meinem Haus den Namen Jahwes lasterst! Noch ein Wort, und ich lasse dich von meinen Dienern auf die Stra?e hinausprugeln! Geh mir jetzt aus den Augen!«

Vor Zorn bebend erhob sich Philippos. Er hatte den alten Kerl am liebsten niedergeschlagen. Dieser Ignorant! Wie konnte Simon nur so seelenruhig dem Verderben entgegensehen? War es die Kraft seines Gottes, die ihm diesen Gleichmut gab? Der Grieche stieg die Treppe zum Hof hinab. Er mu?te an Samu denken. Er kannte die Priesterin nicht einmal ein Jahr lang, und die meiste Zeit, die er mit ihr verbracht hatte, hatten sie sich gestritten. Trotzdem fuhlte er sich jetzt schuldig an ihrem Tod. Er hatte dafur gesorgt, da? sie nach Tyros kam.

Hatte er nur gewu?t, da? sie im Hause Elagabals wohnte! Es hatte sicher einen Weg gegeben, sie vor den Planen des Phoniziers zu warnen.

Der Grieche seufzte. Seit jenem Nachmittag, an dem Buphagos die Prozession der Artemis gestort hatte, schienen sich die Gotter gegen ihn verschworen zu haben. Der Mundschenk, Thais, Samu ... Wer wurde das nachste Opfer sein? Ob die Priesterin ihn verraten hatte? Philippos lachelte traurig. Er dachte an ihren Stolz und ihre Dickkopfigkeit. Ihr war zuzutrauen, da? sie nichts verraten hatte, selbst wenn sie gefoltert worden war.

Der Arzt ballte wutend die Fauste. Er wurde ihren Tod rachen und die wahnsinnigen Plane Elagabals vereiteln!

Das erste, was Samu sah, als sie wieder zur Besinnung kam, war ein Kamel. Das Tier kaute mit mahlenden Kiefern auf einem Dornenzweig und schenkte ihr keine Beachtung. Vorsichtig tastete sich die Priesterin uber ihre geschwollene Schlafe. Ihre Hande waren gefesselt, und sie konnte sich nur sehr eingeschrankt bewegen.

Sie hatte besser die Finger von der Prellung gelassen. Mit der Beruhrung hatte sie die bosen Safte unter der Haut geweckt, und ein pochender Schmerz breitete sich uber die Schlafe in ihrem Kopf aus. Dieser Schurke Hophra! Er hatte sie einfach niedergeschlagen! Langsam kehrte Samus Erinnerung zuruck. Sie waren in dem Gewolbe unter dem Lagerhaus gewesen und jetzt ...

Blinzelnd blickte sie sich um. Sie lag im Schatten einer Palme.

Uberall waren Kamele. Neben ihnen turmten sich hochbeladene Packsattel. Leise Mannerstimmen erklangen hinter ihr und das Gerausch von Wasser, das in eine Tranke geschuttet wurde.

Wo bei Isis war sie nur? Sie hatte damit gerechnet, da? Hophra sie ermordet, doch das hier, das konnte sie sich nicht erklaren.

Der Soldner hatte sie verhohnt und ihr erklart, wie leicht es gewesen war, sie nach ihrer Flucht aufzuspuren. Er hatte dafur gesorgt, da? die Leiter in der Gasse neben dem Lagerhaus liegengeblieben war, damit sie dort leichter einbrechen konnte. Wie er angeordnet hatte, die Felsplatte nicht uber die verborgene Treppe zu legen, hatte sie selbst mitanhoren konnen. Grinsend hatte Hophra ihr erklart, da? er sie genau dort unten hatte haben wollen. Gefangen in einem Loch, aus dem es keinen Ausweg mehr gab, au?er an ihm vorbei.

Gro?mutig hatte er ihr angeboten, sie aus der Stadt zu bringen, der Heuchler! Angeblich lag sogar schon ein flaches Boot im versandeten agyptischen Hafen bereit, um sie in Sicherheit zu bringen. Er schien tatsachlich davon uberzeugt gewesen zu sein, da? sie ihm seine Lugen glauben wurde. Zum Schein hatte sie sich auf sein Angebot eingelassen und war mit ihm gegangen. Bei der erstbesten Gelegenheit jedoch war sie ihm davongelaufen. Durch die halbe Stadt hatte sie die Verfolgung gefuhrt, bis er sie schlie?lich einholte und mit der mittlerweile verloschenen Fackel niederschlug. Mochte die Gro?e Schlingerin ihn in ihren Abgrund rei?en, diesen verfluchten Bastard!

Die Priesterin blickte zum Himmel. Das helle Licht der Sonne schmerzte ihren Augen, und wieder begann ihre Schlafe zu pochen. Es war kurz nach Mittag. Die Sonne hatte ihren Zenit noch nicht lange uberschritten. Samu leckte sich mit der Zunge uber die trockenen Lippen. Sie hatte seit fast zwanzig Stunden nichts mehr getrunken.

Sie versuchte, etwas zu rufen und auf sich aufmerksam zu machen, doch sie bekam nur ein heiseres Krachzen heraus.

Hinter ihr ertonte wieder das Platschern von Wasser. Offenbar wurden gerade die Kamele getrankt.

