einigen Stunden stattgefundene Besprechung, hatten Dondragmer au?erordentlich interessiert. Doch selbst wenn das Zuhoren ihm moglich gewesen ware, er war bei weitem zu beschaftigt. Mit der Ruckkehr des Gro?teils seiner Mannschaft (einige waren naturlich auf der hoher gelegenen Talseite zuruckgeblieben, um die Versorgungsanlagen zu betreuen), mu?te er umgehend die weiteren Arbeiten verteilen und anleiten und haufig personlich zugreifen. Er kommandierte zwanzig Matrosen ab, um dem Trio zu helfen, das bereits dabei war, die Hauptluftschleuse vom Eis zu befreien. Eine noch gro?ere Gruppe schickte er unter den Rumpf, versehen mit Lampen und Werkzeugen, um jede zugangliche Energieeinheit sicherzustellen. Der Captain hielt sein Benj gegenuber abgegebenes Versprechen und befahl dieser Gruppe, sehr genau nach Spuren von Beetchermarlf und Takoorch zu suchen. Sie fanden jedoch nichts. Einige Zeit spater kehrten sie mit zwei Konvertern, bei denen es sich um jene handelte, die die beiden Steuerleute bei ihren Befreiungsversuchen benutzt hatten, und zwei weiteren, die durch den Erhitzer freigelegt worden waren, an die Oberflache zuruck. Die ubrigen Einheiten, so berichteten sie, seien nicht zuganglich.
Unterdessen hatte sich der Rest der Besatzung wieder im Innern des Fahrzeugs eingefunden, indem man die anderen verfugbaren Schleusen benutzte: die kleinen an der Brucke, die beiden gro?eren, durch die gewohnlich die Helikopter starteten und die beiden kleinen Notschleusen an Bug und Heck.
An Bord bekam jeder sofort zu tun. Dondragmer hatte in ihrer Abwesenheit nicht nur mit den Menschen gesprochen, sondern auch Einzelheiten geplant. Einige verpackten die Nahrungsvorrate, wahrend andere Tauwerk, Lampen, Fusionskonverter und andere Ausrustungsgegenstande zum Abtransport vorbereiteten. In den Korridoren, die zur Hauptluftschleuse fuhrten, stapelte sich schnell sehr viel verschiedenartiges Material, um nach Freilegung der Schleuse nach drau?en geschafft zu werden.
Von dem Gerumpel und Gelarme, das mit dieser Tatigkeit verbunden war, drang unglucklicherweise nichts durch das Material der pneumatischen Matratze, in der Beetchermarlf und Takoorch noch immer steckten. Soweit es sich spater schatzen lie?, mu?ten die beiden sich wenige Minuten vor dem Einsatz des Erhitzers in ihren Schutz begeben haben. Das dicke, gummiartige Material der Matratze sog jedes Gerausch auf. Hatten die auf der Oberflache arbeitenden Meskliniten Anla? gehabt, sich lautstark zu verstandigen, ihre Pfiffe waren vielleicht durch die Hulle gedrungen; aber es gab kaum etwas zu sagen, weil alle ihre Arbeit nur zu gut kannten. Die Elastizitat des Materials verschlo? den Schlitz, durch den die Steuerleute eingedrungen waren, so dicht, da? kein Lichtschimmer sie erreichte. Uberdies hielt die Stimmung der beiden, eine typisch mesklinitische Mischung aus Geduld und Fatalismus, sie davon zuruck, sich von der Lage au?erhalb ihres provisorischen Schutzraums zu uberzeugen, bevor die Wasserstoffvorrate ihrer Anzuge gefahrlich zusammengeschrumpft sein wurden. Und so, hatte Dondragmer auch Benjs Appell vernommen, es wurde fur ihn keinen Anla? fur irgendwelche Signale gegeben haben. Die beiden Steuerleute, kaum mehr als sechzig Zentimeter von einigen ihrer drau?en tatigen Kameraden entfernt, wurden nicht gefunden.
Nachdem die dringendsten Arbeiten der Fahrzeugraumung erledigt waren, erteilte Dondragmer zweien seiner Matrosen einen Sonderauftrag. „Ihr geht stromaufwarts und bleibt in nordwestlicher Richtung, bis ihr Kabremm und die Gwelf findet“, befahl er. „Informiert ihn uber unsere Ma?nahmen. Wir werden unsere Beleuchtungsanlagen so aufstellen, da? sich nur die Apparaturen menschlicher Herkunft im Licht befinden. Das wird es ihm ermoglichen, die Gwelf au?erhalb dieses Areals zu landen, ohne von den Menschen gesehen zu