Judaers zuruckgekehrt. Seit er in die Verschworung gegen Marcus Antonius eingeweiht worden war, mu?te er nicht mehr unter einem Dach mit Abimilku wohnen. Er war nicht mehr auf den Kapitan angewiesen! Jetzt kannte er bedeutendere Manner und konnte auf anderen Wegen nachforschen, wer in den Anschlag auf Ptolemaios verwickelt war. Obwohl er selbst ein Spitzel gewesen war, fuhlte er sich durch den Taucher mi?braucht und verletzt. Er hatte fur den Mann echte Freundschaft empfunden. Er hatte ihm den Arm, ja vielleicht sogar das Leben gerettet, und dann das .
»Es tut mir leid, Philippos. Behandle mich nicht wie einen Schurken. Kannst du mich denn nicht verstehen? Ich mu?te zwischen meiner Treue zu dir und meiner Stadt wahlen. Ich habe es mir dabei wirklich nicht leichtgemacht .«
»Bist du sicher, da? du diesen Gedanken wirklich bis zum Ende gefuhrt hast? Du glaubst, deiner Stadt einen Dienst zu erweisen?« Philippos mu?te vorsichtig sein. Er wollte, da? sich Abimilku uber die Konsequenzen, die eine Rebellion in Tyros haben wurde, im klaren war. Gleichzeitig hatte der Grieche aber auch Angst davor, sich wieder als Spitzel verdachtig zu machen. Er durfte nicht zu offen Partei gegen die Verschworer ergreifen. Vielleicht sollte er das Gesprach auch einfach beenden? Was interessierte ihn das Schicksal dieser Menschen? Er sollte nicht sentimental sein . Schlie?lich hatte er nur ein paar Tage mit ihnen unter einem Dach gelebt! Vor seinem geistigen Auge sah er das brennende Tyros, sah plundernde romische Soldaten durch die Stra?en sturmen. Philippos ballte die Fauste. Er mu?te an Abimilkus Frau und deren Kinder denken. Und er wu?te, was mit ihnen geschehen wurde.
»Naturlich erweise ich meiner Stadt einen guten Dienst«, entgegnete der Seemann nach langerem Schweigen trotzig. »Ich diene meinen Gottern. Azemilkos, der Hohepriester des
»Habt ihr letzten Endes verhindern konnen, da? Alexander den Tempel des Gottes betreten hat? Welchen Preis habt ihr fur euren Stolz gezahlt? Tyros wurde niedergebrannt. Alexander hat bewiesen, da? er selbst fast ein Gott ist, indem er die Insel fur immer mit dem Festland verbunden hat und euch einen eurer Hafen stahl! Wo war
»Vorsicht, Grieche! Ich wollte mich bei dir entschuldigen und mit dir Freundschaft schlie?en, doch ich werde nicht dulden, da? du meinen Gott beleidigst!
»Verstehe mich nicht falsch! Ich bin Soldner und habe bisher meinen Dienstherren immer die Treue gehalten«, beteuerte der Arzt. »Doch habe ich sie auch alle im Kampf gegen Rom untergehen sehen. Im Zweifelsfall werde ich der Letzte sein, der auf den Mauern uber einer brennenden Stadt noch gegen die Romer weiterkampft. Doch ich habe es auch viel leichter mit meiner Entscheidung, denn ich mu? nur an mich denken, Abimilku. Ich habe keine Frau und keine Kinder, die fur meinen Stolz vielleicht mit einem Leben in Sklaverei bezahlen mussen. Doch genug jetzt davon!« Philippos streckte dem Kapitan seine Hand entgegen. »Ich wei?, in welchem Zwiespalt du gesteckt hast, und ich werde dir verzeihen, da? du das Gastrecht verraten hast, um mich der Liebe zu deiner Stadt zu opfern.«
»Danke.« Die Stimme des Tauchers war kaum mehr als ein Flustern. Er ergriff die Hand des Griechen, um ihre Freundschaft aufs neue zu besiegeln. »La? uns nun gehen! Die Stunde der Morgendammerung ist nicht mehr fern, und ich sehne mich nach der zarten Umarmung meiner Frau.« Abimilku lachelte verlegen. »Du mu?t wissen, sie war in den letzten Tagen wegen meiner Verletzung sehr zuruckhaltend.«
Der Arzt erwiderte das Lacheln. »Ich wei?. Ich selbst habe ihr dazu geraten, deine Krafte zu schonen. Doch wenn du jetzt wieder die Stimme
Der Taucher lachelte.
Am Fu? der Mauer trennten sich die beiden, und Philippos kehrte zum Haus des Judaers zuruck. Auch wenn er sich mit warmherzigen Worten verabschiedet hatte, so qualten ihn doch dustere Gedanken. Immer wieder sah er das brennende Tyros vor sich, und der Arzt betete stumm zur
18. KAPITEL
»Was soll das hei?en, sie ist verschwunden?«
Simon zuckte mit den Schultern. »Sie ist fort. Gestern abend hat sie das Haus Elagabals verlassen, danach ist sie nicht mehr gesehen worden. So sagt man jedenfalls.«
»Wer sagt das?« Philippos knallte wutend den Tonbecher auf den Tisch. Wie konnte ihm der Judaer in aller Gelassenheit erklaren, da? Samu verschwunden war? Offenbar war ihm das Schicksal der Priesterin vollig gleichgultig!
»Meine Tochter Isebel hat auf dem Markt mit einer der Sklavinnen aus dem Haus des Handelsherren gesprochen. Samu hat gestern abend das Haus verlassen. Seitdem hat sie niemand mehr lebend gesehen.«
Philippos mu?te sich zur Ruhe zwingen. Der Gleichmut des Judaers trieb ihn schier zum Wahnsinn. »Was hei? das, lebend?«
»In der Nacht hat Elagabal Manner ausgeschickt, um nach der Priesterin zu suchen. Angeblich haben sie sie nicht gefunden. Ich habe allerdings auch gehort, da? die Fischer heute morgen ein blutbeflecktes
»Oder Elagabal wu?te, warum sie in sein Haus gekommen war. Du hattest mir fruher sagen mussen, da? sie dort wohnt! Ich hatte sie warnen konnen. Du wei?t doch, was in der Stadt vor sich geht, Simon. Ein paar Tage noch, und es wird zum Aufstand kommen. Sie sind alle verruckt, diese Tyrener! Sie glauben, sie konnten Rom herausfordern!«
Der Judaer wiegte bedachtig den Kopf. »Ich habe dir schon einmal gesagt, da? es seit langem der Wille
»Und dein Haus? Du wirst all dein Hab und Gut verlieren! Wie kannst du nur so gleichmutig hier sitzen und deinem Untergang entgegensehen? Was ist, wenn Samu uns verraten hat, bevor diese Schurken sie ermordet haben? Vielleicht werden auch wir diese Nacht nicht uberleben? Elagabal traut mir nicht. Er la?t jeden meiner Schritte uberwachen. Ich kann nicht zum Stadtkommandanten gehen, um die Romer zu warnen. Das ist deine Aufgabe, Simon! Du mu?t dieses Blutbad verhindern.«
Der Judaer schuttelte entschieden den Kopf. »Die Wege
»Und deine Tochter?« zischte Philippos wutend. »Soll sie mit dir zugrunde gehen? Was glaubst du, was geschehen wird, wenn die Romer diese Stadt sturmen? Glaubst du, sie werden dein Haus verschonen, weil du ihre Gotter verachtest? Glaubst du, dein
»Genug jetzt, Grieche!« Simons Gesicht war rot vor Zorn geworden. »Ich werde nicht dulden, da? du in