»Na, bist du doch noch zu dir gekommen.« Ein dunkles Mannergesicht tauchte uber ihr auf. »Ich hatte schon befurchtet, der Soldner hatte dir den Schadel eingeschlagen.« Der Mann trug eine lange, bis uber die Knie hinabreichende Tunica aus hellblauem Leinenstoff. Um den Kopf hatte er ein schmutzigwei?es Leinentuch gebunden. Seine Haut war dunkel, fast schon schwarz. Freundlich lachelnd hielt er Samu einen Wasserschlauch entgegen. »Trink nicht zu viel auf einmal, sonst wird dir schlecht, und du hast nichts von der Sache.«

Samu streckte ihm die gefesselten Hande entgegen, doch er schuttelte nur den Kopf. »Trinken kannst du auch so.

Der Soldner hat mich vor dir gewarnt. Es ist eigentlich nicht meine Art, auf diese Weise mit Frauen umzugehen, noch dazu, wenn sie so hubsch sind wie du, doch ich habe mit deinem agyptischen Freund ein Geschaft abgeschlossen, und da ich ein Ehrenmann bin, werde ich mich an jede der besprochenen Vereinbarungen halten. Der Agypter hat eine Menge Gold fur dich gezahlt.« Der Beduine lachte leise und schuttelte dabei den Kopf. »Du mu?t eine eigenartige Frau sein. Ein Geschaft wie dieses habe ich noch nie abgeschlossen. Ja, nicht einmal gehort habe ich von so etwas!«

Samu schluckte. Was meinte dieser ungewaschene Beduine? Sie griff nach dem Wasserschlauch und setzte das aus Horn geschnitzte Mundstuck an die Lippen. Das Wasser war angenehm kuhl. Es war wohl gerade erst aus einem Brunnen geschopft worden. Sie trank in kleinen Schlucken und horte auf, bevor sie wirklich ihren Durst gestillt hatte. Stumm reichte Samu dem Beduinen den Schlauch zuruck, doch der Mann schuttelte den Kopf. »Behalt das Wasser! Ich werde nicht jedesmal nach dir sehen konnen, wenn du Durst hast. Ich habe eine gro?e Karawane zu fuhren und werde nur wahrend der Mittagsrast und abends ein wenig Zeit fur dich haben. Kannst du eigentlich reiten, Weib?«

»Nur schlecht. Es widerspricht der Wurde einer Isispriesterin, auf dem Rucken irgendeines Tieres zu sitzen!«

Der Beduine lachte breit. »Du kannst auch gerne laufen, doch furchte ich, da? dies deinen zarten Priesterinnenfu-?en nicht wohl bekommen wird.«

Samu senkte den Blick und tat beschamt. Es ware besser, mit dem Kerl nicht zu streiten. Zumindest noch nicht. Erst mu?te sie erfahren, wo sie war und was fur ein Schicksal ihr bestimmt sein sollte. »Soll ich als Sklavin verkauft werden?«

»O nein, meine Schone!« Das Grinsen des Beduinen wurde noch breiter. »Ich habe schon Hunderte von Sklavinnen durch die Wusten gebracht. Ware dies deine Zukunft, dann hatte ich dein Schicksal nicht au?ergewohnlich genannt.«

Samu spurte, wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenzog.

Was bei Isis hatte der Kerl mit ihr vor? Was fur eine Schurkerei hatte Hophra ersonnen, um sie zu qualen?

Ein Mann mit murrischem Gesicht erschien und hockte sich neben dem Karawanenfuhrer in den Sand. »Wir haben die Lasten umverteilt. Die Kleine hat jetzt ein Kamel fur sich allein, Haritat.«

»Du siehst, meine agyptische Prinzessin, ich gebe mir alle Muhe, deine Reise so angenehm wie moglich zu gestalten.«

Samu hob ihre gefesselten Hande. »Wenn du mich hiervon befreien konntest, wurde ich dir sicherlich zustimmen. Ich biete dir Gold dafur, wenn du mich laufen la?t. Was haltst du davon, Haritat?«

»Beim Barte Melkarts, das werde ich nicht tun! Der Soldner hat mich ausdrucklich davor gewarnt. Du sollst wie eine Viper sein. Ich werde dich mit mir nach Jerusalem nehmen. Dort darf ich dich freilassen. Ja, ich soll mich sogar darum kummern, da? du mit einer Karawane nach Tyros zuruckkehren kannst oder an jeden anderen Ort, zu dem zu reisen dir beliebt. Er hat mir genug Gold gegeben, um dir ein Pferd zu kaufen und einen Krieger anzumieten, der dich als Leibwachter begleiten wird.

Auch hat er mir erklart, da?, wenn ich meine Aufgabe zu seiner Zufriedenheit ausfuhre, ich darauf rechnen darf, in Zukunft noch weitere gute Geschafte mit dem Handelsherrn Elagabal zu machen. So viel Gold, wie ich daran verdienen kann, wenn ich meinen Dienst fur den Agypter glucklich ausfuhre, kannst du mir mit Sicherheit nicht bieten.«

Samu starrte den Beduinen unglaubig an. »Du sollst mich nur mit dir nehmen und wirst mich nach ein paar Tagen wieder laufen lassen?« Hatte sie sich in Hophra getauscht? Warum hatte der Soldner sie nicht einfach

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